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Dec 28th, 2014
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  1. Opioidentzug Entschärfungsleitfaden V 1.01
  2.  
  3.  
  4.  
  5. Haftungsausschluss:
  6.  
  7. Ein Opioidentzug kann lebensbedrohliche Folgen haben und sollte
  8. generell immer unter medizinischer Aufsicht im Krankenhaus oder nach
  9. Absprache ambulant mit dem Hausarzt erfolgen!
  10.  
  11. Dieser Entzugsleitfaden ist von Membern und Konsumenten erstellt, die weder für die
  12. Sicherheit derjeniger, die entziehen (möchten), noch für die Richtigkeit der hier getätigten Angaben haften.
  13. Alle hier gegebenen Tipps sind von Nicht-Medizinern verfasst und sollen auf gar keinen Fall einen Krankenhausaufenthalt oder ärztliche Überwachung ersetzen !
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  15.  
  16.  
  17.  
  18. Grundlagen:
  19. Wie entsteht der Opioidentzug ?
  20.  
  21.  
  22. Opioide wirken antiadrenerg, sie reduzieren also die Adrenalinmenge im Körper.
  23. Da der Körper stets nach Homöostase („Gleichgewicht“) strebt, erhöht er seine Adrenalinproduktion seines "sympathicotonus“ um das fehlende Adrenalin auszugleichen.
  24.  
  25. Beim Entzug fehlt nun plötzlich das antiadrenerge Opioid.
  26. Es entsteht ein massiver Adrenalinüberschuss, der die Symptome auslöst und so lange anhält, bis die Adrenalinproduktion gedrosselt und das überschüssige Adrenalin abgebaut ist.
  27.  
  28. Es werden 4 Opioidentzugsstadien unterschieden:
  29.  
  30. I
  31. „Triefnase“, tränende Augen, Schwitzen, Frösteln, Gänsehaut, Mydriasis (Pupillenerweiterung), Gähnen, Ziehen in der Muskulatur, Unruhe, Craving („Opiathunger“)
  32.  
  33. II
  34. Verstärkte Symptome von Stadium I, starkes inneres Frieren, starkes Schwitzen, Muskelschmerzen, Zittrigkeit, Rumoren im Bauch, Kreislaufbeschwerden (Herzjagen/-klopfen), Übelkeit, Kopfschmerzen
  35.  
  36. III
  37. Stadium 2 plus Erbrechen, Durchfälle, klatschnass geschwitzt, schmerzhafte Muskelkrämpfe, Bauchkrämpfe, Herzjagen, Blutdruckanstieg, Aufstehen nicht mehr möglich
  38.  
  39. IV
  40. Stadium 3 verstärkt, Symptome vital gefährdend - Bewusstseinstrübung, Kreislaufzusammenbruch, drohender Kreislaufschock, Herzrhythmusstörungen, Elekrolytverschiebung mit massivem Verlust an Blutsalzen, Hirnödem. Es ist unbedingt
  41. Intensivüberwachung und medikamentöses Eingreifen erforderlich, bis hin zum "künstlichen Koma", Intubation und Beatmung.
  42. Stadium 1-3 können durch alleinige Opioidgabe beendet werden. Stadium 4 erfordert Maßnahmen zur Sicherung der Vitalfunktionen.
  43.  
  44. Faustregel: je kürzer die Wirkdauer des Opioids, um so schwerer und schneller verläuft die Entzugskrankheit.
  45.  
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  48.  
  49.  
  50.  
  51. Allgemeine Symptome eines Opioidentzuges sind:
  52.  
  53. Psychisch
  54. - Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Mattheit
  55. - Angstzustände, Panikattacken
  56. - Unruhe, Unbehaglichkeit, Unwohlbefinden
  57. - Depression, Stimmungstief, Verzweiflung
  58.  
  59. Vegetativ:
  60. - Kältezustände, Zittern trotz warmer Umgebung
  61. - Kreislaufstörungen, Erbrechen, Durchfall
  62. - Tränende Augen, „Schnupfen“, Niesen
  63.  
  64. Details siehe oben Stadien I-IV
  65.  
  66.  
  67.  
  68.  
  69.  
  70.  
