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Dec 14th, 2018
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  1. Es war einmal, vor langer langer Zeit, da lebte in einem fernen Land eine Prinzessin die so schön war, dass ihr Vater sie nie aus den Augen ließ und sie nie aus dem Schloss heraus gehen ließ, um sie vor allem Übel und Unrecht der Welt zu beschützen. Ihr wahrer Name war Lillianar doch ihr Vater nannte sie nur liebevoll Biberschwänzchen. Bereits von Geburt an hatte sie leuchtend rote Haare die in leichten Wellen ihren Kopf bedeckten und wunderschöne blau-grüne Augen in denen der Schalk funkelte und sich das Sonnenlicht brach. Sie war der Sonnenschein ihres Königreichs und überall waren Portraits von ihr zu finden. Jeder kannte sie und doch durfte nie jemand nah genug an sie heran, um Freundschaft mit ihr zu schließen. Nichts desto trotz war sie ein fröhliches Kind, welches zu einer wunderschönen jungen Frau heranwuchs. Sie war sehr intelligent und interessierte sich sehr für die Kunst und so kam es, dass sie oft in ihrem großen Zimmer an einem langem Tisch saß, Bilder malte. Viele ihrer Kunstwerke waren im gesamten Schloss aufgehangen und die schönsten waren sogar im Dorf zu finden, weil ihr Vater so stolz auf ihr Talent war, dass er die Werke in aller Welt herum zeigen wollte. Wenn sie einmal nicht mit dem Zeichnen beschäftigt war bastelte sie Ketten und Anhänger, sie sie ihren schönen Kleidern tragen konnte.
  2.  
  3. Viele Verehrer traten an den König heran und baten um die Hand seiner Tochter doch jedes Mal schickte er sie von dannen, da er es nicht vermochte, sich von seinem größten Schatz zu trennen. Mochten die Geschenke noch so überwältigend sein, seine Antwort blieb die gleiche, sehr zum Missfallen der jungen Männer. Viele kamen häufig wieder mit immer größeren Gaben, in der Hoffnung, so das Herz der Schönheit für sich gewinnen zu können. Für die meisten Verehrter interessierte sich Lillianar nicht, doch dann und wann fand sie einen, der einen sehr passablen Eindruck auf sie machte und sie bat ihren Vater, sich doch zu erbamen und ihr wenigstens zu erlauben, mit diesen auszugehen. Lange Zeit wehrte sich der König erfolgreich gegen die bittenden leuchtenden Augen seiner Tochter, der er sonst keinen Wunsch abschlagen konnte, doch auch ihm wurde irgendwann schwer ums Herz. Er wusste, er würde sie ziehen lassen müssen, um zu gewährleisten, dass die Thronfolge gesichert blieb.
  4.  
  5. Eines Tages trat ein Bote an den König heran und verkündete, dass ein Ritter aus einem fernen Land eine weite Reise auf sich genommen hatte um die Prinzessin zu sehen. Er hatte viel über sie gehört und wollte sich davon überzeugen, ob sie wirklich so schön war, wie überall erzählt wurde.
  6. Leise seufzend ließ er den Ritter eintreten und bat den Boten, nach seiner Tochter zu schicken, damit sie gemeinsam über die Bitte des Fremden entscheiden konnte.
  7. Voller Neugierde verließ Prinzessin Biberschwanz ihr Gemach, schritt durch die langen Flure des Schlosses und spähte vergnügt um die Ecke der Tür des Thronsaals um einen ersten Blick auf ihren neuen Verehrer zu erhaschen.
  8. Was sie erblickte ließ ihr Herz höher schlagen wie sonst noch nie zuvor und mit unsicheren Schritten betrat sie den Raum endgültig, sich ihrer vollkommenen Schönheit unbewusst.
  9. Sie ließ sich auf dem Stuhl neben ihrem Vater nieder und schlug schüchtern die Augen nieder, ehe sie aufblickte und ihrem Gegenüber ins Gesicht sah.
  10. Dieser war in erster Sekunde sprachlos, überwältigt von dem was er vorfand. Er hatte mit vielem gerechnet, doch das was die Leute über die Prinzessin sagten war sogar noch weit von der Wahrheit entfernt. Sie war noch schöner und eleganter als er es sich je hatte Träumen lassen.
  11. Mit leicht zittriger Stimme wandte er sich an den König und trug vor, weshalb er nun vor ihm saß.
  12. „Herr, ich habe mich auch eine lange Reise gemacht, damit ich um die Hand Ihrer Tochter anhalten kann. Mein Königreich liegt weit entfernt von hier in einem anderen Land und ich möchte Sie bitten, sie mit mir ziehen zu lassen.“
  13. Skeptisch zog der König die Augenbraue nach oben und musterte den Ritter vor ihm. Seine Name war Ritter Rüdi und er war auf einem Streitross angeritten gekommen, welches er noch nie zuvor gesehen hatte. Auch die Rüstung erschien fremdartig und schien doch angelehnt an die herrschenden Sitten des fremden Landes zu sein. Vor ihrer Unterredung hatte sich Ritter Rüdi natürlich die Rüstung ausziehen lassen und saß nun in eleganter Bekleidung aus Samt und Seide vor ihm. Voller Ehrfurcht hatten des Königs Diener ihm diese Tatsachen zugetragen, zutiefst beeindruckt von der Eleganz und dem Adel, die den Ritter zu umgeben schienen.
