Advertisement
18-Mann-Chor

Die Kunst des Blockens – Mathis und Zorn (ironisch, natürlic

Apr 5th, 2018
230
0
Never
Not a member of Pastebin yet? Sign Up, it unlocks many cool features!
text 41.65 KB | None | 0 0
  1. Sebstian [sic! selbst so auf Facebook] Mathis
  2.  
  3. [https://www.facebook.com/sebstian.mathis/posts/10157293992819377]
  4.  
  5. Sebstian Mathis
  6. Yesterday at 03:03 ·
  7. ***************SEID LIEB ZUEINANDER***************
  8.  
  9. Der Philosoph und streitbare Facebook-Kommentator Daniel Pascal Zorn formulierte vor wenigen Tagen in einem Thread was das Blockieren einer Person auf Twitter Spiel- und Kommunikationstheoretisch bedeute bzw. nicht bedeute:
  10.  
  11. ***
  12. "Ein bisschen Nachdenken hilft: Wer jemanden blockiert, ihn also aus seiner Interaktion ausschließt, formuliert ein 'Nein', einen Abbruch. Das ist das Gegenteil eines "aggressive[n] Akts" - in den meisten Fällen ist es die Antwort auf einen solchen, subjektiv empfunden oder faktisch gegeben."
  13. ***
  14.  
  15. Diese Ansicht teilt Daniel Pascal Zorn - zumindest in der Tendenz - mit etlichen anderen Facebook-Usern aus dem liberalen bis linken Spektrum. Insbesondere die reichweitenstarken User sind es leid, sich in endlos langen Threads mit Usern zu beharken, die unnachgibig auf eine Position beharren und social-media-untypisch in schwer lesbaren endlos langen Kommentaren auf Details eingehen, die aus professioneller Perspektive schlicht unerheblich sind. In der Konsequenz - ohne Schmerz und ganz cool - entfreunden diese User den Querulanten und blocken ihn.
  16.  
  17. "Kein aggresiver Akt" sagt Daniel Pascal Zorn, niemand hat das Recht, sich im Thread eines anderen auszutoben, und da man die meisten User nur von Facebook kennt wiegt der Verlust eines FB-Freundes auch nicht schwer.
  18.  
  19. Als gelernter Philosoph und Soziologe und nun praktizierender Software-Entwickler kann ich diese Perspektive nicht nachvollziehen.
  20. Seit dem 23. Juni 2016 (Brexit) und erst recht seit dem 8. November 2016 (Präsidentschaftwahl in den USA) zerbreche ich mir regelmäßig den Kopf darüber, wie es zu der faktischen Missrepräsentation "liberaler" und "populistischer" Kräfte in den Social Media kommen konnte (vor allem auch auf Facebook). Da Facebook die realisierte Utopie eines Idealisten ist, macht es Sinn sich intensiv mit den Utopien des Facebook-Gründers auseinander zu setzen. Ich habe mehrfach darüber breits in zurückliegenden Posts geschrieben und möchte das hier nicht tun.
  21.  
  22. Soviel jedoch:
  23.  
  24. ****die Social-Media-Party****
  25. Mark Zuckerberg begreift (wahrscheinlich) Facebook (durchaus in einem krudem habermasschen Sinne) als einen herrschaftsfreien Diskursraum, den er sich wiederum wie eine große WG-Party vorstellt. Da die User als Besucher dieser Social-Media-Party ungeübt sind und digitale Kommunikationsräume anderen Beschränkungen unterliegen als reale Räume gilt es durch Regeln (die nicht erfunden sondern entdeckt werden) die Interaktionen innerhalb des Kommunikationsraumes zu steuern. Der Veranstalter der Party hat quasi eine Hausordnung formuliert (ohne diese zu publizieren), die im Laufe der Party immer wieder angepasst wird.
  26. ****
  27.  
  28. Ziel der Party ist es, dass den Gästen der Party die Gelegenheit gegeben wird sich kennen zu lernen, mit anderen Meinungen und Ansichten konfrontiert zu werden, Menschen Gelegenheit zum Widerstreit zu geben (ohne das dieser Steit eskaliert), dass sie Spass miteinander haben und am Ende sich vertrauter werden. Manche Menschen behaupten, dem Gastgeber Zuckerberg sei die Party gesprengt worden, die WG-Räume lägen in Trümmern. Ich glaube das nicht, die Party funktioniert ganz toll, sie wird nur von ganz anderen Leuten dominiert als wir liberalen (einschließlich Mark Zuckerberg) uns das gedacht haben.
  29.  
  30. Auf der Social-Media-Party geht es darum, für die Party zweckdienliches Verhalten zu befördern und solches, das die Party stört zu sanktionieren.
  31. Das knutschende Paar, das sich zum Textil-Petting in der dunklen Sofaecke niedergelassen hat ist für die Party verloren. Der jecke Fitness-Boy der seine leere Bierflasche als Flaschenpost im Aquarium schwimmen lässt und den weiblichen Gästen seine Bauchnabeltricks zeigt ist auch nicht beliebt. Der gnomhafte Glatzkopf der seit 2 Stunden am unteren Tischende die Gäste mit seinen zynisch-geistreichen Witzen unterhält dagegen schon.
  32. Und da, in der Facebook-Küche haben sich drei Leute in einer Politik-Diskussion in den Haaren. Es wird schon ein bisschen laut, aber das Partyrauschen übertönt bis auf wenige Dezibel-Spitzen die Debatte.
  33. Aber jetzt hat einer die Küchendiskussion verlassen und knallt die Küchentüre hinter sich zu.
  34.  
  35. Türeknallen - "nur ein Abbruch ein 'Nein' formuliert" - "das Gegenteil von einem aggresiven Akt" entschuldigt sich der angekratze Partygast.
  36.  
  37. "Mir doch egal was das spieltheoretisch nun für ein Zug sein soll" denkt sich der Gastgeber und entscheidet, die Streithammel - alle 3 beim nächsten Mal nicht mehr einzuladen.
  38.  
