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Drachenlord III

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Jul 19th, 2016
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  1. Link zum ersten Teil: http://pastebin.com/YdU1QJXt
  2. Link zum zweiten Teil: http://pastebin.com/WBjf8m5i
  3.  
  4. Eine von Rudis ganz besonders schlauen Ideen war der Verzicht aufs Internet. Gut, wer soll einem ambitionslosen Proleten auch Emails schreiben wollen; welche Nachrichten oder Wissensressourcen über die Welt soll auch einer nutzen, der fest davon überzeugt ist, alles eh schon besser zu wissen? Rudi wäre nur damit konfrontiert worden, wie klein und erbärmlich seine Welt eigentlich wirklich ist, also entscheidet er kurzerhand, dass ihm die größte Erfindung der Moderne nicht ins Alptraumhaus kommt und damit basta.
  5. Kaum wird er eingebuddelt, hält das Internet Einzug in der Drachenschanze.
  6. Und ein immerhin schon volljähriger Jungmann, dem bislang als Wichsvorlage nur die Unterwäschemodelle aus dem Quellekatalog zur Verfügung standen, kann endlich die für seine Generation längst obligatorische Pornosozialisierung nachholen – und schießt sich prompt den ohnehin schon gestörten Trieb rettungslos kapott.
  7. Das Internet ist der letzte Baustein in dieser entscheidenden Lebensphase von Reiner. Die Herrschaftsübernahme in der Schanze, absolute Pflichtfreiheit und jede Menge Tagesfreizeit gepaart mit für Reinersche Verhältnisse haufenweise Kohle haben schon dazu geführt, dass er seine Situation fatal fehlinterpretiert hat: Anstatt zu erkennen, dass ohne feste Arbeitsstelle und familiären Rückhalt seine Zukunft in ernster Gefahr ist, erklärt er sich selbst zum ‘Lord‘ und lässt sich von einer Blase minderjähriger Nichtsnutze als Partykönig feiern, der in der Schimmelburg seine Vasallen mit Schnaps freihält und etwa aufkommende trübsinnige Gedanken einfach brüllend aus der Rübe schüttelt, bis sie rot anläuft.
  8. In diese aus Selbstüberschätzung erzeugte Hochphase wird dann noch der Weg ins Internet frei und zu dem, was Reiner zum ganz großen Glück noch fehlt:
  9. PUUUSSIES! Weiße Pussies, schwarze Pussies, spanische Pussies, gelbe Pussies, heiße Pussies, kalte Pussies, nasse Pussies, stinkende Pussies, haarige Pussies, blutige Pussies, bissige Pussies, Seidenpussies, Samtpussies, Nylonpussies, sogar Pferdepussies, Hundepussies, Hühnerpussies. Und Reiner guckt sie sich alle an und schrubbelt sich dabei den Pimmel kurz und klein.
  10. Soviel Spaß man als Meddler auch haben kann, ist diese Subkultur eine ziemlich deutliche Männerdomäne. Die Meddlpussy an sich ist eine seltene Sorte und wird meistens innerhalb einer Meddlerclique wie ein Wanderpokal herumgereicht – freilich nur unter den erfolgreichen Toppmeddlern. Quallemänner wie Reiner haben da natürlich keine Chance. Das Internet ist dagegen ein Wunderland, in dem es Pussies an jeder Ecke gibt und alle sind sie willig und dauergeil.
  11. Für Reiner ist Sex untrennbar mit dem Internet verbunden. Wenn sowas ginge, wären er und das Internet längst im Bett gelandet. Man denke daran, dass er mit der Drachenlady nicht einfach irgend einen romantischen Bockmist versuchen und versemmeln konnte; seine Avancen bestanden darin, sie ins Internet zu locken. In dem exakten Moment, in dem er drauf und dran war, von Ariellers heißen, lüsternen Lippen zu kosten, surfte er auf Youtube herum. Über seine Seggsschreib-Eskapaden und den Heiratsantrag muss man an dieser Stelle wohl keine Worte mehr verlieren.