  14. „Ritter Rüdi, seid Ihr euch gewiss, dass ich Euch die Hand meiner Tochter nur sehr ungern überreichen würde. Was habt Ihr zu bieten, was andere vor Euch nicht auch schon angeboten haben?“
  15. Der König warf einen Blick auf seine Tochter und wusste in dem Moment, dass er sie verloren hatte. Heimlich warf sie Ritter Rüdi immer wieder schüchterne Blicke zu, die er mit einem Augenzwinkern erwiderte. Sie schien hin und weg von ihm zu sein und so hatte er sie vorher noch nie gesehen. Sie hatte sich zwar die Kandidaten angeschaut, doch nie war sie einem so angetan und eingenommen wie jetzt. Schweren Herzens wusste er wohl, dass der Moment gekommen war, indem er sein liebstes Kind in die Obhut eines anderen übergeben würde.
  16. „Ein großes Land kann ich geben, indem Eure Tochter nach Herzenslust ausreiten kann auf einem eigenen Ross. Ein Schloss beinahe so groß wie Eures und nicht weniger elegant eingerichtet. Doch dies wird wohl jeder dargeboten haben, der sich vor mir vergebens um Ihre Tochter bemüht hat. Was ich habe, was kein anderer hat, ist lediglich meine Liebe und meine Aufmerksamkeit, die ich Eurer Tochter schenken könnte. Ich würde mich den ganzen Tag um sie kümmern, ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen und nichts unversucht lassen, um ihr das zu bieten, was sie verdient.“
  17. Ernstaunt schaute der König Ritter Rüdi an. Das hatte vor ihm wirklich noch niemand geboten. Alle anderen hatten Gold, Ländereien und Wertgegenstände geboten, allerdings nur ihm, dem König. Niemand hatte sich Gedanken gemacht, was die Prinzessin wohl wollen würde und das beeindruckte ihn.
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  19. Er erhob sich, nahm die Hände seiner Tochter, schirtt mit ihr um den Tisch herum und legte sie auf die Hände des Ritters.
  20. „Ihr habt mich beeindruckt mit dem, was ihr sagtet und somit gebe ich Euch meinen Segen, auf dass ihr glücklich werdet.“
  21. Voller Glück umarmte ihn seine Tochter, warf ihre Arme um seinen Hals, wie sie es früher immer getan hatte, als sie noch klein war und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
  22. Ritter Rüdi indess erhob sich, verneigte sich tief und sah von untem herauf dem König in die Augen.
  23. „Ich werde auf ewig in Eurer Schuld stehen, dass Ihr mir Euren größten Schatz überlasst Majestät. Mein Wort gebe ich Euch, dass ich mit meinem Leben dafür stehe, dass es Eurer Tochter bei mir gut ergehen wird.“
  24. Lächelnd bat der König seinen künftigen Schwiegersohn aufzustehen und mit ihm einige Schritte zu gehen.
  25. „Meine Tochter gebe ich Euch, aber bitte bleibt noch ein paar Tage, damit ich mich auf den Abschied vorbereiten kann. Gewährt Ihr mir diese Bitte?“
  26. Erleichtert nickte Ritter Rüdi.
  27. „Ich werde die Reise vorbereiten, um alles so unkompliziert wie möglich von statten gehen zu lassen. Sobald wir angekommen sind, werde ich alles in die Wege leiten für eine baldige Hochzeit, auf der ich Euch bitte, mein Ehrengast zu sein. Ich lasse eine Kutsche kommen, auf das Ihr eine angenehme Reise haben werdet.“
  28.  
  29. Die Tage zogen ins Land und der Abschied kam schneller als es sich der König wünschen konnte.
  30. Die Koffer waren verstaut, der Proviant untergebracht und nun stieg auch seine Prinzessin, sein kleines Biberschwänzchen in die Kutsche und zog die Tür hinter sich zu.
  31. Der König wollte sich gerade umdrehen als die Prinzessin ihren Kopf zum Fenster hinaus streckte und ihrem Vater einen letzten Abschiedskuss auf die Wange gab.
  32. „Auf bald Vater, wir werden uns schnell wiedersehen!“ Mit einem lachenden und einem weinendem Auge sah sie ihn an und er wusste, er hatte sich richtig entschieden.
  33. Er winkte der fahrenden Kutsche hinterher, bis sie als kleiner Punkt am Horizont verschwand.
  34. Seufzend dreht er sich um und begann, sich auf die bevorstehende Hochzeit vorzubereiten.
  35. Er wünschte seiner Tochter alles Glück der Welt und so glücklich, wie sie vorhin aussah, konnte es nicht falsch sein und so verblieb der König für die kommenden Wochen.
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