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Jun 9th, 2018
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  1. Pietro Supino, ich frage mich ob du meine Texte liest
  2. Jessica Jurassica am Samstag den 9. Juni 2018
  3.  
  4. Mein lieber Pietro Supino.
  5.  
  6. Ich habe letzte Woche mein Personalblatt an die Human Resources der Tamedia in die Zentrale nach Zürich geschickt, A-Post sogar, einen ganzen verdammten Stutz ist es mir Wert gewesen. Endlich gehöre ich auch dazu, zu dieser einen Tamedia-Erfolgsgeschichte, zu deiner Erfolgsgeschichte. Du hast Tamedia grossgemacht. Dir verdanke ich, dass ich jetzt schreiben darf, in einem öffentlichen Medium, mit Reichweite und Leserinnen und sei es nur im digitalen Untergrund einer Lokalzeitung.
  7.  
  8. Eine andere Sache: Wie alt sind deine Söhne, sind sie hot und sind sie schon alt genug für naja du weißt schon, aber ich kann auch noch warten. Ich würde gerne einen männlichen Nachkommen von dir kennen lernen und vlt heiraten eines Tages und irgendwann übernähme ich, deine Schwiegertochter, dein Amt und würde als Verwaltungspräsidentin Tamedia mit starker und strenger Hand führen, immer mit Haltung und alle hätten Respekt vor mir, trotz den knapp 1.60 Körpergrösse und der Vagina mit der ich geboren wurde. Und dein Sohn, mein Mann, er gebäre mir zwei Kinder oder drei, sässe zuhause, der Putzfrau beim Putzen zuschauen, bei einem Glas Rotwein oder drei und Prozac um die Stimmung hochzuhalten, hin und wieder Tennis mit den Boys oder Golf. Ich in diesem einen turnhallengrossen Büro, die Füsse auf’m Tisch, zwar nur Schuhgrösse sechsundreissigeinhalb, aber das spielt keine Rolle. Ich wär so eine richtig bodenständige Führungskraft mit einer lockeren überheblichen Art, die knapp nicht reicht, dass meine Untergebenen mich verachten könnten. Ich wär eine richtige Aufsteigerin, von nirgends kommend, vom Land, von den Aussteigern, straight to the top, straight to successs.
  9.  
  10. Es wär’ der fucking American Dream, Prosecco jeden Tag und einen ziemlich sexy Assistenten. Manchmal vielleicht mal eine Nase vom Glastisch ziehen, oder vom Sixpack des Assistenten, für den Workflow und dann wieder fröhlich in Startups investieren oder in Internetplattformen, weil das ist die Zukunft, weil das ist innovativ und dann zuschauen wie das Geld auf’s Konto fliesst, die Füsse auf’m Tisch. Im Sommer dann mit dir, meinem Schwiegervater, auf die Jacht im Mittelmeer, bei Sonnenuntergang jovial über die Arbeit talken während Supino Junior die Kids zu Bett bringt und sich in seine Valium-Bubble zurück zieht.
  11.  
  12. Die Füsse auf’m Tisch wie 1 Vorstandspräsidentin (Schuhgrössen sechsundreissigeinhalb)
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  14. Bis dieser Traum aber in Erfüllung gehen kann und deine Söhne alt genug sind, beginne ich hier mal als Tellerwäscherin für knapp zweihundert Stutz im Monat, ein bisschen mehr als unbezahlt, aber immerhin. Und vielleicht kommt alles ganz anders, wir erhalten alle die Kündigung, der Blog wird vom Netz genommen und Ende. Ich täte dann Schrott auf Ricardo versteigern oder würde mich auf Sexup.ch vermarkten, damit ich dir trotzdem nahe sein kann, weil dir nicht nur Zeitungen, sondern auch der eine oder andere vielversprechende Internetmarktplatz gehört.
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  16. Aber das wäre schade, denn egal wie uninteressant dieses KulturStattBern im Vergleich zu gewinnbringenden Internetplattformen für Escort Girls und Gebrauchtwaren, die niemand braucht, für dich sein mag, ist das, was hier passiert wichtig. Gäbe es diesen Blog nicht, würde manches gar nicht erst gedacht werden oder die Gedanken blieben halbgekocht in der Küche stehen. Manche Diskussionen würden nicht geführt werden oder halt um eine Stimme ärmer, mancher kulturelle Anlass würde nicht gewürdigt und sofort wieder im urbanen Kultursumpf versinken.
  17.  
  18. Deshalb, lieber Pietro Supino, schreibe ich doch lieber einfach für diesen einen Kulturblog im Untergrund der Tamedia, im Bauch des Mutterschiffes und ich freue mich, jetzt offiziell Teil von KulturStattBern zu sein. In den Monaten, die ich hier als unbezahlte Praktikantin verbringen durfte, habe ich die Bescheidenheit, Leidenschaft, das Keinen-Fick-Geben und den Scharfsinn dieser Krew zu schätzen gelernt, also schliesse ich mich ihr gerne an und steuere noch etwas Femofotzigkeit hinzu.
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  20. Richte deinen Söhnen Grüsse aus, sie sollen sich eine andere suchen, eine, die sich besser als Schwiegertochter eignet, die aus gutem Hause kommt und keine Drogen konsumiert und nicht so vulgär spricht, weniger (oder andere) psychische Probleme hat. Eine, die diskret vor sich hin menstruiert.
  21.  
  22. XOXO
  23.  
  24. Jessica Jurassica
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