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Oct 16th, 2019
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  1. Dubiose Geschäfte über Wiener Bank
  2. Bank Winter sieht sich unberechtigt beschuldigt: Es solle Druck ausgeübt werden.
  3. Bank Winter sieht sich unberechtigt beschuldigt: Es solle Druck ausgeübt werden. (c) Die Presse (Clemens Fabry)
  4. 16.10.2019 um 07:44
  5. von Kamil Kowalcze
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  8. Die Privatbank Bank Winter soll in Geschäfte verwickelt sein, bei denen Gelder aus Russland im Kreis geschickt wurden. Das Verfahren zieht sich, der Finanzplatz gerät in Verruf.
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  10. Wien. Vertraute des italienischen Lega-Nord-Vorsitzenden, Matteo Salvini, sind vergangenen Oktober nach Moskau gereist, um russische Agenten zu treffen. Der Kreml war bereit, die rechtsnationale Partei zu finanzieren. Es musste nur noch geklärt werden, wie die Millionen möglichst unauffällig in Rom landen. Dabei fiel der Name eines kleinen, aber feinen Wiener Geldhauses: Bank Winter.
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  12. Das Gespräch wurde aufgezeichnet und im Sommer an die Medien gespielt. Der Vorfall hat mittlerweile zwar an politischer Sprengkraft verloren, geblieben ist aber der Verdacht, das österreichische Institut würde zwielichtige Geschäfte abwickeln. Dass die Bank Winter dann auch noch beim größten Korruptionsskandal Südamerikas rund um die Schmiergeldzahlungen des brasilianischen Baukonzerns Odebrecht genannt wurde, hat sicherlich nicht zur Erhöhung ihrer Glaubwürdigkeit beigetragen. Die Bank weist in allen Fällen jegliche Vorwürfe von sich: Es sei nie Geld geflossen, es habe keine Geschäftsverbindungen gegeben, man habe sich stets an österreichische Gesetze gehalten.
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  16. Geld im Kreis geschickt
  17. Nun hat die britische Wirtschaftstageszeitung „Financial Times“ („FT“) der Bank Winter einen ausführlichen Artikel gewidmet. Darin wird die Geschichte der seit 1892 bestehenden Bank beschrieben, auf einzelne Verdachtsfälle im Detail eingegangen – und der Finanzplatz Österreich als Drehscheibe für dubiose, vor allem aus Russland stammende Geldflüsse dargestellt.
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  19. „Die Presse“ ging dem aktuellen Fall nach: Im Juli 2016 wurde beim Handelsgericht Wien eine Klage gegen die Bank Winter eingebracht, das Verfahren im Februar 2017 eröffnet. Das Geldhaus habe mitgeholfen, 61,5 Millionen US-Dollar der russischen National Bank Trust (NBT) über ein Netz an Briefkastenfirmen zu waschen, lautet der Vorwurf. Die Geschäftsbeziehung zu der im Besitz von drei Russen stehenden Bank soll 2011 angebahnt worden, 2013 sollen die ersten Überweisungen geflossen sein. Als Ende 2014 die Bank wegen finanzieller Probleme von der russischen Zentralbank mit mehreren hundert Millionen Euro aufgefangen werden musste, stellte sich heraus, dass die drei NBT-Eigentümer jahrelang Kapital von der Bank abzogen hatten. Sie schickten Geld im Kreis, schoben es zwischen Banken und Offshore-Gesellschaften hin und her, um es letztlich selbst abzuschöpfen. Zu diesen im Fachjargon Back-to-back-Geschäfte genannten Konstruktionen läuft ein Verfahren in London. Die ehemaligen Eigentümer sind beschuldigt, neben der Bank Winter sollen bis zu 15 Banken verwickelt gewesen sein.
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  21. Im konkreten Fall der Bank Winter soll das Geld aus Russland in Wien gelandet sein, von wo es an eine zypriotische Firma floss, die es wiederum an eine luxemburgische Bank weiterleitete, welche es schließlich zurück nach Russland schickte. Der neue Eigentümer der NBT, die russische Privatbank Otkritie, wollte sich an den ehemaligen Eigentümern und den an der Abwicklung Beteiligten schadlos halten – und klagte. Jedoch ging auch Otkritie pleite und wurde verstaatlicht. So ist nun der russische Staat der Geschädigte.
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  25. Aufsichtskapazitäten erhöhen
  26. Das in Wien anhängige Verfahren dürfte noch länger dauern. Die Bank Winter bestätigte auf Anfrage der „Presse“, dass es bereits eine Tagsatzung gegeben hat, es sei aber noch kein Richter bestellt worden. Zudem gibt es ein Gutachten, aus dem hervorgeht, die Bank Winter habe ihre Sorgfaltspflichten zur Vermeidung von Geldwäsche nicht eingehalten und damit die NBT geschädigt. Dieses Gutachten wird von der Bank beanstandet: Der Sachverständige würde im Bereich der Geldwäsche keine Sachkenntnis haben, seine Expertise seien Derivate und Wertpapiere. Dem Vernehmen nach soll Druck auf die Bank Winter ausgeübt werden, um einen Vergleich zu erwirken.
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  28. Der österreichische Finanzplatz ließe internationale Standards vermissen, resümiert die „Financial Times“. Ein von der „FT“ zitierter Bericht stellt Österreich in sieben von elf Punkten ein schlechtes Zeugnis aus und empfiehlt, die Ressourcen der Aufsichtsbehörden zu verbessern.
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