  39. Wie implementiert man technisch solche Party-Regeln? - Viele Nutzer von Facebook machen sich nicht klar, das die modernen Social-Media-Netzwerke eine jahrzehnte lange Vorgeschichte haben. Es gibt ein hunderttausend-Heer an Administratoren von Newsgroups und Foren die über Jahrzehnte sich die Dynamiken von digitaler Interaktion anschauen konnten. In diesem Heer wird es genügend Leute gegeben haben, die im Stande waren und sind, diese Erfahrungen zu reflektieren und zu formalisieren. Aus den Spuren, die jeder Nutzer innerhalb eines Netzwerkes hinterlässt erstellen die Rechner in Manlo Park auf Grundlage all dieser Jahrzehnte langen Erfahrung eine Heatmap für jeden Ihrer User. Diese Heatmap - nicht die "Daten", die zum Gegenstand der Empörung in den letzten Wochen geworden sind - ist das eigentliche Kapital. Diese Heatmap strukturiert die sozialen Interaktionen der Nutzer und ist im Stande zu antizipieren wie andere User auf das digitale Interaktionsprofil eines anderen reagieren werden. Nicht die Inhalte sondern der Stil der Interaktion ist also verantwortlich welche Inhalte auf welchen Timelines ausgespielt werden. Die überragende Bedeutung für die Werbeschaltungen auf Facebook brauche ich hier, glaube ich, nicht zu erläutern. Man kann - mit Recht - davon ausgehen, das User mit einer ähnlichen Heatmap ählich auf Werbung reagieren werden. Wie wertvoll das ist ahnt wer weiß, mit welchem Streuwinkel wir in der Werbebranche unser Schrot verschießen.
  40.  
  41. Zurück zur Social-Media-Party und der Frage, warum diese inzwischen zu so einem weiten Teil von Verschwörungstheoretikern, Populisten und Simplifizierern dominiert wird und warum es für einen Rassisten einfacher ist auf der Party gehört zu werden als für einen liberalen Menschenfreund:
  42.  
  43. 1. Ein Viertel der liberalen Partygäste ist erst gar nicht gekommen. Vor dem Haus steht eine Videokamera, man sorgt sich um seine Daten und versteht letztlich auch nicht wozu eine Party gut sein sollte.
  44. 2. Das zweite Viertel der Liberalen hängt in irgend einer Ecke der WG-Räumlichkeiten, nippt gelegentlich am Bier reagiert zwar wenn sie jemand anspricht, findet aber alles, was sich hier so rumtreibt vor allem befremdlich und albern.
  45. 3. Die Dritten sind ganz coole Jungs, die nur mal kurz reinschauen, aber gleich zur nächsten Social-Media-Party weiter müssen. (Hey, da drübern auf der Twitter-Party ist alles elektrisch da glüht einem automatisch die Lampe durch...)
  46. 4. Das letzte Viertel diskutiert lebhaft aber unerbittlich und kompromisslos. Diese Leute sind zwar grundsätzlich untereinander kulturell anschlussfähig, hören die gleiche Musik und tragen die gleichen Kleider, aber ihre soziale Identität ist derart distinguiert, das die feinen Unterschiede in Habitus und Meinung zu unüberbrückbaren Schluchten werden. Statt festzustellen wie nahe sie sich sind streiten sie über Veganismus, über die Frage ob Bioprodukte elitär sind, ob man mit den anderen Partygästen die gerade gröhlend die Deutschlandhymne anstimmen reden darf oder nicht, ob die Ohrringe von Lisa kulturelle Anneignung sind, ob Küsschen bei der Begrüßung Belästigung oder nicht usw (alles Fragen über die man sich zurecht streiten kann...). Das was sie tun ist das ganz normale Verhalten liberaler Eliten - ihre Distinktionsmechanismen arbeiten nicht mit Gewalt sondern durch Verfeinerung, dies zwingt sie aber zugleich diesem feinen Unterschieden eine für aussenstehende nicht nachvollziehbare Bedeutung beizumessen.
  47. Der Gastgeber der Party ist bereit diese Schrulligkeiten gerne zu ertragen, er versucht diese Gäste in die Küche zu locken, sie von den gut gelaunten Partygästen räumlich zu trennen und akzeptiert was immer sie in der Küche machen, solange sie nicht mit den Türen knallen und zu laut werden.
  48.  
  49. Die Küchenparty, dass ist unsere Facebook-Filter-Bubble, die eigentliche Party steppt bei den Jungs und Mädels die den Wodka entdeckt haben und sich lauthals Blondinen und Türkenwitze erzählen.
  50. Wer mit den Türen knallt bestraft in der Logik des Algorithmus nicht nur sich selbst, sondern auch die Zurückgelassenen, denn da dem Computer die Semantik unter vertretbarem Rechenaufwand verschlossen bleibt orientiert er sich an rein strukturellen Merkmalen und bestraft - da er den Verlauf des Streites nicht nachzeichnen kann alle beteiligten Nutzer.
  51. In der Realität der Social-Media-Netzwerke bedeutet dies einfach, das Nutzer die innerhalb ihrer Nutzersphäre oft geblockt und entfreundet werden im Netzwerk kaltgestellt werden. Ihre Interaktionen werden nicht mehr richtig ausgespielt, ihre Kommentare verschwinden in den Tiefen eines Threads, sie werden niemandem als Freund vorgeschlagen. Mit einem Wort, ihre kommunikative Potenz innerhalb des Netzwerkes leidet gewaltig...und insofern ist das Blocken und schon das Entfreunden eines Users ein extrem aggresiver Akt, den man als Ultima Ratio begreifen sollte, keinesfalls aber als Entledigung eines nervigen Thread-Teilnehmers. Es gibt diskretere und freundlichere Wege einen User dessen Beiträge einen Nerven von seiner Timeline zu verbannen: Facebook bietet die Möglichkeit Beiträge eines Users sich nicht mehr anzeigen zu lassen. Da dies dazu führt, dass die eigenen Beiträge auch bei dem anderen User kaum mehr ausgespielt werden, veringert es dazuhin die Wahrscheinlichkeit das der "lästige" User eigene Beiträge kommentiert.
  52.  
  53. Warum sollte man all das nicht auf die zu leichte Schulter nehmen?
  54.  
  55. Es ist augenscheinlich, dass das digitale Interaktionsverhalten der antiliberalen User durch die Algorithmen von Facebook begünstigt wird. Wer sich mit einem Fake-Profil in eine der rechten Filterbubbles begibt wird bemerken, dass jenseits der Inhalte, in diesen Bubblen freundlicher und solidarischer kommuniziert wird. Die geteilten Ängste und die Empörung scheint Menschen unterschiedlicher Millieus zu verbinden. Das kann man auch mit erstaunen feststellen wenn man auf die Unterzeichnerliste der Erklärung2018 schaut. Für den Social-Media-Gastgeber ist dieses solidarische und grenzenüberwindende Verhalten der Partygäste ein feuchter Traum. Beschwerden aus der Küche - von den schlecht gelaunten Usern die immer streiten - über Rassismus und Diskriminierung werden, da der Computer den semantischen Gehalt links liegen lässt, nicht die Bedeutung beigemessen, denn die Beschwerde kommt aus einer Querulanten-User-Gruppe.