  71. Zusätzliche Strategien im Vorfeld:
  72.  
  73. Eine Möglichkeit ist idealerweise Ausschleichen. Wenn sich ankündigt, dass Ihr gegen Null laufen müsst, dann dosiert runter (=ausschleichen). Dosisangaben dazu werden bewusst vermieden, da sich dies nach dem jeweiligen Opioid richtet. Eine zweite Möglichkeit ist das abrupte Absetzen mit einmaligem Konsum während des Entzuges (gerade so viel, dass Entzugssymptome gelindert werden!)
  74.  
  75.  
  76.  
  77.  
  78.  
  79.  
  80. Harm reduction:
  81.  
  82. Nun ist es also so weit: Aus unbekannten Gründen wollt oder könnt ihr nicht in’s Krankenhaus und seid euch selbst überlassen. Es gibt verschiedene Strategien, einen Opioidentzug abzumildern.
  83.  
  84.  
  85. Allgemein:
  86. - Überwachung und Pflege durch Partner(in) oder Freund(in),
  87. - Ablenkung (Fernsehen, DVD, kurze Spaziergänge)
  88. - Entspannungsübungen (Autogenes Training z.B.)
  89. - Gute Ernährung
  90. - Ausreichend Flüssigkeitszufuhr (z.B. „Brottrunk“)
  91. - Hühnerbrühe
  92. - Warme Bäder lindern das Frieren und die Muskel-/Gelenkschmerzen
  93. - Massagen
  94. - Kräutertee
  95. - Obst bzw. fruchtsäurehaltige Speisen meiden
  96. - Sprudel bzw. kohlesäurehaltige Getränke meiden
  97. - Falls möglich körperliche Betätigung in vernünftigem Maße
  98.  
  99.  
  100.  
  101.  
  102.  
  103. Medikamentös:
  104.  
  105.  
  106. - Flupirtin (Katadolon ®) - bis 3x2 Kapseln gg. Muskelschmerzen
  107.  
  108. - Doxepin (z.B.Sinequan ®) - am besten 50-50-100, maximal 300mg/Tag
  109. Beendet das Naselaufen und den Speichelfluss und wirkt sedierend (berhuigend) und spannungslindernd. Höchstdosis einhalten, da Doxepin kardiotoxisch wirken kann.
  110.  
  111. .Mirtazapin (Remergil ®) - tetrazyklisches Antidepressivum. Wirkt schlafanstoßend, hilft bei leichten Entzügen relativ zuverlässig; verursacht allerdings starke Müdigkeits- und Schlappheitszustände am Folgetag. Nur abends einnehmen, geringe Dosen einhalten (von 7,5-maximal 15mg/Tag)
  112.  
  113. - Loperamid (Imodium® akut) - gg. den Durchfall, Dosierung lt.Packungsbeilage.
  114.  
  115. - Vomacur®/Emesan ® akut - lindern Übelkeit, wirken u.U. schlafanstossend.
  116.  
  117. - Magnesium- / Kaliumpräparate - führen dem Körper wichtige Elektrolyte zu, lindern die Muskelschmerzen und sind bei Durchfällen wichtig.
  118.  
  119. - Vitamin B - stärkt Nerven und Muskeln
  120.  
  121.  
  122.  
  123. Ausnahmefall Clonidin:
  124.  
  125. Clonidin ist ein hochwirksamer Stoff, der eigentlich eine ärztliche Anleitung und Überwachung erfordert.
  126. Er kann den Entzug relativ effektiv „stoppen“, was (vereinfacht) an folgender Wirkungsweise liegt:
  127.  
  128. Adrenalin dockt wenn es freigesetzt wird an zwei Rezeptoren an: α1 und α2.
  129. Clonidin dockt an α2-adrenerge Rezeptoren an und „blockiert“ sie.
  130. Senkung des Blutdrucks, wirkt gegen den „Adrenalinsturm“
  131.  
  132. Vorsicht:
  133. Clonidin zeigt eine Idiosynkrasie, d.h. dass die erste Wirkstoffgabe eine der eigentlichen Wirkung entgegengesetzte Wirkung auslöst! Clonidin muss mit niedriger Dosis langsam eingeschlichen werden. (Tageshöchstdosis von 0,9mg nicht überschreiten !)
