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Fatbotman

Untitled

Apr 19th, 2017
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  1. Es war ein abgekartetes Spiel.
  2. Die Brücke hatte sich bereits als brodelnder Sperrmüll in den Fluss versenkt, und vermutlich lagen im Wasser versteckt irgendwelche fiesen Fallen.
  3. Von fast Überall her drang ein subtiler Druck an Djann's Bewusstsein. Ein Zeichen dafür, dass von Magie Gebrauch gemacht wird.
  4. Es war niemand zu sehen, und die stärksten Wellen deuteten auf das Innere des Südostviertels.
  5. Also lief sie los, weiter durch die breiteren Hauptwege an den zerfallenen Hütten vorbei. Der Geruch von Alkohol und anderen Fermenten begleitete sie durch die Straßen hindurch, direkt in den vermeintlichen Ursprung der Magie.
  6. Djann folgte zunächst der Route zum ersten von Saka eingezeichnetem Wegpunkt, aber der Weg war von unerwarteten Lehmmauern und Holzzäunen so versperrt, dass sie immer größere Umwege machen musste.
  7.  
  8. Die Sonne senkte sich bereits, und mit zunehmender Dauer stellte sich auch Saka's Karte als veraltet heraus. Viele der Wege und Mauern waren gar nicht verzeichnet, und so war die Suche nach dem anderen Champion in einen Gang durch das Labyrinth ausgeartet. Djann war froh darüber, auf schwerere Ausrüstung verzichtet zu haben. Sie machte einen Satz auf einen Fenstersims, und sprang von dort auf eines der niedrigen Dächer. Es war kaum etwas zu sehen, aber genug um die Karte in ihrer Nutzlosigkeit zu bestätigen. Nur die einstige, im Rechteck laufende Marktstraße entsprach der Darstellung.
  9. Die Magie hatte wie ein Leuchtfeuer gewirkt, dass den Ödlandchampion anscheinend die ganze Zeit über dorthin wandern ließ.
  10.  
  11. Die mehrstöckigen Häuser im äußeren Marktring waren deutlich höher und massiver als die Mietskasernen und Hütten der ärmeren Teile des Bezirkes. Sie boten Djann einen hervorragenden Schleichweg, auch wenn der Speer das Weitergehen hier etwas schwieriger machte.
  12. Durch ein offenes Fenster fand sie ihren Eintritt, und lief weiter in Richtung des Signals.
  13. Sie schaute sich kurz nach möglichen, verbleibenden Einwohnern um.
  14. Auch hier waren die Wohnungen spärlich ausgestattet und die Häuser ganz ihren Bewohnern überlassen. Provisorisch hochgezogene Wände zur Teilung der Zimmer und in die Mauern geschlagene Durchgänge machten die Bauten zu einem zusammenhängendem Komplex, welcher sich wie ein Ameisenbau zog.
  15. Von einem der Fenster, welche zum Inneren des Marktringes geöffnet waren, war eine Überbrückung zwischen dem Inneren und Äußeren Gebäudering zu sehen.
  16. Djann bahnte sich ihren Weg dorthin und kam der Magiequelle näher. Sie zog sich auf dem Weg die Lederne Kappe über. Die eingearbeiteten Metallplatten sollten im bevorstehenden Gefecht zumindest einem sofort tödlichen Einstich vorbeugen.
  17. Das Innere der Überbrückung war in besserem Zustand als der Rest, aber auf der anderen Seite war die Tür komplett mit Brettern zugenagelt.
  18. Sie ging voran um die Barrikade zu überprüfen und hoffentlich einen leiseren Weg als rohe Gewalt daran vorbei zu finden.
  19. Auf halbem Wege fiel der Boden plötzlich weg. Zur Mitte der Überbrückung tat sich ein Loch auf, durch das Djann mit den losen Steinen zusammen durchfiel.
  20. Der Sturz von knapp drei Metern konnte nach hinten unverletzt abgerollt werden. Die Brocken zermatschten beim Aufprall als wären sie aus nassem Ton.
  21. Dann schlug ihr Instinkt wieder aus -
  22. Djann hatte keine Zeit sich zu sammeln, und stieß die Speerspitze durch die Staubwolke hindurch, in die Richtung der herannahenden Schritte. Die Klinge traf auf etwas hartes und glattes, und rutschte weiter bis sie sich in einem Stoff verhedderte. Sie zog wie mit einer Angelrute an ihrem Ziel und drückte den Schaft quer mit beiden Händen ihrem Kontrahenten entgegen, um ihn zu Boden zu ringen. Dieser wehrte sich hektisch und schlug mit seinem freien Arm diagonal aus, woraufhin Djann die Klinge mit dem Schaft parrierte und ihrem Gegner einen Tritt mitten in den Bauch versetzte.
  23. Der Stiefel traf schallend auf Metall, und der Speer befreite sich aus dem Mantel des nach hinten strauchelnden Kriegers.