  56.  
  57. Das Ziel meiner Social-Media-Aktivität ist es vor allem, die Party der liberalen stärker, fröhlicher und wahrnehmbarer zu machen, so dass sich die Unentscheidenen eher in die Küche zu uns stellen, als dort zu versacken wo die Schnapsflaschen kreisen. Denen die Spass haben beim Saufbingo soll klar gemacht werden, dass sie keine Mehrheit repräsentieren und das es etwas wahrnehmbares anderes gibt. Das Problem an der rechten Filterbubble in den Social Media ist ja nicht ihre Existenz sondern deren unglaubliche Dominanz. Und darum glaube ich sollten wir Liberalen uns in einigen Momenten fragen, ob wir mit unseren digitalen Interaktionen unserem Anliegen schaden oder nicht. Dabei ist es unwesentlich, ob wir gegenüber anderen behaupten, wir würden kein Anliegen vertreten. (Daniel Pascal Zorn schreibt: "Da ich mich keiner "Sache verschrieben" habe, kann ich ihr auch nicht schaden. Mir geht es um die Beschreibung von Redehandlungen und um die Auflösung dabei auftretender Aporien.") Sätze wie diese klingen sehr akademisch sind aber fast und zum Glück nie wahr. Ich unterstelle jedem Facebookfreund den dieses Posting erreichen könnte eine politische Intention (vielleicht nicht eine einzige) nämlich die, unseren Liberalismus, Toleranz und Vielfalt stärken zu wollen...
  58.  
  59. ...in diesem Sinne...seid lieb zueinander...
  60. Like
  61. Show More Reactions
  62. Comment
  63. Share
  64. 8Ruprecht Polenz and 7 others
  65. 6 shares
  66. 9 comments
  67. Comments
  68. Ines Fritz
  69. Ines Fritz Als von Zorn Blockierte, wage ich einen Like.
  70. 1
  71. Manage
  72. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  73. Ines Fritz
  74. Ines Fritz Übrigens: *seid
  75. (Falls du das korrigieren möchtest, lösche ich diesen Post. Falls nicht, lösche ich diese Anmerkung auch, in 2 Stunden.)
  76. Manage
  77. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  78. Sebstian Mathis
  79. Sebstian Mathis Danke für den Hinweis, ich schreibe das auf dem Handy und es gelingt mir nicht, die simpelsten Rechtschreibregeln umzusetzen...lass den Kommentar bitte stehen, ich finde dein freundlicher Hinweis hat hier auch seinen Platz...
  80. 1
  81. Manage
  82. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  83. Ines Fritz
  84. Ines Fritz Du bist nett. Hier bleibe ich erstmal sitzen.
  85. 1
  86. Manage
  87. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  88.  
  89. Write a reply...
  90.  
  91. Choose file
  92. Matthias Warkus
  93. Matthias Warkus Dass Dapazo sich keiner Sache verschrieben habe, glaubt auch nur er selber.
  94. Manage
  95. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  96. Daniel-Pascal Zorn
  97. Daniel-Pascal Zorn Leider überzeugt mich Ihr Beitrag nicht besonders. Hier die Gründe:
  98.  
  99. "Insbesondere die reichweitenstarken User sind es leid, sich in endlos langen Threads mit Usern zu beharken, die unnachgibig auf eine Position beharren und social-media-untypisch in schwer lesbaren endlos langen Kommentaren auf Details eingehen, die aus professioneller Perspektive schlicht unerheblich sind. In der Konsequenz - ohne Schmerz und ganz cool - entfreunden diese User den Querulanten und blocken ihn."
  100.  
  101. Vorsicht: Sie beanspruchen hier, für "die reichweitenstarken User" zu sprechen. Sie beschreiben deren Innenleben ("sind es leid") und simulieren Urteile ("in schwer lesbaren endlos langen Kommentaren", "aus professioneller Perspektive schlicht unerheblich", "Querulanten").
  102.  
  103. Damit konstruieren Sie einen Sachverhalt, den Sie gar nicht kennen.
  104.  
  105. " ... niemand hat das Recht, sich im Thread eines anderen auszutoben ..." - Umgekehrt wird ein Schuh draus: Niemand hat das Recht, jemand anderem seine Gegenwart in jeder Hinsicht aufzuzwingen. Sie verdrehen die initiale Gewalterfahrung in eine harmloser formulierte Handlung ("auszutoben") und verkennen dabei, dass es sich um einen Anspruch auf Zwang handelt: der andere muss meine Gegenwart dulden, egal was ich mache. Ich darf 'Nein' sagen, solange und sooft ich will - er nicht. Und das lässt sich nicht ohne Widerspruch rechtfertigen.
  106.  
  107. Womit ich ein Argument formuliert hätte, das der Philosoph und Soziologe zumindest bedenken müsste - hat er doch selber ein GEGEN-Argument zu meinem aufgestellt (und damit das Spiel von Spruch und Widerspruch akzeptiert).
  108.  
  109. "Mark Zuckerberg begreift (wahrscheinlich) Facebook..." - Das "(wahrscheinlich)" gibt den Wert des Folgenden als reine Spekulation an.
  110.  
  111. "Aber jetzt hat einer die Küchendiskussion verlassen und knallt die Küchentüre hinter sich zu. Türeknallen - 'nur ein Abbruch ein 'Nein' formuliert' - 'das Gegenteil von einem aggresiven Akt' entschuldigt sich der angekratze Partygast."
  112.  
  113. Und schon haben wir den Salat: Sie formulieren eine Spekulation über die Absicht des FB-Gründers, gehen dann von dort ohne Weiteres auf das "Ziel der Party" von FB über und formulieren das in einer Metapher der Party, die alleine es ihnen erlaubt, das von mir formulierte 'Nein' im drastischen Bild des Türenknallens zu übersteuern. Ein etwas billiger rhetorischer Trick. Denn genauso gut könnte man sagen: Ein Mädchen, das die zu heftigen Avancen eines Jungen auf der Couch abblockt und woanders hingeht; ein Gespräch, das auf der Party geführt wird und von einem der Gesprächspartner abgebrochen wird; ein Partygast, der sich betrinkt, auf den Teppich kotzt und der dann die Erfahrung macht, dass keiner mehr eine Diskussion mit ihm führen will usw.
