Advertisement
Not a member of Pastebin yet?
Sign Up,
it unlocks many cool features!
- Netzgemeinde, wir haben verloren.
- Was?
- Die Netzneutralität in der EU.
- Warum?
- Weil Internetanbieter besser gestern als heute durch ein Gesetz aufgehalten werden müssen,
- Netzneutralität aus ihren Angeboten rauszustreichen – wie schon im Bereich des mobilen
- Internets gänzlich geschehen, und im Bereich des Festnetz-Internets zunehmend – und das
- EU-Parlament in einigen Monaten absehbar nur 2 Optionen hat:
- Entweder es bringt kein Gesetz zur Absicherung der Netzneutralität auf den Weg,
- oder es nimmt den finalen Gesetzesentwurf aus den Trilog-Verhandlungen an, der absehbar
- ein Tür-Öffner für die Einführung eines 2-Klassen-Internets ist.
- Hä? Aber wir haben doch letzten Frühling erfolgreich darauf hingewirkt, dass sich das
- EU-Parlament für Netzneutralität und gegen ein 2-Klassen-Internet ausspricht...
- Ja, das stimmt schon, bloß ist das nicht das Ende vom Lied.
- Nachdem das EU-Parlament "JA" zur Netzneutralität sagte, indem es für besagten
- Gesetzesentwurf stimmte, landete dieser im EU-Rat. Der EU-Rat sollte ehrlicherweise
- nicht "EU" im Namen tragen, weil er nichts anderes als ein Runder Tisch der
- Regierungen der 28 EU-Mitgliedsstaaten ist; will heißen: Wenn da Scheiße gebaut wird,
- ist nicht "die EU" schuld, sondern je nach Fall England, Deutschland, Italien, etc.
- Und sie haben Scheiße gebaut. Anstatt die Vorlage aus dem EU-Parlament zügig anzunehmen,
- wurde sie erst auf die lange Bank geschoben – an dieser Stelle sei noch mal auf den
- oben angesprochenen Zeitdruck hingewiesen, Netzneutralität in der EU gesetzlich festzuschreiben.
- Dann kam Italien an und sagte "Wisst ihr was ? Lasst uns doch den
- Pro-Netzneutralität-Gesetzesentwurf des EU-Parlaments in den Müll schmeißen, und stattdessen
- diesen Entwurf hier annehmen, den wir – Italien – als Alternative gemacht haben."
- Jener Alternativ-Entwurf war ein Anti-Netzneutralität-Gesetz.
- Aber so richtig kam der Verhandlungsprozess im EU-Rat dadurch nicht in Schwung; doch
- dann kam der Eisbrecher Deutschland und sagte "Wisst ihr was ? Lasst uns doch den
- Pro-Netzneutralität-Gesetzesentwurf des EU-Parlaments in den Müll schmeißen, und stattdessen
- diesen 'Kompromiss'-Entwurf hier annehmen, den wir – Deutschland – als Alternative gemacht haben."
- Jener Alternativ-Entwurf war der netzneutralitäts-feindlichste Gesetzesentwurf, der jemals in
- einem EU-Organ in der Geschichte der EU eingereicht wurde.
- Und wisst ihr was ? Genau der wurde mehrheitlich von den Regierungen der 28 EU-Mitgliedsstaaten
- als offizielle Position des EU-Rats angenommen.
- Nachdem sich der EU-Rat derartig geeinigt hat, stehen die Trilog-Verhandlungen an;
- die Trilog-Verhandlungen sind ein Runder Tisch, an dem das EU-Parlament,
- die EU-Kommission – das ist sowas wie die EU-Regierung – und der EU-Rat einen
- Kompromiss-Gesetzesentwurf aushandeln; Vorlagen für diesen sind der
- Pro-Netzneutralität-Gesetzesentwurf, den das EU-Parlament beschlossen hat, und der
- Anti-Netzneutraliät-Gesetzesentwurf, den der EU-Rat beschlossen hat.