  134.  
  135. Unter Anwendung von Clonidin können bereits vorhandene Depressionen verstärkt oder Depressionen ausgelöst werden
  136.  
  137.  
  138. Kontraindikationen - Diese Medikamente sollte man meiden:
  139.  
  140. - MCP regt die sowieso schon gesteigerte Motilität von Magen und Darm weiter an - nicht nehmen
  141. - ß-blocker (Blutdruckmittel) sind unbrauchbar
  142.  
  143.  
  144. DF offlabel:
  145.  
  146. - Zur Sedierung (Angstlösung, Spannungslinderung, Entkrampfung) können Benzodiazepine genutzt werden, z.B. Diazepam (Valium), Lorazepam (Tavor), Flunitrazepam etc.
  147. Die Gefahr hierbei: „Ausgleichsdosierungen“ von 20,30mg Diazepam und mehr, (absolut kontraproduktiv) die in einer anterograden Amnesie enden können
  148. "Blackout" --> Gefahr von Kontrollverlust
  149.  
  150. - niedrige Dosen eines stimulierend wirkenden Stoffes oder Medikamentes (Cathin, Upper wie Kokain oder (Meth-)Amphetamin)
  151. Nur für Personen, die bereits Erfahrung mit Stimulantien haben und deren Wirkung im Entzug
  152. abschätzen können! Ansonsten drohen psychische Spannungszustände, Verschlimmerung der Problematik!
  153.  
  154. - Hypnotika wie Ximovan® (Zopiclon) oder Zolpidem zur Nacht
  155. Vorsicht:Gefahr der anterograden Amnesie und/oder Kontrollverlusten -> Gefahr der unkontrollierten
  156. Überdosierung von Opioiden um den Entzug z.B. nun doch zu beenden. Falls derartige Nebenwirkungen bekannt unbedingt meiden !
  157.  
  158. - Atosil® (Promethazin) (Sedierung, Reduzierung von laufender Nase, Speichelfluss)
  159.  
  160.  
  161.  
  162. Achtung:
  163. Bestimmte Medikamente senken die Krampfschwelle. Sind Krampfanfälle bekannt (Epilepsie o.ä.), unbedingt ärztlichen Rat einholen !
  164.  
  165. Ebenso ist bei allen dämpfenden Medikamenten (Antidepressiva, Benzodiazepinen, Neuroleptika) zu bedenken, dass diese Mittel längerfristig sedieren und einen sog. 'Hangover' auslösen können, dh. sie führen zusätzlich zu Erschöpfungserscheinungen am Tage.
  166. Dies kann in einigen Fällen als Belastung wahrgenommen werden und dazu führen, dass man das angestrebte Ziel aus den Augen verliert oder die Motivation, einen Entzug durchzustehen, sinkt.
  167. Ob eine medikamentöse Behandlung einen Entzug erleichtert oder erschwert, ist von persönlichen Faktoren abhängig und kann nicht pauschal festgestellt werden.
  168.  
  169. Achtung:
  170. Bei Medikamentenabusus während eines Drogenentzuges drohen u.a. Psychosen, Krämpfe, epileptische Anfälle, Suchtverlagerungen uvm.
  171. Konsumiert während eines Entzuges nur so viel wie unbedingt nötig und hilfreich, es ist nicht möglich aus einem Entzug eine angenehme Konsumwoche zu zaubern.
  172. Bedenkt dass euer Körper sich am besten und schnellsten regenerieren kann, wenn er nicht zusätzlich noch anderen Belastungen ausgesetzt ist.
  173.  
  174. Achtet auf gefährliche Wechselwirkungen zwischen den Medikamenten, besonders zwischen denen, die ihr unabhängig von der Suchtproblematik einnehmen müsst (Antibaby-Pille, Anthihistaminika, Ads, Schmerzmittel, uvm) und den von euch auf eigene Gefahr konsumierten Substanzen zur Linderung der Entzugssymptomatik ! Lest die Beipackzettel aufmerksam, holt euch Ratschläge von Fachpersonal ein.
  175.  
  176. Viel Erfolg!
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