  114.  
  115. "'Mir doch egal was das spieltheoretisch nun für ein Zug sein soll' denkt sich der Gastgeber und entscheidet, die Streithammel - alle 3 beim nächsten Mal nicht mehr einzuladen."
  116.  
  117. Das hat, wie es scheint, nur eine Funktion: Mein Argument durch ein 'mir ist egal' auszubooten, innerhalb der gewählten Metapher, die innerhalb der eigenen Spekulation angesiedelt ist. Tolles Gegenargument - Sie haben sich einfach eine Welt gebaut, in der die Figuren das sagen, was Sie hören wollen.
  118.  
  119. "warum es für einen Rassisten einfacher ist auf der Party gehört zu werden als für einen liberalen Menschenfreund:
  120.  
  121. 1. Ein Viertel der liberalen Partygäste ist erst gar nicht gekommen. Vor dem Haus steht eine Videokamera, man sorgt sich um seine Daten und versteht letztlich auch nicht wozu eine Party gut sein sollte.
  122. 2. Das zweite Viertel der Liberalen hängt in irgend einer Ecke der WG-Räumlichkeiten, nippt gelegentlich am Bier reagiert zwar wenn sie jemand anspricht, findet aber alles, was sich hier so rumtreibt vor allem befremdlich und albern.
  123. 3. Die Dritten sind ganz coole Jungs, die nur mal kurz reinschauen, aber gleich zur nächsten Social-Media-Party weiter müssen. (Hey, da drübern auf der Twitter-Party ist alles elektrisch da glüht einem automatisch die Lampe durch...)
  124. 4. Das letzte Viertel diskutiert lebhaft aber unerbittlich und kompromisslos."
  125.  
  126. Wo sind die Daten zu dieser metaphorischen Extrapolation? Haben Sie Studien über "Ein Viertel der liberalen Partygäste", Das zweite Viertel" usw. angestellt? Oder sollen "Videokamera" etc. nur plausibel machen, was Sie sich einfach ausgedacht haben?
  127.  
  128. " ... ihre soziale Identität ist derart distinguiert, das die feinen Unterschiede in Habitus und Meinung zu unüberbrückbaren Schluchten werden."
  129.  
  130. Das setzt, in "soziale Identität", "distinguiert", "fein[e] Unterschiede", "Habitus", "liberale Eliten", "Distinktionsmechanismen" ein soziologisches Vokabular (Bourdieu) voraus, das theoretisch erheblich voraussetzungsreich ist. Warum sollten alle diese Voraussetzungen a priori teilen müssen? Weil Sie diese Begriffe zur Beschreibung einer selbst erfundenen Szene einsetzen?
  131.  
  132. "Wer mit den Türen knallt bestraft in der Logik des Algorithmus nicht nur sich selbst, sondern auch die Zurückgelassenen, denn da dem Computer die Semantik unter vertretbarem Rechenaufwand verschlossen bleibt orientiert er sich an rein strukturellen Merkmalen und bestraft - da er den Verlauf des Streites nicht nachzeichnen kann alle beteiligten Nutzer."
  133.  
  134. Da haben wir Ihre eigentliche These. Aber was soll "bestraft" hier bedeuten? Wie "bestraft" der Algorithmus wen? Oder meinen Sie damit das hier: "Nicht die Inhalte sondern der Stil der Interaktion ist also verantwortlich welche Inhalte auf welchen Timelines ausgespielt werden ..."? Inwiefern ist hier bereits eine Wertung impliziert, wenn 'Blockieren' doch unter den möglichen Interaktionen verfügbar ist?
  135. Manage
  136. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  137. Daniel-Pascal Zorn
  138. Daniel-Pascal Zorn "In der Realität der Social-Media-Netzwerke bedeutet dies einfach, das Nutzer die innerhalb ihrer Nutzersphäre oft geblockt und entfreundet werden im Netzwerk kaltgestellt werden."
  139.  
  140. Richtig. Und weiter? Inwiefern ist einmaliges Blocken - denn darum geht es ja im Zusammenhang mit mir - "oft geblockt und entfreundet"? Was hat letzterer Fall, der eine Häufung als gegeben annimmt, mit ersterem zu tun? (Achtung: Slippery-Slope-Argument)
  141.  
  142. "Ihre Interaktionen werden nicht mehr richtig ausgespielt, ihre Kommentare verschwinden in den Tiefen eines Threads, sie werden niemandem als Freund vorgeschlagen."
  143.  
  144. Nein. Sondern: Interaktionen und Kommentare des Accounts, den man benutzt hat. Als Internetspezialist sollten Sie Avatar / Profil und Person auseinanderhalten können.
  145.  
  146. " ... ihre kommunikative Potenz innerhalb des Netzwerkes leidet gewaltig ..." - Korrekt. Aber das ist eine Folge des Blockens und Entfreundens, nicht? Und da die Kontexte für den Algorithmus selbst irrelevant sind, kann man sie auch nicht ex silentio mit einer Sanktionierung nicht normativen Verhaltens belegen. Das versuchen Sie hier: Sie annullieren zunächst, über den Algorithmus, die Kontexte des Blockierens und besetzen sie dann, über Metaphern wie "bestrafen", mit der unbegründeten Voraussetzung einer Sanktionierung nicht normalen Verhaltens, das durch eine Elite vorgegeben wird. Sie bauen ein Bild, lassen Leerstellen und fügen dort das ein, woran Sie soziologisch glauben.
  147.  
  148. " ... insofern ist das Blocken und schon das Entfreunden eines Users ein extrem aggresiver Akt ..."
  149.  
  150. Da wir qua Prämisse nicht wissen, was genau der Grund für Blockieren und Entfreunden ist, da aber dieses Nichtwissen nicht einfach mit Ihrem Vulgär-Bourdieu aufgefüllt wird - weil das kein Argument, sondern eine durchschaubare Konstruktion ist -, kann man als Ausgangspunkt des Blockens und Entfreundens durchaus auch diskursive oder psychische Formen von Gewalt annehmen, auf die man dann reagiert. Sie konstruieren hier eine Täter-Opfer-Umkehrung für genau diese Fälle, die sich gegen Gewalt zur Wehr setzen und schreiben den eigentlichen Tätern dann zu, Opfer "ein[es] extrem aggressive[n] Akt[s]" geworden zu sein, ohne die konkreten Umstände zu würdigen.