  12. IRL hat Reiner mit Weibsvolk überhaupt keine Erfahrung. Die könnten ebensogut auf dem Mond leben, Reiners Sphären kommen mit denen der Weiblichkeit nicht in Berührung. Dahingehende Versuche scheitern kläglich, da bleibt der Pimmel einfach schlaff.
  13. Im Internet und fürs Internet dagegen steht der Fisch so kerzengerade, wie der Fisch halt stehen kann.
  14. Der psychsomatische Narzissmus hat eine sexuelle Komponente, die mit einer Verschiebung oder Ununterscheidbarkeit von Subjekt und Objekt der sexuellen Begierde zu tun hat. Vor Verbreitung der Selbstaufnahme war typisch narzisstisches Verhalten, das eigene Gemächt im Spiegel zu betrachten. Reiners Späherbilder sind ziemlich dasselbe. Sie entstehen nicht für eine andere Person, sie sind Ergebnis einer Situation. Wird Reiner von Wollust überwältigt und resultiert diese Wollust in einer Erektion, nimmt er ein Beweisfoto davon auf, für später, fürs Internet. Ein echter Narzisst würde solche Aufnahmen auch als Wichsvorlage nutzen können, denn er verschiebt wie gesagt die Grenzen zwischen Objekt und Subjekt seiner Begierde, bis alles durcheinandergerät. Wenn Reiner tatsächlich von den eigenen Späherbildern geil wird, ist ihm das vermutlich nur ein weiterer Beweis für seine zusammen-gesponnene Bisexualität. Bemerkenswert ist weiterhin, dass sich seine Zeigefreudigkeit vermutlich dergestalt psychosexuell einsortieren lässt, seine Offenheit oder Freizügigkeit genannte Schamlosigkeit ebenso vermutlich nicht. Die ist einfacher erklärt als Folge seiner Vereinsamung: in der Verwahrlosung, die durch Abwesenheit sozialer Kontakte entsteht, verlernt Reiner zusehends, was sich gehört und was nicht – selbiges gilt übrigens für sein Essverhalten. Der nächste Schritt ist dann das bereits beschriebene Kompensationsverhalten, das aus jeder beliebigen Eigenschaft eine lobenswerte Besonderheit bastelt, die er sich dann auf die Fahne schreibt.
  15.  
  16. Die Frauen, die Reiner aus dem Internet herausfischt, sind keine realen Personen, die mit ihm auf einer Ebene existieren könnten. Er ist halt was Besonderes. Er sieht die Frauen und sie benehmen sich so, wie er sich das Benehmen von Frauen wünscht: Sie zeigen ihm die Fut und lassen sich ficken. Dass es sich um Darstellerinnen handelt, registriert er nur nebenbei.
  17. Trifft er Frauen auf anderen, also nicht-pornographischen Internetseiten, ändert sich jedoch nichts an ihrer Existenz als „Frauen im Internet“: Sie haben eine Fut und Reiner will sie sehen.
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  19. Die Wichsmarathons, mit denen Reiner seine verspätete Ankunft im Internet zelebrierte, haben ihn auf zweifache Weise konditioniert: Zum einen haben sie Reiner gelehrt, dass das Internet ein herrlicher Ort ist, an dem er Triebabfuhr und Lustgewinn erleben darf. Diese Lektion wird in Teil IV noch eine Rolle spielen.
  20. Zum anderen wurde das Internet seine Anlaufstelle, wann immer er von der Wollust eines Jungmannes überwältigt früher zum Quellekatalog gegriffen hätte. Aber jetzt öffnet Reiner, wann immer der Späher zuckt, den Brauser. Das hat zur Folge, dass er das Internet sexualisiert hat.