  24. Er war komplett in einen stählernen Plattenpanzer gehüllt, sein Gesicht unter einem Topfhelm verborgen, und er trug einen nun zerlöcherten, roten Kapuzenmantel. Seine Aufmachung war eher wie die eines ausländischen Ritters, und sah bereits gebraucht aus. Die Rüstung war prunklos und ohne irgendwelche Wappen.
  25. Seine Waffe war ein langes, gerades Schwert, knapp anderthalb Meter lang, aber nicht sehr schwer aussehend.
  26. Dennoch, die ganze Gestalt strömte Magie aus.
  27. Er ging wieder in eine wenig professionelle Kampfhaltung, und wartete auf Djann's Reaktion. Beide waren etwa fünf Meter voneinander entfernt, und musterten Einander. Die kleinen Lücken an Nacken, Achseln und Visier ließen eine mögliche Passage für die spießartige Speerpitze, aber der restliche Körper war praktisch unverwundbar. Djann war deutlich weniger geschützt. Sie wusste, ein direkter Schlagabtausch wäre gefährlich und würde mit einem großen Magieaufwand einhergehen. Bevor sie sich für eine Fluchtroute entscheiden konnte, wagte ihr Kontrahent bereits den Ansturm – Mit dem Schwert hoch über dem Kopf erhoben und einen weiten Schwung ausführend kam er mit donnernden Schritten angerannt. Die Bewegungen waren vorhersehbar und ungeübt, so konnte Djann der Klinge ausweichen und mit dem Hinterende des Schaftes einen heftigen Schlag auf den Helm landen, dann einen Tritt in die Seite, um sein Gleichgewicht zu stören.
  28. Ihr Gegner müsste nun seine Entscheidung bereuen, dicke Rüstung in der Nukaanischen Hitze zu tragen, als er benommen herumtorkelte.
  29. Er war völlig fertig, und Djann vollendete ihren Triumph zügig mit einem Stoß in den Visierschlitz.
  30. Die Klinge drang bis zur hinteren Wand des Helmes durch. Die schiere Wucht ließ sämtlichen Wiederstand im Schädel wie nichts erscheinen.
  31. Er blieb wie vor Schock einfach starr stehen, und aus dem sauberen Einstich tropfte noch nicht einmal Blut.
  32.  
  33. Djann zog den Speer wieder raus, und der Ritter kippte langsam, sich aus seiner Starre befreiend.
  34. Dann griff seine Hand zum Speer, und umklammerte ihn wie eine Rohrzange.
  35.  
  36. Der Ritter zog den Speerschaft mitsamt Djann zu sich, bevor er mit der linken das Schwert in ihre Richtung stieß. Djann drehte sich schnell zur Seite, aber die schmale Spitze bohrte sich trotzdem mit beachtlicher Kraft in das Leder, und eine ganze Daumenlänge weiter in ihren Rippenbogen.
  37. Sie ließ augenblicklich vom Speer ab und sprang zurück, bevor die Klinge weiter eindringen konnte. Es war ein Gefühl, als ob man einen glühenden Schürhaken in die Brust gestochen bekam, das Atmen war schmerzhaft geworden, und es fühlte sich an als ob Luft entweichen würde.
  38. Sie spürte einen Anstieg von Magie um sich herum und verfiel in Panik.
  39. Es war nicht der gesuchte Champion, Djann wusste dies bereits. Aber der Gedanke, dass dieser sich ein solches Ungeheuer untertan gemacht hat, ließ sie schaudern. Selbst die vorherigen Champions waren sterblich.
  40. Djann sah sich nach einer Fluchtroute um, aber die Zugänge zu den Nebenstraßen waren von Lehmmauern blockiert. Auf den Dächern lauerte etwas, die ausströmende Energie war unverwechselbar – Kleine, unförmige Klumpen regten sich wie lebendig gewordene Burgzinnen, plumpe Ärmchen streckten sich nach oben. Und dann hagelte es.
  41. Faustgroße Brocken kamen wie Trommelschläge auf den Boden eingeschlagen, und landeten einen Treffer nach dem anderen auf Djann. Ihre Magie erschöpfte sich allmählich bei dem Versuch, dem Geröll standzuhalten, während sie durch die Straße rannte und nach einem Fluchtweg suchte. Der Ritter folgte bereits dicht auf, als Djann einen Ladeneingang im inneren Ring entdeckte. Die selben Klumpen türmten sich bereits zu einer provisorischen Mauer vor dem Türrahmen, aber wurden von einem Flugtritt auseinandergerissen, bevor sie sich festigen konnten.
  42. Zusammen mit den herumzappelnden Tonklumpen landete Djann im Ladeninneren. Sie überschlugen sich mehrmals nach dem gewagten Sprung. Die Klumpen ließen ihr keine Zeit zum Erholen, sie fanden ihr Form wieder und griffen hastig nach den Füßen des feindlichen Champions, bevor dieser überhaupt wieder auf die Beine kam. Djann zog die Axt aus der Gürtelschlaufe, und setzte dem unbeholfenen Treiben mit ein paar Hieben ein schnelles Ende, wobei sie sich fast selbst auf die Zehen schlug.