  151.  
  152. "... den man als Ultima Ratio begreifen sollte ..." - Mal abgesehen davon, dass Sie für "sollte" hier keinerlei Begründung vorlegen: Woher wissen Sie, wenn Sie die konkreten Umstände nicht anschauen, ob jemand das nicht schon getan hat?
  153.  
  154. "Es gibt diskretere und freundlichere Wege einen User dessen Beiträge einen Nerven von seiner Timeline zu verbannen: Facebook bietet die Möglichkeit Beiträge eines Users sich nicht mehr anzeigen zu lassen."
  155.  
  156. Jetzt verschieben Sie den Torpfosten, indem Sie annehmen, jemand, der blockiert, würde das vor allem tun, weil "dessen Beiträge einen nerven" - aber was ist mit Fällen, in denen gezielt und ständig öffentlicher Druck ausgeübt wird, der den Betroffenen zu zwingen versucht, ständig zu reagieren und jede Reaktion negativ sanktioniert? Sie lassen diese mögliche Seite vollkommen weg - und konstruieren in den bleibenden Leerstellen jeweils das, was Sie gerade brauchen.
  157.  
  158. "Warum sollte man all das nicht auf die zu leichte Schulter nehmen?"
  159.  
  160. Wieder: Woher wissen Sie, dass jemand das tut, wenn Sie seine Motive nicht erfragt haben?
  161.  
  162. "Es ist augenscheinlich, dass das digitale Interaktionsverhalten der antiliberalen User durch die Algorithmen von Facebook begünstigt wird."
  163.  
  164. Ähm, nein, das ist - auch und gerade aus Ihren Ausführungen - nicht "augenscheinlich". Denn da Ihre nette "Viertel"-Metapher ganz offensichtlich keine reale Datenlage wiedergibt, kann sie hier auch nicht als Fundament des Arguments dienen. Jemand, der "antiliberal" agiert, der also - um in Ihrem Bild zu bleiben - tendenziell alkoholisiert herumpöbelt, ist tendenziell mehr Kandidat für häufigeres Blockieren als derjenige, der das nicht tut.
  165.  
  166. "Wer sich mit einem Fake-Profil in eine der rechten Filterbubbles begibt wird bemerken, dass jenseits der Inhalte, in diesen Bubblen freundlicher und solidarischer kommuniziert wird."
  167.  
  168. Sie verschieben wieder den Torpfosten: Gerade noch war FB eine große WG-Party - nun konstruieren Sie einen Raum im Raum, der Kriterium sein soll und Sie konstruieren Masken, die die Gäste tragen und mit der sie, auch wenn sie herausgeschmissen ("Türen knallen") wurden, wieder zur Party herein können. Sie verändern, abermals, die Regeln Ihres eigenen Bildes. Und entwerten es damit als Metapher.
  169.  
  170. "Für den Social-Media-Gastgeber ist dieses solidarische und grenzenüberwindende Verhalten der Partygäste ein feuchter Traum. Beschwerden aus der Küche - von den schlecht gelaunten Usern die immer streiten - über Rassismus und Diskriminierung werden, da der Computer den semantischen Gehalt links liegen lässt, nicht die Bedeutung beigemessen, denn die Beschwerde kommt aus einer Querulanten-User-Gruppe."
  171.  
  172. Lustig. Denn aus diesem Abschnitt folgt: Wer wirkungsvoll Hatespeech verbreitende User wirkungslos machen will, der muss sie blockieren, damit sie aus dem System aussortiert werden.
  173.  
  174. "Das Ziel meiner Social-Media-Aktivität ist es vor allem, die Party der liberalen stärker, fröhlicher und wahrnehmbarer zu machen..."
  175.  
  176. Dann ziehen Sie die Schlussfolgerung, die aus Ihrer eigenen Darstellung folgt: Blockieren Sie die Trolle.
  177.  
  178. " Denen die Spass haben beim Saufbingo soll klar gemacht werden, dass sie keine Mehrheit repräsentieren und das es etwas wahrnehmbares anderes gibt."
  179.  
  180. Aha. Und wie soll denen das "klar gemacht werden"? In Ihrer Metapher gesprochen: Haben Sie schon einmal mit jemandem diskutiert, der "Saufbingo" gespielt hat?
  181.  
  182. "Das Problem an der rechten Filterbubble in den Social Media ist ja nicht ihre Existenz sondern deren unglaubliche Dominanz."
  183.  
  184. Ich sehe keinen Nachweis für eine solche "unglaubliche Dominanz". Die letzte Studie hat sogar festgestellt, dass gerade einmal 5% der Profile den größeren Teil des Contents produzieren. Die Dominanz wäre also vielleicht eher auf diskursiver Ebene zu suchen - vielleicht auch dort, wo jemand jemand anderem im Gouvernantentonfall etwas "klar machen" will, weil er in Internet macht und denkt, seine subjektive Erfahrung sei dann ein Kriterium, wenn er eine schmissige Metapher wählt und ein paar soziologische Begriffe fallen lässt.
  185.  
  186. "Sätze wie diese klingen sehr akademisch sind aber fast und zum Glück nie wahr."
  187.  
  188. Aha. Und Sie haben genau weswegen festzulegen, welche Sätze "nie wahr" sind? Was ist das Kriterium hier?
  189.  
  190. "Ich unterstelle jedem Facebookfreund den dieses Posting erreichen könnte eine politische Intention..."
  191.  
  192. Das könnte ein Problem sein.
  193.  
  194. Sehen Sie: Ihr Anliegen ehrt Sie. Aber Ihr Argument ist zu unklar, um überzeugend sein zu können. Ihre Metapher schwankt, Ihr soziologischer Einsatz ist autoritativ und nicht wissenschaftlich eingesetzt und Sie stellen mögliche Situationen partiell dar, um die Lücken kontrollieren zu können. Mit diesem Verfahren kann man alles und sein Gegenteil behaupten - und wenn man dann noch festlegen will, welche Sätze "wahr" sind, ohne auch nur einen Grund dafür zu nennen, dann hebt sich auch der hehre Anspruch auf, für Vielfalt und Toleranz eintreten zu wollen.
  195.  
