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18-Mann-Chor

Ersatz Zorn 20.01.

Jan 20th, 2018
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  1. Ersatz Zorn 20.01.
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  3. (https://www.facebook.com/daniel.zorn/posts/10212884624125229)
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  5. Daniel-Pascal Zorn
  6. 6 mins ·
  7. "Die natürliche Einstellung des Menschen ist [...] der Weltglaube. Wie läßt sich dieses Verhältnis zur Welt in ein neues, philosophisches überführen? Husserl lenkt unsere Aufmerksamkeit darauf, daß schon die Analyse des Erscheinens von Gegenständen in Gegebenheitsweisen eine bestimmte Haltung erforderte. In den intentionalen Erlebnissen, die wir in natürlicher Einstellung vollziehen, sind die Gegenstände unser 'Thema'. Uns ist zwar irgendwie bewußt, daß sie uns nur in Gegebenheitsweisen [...] erscheinen können, aber auf dieses situativ-subjektive Erscheinen richten wir nicht eigens unsere Aufmerksamkeit [...].
  8. So vollzieht sich das Erscheinen-in-Gegebenheitsweisen unthematisch. Husserl sagt: es 'fungiert' als Medium, durch das hindurch wir auf den Gegenstand Bezug nehmen [...]. Das situativ-subjektive Erscheinen bleibt bei diesem Fungieren im Schatten unserer Aufmerksamkeit zugunsten der Helle, in der sich der als seiend aufgefaßte Gegenstand darbietet. [...]
  9. So ist das intentionale Bewußtsein in der natürlichen Einstellung [...] in die thematisierten Gegenstände 'verschossen'. Es lebt [...] 'geradehin' in der Hingabe an die als seiend aufgefassten Gegenstände. Der Phänomenologe macht das Fungieren der Gegebenheitsweisen und des Welthorizonts, das in der natürlichen Einstellung grundsätzlich unthematisch bleibt, zum Thema seiner Analyse. Damit aber vollzieht er das Leben-im-Geradehin nicht mehr mit. Die Richtung seiner Aufmerksamkeit und das Interesse an der Seinsgeltung der Gegenstände sind gebrochen. Der intentionale 'Blickstrahl' des Phänomenologen zielt nicht mehr auf die als seiend aufgefaßten Gegenstände, sondern auf die Gegenstände im Wie ihres unthematischen Erscheinens und auf die Einbettung dieses Erscheinens im Horizontbewußtsein. Der Blickstrahl ist so zurückgebogen auf das Subkjektive des Vollzugs der Gegebenheitsweisen und des horizonthaften Verweisungsbewußtseins. Kurz: die phänomenologische Analyse hat den Charakter der Reflexion.
  10. Die Reflexion beruht auf einer Haltung, die darin besteht, daß der Phänomenologe sich von dem seinsgläubigen Verschossensein in die thematischen Gegenstände befreit. [...] Er hält sich aus der Beziehung, die sich zwischen ihm selbst als natürlich erlebenden Menschen und den diesem Menschen als seiend erscheinenden Gegenstäne abspielt, heraus. Er setzt diese Beziehung gleichsam in Klammern und betrachtet das intentionale Leben, das innerhalb der Klammern stattfindet, von außen. [...]
  11. Die Enthaltung von jeglicher Seinsstellungnahme, die Neutralität gegenüber allen ihren möglichen Modifikationen nennt Husserl mit einem aus der antiken Skepsis aufgenommenen Begriff 'Epoché'. Die Bezeichnung bedeutet wörtlich 'Innehalten', nämlich: mit dem Vollzug des Seinsstellungnehmens. Die Haltung der Epoché ist die gesuchte neue Haltung zur Welt, durch die sich die Philosophie von der natürlichen Einstellung unterscheidet."
  12. (Held, Klaus: Einleitung, in: Ders. (Hg.): Die phänomenologische Methode. Ausgewählte Texte I, Stuttgart 1985, S. 34-36)
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