  21. Frauen im Internet sind also Sexobjekte. Weil sich Objekt und Subjekt in Reiners Spatzenhirn ständig verschieben und durcheinandergeraten, sind sie auch Sexsubjekte. So dient er sich regelmäßig als eine Art Erfüllungsgehilfe weiblicher Lust an, als ein Objekt, an dem ein supponiertes Subjekt sich abregen kann – freilich nur, um dieses Objekt dann mit Anerkennung und Lob für die vollbrachte Leistung zu überschütten. In dieses Wirrwarr gehört Reiners hartnäckiges Verlangen danach, von einem Subjekt/Objekt gesagt zu bekommen, dass sein Seggsgeschreibsel es zum Abspritzen gebracht habe. Im betreffenden Dialog wählte er aussagekräftig übrigens die Anrede “Frrrau“. Einfach Frau.
  22. Etzadla doch noch ein Wörtchen zu Reiners Seggsschreiben: Diese bestehen ausnahmslos aus stümperhaften Versuchen, hundertmal gesehene Standard-Pornoszenen in Text zu verwandeln. Wie der Rest seines Vokabulars sind sie völlig abgegriffene, generische Versatzstücke, Sprechblasen, Worthülsen. Und als ob er das wüsste, beeilt sich Reiner jedes Mal, bevor er wieder abgegriffene Textbausteine aufeinanderstapelt wie ein Besoffener, der nach zehn Bier versucht mit Legosteinen zu spielen, zu behaupten, seine Seggsschreiben seien ja sowas von hochgradig individualisiert und deshalb besonders wirkungsvoll.
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  24. Die Internetfrau, die auf ihn reagiert, ist Sexualobjekt und -subjekt zugleich. Objekt, weil er fest davon ausgeht, dass sie ihm wie alle anderen Internetfrauen alsbald die Fut zeigen wird, weil alle Frauen im Internet halt ständig spitz wie Nachbars Lumpi sind. Das weiß er genau, da kennt er sich aus. Subjekt, weil er ihnen genüsslich zu Willen sein will, damit sie ihn dafür bewundern. Die Späherbilder liegen ja schon bereit und für Reiner bedeutet es Lustgewinn, diese Momentaufnahme des voll funktionsfähigen Spähers dorthinein zu stecken, wo er ihn reinstecken will: ins Internet. Er selbst als Objekt seiner eigenen psychosomatischen Begierde macht sich zum Objekt der supponierten Begierde der Internetfrau. Diese wird dadurch zum Subjekt aufgewertet, damit sie Reiner die Anerkennung zollen kann, die er braucht. Diese Anerkennung muss, damit sie wertvoll ist, damit sie funktioniert, eben von einem Subjekt kommen, das er als solches ermächtigt hat.
  25. Und weil es sich bei dem reagierenden Gegenüber um eine Internetfrau handelt, ist es auch völlig gleichgültig, ob es diese Frau auch IRL gibt. Ein reales Treffen mit dieser Frau würde Reiner sowieso nicht verkraften, es würde keinesfalls so ablaufen, wie er das gerne hätte. Denn dass es keine Frau gibt, die zur Schanze kommt und ihm dort die Fut zeigt, ist ihm (oder zumindest einem Teil von ihm) inzwischen klar. Und wenn es eine solche Frau gibt, könnte er nichts mit ihr anfangen. Denn zum Späher wird sein stinkendes Fischlein nur im Internet. Und dort kann es wieder und wieder und wieder mit demselben Lustgewinn in die Internetfrau gesteckt werden. Egal welche. Das ist ja keine echte Frau, es ist immer wieder nur eine Inkarnation der Internetfrau.
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  27. Einwand: Die von RBS interviewte Dame, die Reiner auf Deubel komm raus in die Schanze locken wollte. Das war keine Internetfrau wie oben beschrieben, die muss er über ein Medium kennengelernt haben (vermutlich Younow), das Reiners Weltsicht vom Internet abgrenzt und trennt. Schdriemen ist nicht Internet – klingt falsch, macht aber in Reiners Spatzenhirn durchaus Sinn; wird hoffentlich auch in Teil IV erklärt.
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