  196. Das lässt sich an einem Punkt festmachen: Sie heben die grundlegendste Freiheit des Menschen - 'Nein' zu sagen - auf, indem Sie voraussetzen, dass er von Vornherein in ein System eingebunden ist - und eingebunden sein muss - in dem 'Bestrafung', sei es durch einen Algorithmus, sei es durch soziale Ächtung ohne weitere Ansehung der Gründe derselben, die letzte Währung ist. Jemand, der das tut, und zugleich behauptet, für 'Liberalismus' einstehen zu wollen, hat etwas Zentrales daran nicht verstanden.
  197. 2
  198. Manage
  199. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  200. Sebstian Mathis
  201. Sebstian Mathis Lieber Herr Zorn, vielen Dank für ihre ausführliche Antwort auf mein Post. Anlass meines Post war eine andere Person, deren Beurteilungen und Links ich sehr schätzte und die mich im Rahmen eines absolut nebensächlichen Auseinandersetzung um Krankenversicherungen blockte - vielleicht darum weil sie sich in diesem Moment an andere Threads wo wir große Übereinstimmung hatten nicht erinnern konnte.
  202. Ich möchte ihnen gerne später noch einmal antworten, wenn ich Zeit dazu habe. Nur so viel vorab: Scheinbar anders als Sie halte ich es für absolut legitim über "innere" Zustände eines anderen zu spekulieren. Ich halte diese Spekulation für ein notwendiges Mittel der Hermeneutik. Wenn man sich dabei an bestimmte Regeln hält - vor allem in den man Rationalität und guten Willen unterstellt - ist das ein auch im wissenschaftlichen Kontext valides Verfahren. Vielleicht ergibt es sich ja, das wir über diese Frage noch einmal freundlich diskutieren können.
  203. 2
  204. Manage
  205. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  206. Joachim Widmann
  207. Joachim Widmann Daniel-Pascal Zorn In der Tat. "Just say 'no'" ist sozusagen der Universalgrundsatz des Widerstands gegen Wasauchimmer. Und es ist eines der beliebtesten Totschlag-Gegenargumente gegen das "Nein", dass es Wasauchimmer (derzeit besonders oft in diesem Zusammenhang genannt: die AfD) fördere, anstatt ihm entgegen zu wirken. Andererseits liegt es in der Logik der Algorithmen, dass sie perpetuieren und tendenziell auch verstärken, was sich an User-Verhalten manifestiert. Zu spekulieren, dass sie einen Isolationsprozess bewirken (und zwar m.E. sowohl auf der Seite des Blockierenden wie auf der des Blockierten), ist daher nicht abwegig.
  208. Richtig ist: Wir wissen es nicht wirklich.
  209. Richtig ist aber auch, sich z.B. von rechtsextremen Rüpeln nur so weit die Zeit stehlen zu lassen, als sie ein Minimum an Sachlichkeit in der Debatte zeigen. Spätestens nach dem zweiten Zirkelschluss nach dem Motto "Ich weiß, was ich weiß" muss Schluss sein. Schnell sind sechzig und mehr Kommentare beisammen, es wird maßlos und persönlich - dann ist es Zeit zum Blockieren. "Just say no" bedeutet nämlich in diesem Fall: Es ist auch meine Party. Genau wie im richtigen Leben.
  210. 3
  211. Manage
  212. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  213. Daniel-Pascal Zorn
  214. Daniel-Pascal Zorn Sebstian Mathis: Gern.
  215.  
  216. "Anlass meines Post war eine andere Person, deren Beurteilungen und Links ich sehr schätzte..." - Das kann gut sein, allerdings sprechen Sie mich in Ihrem Post mehrfach an. Das war der Anlass für meine Intervention.
  217.  
  218. "Scheinbar anders als Sie halte ich es für absolut legitim über 'innere' Zustände eines anderen zu spekulieren." - Keineswegs. Mein Argument bezieht sich nicht auf 'Legitimität' - es ist keine Frage des Dürfens, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen -, sondern eine Frage des Geltenkönnens. Das ist einfach zu verstehen: Wenn alles, was Sie sich so ausdenken, Maßstab werden kann, dann ist alles, was Sie sagen, von Ihrer eigenen Willkür abhängig. Und genau das führt dann, argumentativ, in die Beliebigkeit.
  219.  
  220. "Ich halte diese Spekulation für ein notwendiges Mittel der Hermeneutik." - Keineswegs. Wäre sie das, dann könnte man bei einem Text oder Kontext alles und sein Gegenteil überzeugend legitimieren. Was die reductio ad absurdum dieser Notwendigkeitsbehauptung ist.
  221.  
  222. "Wenn man sich dabei an bestimmte Regeln hält - vor allem in den man Rationalität und guten Willen unterstellt..." - Da auch "Rationalität" und "gute[r] Will[e]" von Ihrer eigenen Vorstellung abhängig ist, sind das keine "Regeln", sondern einfach nur Setzungen, die man, nachträglich, als Regeln interpretiert, die schon irgendwie von allen anderen geteilt werden. Faktisch sind sie aber ebenso problematisch - weil unbegründet - wie der Rest der Konstruktion.
  223.  
  224. " ... ist das ein auch im wissenschaftlichen Kontext valides Verfahren." - Nein, ist es nicht. Und zwar in keinem "wissenschaftlichen Kontext". Ein Soziologe würde Ihnen Spekulation anhand von Alltagsbegriffen mit Verweis auf Empirie um die Ohren hauen. Philosophen wie ich verweisen Sie auf die involvierten Selbsttäuschungen durch Fehlschlusskonstruktionen. Und ein harter Naturwissenschaftler würde sich bei Ihrer 'Ich mach mir die Welt mal mit Spekulation zurecht'-Vorgehensweise mit Grausen abwenden.
  225. 1
  226. Manage
  227. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  228. Sebstian Mathis
  229. Sebstian Mathis Joachim Widmann kurze Antwort: Natürlich spekuliere ich nur über die Mechanismen von Facebook und möchte damit auch keinen Wahrheistanspruch geltend machen. Ausgangspunkt meiner Überlegung ist immer, dass ich annehme das der einflussreiche Gründer des Netzwerkes verfolge eine positive liberale Vision.
  230. Tatsächlich wissen wir nicht, wie die Algorithmen funktionieren - mögliecherweise weiß man das nicht einmal im Hause Facebook so genau. Ich saß nicht selten mit Kollegen über sehr sehr viel weniger komplexen Systemen und wir stellten Theorien darüber an, warum das System tut was es tut.
