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Apr 20th, 2018
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  1. Eine Schweizer lournalistin berichtet.
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  3. Als junge Frau war ich zwei Jahre lang Medizinstudentin an der Freien Universität in Berlin. Jetzt, dreißig Jahre später, komme ich wieder in diese Stadt zurück. Nicht als Ärztin, sondern als Journalistin.
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  5. In dreißig Jahren ist viel passiert. Deutschland ist seit 1990 nicht mehr in zwei Staaten geteilt, zwischen West- und Ost-Berlin gibt es keine Mauer mehr. Und Berlin ist jetzt wieder die Hauptstadt Deutschlands.
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  7. Ich fahre mit dem Bus zum Platz der Republik. Das Reichstagsgebäude kenne ich noch gut, aber die große Glaskuppel sehe ich zum ersten Mal. Hier im Reichstag arbeitet jetzt das deutsche Parlament, der Bundestag. Nicht weit entfernt stehen die neuen Regierungsgebäude mit dem Bundeskanzleramt.
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  9. Am Brandenburger Tor war früher die Mauer zwischen Ost- und Westberlin; heute kann ich durch das Tor gehen und bin dann auf der Straße „Unter den Linden". In dieser Straße findet man berühmte Gebäude des alten Berlin: die Humboldt-Universität, die Deutsche Staatsbibliothek, die Deutsche Staatsoper, das Museum für Deutsche Geschichte und viele andere. Die meisten Gebäude hier sehen noch fast so aus wie damals.
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  11. Ich gehe durch die Friedrichstraße und die Leipziger Straße zum Potsdamer Platz. Dieser Platz war nach dem Krieg völlig zerstört, jetzt ist dort alles ganz neu, groß und modern: Die Daimler-City und das Sony Center. In den Cafés, vor den Kinos und in den Einkaufspassagen rund um den neuen Marlene-Dietrich-Platz sieht man jugendliche neben Rentnern, Deutsche neben Ausländern, Künstler neben Bürgern und Geschäftsleuten.
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  13. In einem Cafe treffe ich einen Kollegen des deutschen Nachrichtensenders n-tv. Er hat früher in Ost-Berlin gelebt. Er sagt: „Klar, wir haben jetzt unsere Freiheit, können frei reisen und unsere Meinung sagen, und die Geschäfte sind voll mit Waren. Und das ist auch gut so. Aber nicht alle können die Reisen und die Waren bezahlen. Viele Leute sind arbeitslos oder verdienen zu wenig. Das bringt soziale Probleme und Konflikte. Hier am Potsdamer Platz ist die Atmosphäre optimistisch, aber das ist nicht das ganze Bild."
  14. Später treffe ich einen Studenten. Auch er sieht die Probleme: „Wir in Berlin sind eigentlich sehr tolerant: Jeder kann machen, was er will. Aber es gibt natürlich verschiedene Gruppen, und die haben alle verschiedene Interessen. Und immer mehr Menschen kommen in die Stadt, es gibt bald keinen Platz mehr." Eine Frau am Nebentisch hat uns zugehört. Sie sagt: „Nein, das stimmt doch nicht. Wohnungen gibt es hier genug. Aber die Kriminalität steigt. Hier, gerade heute steht es wieder in der Zeitung."
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  16. Ich denke an früher, an mein Studium in Berlin. Manches sieht noch so aus wie damals, aber trotzdem, die Atmosphäre ist offener geworden. Jetzt wohnen auch die Berliner im westlichen Teil der Stadt nicht mehr eingeschlossen in einem fremden Land, wie auf einer Insel. Sie können Ausflüge in die schöne Umgebung Berlins machen. Und das tun sie auch: Jedes Wochenende fahren Tausende hinaus ins Brandenburger Land und an die märkischen Seen.
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