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Jun 23rd, 2018
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  1. „Krokodil“ frisst Löcher in den Verstand
  2. Eigentlich wüssten wir: jedes Opioid mit Wirkung vom Morphintyp ist im Prinzip
  3. gleich wie jedes andere zu beurteilen. Unterschiede gibt es in der
  4. Pharmakokinetik, der Wirkdauer und Wirkstärke, aber in aequipotenten Dosen
  5. wirken alle schmerzstillend und sind bei vulnerablen Individuen in der Lage
  6. Abhängigkeitssyndrome auszulösen.Keine Substanz ist teuflischer als eine
  7. andere. In reiner Form eingenommen ist ihre Einnahme mit relativ wenigen
  8. unerwünschten Wirkungen ohne weiteres vereinbar mit einem geordneten
  9. bürgerlichen Leben.
  10.  
  11. Eigentlich wüssten wir: die Belegung einer Substanz mit Prohibition führt
  12. dazu, dass jegliche Qualitätskontrolle in Bezug auf Reinheit und Dosis
  13. ausgeschlossen ist. Eigentlich wüssten wir: in Bezug auf ihre bevorzugte
  14. Substanz zeigen Abhängige ökonomisch gesehen eine „unflexible Nachfrage“. Wird
  15. der Zugang zum Produkt zu stark beschränkt wie durch die Prohibition, wird auf
  16. ein Ersatzangebot ausgewichen. Eigentlich wüssten wir: wo eine unflexible
  17. Nachfrage besteht, entsteht ein Angebot. Wird das Angebot in die Illegalität
  18. verbannt, wird der Anbieter sich nicht um die Qualität in Bezug auf chemische,
  19. bakterielle, fungale und virale Verunreinigungen kümmern und versuchen
  20. möglichst billig zu produzieren (Beispiel das schon länger bekannte „black
  21. tar“ Heroin in den USA). Die Risikoabwägung des Konsumenten wird durch seine
  22. unflexible Nachfrage übersteuert. In dieser Situation nützen wohl gemeinte
  23. Ermahnungen nichts.
  24.  
  25. Eigentlich wüssten wir: mit der allgemeinen „Boulevardisierung“ der Medien in
  26. den letzten Jahren, gelten fundierte und gut recherchierte Inhalte wenig, was
  27. zählt sind fette Schlagzeilen und süffige mit Superlativen gespickte Stories.
  28. Entsprechend ist die Fachwelt gut beraten, in diesen Chor nicht einzustimmen.
  29. Eigentlich wüssten wir: substitutionsgestützte Behandlungen sind gut evaluiert
  30. und sehr geeignet, Abhängigkeitsproblemen mit Opioiden entgegenzuwirken.
  31. Restriktiver Zugang zu solchen Behandlungen fördert die illegalen Märkte und
  32. die damit verbundenen Probleme wie z.B. die Verbreitung von HIV und Abszessen.
  33. Also: das aktive Wirkprinzip in der Droge „Krokodil“ ist Desomorphin, einfach
  34. ein weiteres Opioid vom Morphintyp. Die beobachteten Schädigungen der
  35. Konsumenten sind nicht Folge der Substanz, sondern sind Kollateralschäden der
  36. Prohibition. Bitte wieder den Verstand einschalten! Verschärfte Prohibition
  37. ist sicher nicht die Lösung des primär durch die Prohibition verursachten
  38. Problems.
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