  231.  
  232. Es scheint mir evident zu sein, dass es einen Unterschied macht, ob man unbekannte Trolle oder Mitglieder der eigenen Filterbubble block. Ich denke das dazuhin der "Social Score" des blockenden eine Rolle spielt. Niemand muss beleidigende und zum Teil beängstigende Trolle in seiner Timeline tolerieren...meine eigenen Erfahrungen als ein "Nichts" im Internet geben mir eine kleine Vorstellung wie leidvoll Beleidigung und Drohungen für prominentere Internetaktivisten sein müssen. Das sich daraus eine Haltung entwickelt, einen schnellen Finger am Abzug (also am Blockierbutton) zu haben kann ich absolut nachvollziehen.
  233. Manage
  234. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  235. Daniel-Pascal Zorn
  236. Daniel-Pascal Zorn Joachim Widmann: Nur zu den Dingen, die ich problematisch sehe - wir stimmen im Grundsatz ja überein:
  237.  
  238. "Zu spekulieren, dass sie einen Isolationsprozess bewirken..., ist daher nicht abwegig." - Dass sie das tun, ist, soweit ich sehen kann, keine Spekulation, sondern die Folgerung aus der Funktionsweise der Algorithmen. Mit "Spekulation" meinte ich Aussagen über die Intention von Zuckerberg und die recht beliebige und bewegliche Konstruktion des Party-Gedankenexperiments.
  239. Manage
  240. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  241.  
  242. Write a reply...
  243.  
  244. Choose file
  245. Joy Aselmann
  246. Joy Aselmann DPZ hat die halbe Freundesliste von Ruprecht Polenz durchblockiert. War ganz schön Arbeit... ;-)
  247. 1
  248. Manage
  249. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  250. Ines Fritz
  251. Ines Fritz Ich sehe jetzt zum Beispiel, dass mir ein Kommentar nicht angezeigt wird. Darum gehe ich davon aus, dass Zorn hier ebenfalls kommentiert. (Er wäre ja auch nicht Zorn, wenn er das hier unkommentiert lassen könnte. ;-) ) Also logge ich mich aus, lese mir die Zornschen Kommentare durch und logge mich wieder ein, um das hier zu kommentieren. Dieser Post ist öffentlich, alle Kommentare dazu sind es auch. Dieses Blockieren hat also hier nur eine Funktion: Die Blockierenden möchten ihre Kommentare ganz bewußt und sehr konkret vor der Kritik des/der Blockierten (be)schützen. Für jemanden, der an die Kraft des besseren Arguments glaubt, ist das pauschale Abwehren von Kritik in Form von Blocklisten schon ein bisschen peinlich. ;-)
  252. 3
  253. Manage
  254. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  255. Gerhard Gaußling
  256. Gerhard Gaußling Er verstrickt sich schneller in Widersprüche, als er selbst darauf hinweisen kann - bei anderen.
  257. 1
  258. Manage
  259. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  260. Sebstian Mathis
  261. Sebstian Mathis Liebe Frau Fritz, es geht mir ausdrücklich nicht darum über Herrn Zorn schlecht zu reden. Ich ahne woher bei etlichen Menschen der Zorn herrührt, ich kann aber auch Zorns Haltung verstehen, ohne sie mir zueigen zu machen. Es geht mir um eine generellere Frage, nämlich die, warum der liberale Teil unserer Gesellschaften unter den Medial herrschenden Bedingungen nicht schafft, eine schlagkräftige Antwort auf das Populismusproblem zu finden. Ich habe versucht, mit der "Party" eine Analogie im Kohlenstoff-Leben für das zu finden was in den Sozialnetzwerken passiert. Es ist gut, dass sie eine Möglichkeit gefunden haben wie sie Daniel Pascal Zorns Repliken dennoch lesen können, denn seine Antwort ist interessant und diskussionswürdig. Ich hoffe ich finde Gelegenheit später darauf zu antworten. Ich werde in meiner Antwort seinen Text zitieren, so daß jeder der Lust hat lesen kann was er schrieb.
  262. 2
  263. Manage
  264. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  265. Ines Fritz
  266. Ines Fritz Lieber Sebstian, wenn du dann nach erledigtem Diskurs Ideen brauchst, wie Rechten und deren Politiken wirksam begegnet werden kann, ein bisschen mentalen Support brauchst oder einfach jemanden, der mit dir deine Wunden leckt, melde dich bei mir.
  267.  
  268. Bis dahin: Viel Erfolg.
  269.  
  270. ;-)
  271. 1
  272. Manage
  273. LikeShow More Reactions · Reply · 1d
  274. Daniel-Pascal Zorn
  275. Daniel-Pascal Zorn Ein sehr gutes Beispiel für jemanden, den ich zu Recht blockiert habe, die dennoch einen Weg findet, sich damit brüstet und mit jedem Beitrag anderen deutlich macht, warum sie zu blockieren keine ungerechtfertigte Entscheidung war.
  276.  
  277. Der dialektische Witz liegt dann darin, dass das Blockieren keineswegs zu einer Minderung, sondern einer Erhöhung kommunikativer Potenz beiträgt: Auf Twitter wird Ihr Beitrag in Kürze von einer Gruppe von Usern geteilt werden, die dann zu ihm gleich mehrere Kommentartweets absetzen werden, in denen sie sich - polemisch, sachlich oder mit rhetorischen Taktiken - von mir absetzen. Und zwar immer wieder.
  278.  
  279. An dieser Interaktion kann man dann verschiedene Phänomene beobachten, die hier Thema sind: Wie eine Filterbubble sich selbst durch Erregungskurven zu gemeinsam geteilten Feindbildern organisiert. Wie sich diese Erregungskurven geradezu obsessiv auf Diskussionen konzentrieren, mit denen man selbst gar nichts zu tun hat und so sichtbar wird, wie instrumentell das Verhältnis zu diesen Diskussionen ist. Wie sich die Teilnehmer in dieser Filterbubble gegenseitig eskalieren, sich gegenseitig mit Hohn und Spott überbieten und so in eine geradezu absurde Selbstbezüglichkeit eintreten, die kein anderes Ziel verfolgt, als die Bestätigung der eigenen Weltsicht.
  280.  
