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Aug 14th, 2018
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  1. Man hat nie genug
  2.  
  3. Vom Konsum getrieben durchstreift man die Stadt,
  4. jagt jedes Schnäppchen wie ein Jäger auf Safari
  5. Man legt an, zielt, und schiesst
  6.  
  7. in der Hoffnung etwas mehr Glück zu finden greift man zu,
  8. legt bereitwillig seinen Mehrwert auf den Tisch
  9. auf das er aufgesogen wird fort zu
  10. eingeworfen in den Rachen der Maschinerie des Glückes
  11. Von woher niemand lebend zurück kommt.
  12.  
  13. Nun hält man es in der Hand,
  14. das Stück Himmel, man drückt es an sich ganz ohne Schand,
  15. doch das Glück will sich nicht so richtig einstellen -
  16. Der Himmel will sich einfach nicht aufhellen,
  17. Man fragt sich wo es bleibt, was es wohl forttreibt
  18. Man schaut um die Ecke, am Boden, unterm Bett.
  19. Ach, mir graust’s ja schon,
  20. Die Wahrheit hat Abschreckungsfunktion:
  21.  
  22. Kaufen macht nicht glücklich
  23. Kaufen macht nicht schön
  24. Kaufen macht nicht beliebt
  25. Kaufen macht nicht schlau
  26. Kaufen macht nicht besser
  27. Kaufen, ja, macht nicht glücklich
  28.  
  29. Hier in der Stadt schmerzen allen die Gelenke, weil man die Bänke im Park völlig vergessen hat.
  30. So sitzen alle auf den Paketen um ihre tauben Füsse zu sehen.
  31. Mich trifft es hart, wo floss bloss mein Geld hin,
  32. eben hatte ich es noch, jetzt hats die Werbung, der Fernseher, das Plakat,
  33. wo gestern, als heute noch morgen war, stand, was man mir als das Beste aufband - Doch es ist weg. Neben mir viele weitere Schachteln, auf der ganzen Strasse verteilt. Und auf jedem dieser Dinge sitzt ein weiterer Mensch ohne Zeit. Wir winken uns zu, reden mit den Augen. Nur kurz hält die optische Bindung, den mein Blick schweift auf das, was mein Nachbar hat.
  34. Ich sehe dort das Gleiche, wenigstens etwas ähnliches, doch anscheinend doch ganz neu, ganz unersetzlich, ganz speziell, ganz wichtig und das Plakat sagt mir
  35. verstohlen kommerziell:
  36.  
  37. Kaufen macht glücklich
  38. Kaufen macht schön
  39. Kaufen macht beliebt
  40. Kaufen macht schlau
  41. Kaufen macht besser
  42. Ja, Kaufen macht glücklich
  43.  
  44. Denn auf mich wartet die neue Highttech-Grillzange, 25 in 1 Waschtabs, Weichspüler mit Sommerduft und neue Fernseher die schärferals die Realität sind - In superkleinen Miniraten selbstverständlich ich jene find, logischerweise mit 0 Zinsen und keinem Haken.
  45. Man will ja nur unser bestes, und das Beste ist gerade gut genug, und dort vorne rennt mein Bestes.
  46. Doch noch immer sitzen wir auf den Paketen, der hochauflösende Schirm macht den Fernseher noch lange nicht rund. So fixiere ich mein Heim in der Ferne doch Vorwärts ist keine Richtung und Rückwärts gibt es nicht mehr.
  47. Ich sitze nun auf meinem Thron, in der rechten Hand ein Buch. Auf der Suche nach der Warheit trifft mich nur der Trost der den Seiten entspringt. Was, ja was, unterscheidet denn das Papier des Pakets von jenem der Druckerschwärze. Wir hängen Dinge an grosse Glocken.
  48. All diese fleissigen Gedanken verpuffen im blauen Schein. Ich habe mein Ziel erreicht und schon wieder verloren. Ich will rennen, einfach weg, doch diese Land ist so verdammt hügelig. Ich lasse meine Blick schweifen, auf das ich ein Fleckchen Ebene find. Hat den je jemand versucht ein Niemand zu werden, um keine Schachtel zu haben? Alle haben Sie gezweifelt und über ihn gelacht, um zu hoffen, ganz heimlich in der Nacht.
  49.  
  50. So träum ich von der Welt von gestern, in der es nicht gab des Geldes flüstern, doch schon reisst es mich in die nächste Richtung, in die nächste Safari, getrieben von der falschen Wahrheit auf die Jagd. Ein Tag wie jeder Andere, jede Woche, jedes Jahr.
  51. Man hat nie genug.
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