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Klotzscher lehnen Asylbewerberheim in ehemaliger Schule ab

Feb 20th, 2013
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  1. Sächsische Zeitung online
  2. Mittwoch, 20.02.2013
  3. Klotzscher lehnen Asylbewerberheim in ehemaliger Schule ab
  4. Ortsbeiräte und Anwohner befürchten nicht nur ausländerfeindliche Übergriffe.
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  6. Von Kathrin Kupka-Hahn
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  8. In einer hitzigen Debatte mit Sozialbürgermeister Martin Seidel und zahlreichen Anwohnern hat der Ortsbeirat das Asylbewerberheim, das in der ehemaligen Schule an der Wetterwarte eingerichtet werden soll, abgelehnt. Ihr Votum wollen die Ortsbeiräte nicht als Ablehnung gegen Hilfe für Asylsuchende verstanden wissen. Sie hatten zahlreiche Zweifel an dem Standort.
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  10. Dass die Stadt Menschen in dem maroden Haus An der Wetterwarte 34 unterbringen will, kann Ullrich Rischer nicht verstehen. Er wohnt nebenan und weiß davon, dass das Dach des Hauses undicht ist und im Keller Schimmel gedeiht. „An der Seite sieht man richtig, wie das Wasser im Mauerwerk steht“, sagt der Bauingenieur. Das Gebäude soll für 450000 Euro saniert werden, damit zu Jahresbeginn 2014 rund 60 Asylbewerber einziehen können. Als Bauingenieur kann sich Ullrich Rischer nicht vorstellen, wie die Stadt das Haus für so wenig Geld in einen bewohnbaren Zustand versetzen will. „Ich schäme mich dafür“, sagte er am Dienstagabend in der Ortsbeiratssitzung. „In einem Haus, in dem Schimmel vorkommt, kann ich doch keine Familien unterbringen“, pflichtet Ortsbeirätin Silvana Wendt (CDU) bei. Sorgen macht sie sich auch darum, wie der Alltag der Asylbewerber in Klotzsche aussehen wird. Sie hält das Haus für sehr abgelegen. Einkaufsmöglichkeiten gäbe es nicht. Auch die Anbindung an Bus und Bahn sei nicht optimal. Da es weder in den Schulen noch Kindergärten freie Plätze gibt, hält sie es wie viele Anwohner für schwierig, die Kinder weiterzubilden. Zudem befürchten die Klotzscher ausländerfeindliche Übergriffe.
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  12. Sozialbürgermeister Seidel begründete, warum das Heim so wichtig ist so: Die Stadt rechnet damit, dass 2013 rund 554 neue Asylbewerber nach Dresden kommen, etwa 80 mehr als im vergangenen Jahr. Derzeit leben bereits 870 Asylsuchende hier, 534 in Gemeinschaftsunterkünften, 169 in Wohnungen der Stadt und weitere 245 in eigenen Wohnungen. „Wir brauchen dieses Haus dringend, da die Zuweisungszahlen steigen“, appellierte Seidel an die Klotzscher Ortsbeiräte.
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  14. Für die zur Verfügung stehenden 450.000 Euro soll das Erdgeschoss des Hauses An der Wetterwarte 34 brandschutztechnisch saniert werden. Hierbei ist der Einbau von Rauchmeldern und Brandschutztüren geplant. Die großen Klassenräume sollen mit Trockenbauwänden in Bewohnerzimmer unterteilt werden, in denen jeweils bis zu vier Personen unterkommen können. Auch werden Gemeinschaftsküchen eingerichtet und die Sanitäranlagen erneuert. Keller und Dachgeschoss sollen vorerst nicht saniert werden. Seidel versuchte, die Anwesenden zu beruhigen. Um Bildung und Beschäftigung der Kinder würde sich die Sächsische Bildungsagentur kümmern. Sicherheitsrelevante Vorkommnisse seien ihm nicht bekannt. Zudem habe die Stadt gute Erfahrungen mit Sicherheitsdiensten gemacht. Um den Asylsuchenden die Integration zu erleichtern, setze sein Amt auch auf die Zusammenarbeit mit Vereinen und Institutionen. Ortsbeirat Andreas Weck-Heimann (Grüne) befürwortet die Pläne der Stadt. „Ich glaube, dass viele Leute die Asylsuchenden unterstützen werden“, sagt er. Ebenso wie Ortsbeirätin Ursula Roitsch (SPD) konnte er die rigorose Ablehnung einiger Anwohner und Ortsbeiräte nicht verstehen. „Sie macht mich traurig“, so Roitsch.
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  16. Angeheizt worden war die Stimmung bereits im Vorfeld durch die NPD, die Flugblätter in Klotzsche und Weixdorf verteilte. Bereits in der Vergangenheit wurden mehrfach Hetzkampagnen gegen Asylbewerberheime durchgeführt. Dagegen vorgehen können nur Polizei und Ordnungsamt. Ein Einschreiten sei möglich, wenn mit dem Inhalt der Flugblätter Straftatbestände erfüllt werden, heißt es dazu von der Stadt. „Alle Beteiligten in Verwaltung und Politik müssen verantwortungsbewusst mit den Bürgern nach Lösungen suchen, um Extremisten keinen Nährboden zu liefern“, erklärt Pressesprecher Kai Schulz. Das sieht auch Ullrich Rischer so: „Meine Großeltern sind als Flüchtlinge sehr gut in Klotzsche aufgenommen worden.“
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