  281. Anders als Sie könnte man dann die Blockade als Ausgangspunkt einer wesentlich intensiveren, wenngleich recht monothematischen Auseinandersetzung mit dem Blockierer betrachten, eine Auseinandersetzung, die im Widerspruch steht, einerseits einen Pranger zu errichten, andererseits diesen Pranger laufend durch Verfehlungen desjenigen rechtfertigen zu müssen, der angeprangert wird.
  282.  
  283. Und daran kann man dann hervorragend studieren, was in unserer Debattenkultur schief läuft. Ich schlage Ihnen also vor, Herr Mathis, Sie folgen Ihren Beiträgen in andere Netzwerke hinein und schauen zu, wie sie zu Akkumulationszentren umfangreicher Kommunikationen werden, ohne dass ich einen einzigen Satz dazu äußern muss. Was ganz ähnlich funktioniert wie Fan- und Hater-Netzwerke bei Prominenten. Man erzählt sich was, damit man sich was zu erzählen hat - und erzählt sich zugleich, damit einen Unterschied zu machen, den man aber genau deswegen nicht macht, weil die polemische Absicht viel zu eindeutig ist. Und so bewegen sich diese Erregungs- und Aufmerksamkeitsstrudel fort, finden ihre Klimax, ebben ab und entstehen neu - und offenbaren, dass es manche Leute gibt, die tatsächlich nichts besseres mit ihrem Tag anfangen können.
  284.  
  285. Wenn Sie schon beschreiben wollen, wie das Internet funktioniert, dann vollziehen Sie mal diese Dynamiken nach.
  286. 2
  287. Manage
  288. LikeShow More Reactions · Reply · 1d · Edited
  289. Ines Fritz
  290. Ines Fritz Na, Sebstian, freuste dich?
  291. Manage
  292. LikeShow More Reactions · Reply · 20h
  293. Sebstian Mathis
  294. Sebstian Mathis Ines Fritz worüber sollte ich mich freuen? Ich hoffe, dass ich heute Nacht Zeit finden werde noch einmal darauf einzugehen. Es schält sich ein bisschen heraus, dass erstaunlicher Weise das Ganze auf eine Diskussion rausläuft, die schon in meinem Studium ein Klassiker war. Ich bin nämlich in meinem zweiten Semester durch die Logik-Prüfung durchgefallen, weil mein Professor Horst Wessel hieß (war aber ein ganz lieber!) und ich immer FAZ während der Vorlesung gelesen habe. Da habe ich - um von meinen Komilitonen weiterhin ernst genommen werden zu können argumentativ die Schmach in Sieg verwandeln müssen und habe mir ausgedacht warum und wo Logik nichts hilft...es wird also ein bisschen philosophisch...
  295. Manage
  296. LikeShow More Reactions · Reply · 19h
  297. Daniel-Pascal Zorn
  298. Daniel-Pascal Zorn Ich werde wohl erst nächste Woche darauf antworten können. Den Horst-Wessel-Bezug verstehe ich nicht - meine Kritik ist durchgehend sachlich.
  299.  
  300. Allerdings werden Sie mit einem Gegen-Argument (!), mit dem Sieg nicht (!) mehr Schmach ist usw. kaum erfolgreich gegen Logik argumentieren können - Sie setzen sie ja laufend ein.
  301. Manage
  302. LikeShow More Reactions · Reply · 18h
  303. Sebstian Mathis
  304. Sebstian Mathis Lieber Herr Zorn, mein Professor hieß wirklich Horst Wessel (https://de.wikipedia.org/wiki/Horst_Wessel_(Philosoph)) Ihn als Grund für mein Nichtbestehen der Logikprüfung zu nennen ist natürlich kaum mehr als einer der Ihnen nun schon bekannten Flachwitze...tatsächlich ist meine Behauptung ziemlich ungerecht, denn Herr Wessel ermöglichte mir (als Legastheniker) eine mündliche Nachprüfung, die ich unmittelbar bestand.
  305. Selbstverständlich werde ich hier nicht antreten um gegen Logik zu diskutieren, aber es gibt mir die Gelegenheit meinen Wittgenstein mal wieder auszupacken (...wenn ich auch zugeben muss, dass mein Kopf inzwischen ganz schön eingerostet ist...)
  306. Wenn Sie nichts dagegen haben ziehe ich die Diskussion aus dem Kommentar raus in einen eigenen Post und verlinke Sie dort. Ich freue mich über eine Antwort auch nächste Woche...
  307. Manage
  308. Horst Wessel (Philosoph) – Wikipedia
  309. DE.WIKIPEDIA.ORG
  310. LikeShow More Reactions · Reply · 18h · Edited
  311. Daniel-Pascal Zorn
  312. Daniel-Pascal Zorn Gern. Wittgenstein ist eh ein guter Begleiter - und ich übrigens keiner der Logiker, die er kritisiert. Wir teilen vielmehr relativ viele Perspektiven. Ich kann das also nur begrüßen.
  313. Manage
  314. LikeShow More Reactions · Reply · 18h
  315.  
  316. Write a reply...
  317.  
  318. Choose file
  319. Georg von Grote
  320. Georg von Grote Ich hätte da mal ne Frage. Oder zwei ;-)
  321.  
  322. Was ist denn ein 'gelernter Philosoph', bzw. wer entscheidet eigentlich, ob und warum sich jemand Philosoph nennen darf, kann oder sollte?
  323. Manage
  324. LikeShow More Reactions · Reply · 13h
  325. Sebstian Mathis
  326. Sebstian Mathis Das ist doch ganz einfach: der Steffen hat ne Ausbildung zum Fliesenleger gemacht und jetzt spielt er für Erzgebirge Aue Fussball und ich hab ne Ausbildung für Philosophie gemacht und mach jetzt in Internet. Darum ist der Steffen gelernter Fliesenleger und Fussballspieler und ich bin gelernter Philosoph und Softwareentwickler...und weil Philosoph kein Ehrentitel ist dürfen sich alle die ne Ausbildung gemacht haben und mit Philosophie ihr Geld verdienen sich Philosoph nennen...ich aber nicht, weil ich ja jetzt etwas anderes machen. Weil ich mir aber ein bisschen Respekt verschaffen wollte habe ich geschrieben, das ich gelernter Philosoph bin...
  327. Manage
  328. LikeShow More Reactions · Reply · 3h
  329. Georg von Grote
  330. Georg von Grote Man lernt nie aus :-)
  331. 1
  332. Manage
  333. LikeShow More Reactions · Reply · 49m
Advertisement
Add Comment
Please, Sign In to add comment
Advertisement