- An diesem Runden Tisch sitzen aber nicht über 800 Personen, sondern nur 3.
- 3 Personen, die die jeweiligen EU-Organe vertreten.
- Das EU-Parlament wird vertreten durch Pilar del Castillo Vera, der EU-Rat von
- einem Vertreter der lettischen EU-Ratspräsidentschaft, und die EU-Kommission von
- dem Digital-Kommissar Günther Oettinger – was alle 3 Personen eint:
- Letztentlich wollen sie alle den Anti-Netzneutralität-Gesetzesentwurf als
- finalen Gesetzesentwurf beschließen, der dann für eine endgültige Abstimmung
- zurück in's EU-Parlament eingereicht wird.
- Die EU-Parlaments-Vertretung, Pilar del Castillo Vera, ist spanische, konservative Politikerin,
- die für den Industrie-Ausschuss das Netzneutralitäts-Gesetzgebungsverfahren führend begleitet
- hat, und im laufenden Prozess dadurch auffiel, dass sie am Anfang dieses Prozesses lauter
- Anti-Netzneutralität-Änderungs-Anträge einbrachte, um den Anti-Netzneutralität-Gesetzesvorentwurf
- der EU-Kommission abzuändern, aber ausdrücklich nicht zugunsten der Netzneutralität.
- Die EU-Kommissions-Vertretung, Günther Oettinger, ist eine Marionette der Großkonzerne,
- die mit dummdreist-ignoranter Inbrunst alles sagt, was ihr Großkonzerne oder Merkel in's
- Ohr flüstern; hier in diesem Fall: ~"Es braucht Überholspuren im Internet, um
- Telemedizin und Steuerung selbstfahrender Autos zu ermöglichen" – dass dieses Argument totaler Humbug
- ist, weil solche kritischen Dienste in ein eigenes, autonomes Netz gehören – wird ja
- bei Steuerung von Atomkraftwerken nicht anders gemacht – und nicht etwa mit in's Internet gehören,
- ist etwas, das leider nie im TV Erwähnung gefunden hat, wenn Oettinger oder Merkel zitiert wurden.
- Und der dritte im Bunde, die Person, die die lettische EU-Ratspräsidentschaft als Vertretung des EU-Rats
- vertreten wird, wird in den Trilog-Verhandlungen zähneknirschend die Position vertreten, die der EU-Rat
- beschlossen hat; zähneknirschend deshalb, weil die lettische EU-Ratspräsidentschaft im EU-Rat sich
- grundsätzlich für Netzneutralität stark gemacht hat, und sich in ihrer Position halt dem Mehrheits-Votum
- im EU-Rat zugunsten eines 2-Klassen-Internets beugen muss.
- Also: Man kann's drehen und wenden, wie man will, die Welt auf den Kopf stellen, zu hunderttausenden
- das EU-Parlament anrufen, dass sie gefälligst nicht zulassen sollen, dass unser offenes, freies Internet
- kaputt gemacht wird; es wird alles nix am Ausgang ändern.
- Diese Schlacht haben wir verloren.
- Vielleicht wäre es anders gekommen, hätten wir von Herbst 2014 an Netzneutralitäts-Demos gemacht, so
- wie die Menschen in Ungarn gegen ihre Internet-Steuer demonstrierten. Vielleicht hätte das die Regierungen der
- einzelnen EU-Mitgliedsstaaten dazu bewogen, keinen Anti-Netzneutralität-Gesetzesentwurf mehrheitlich als EU-Rats-Position
- anzunehmen, sondern den Pro-Netzneutralität-Gesetzesentwurf des EU-Parlaments anzunehmen.
