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- „Krokodil“ frisst Löcher in den Verstand
- Eigentlich wüssten wir: jedes Opioid mit Wirkung vom Morphintyp ist im Prinzip
- gleich wie jedes andere zu beurteilen. Unterschiede gibt es in der
- Pharmakokinetik, der Wirkdauer und Wirkstärke, aber in aequipotenten Dosen
- wirken alle schmerzstillend und sind bei vulnerablen Individuen in der Lage
- Abhängigkeitssyndrome auszulösen.Keine Substanz ist teuflischer als eine
- andere. In reiner Form eingenommen ist ihre Einnahme mit relativ wenigen
- unerwünschten Wirkungen ohne weiteres vereinbar mit einem geordneten
- bürgerlichen Leben.
- Eigentlich wüssten wir: die Belegung einer Substanz mit Prohibition führt
- dazu, dass jegliche Qualitätskontrolle in Bezug auf Reinheit und Dosis
- ausgeschlossen ist. Eigentlich wüssten wir: in Bezug auf ihre bevorzugte
- Substanz zeigen Abhängige ökonomisch gesehen eine „unflexible Nachfrage“. Wird
- der Zugang zum Produkt zu stark beschränkt wie durch die Prohibition, wird auf
- ein Ersatzangebot ausgewichen. Eigentlich wüssten wir: wo eine unflexible
- Nachfrage besteht, entsteht ein Angebot. Wird das Angebot in die Illegalität
- verbannt, wird der Anbieter sich nicht um die Qualität in Bezug auf chemische,
- bakterielle, fungale und virale Verunreinigungen kümmern und versuchen
- möglichst billig zu produzieren (Beispiel das schon länger bekannte „black
- tar“ Heroin in den USA). Die Risikoabwägung des Konsumenten wird durch seine
- unflexible Nachfrage übersteuert. In dieser Situation nützen wohl gemeinte
- Ermahnungen nichts.
- Eigentlich wüssten wir: mit der allgemeinen „Boulevardisierung“ der Medien in
- den letzten Jahren, gelten fundierte und gut recherchierte Inhalte wenig, was
- zählt sind fette Schlagzeilen und süffige mit Superlativen gespickte Stories.
- Entsprechend ist die Fachwelt gut beraten, in diesen Chor nicht einzustimmen.
- Eigentlich wüssten wir: substitutionsgestützte Behandlungen sind gut evaluiert
- und sehr geeignet, Abhängigkeitsproblemen mit Opioiden entgegenzuwirken.
- Restriktiver Zugang zu solchen Behandlungen fördert die illegalen Märkte und
- die damit verbundenen Probleme wie z.B. die Verbreitung von HIV und Abszessen.
- Also: das aktive Wirkprinzip in der Droge „Krokodil“ ist Desomorphin, einfach
- ein weiteres Opioid vom Morphintyp. Die beobachteten Schädigungen der
- Konsumenten sind nicht Folge der Substanz, sondern sind Kollateralschäden der
- Prohibition. Bitte wieder den Verstand einschalten! Verschärfte Prohibition
- ist sicher nicht die Lösung des primär durch die Prohibition verursachten
- Problems.
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