  43. Die Häuflein an Ton blieben zuckend liegen. Sie waren durch die Hiebe komplett durchtrennt worden, und konnten sich nicht mehr geordnet bewegen.
  44. Sie strömten einen penetranten Alkoholgeruch aus, und die Schnittflächen waren mit seltsamen glitzernen Körnern durchsetzt.
  45. Von Draußen war das Stampfen des gepanzerten Lakeien zu vernehmen, woraufhin Djann über die Treppe auf das Dach flüchtete. Hier waren keine der Golems zu sehen, und auch die anderen Dächer im inneren Marktring schienen frei zu sein. Ein kleiner Anbau auf dem Dach des Laden bot einen Sichtschutz zum äußeren Ring, sodass nun kein Steinhagel mehr zu befürchten war.
  46.  
  47. Djann fasste sich an ihre Seite, dort wo das Langschwert eine offene Wunde hinterlassen hatte. Der Schmerz welcher durch die Aufregung vertrieben war, kam jetzt zurück.
  48. Die eingestochene Lunge hatte sich wieder verschlossen, aber Haut und Muskeln waren noch durchtrennt, und der stetige Blutstrom hat die undurchlässige Lederweste bereits gefüllt.
  49. Es blieb kein Zweifel daran, dass das Schwert verzaubert war – die Heilung verlief langsam, und ihre Magie konnte die Klinge nicht aufhalten. Selbst der Schmerz wollte sich nicht lindern lassen.
  50. Die Schirtte von draußen verstummten, er wartete wohl.
  51.  
  52. Der sie umgebende Geruch von wiederlichem Schnapps stammte anscheinend von einem alchemistischen Mittel, irgendeine der Komponenten, aus denen diese Lehmwesen gebaut waren.
  53. Vermutlich war der Ritter nichts weiteres als eine etwas ausgefeiltere Variante dieser Klumpen. Sie zu zertrennen hatte sie außer Gefecht gesetzt, aber eine Metallrüstung wie diese würde solches Vorgehen unmöglich machen. Aber Djann hatte bereits einen anderen Plan.
  54. Der um die Schulter gewundene Bogen war noch trotz des Sturzes intakt, auch die Sehne war der Klinge entkommen. Der Köcher hingegen war fast leer, nur vier Pfeile sind übrig geblieben, die anderen sind wohl beim Fall von der Überbrückung verloren gegangen.
  55. Djann hatte eine Handvoll von dem zähen Ton noch mitgenommen. Von der rötlichen zappelnden Masse packte sie ein winziges Stück auf eine der Pfeilspitzen, und zog ihr Feuerzeug hervor. Sie schlug mit Stahlring und Stein ein paar Funken auf den Ton, woraufhin dieser wie ein Kerzendocht mit grüner Flamme brannte.
  56. Nach ein paar Sekunden wurde das wurmartige Gezittere deutlich langsamer.
  57.  
  58. Es dauerte noch ganze zwei Minuten, bis sich der Ritter wieder in Bewegung setzte. Die metallenen Schritte kamen an den Stufen zum Dach an, bevor Djann sich aus der Deckung warf, und einen glühenden Schuss von der Sehne ließ. Der Pfeil schlug auf ohne Schaden anzurichten, aber verteilte die brennende Masse über das Visier des gepanzerten Kämpfers. Er stürmte unbeeindruckt die Treppe hoch, und riss sich den in Flammen gehüllten Helm von seinem Kopf. Es war eine blanke Lehmfratze, in der Murmeln wie Augen eingesetzt waren.
  59. Es kam an, und vollzog ohne wirklich zu Zielen einen ganzen Sturm aus wilden Hieben, welche Djann quer über das Dach scheuchten. Mit der kleinen Axt konnte sie nicht zuverlässig parrieren, aber ihr Gegner ließ ihr auch keine Lücke zum Gegenangriff. Ein paar Hiebe landeten und schlugen flache Wunden durch das dicke Leder hindurch. Dann griff es wieder nach Djann und holte zum Stich aus, aber sie schlüpfte an der Hand vorbei und verpasste ihm einen Tritt in den Rücken.
  60. Die Klinge bohrte sich in eine Wand, und Djann riss den Lehmkrieger an seinem Umhang nach Hinten, dann spaltete sie den Kopf in einem wilden Schlag. Beide stürtzten nach hinten, der Körper zappelte wild, und ein weiterer Hieb enthauptete ihn komplett.
  61.  
  62. Sie rollte den Besiegten von sich runter und zog sein Schwert aus der Wand. Djann fühlte sich wieder genauso erledigt wie am Vortag, nur kam jetzt noch der Blutverlust hinzu.
  63. Der Adrenalinschub ließ langsam nach, und sie sank von Schmerzen betäubt auf die Knie.
  64.  
  65. Nach ein paar Minuten machte sie sich schlurfend auf den Rückweg.
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