- Aber fest steht eines: Wir sollten uns die Frage stellen, warum wir versagt haben, und wie wir das in Zukunft
- nachhaltig vermeiden können. Denn die nächsten Schlachten stehen schon vor der Tür und um die sieht's gerade
- sehr kritisch aus:
- • EU-Datenschutzverordnung scheint zum Datenschutz-Abschaffungs-Gesetz gekippt zu sein
- • Die guten Urheberrechts-Berichte, die auf ein sozial ausgewogenes und zeitgemäßes Urheberrecht hinwirken, sind im Begriff, durch Änderungsanträge von Konservativen und Sozialdemokraten zu Berichten zu werden, die Urheberrechtsverschärfungen frei nach ACTA empfehlen
- • Die Bundesregierung und die EU-Kommission machen nachwievor Druck, dass die Handelsabkommen TTIP, CETA und TiSA angenommen werden, die durch ihre Mechanismen unsere Demokratie aushebeln, Grundrechte aushöhlen und mittelfristig unabwendbar zu einer Verramschung unserer Sozialstandards führen
- • Keine sozialen Antworten von der Politik auf die Automatisierung unserer Arbeitswelt, die durch die 2 Megatrends Robotik & Künstliche Intelligenz angefeuert wird und bis 2025 50% aller Jobs auf der Welt ersatzlos abschaffen soll
- • Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer schneller und weiter auseinander, was ganz klar die Folge der jetzigen gesetzlichen Rahmenbedingungen unserer Gesellschaft sind
- • Die Klimawandel-Ziele wurden über Bord geschmissen
- • Der Überwachungsskandal wird nicht beseitigt, sondern sogar noch ausgebaut durch mehr Überwachung (Vorratsdatenspeicherung, Etat-Erhöhung für BND, Verschlüsselungsverbot bzw. Schlüsselhinterlegung, etc.)
- • Die Politik gedenkt nicht, Grundlagenforschung im Bereich der Künstlichen Intelligenz massiv zu fördern, wie es Forscher in diesem Bereich erbeten haben – http://futureoflife.org/misc/open_letter – um abzuwenden, dass eine unkontrollierbare Super-Intelligenz entsteht, die sich selbst exponentiell immer schlauer ausgestaltet und dann was auch immer mit der Menschheit machen wird
- Vorschläge – offene Aufzählung:
- • Netzgemeinde ist zersplittert, viel friendly fire und Animositäten – Netzgemeinde muss zusammen halten
- • Es ist immer nur der selbe Kreis von hyperaktiven Netzaktivisten aktiv, der selbst von Jahr zu Jahr schrumpft,
- während der Rest aller, die das Netz nutzen, nix macht – wir alle müssen aufstehen und politisch aktiv werden,
- mithelfen, Augen offen halten, Diskussionsstränge in Foren starten, bei politischen Initiativen mithelfen,
- spenden, Demos in's Leben rufen, zur Teilnahme an politischen Initiativen aufrufen, etc. ... besonders
- große Youtuber
- • Vielleicht muss man irgendwie eine Meta-Struktur schaffen, die die Netzgemeinde eint und die einfach da ist, und
- bereit ist, falls irgend ein Mist in der Zukunft wieder mal auf uns zukommt, weil zu viele Leute Output von Propaganda-Medien unreflektiert schlucken und Parteien wählen, die nicht Politik für die Bevölkerung machen, sondern für Großkonzerne, und Politik machen, um ihre Machtfantasien zu befriedigen.
- Bedenkt, Leute, es geht hier um unsere Zukunft.
- Wir können natürlich weiter dösen und schlafen und passiv bleiben und uns selber gegenseitig beschimpfen wie schlecht wir doch sind, aber dann müssen wir uns nicht wundern, wenn wir dann eines Tages in einer Konzerndiktatur aufwachen, wie sie die Welt noch nicht in echt gesehen hat und wie sie Cyberpunk-Literatur skizziert hat – https://de.wikipedia.org/wiki/Cyberpunk .
- Also, bekommt mal euren Arsch hoch, Leute.
- Von nix, kommt nix. Seid der Wandel, den ihr sehen wollt.
- 2012 zu ACTA-Zeiten hat's doch auch geklappt...
Advertisement
Add Comment
Please, Sign In to add comment
Advertisement