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KSC-Sportchef Eggimann: "Wir setzen auf Talente, ohne dogmatisch zu sein"

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Jul 4th, 2025
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  1. Neuer Geschäftsführer in Karlsruhe
  2. KSC-Sportchef Eggimann: "Wir setzen auf Talente, ohne dogmatisch zu sein"
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  4. Der Schritt war ungewöhnlich. Mitte April wechselte Ex-Profi Mario Eggimann von der Position des Vizepräsidenten des Karlsruher SC auf die Stelle des Sport-Geschäftsführers. Nun spricht der 44-Jährige über die Ausrichtung des Klubs, die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Mitspieler Christian Eichner und die Ziele für die nächste Spielzeit.
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  7. Etwas überraschend wurde Mario Eggimann Mitte April Sportgeschäftsführer des Karlsruher SC. Zuvor hatte der erfahrene Ex-Profi und zehnmalige Schweizer Nationalspieler, immerhin 126-mal für den KSC, Hannover und Union in der Bundesliga aktiv, bei den Badenern als Vizepräsident fungiert.
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  9. Herr Eggimann, was entgegnen Sie, wenn jemand sagt: Eggimann war mitverantwortlich bei der langen Suche nach einem neuen Sportgeschäftsführer - am Ende bekam Ausschussmitglied Eggimann den Job …
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  11. Zum Prozess kann und darf ich nichts sagen. Wir haben uns von Anfang an darauf committed, dass wir einen gewissen Ablauf durchziehen - und das haben wir getan. Ich war ja nicht alleiniger Entscheider über diese Personalie. Dann wurde ich gefragt, ob ich es mir vorstellen kann, und habe mich entschieden, es zu machen.
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  13. Was ist nun für Sie anders als zuvor?
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  15. Jetzt bin ich mittendrin, als Vizepräsident geht man bewusst nicht immer ganz tief rein, denn dafür sind die Kollegen im operativen Bereich da. Jetzt bin ich auch operativ tätig und in jedes noch so kleine Detail involviert. Das ist ein großer Unterschied.
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  17. Kommen wir zum KSC-Kader. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand?
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  19. Bis jetzt bin ich sehr zufrieden. Wir nehmen bei den Zugängen gerade Tempo raus, weil wir aktuell einen relativ großen Kader haben. Aber es kann schon noch etwas passieren. Das kann sich in die Vorbereitung hineinziehen, denn uns ist wichtig, dass sich die Spieler, die da sind, bestmöglich präsentieren können. Jeder hat die Gelegenheit, sich zu zeigen.
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  21. Wo ist die größte Baustelle?
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  23. Die war auf der Torhüterposition. Wir brauchten einen Ersatz für Max Weiß, der nach Burnley wechselte. Dieses Problem ist gelöst, wir haben mit dem Dänen Hans Christian Bernat vom bulgarischen Erstligisten Botev Plovdiv einen neuen Keeper verpflichtet.
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  25. Vergangene Saison mischte der KSC lange ganz vorne mit, dann gab es eine Leistungsdelle - und der Aufstieg war weg. Ärgert Sie das noch immer?
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  27. Klar habe ich darüber nachgedacht, was passiert wäre, wenn wir den ein oder anderen Punkt mehr geholt hätten in dieser schwierigen Zeit nach der Winterpause. In den vergangenen Wochen ging es mir zu oft um das Budu-Zivzivadze-Abgang-Thema. Was zu kurz kam: Wir hatten mit Luca Pfeiffer und Mikkel Kaufmann zwei Stürmer mit Bundesliga-Erfahrung im Kader. Was wäre gewesen, wenn nur einer verletzungsfrei geblieben wäre, sein Level hätte abrufen können?
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  29. Ihre Situationsanalyse klingt rundum positiv und zufrieden. Heißt: Der Aufstieg ist ein Ziel?
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  31. Das stimmt nicht. Sie ist nicht rundum zufrieden und positiv, sondern zuversichtlich, wenn ich nach vorne schaue. Unser Mannschaftskern ist gut aufgestellt, viele haben viel Erfahrung in der 2. Liga. Es wird auch spannend, was die Jungen zeigen, die noch keine Profis waren. Wir werden Ziele schon noch definieren.
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  33. Sie sagten "sehr zufrieden." Womit besonders?
