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Lothar König rüttelt am Gerichtssaal

Mar 20th, 2013
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  1. Sächsische Zeitung online
  2. Mittwoch, 20.03.2013
  3. Lothar König rüttelt am Gerichtssaal
  4. Der Prozessauftakt gegen den Stadtjugendpfarrer aus Jena fiel gestern zwar aus, doch der Mann kam dennoch zur Justiz.
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  6. Von Alexander Schneider
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  8. Zumindest Petrus hat es gestern nicht gut gemeint mit dem Jenaer Stadtjugendpfarrer Lothar König. Im dichten Schneetreiben fuhr der 59-Jährige am Morgen mit seinem VW-Bus und einigen Mitstreitern nach Dresden. Dorthin, wo ihm der Prozess gemacht werden soll für sein wichtiges Engagement gegen Nazis am 19. Februar 2011, wie seine Freunde finden.
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  10. Die Fahrt war eine Strapaze, sagt König später, als er sich im Dresdner Gericht umsieht. Der Mann erfüllt sein eigenes Klischee. Nur im Hemd und barfuß in den Jesuslatschen läuft der bärtige Mann durch die Gerichtsflure und sucht den Saal, in dem sein Prozess an diesem Morgen geplant war. Er klopft und rüttelt auch mal an der Tür, doch sie ist verschlossen. Nur ein Computermonitor verkündet noch den Prozessauftakt. Doch die Information ist längst veraltet. Am Nachmittag zuvor hatte das Amtsgericht Dresden den Beginn überraschend abgeblasen. „Ich habe es um zehn nach halb zwei erfahren. Es hat mich von den Füßen gerissen“, sagt König. Er wisse noch immer nicht, ob er sich darüber ärgern oder freuen solle.
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  12. Anlass für Verschiebung ist ein „Aktenfund“. Königs Verteidiger Johannes Eisenberg hatte am Donnerstag in der Originalakte eine Mappe mit Material entdeckt, das er nicht kannte – Aktennotizen, Lichtbilder und dergleichen mehr. „Be- und Entlastendes“, sagt König und spricht von einem schweren Verfahrensfehler. Da nun die Herkunft des ungeordneten „Konvoluts“, wie es Eisenberg nennt, geklärt werden müsse, wurde der Prozessauftakt vertagt. Möglicherweise auf Dienstag nach Ostern.
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  14. Doch König ist nicht gekommen, um an seinem Saal zu rütteln. Vor dem Haus stehen seit 8.30 Uhr mehrere Dutzend Menschen und demonstrieren für ihn. „Der Prozess gegen Lothar König steht symbolisch für jeden, der angeklagt wird, weil er sich gegen Nazis engagiert. Ihnen allen gehört unsere Solidarität“, sagt die Linken-Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz, die Versammlungsleiterin. An jedem von Königs Prozesstagen solle eine solche Demonstration stattfinden. Neben ihr stärken auch andere Redner König den Rücken. Später wird Tilmann Popp, der Dresdner Studentenpfarrer, vor dem Gericht eine Andacht halten und für König das „Vater unser“ beten. Der Protest gegen Nazis dürfe nicht abgeschreckt werden, sagt Popp.
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  16. Pfarrer König freut sich über die Solidarität und sagt, er wolle vor seinem Prozess mit Äußerungen besser vorsichtig sein. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem schweren Landfriedensbruch am Rande der gewalttätigen Demonstrationen gegen den Naziaufmarsch am 19.Februar 2011 vor. Es wird ein spannender Prozess, denn König will kämpfen.
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