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Review of Lachner's "Moses", 1834

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Dec 24th, 2020
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  1. AMZ 1834 - Juny, No. 24 (page 402)
  2.  
  3. Zum Vortheile des Bürgerspiritalfonds: "Moses," Oratorium in drey Abtheilungen von Bauernfeld, in Musik gesetzt von Lachner.
  4.  
  5. Es wäre eine herkulische Aufgabe, in dieser Akademie ein sonst noch nie gehörtes Kunstproduct kritisch beurtheilen zu wollen. Die Versammlung ist zwar jedesmal überzahlreich, aber ein Gemisch aus allen Bürgerklassen; ganze Familien, die vielleicht im lieben Jahre hindurch keine andern Noten hören, als von Lanner und Strauss, und auch für nichts anderes Sinn oder Empfänglichkeit haben. Da wird geschwatzt, gelacht, gedrückt, geschimpft, gezwängt, und herumgedrängt – es ist eine Unruhe, wie in der Fenice am giovedi grasso. Kommt nun noch die unglückselige Idee hinzu, den Totaleindruck durch Intermezzo's zu schwächen, lassen sich dazwischen Döhler und Vieuxtemps hören, die mir stets, nur hier nicht, willkommen sind, dann ist auch die Aufmerksamkeit für das zunächst Folgende unwiederbringlich verloren – Alles strebt den Ausgangspforten zu, hat sich todtmüde gestanden und sucht der Backofen-Temperatur zu entrinnen.
  6.  
  7. So sieht sich denn Schreiber dieses nothgedrungen, sein definitives Referat auf jenen Zeitpunct zu vertagen, wann ihm dieses Oratorium unter günstigeren Verhältnissen und in einem akustisch wirksameren Locale vorgeführt wird, und kann demnach seine Ansichten nur im Allgemeinen aussprechen; welche ihm das Werk als höchst achtbar, mit Verstand und Fleiss gearbeitet, erkennen liessen.
  8.  
  9. Unter den einzelnen Sätzen treten vorzüglich heraus: der Introductions- und Finalchor, beyde im fugirten Style und von hinreissander Kraft; die Romanze der Miriam: "Pharao, der Herr der Knechte", in rein patriarchalischer Einfalt gehalten; der Aegypter Triumph-Marsch: "Heil des grossen Königs Macht!"; die kindlich fromme Arie Phanor's: "Lass dein Herz zum Mitleid wenden;" das Quartett: "Der du im Lichte thronst;" der gewaltige Chor: "Mächtig ist der Herr!"; das leidenschaftlich bewegte Duett zwischen Miriam und Phanor: "Wehe, wehe eurem Loose!"; der ersteren Klagesang bey der Leiche des Königssohns: "Zarte Pflanze, schon zertreten", und des Vaters Jammer: "Bittre Schmerzen brennen mir in dem wunden Herzen"; der Israeliten Verzweiflungschor: "Wehe uns! wir sind verloren!" und Moses Invocation: "Meine Hand streck' ich aus", sammt dem Hymnus: "Lasst uns dem Herrn ein Loblied singen", nachdem die Wogen das Aegyptheer begraben. –
  10.  
  11. Die Ausfuhrung war meist befriedigend; der Beyfall von einem Publikum also zäher Natur im Durchscnitt sehr spärlich; blos seinen Lieblingen, Pöck und Staudigel (Pharao und Moses), gelang es zuweilen, dem Kolosse einige Lebenszeichen aubzutrotzen.
  12.  
  13. (Beschluss folgt.)
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