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  35. Wir haben eine gute Kaderstruktur mit dem bestehenden Mannschaftskern aus der vergangenen Saison. Schön, dass wir Andi Müller bekommen haben. Er ist ein spannendes Element, bei Ballbesitz, aber auch gegen den Ball. Er ist ein Kimmich-Typ, ein Terrier, der die Räume schließt, der viel unterwegs ist. Das ist ein Spielertyp, den wir unbedingt wollten ... Niklas Dühring bestätigt in den ersten Tagen, was wir erhofften. Ein mutiger Außenverteidiger mit Offensivdrang hinter David Herold. Dazu ein Zielspieler mit Roko Simic. Ein Stürmertyp der technisch gut ist, einen guten Abschluss hat und einsatzfreudig ist. Ein junger Spieler mit Riesenpotenzial. Mit Paul Scholl haben wir einen jungen Innenverteidiger, der schnell an das Niveau in der 2. Liga herangeführt werden soll. Da wir in der Verteidigung sehr gut besetzt sind, kann er sehr viel von unseren erfahrenen Spielern wie zum Beispiel Marcel Franke profitieren.
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  37. Trainer Christian Eichner dürfte als eher realistischer Typ wohl kaum vom Aufstieg reden …
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  39. Er ist lange dabei und weiß ganz genau, wie dieses Geschäft funktioniert, daher ist er in seinen Bewertungen realistisch und sachlich. Er hat dadurch eine hohe Glaubwürdigkeit in der Mannschaft. Er sagt auch mal etwas, was nicht jeder hören will. Und das finde ich gut.
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  41. Wie klappt die Zusammenarbeit der Ex-Teamkollegen Eggimann und Eichner?
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  43. Ich finde sehr gut. Sie war vom ersten Moment an sehr offen, sehr ehrlich - und das gegenseitig. Nur im Urlaub haben wir versucht, ihn nicht permanent anzurufen. (lacht)
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  45. Christian Eichner und der KSC befinden sich bereits in der Saisonvorbereitung.
  46. Christian Eichner und der KSC befinden sich bereits in der Saisonvorbereitung.picture alliance / GES/Markus Gilliar
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  48. Hat er Mitsprache- und auch Entscheidungsrecht bei Neuverpflichtungen?
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  50. Die Entscheidung für einen Spieler wird immer im Team getroffen. Aber es wird kein Spieler verpflichtet, den der Trainer nicht will. Das macht aus meiner Sicht keinen Sinn.
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  52. Der KSC hat ein Konzept, das darauf basiert, auf junge Spieler zu setzen, um Transfererträge zu erwirtschaften. Wie konsequent wird es durchgezogen?
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  54. Diese Strategie wird jetzt das erste Mal sichtbar am Beispiel von Max Weiß. Wir wollen junge Spieler entwickeln und dann an dieser guten Arbeit, an diesem guten Job, den wir machen - auch in unserer Akademie -, finanziell partizipieren. Wir setzen auf Talente, ohne allerdings dogmatisch zu sein. Beispiel Andi Müller: Er ist ein gestandener Spieler und hat dennoch einen wirtschaftlichen Wert.
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  56. Apropos neue Spieler. Dafür war Michael Bischof in der Vergangenheit mitverantwortlich, der bis Oktober unter Vertrag steht und sich im Frühjahr für den 1. FC Nürnberg entschieden hat. Dessen Sportvorstand Joti Chatzialexiou hat sich unlängst öffentlich darüber gewundert, warum der Karlsruher SC einen so verdienten Mitarbeiter nicht früher ziehen lasse. Was sagen Sie dazu?
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  58. Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und halten Verträge ein. Und: Wir versuchen, uns zu schützen, denn unsere Mitarbeiter sind top, werden umworben. Uns wurde erst kürzlich ein Top-Scout abgeworben. Wir wollen zeigen, dass es nicht so leicht ist, unsere Leute zu bekommen. Wir wollen niemanden bestrafen, aber ein Signal geben, auch nach innen.
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  60. Wurde vom 1. FC Nürnberg eine Ablöse geboten?
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  62. Ginge es um Geld, hätten wir Michael Bischof freigestellt. Und uns wurde keine Ablöse geboten.
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  65. Interview: Peter Putzing
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