Meinungsrede zum Thema „Eine Sportstunde täglich?“
Liebe Mitschüler/innen, sehr geehrte Lehrer/innen und Eltern/innen!
In Anbetracht unserer schlechten Leistung bei den Sommerolympiaden in den letzten Jahren kam wieder die lächerliche Diskussion über die tägliche Sportstunde, die anscheinend in einer so krisenreichen Zeit das wichtigste Thema zu sein scheint, auf. Viele Politiker sind der Meinung, dass eine tägliche Stunde Bewegung an den Schulen zwangsmäßig stattfinden sollte, um so weitere Olympioniken zu erschaffen. Doch viele denken jedoch mal wieder nicht so weit. Denn unsere Sportler werden nicht durch weitere Turnstunden erschaffen, sondern nur durch konsequente Förderung, damit sie sich, als professioneller Leistungssportler natürlich, weiterentwickeln können. Weil wer hat denn in unserer schnelllebigen und höchst kapitalistischen Gesellschaft schon Zeit und Interesse, mehrere Stunden täglich ohne Verdienst für sein Ziel, eine Medaille bei olympischen Spielen zu ergattern, zu investieren.
Aber mal angenommen, man würde die täglichen Extrabewegungseinheiten einführen, was würde sich viel ändern? Einzig für die Gesundheit unserer mittlerweile stark gewandelten, um nicht zu sagen runderneuerten, Gesellschaft würde es ein Vorteil sein. Aber sollte man nicht selbst in der Lage sein um zu wissen, was gut für einem ist? Aber abgesehen davon, was für konkrete und realistische Vorteile bringt es, mehr verpflichtende Bewegung in der Schule einzuführen? Die Politiker beziehen sich nur Stur auf das Argument, dass mehr Bewegung an der Schule die Leistungen bei Olympia fördern wird. Und dass beweisen sie damit, dass es in Schweden prozentuell gesehen mehr Sporttreibende Jugendliche gibt, und dadurch dann mehr Medaillen für das Land rausspringen. Zwar liegt Schweden im Medaillenspiegel der Sommerolympiade 2016 auf Platz 29 und lässt Größen wie Irland, Ukraine oder Indien hinter sich. Österreich findet sich zumindest mit einer Bronzemedaille auf den 78. Platz, zusammen mit Finnland, Portugal und Estland. Aber lässt sich diese Leistungen zwingend auf die erhöhte sportliche Teilnahme der Jugendlichen schließen? Prinzipiell auf jeden Fall, aber keineswegs wegen der täglichen Turnstunde, sondern einer gezielten Förderung und vorhandene Sportplätze, die alle nötigen Geräte zum Trainieren beinhalten. Dass genau das richtig ist, sehen wir allein im eigenen Land bei den Winterolympiaden, wo im alpinen Ski-Bewerben oder Skispringen regelmäßigst Goldmedaillen abgestaubt werden, weil jeder noch so kleine Ort eine eigene Skisprunganlage hat oder eine Piste nebenan. Selbst wenn sie das nicht haben, gibt es sicher nicht unweit entfernt gleich eine andere.
Was ist nun der Hauptgrund für die tägliche Turnstunde beziehungsweise die quälende Sucht nach Medaillen? Die Ehre für den Sportler, der sie hat erarbeitet und ehrlich gewonnen hat? Oder ist es doch nur ein weiteres Mittel, um sich fremde Leistungen als eigenen Verdienst anstecken zu lassen? In Wirklichkeit interessiert diesen Ministern doch nicht einmal die Gesundheit unserer Kinder, sondern nur der reelle Nutzen und Verdienste, die sie selbst nie im Stande wären, zu erreichen. Denn welcher Sportminister würde sich nicht damit brüsten, dass „sein“ Land so viele Medaillen geholt hat? Und der Sinnlosigkeit sind sich doch die Herren und Frauen, die seit knapp 30 Jahren kein Klassenzimmer von innen mehr gesehen haben, ja nicht einmal bewusst, denn sonst würden schon sinnvollere Alternativen auf der „Diskussions-Agenda“ der Regierung stehen.

Meiner Meinung nach sollte die Diskussion darüber längst beendet sein, da es einfach sinnlos ist. Das Hauptargument, mehr Sport in jungen Jahren wird spätere Olympioniken hervorbringen, ist einfach ein Witz sondergleichen, denn welche Kinder nehmen den Sportunterricht in den Unterstufen ernst? Allein der Weg zum Turnsaal sowie das Umziehen fressen allein ein Drittel der zur Verfügung stehenden Zeit. Wenn man nicht Jugendliche gezielt in deren Freizeit mit Trainern und den benötigten Mitteln wie Sportausrüstung oder Geräten fördert, werden zukünftig nicht einmal die eine stolze Bronzemedaille Sommerspielen herausschauen.