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Jul 26th, 2022
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  1. Mehr Geld für mehr Transparenz: Christoph Gröner bietet KSC Hilfspaket für Spielerkäufe an
  2. Christoph Gröner, der mit der CG Elementum als Titelsponsor engagiert ist, hat sich beim KSC rargemacht. Dem sportlich schlingernden Fußball-Zweitligisten hat er angeboten, sich stärker zu engagieren und Spieler zu finanzieren. Natürlich hätte er dafür Bedingungen.
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  4. Nach Christoph Gröner hätte man die Uhr stellen können. In einem Büro am Karlsruher Firmensitz der CG Elementum ist er nun in seinem Element. Hitzefest. Diszipliniert. Im Designeranzug.
  5. Der CEO der Gröner Group redet nicht nur, er verrät auch vieles. Über sich und seine Welt – und über das Sponsoring beim Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC, den er zwei Tage später mit 2:3 gegen den 1. FC Magdeburg verlieren sehen wird.
  6. „Es gibt kaum jemanden, der weniger Ahnung vom Fußball hat als ich“, erwähnt Gröner sicherheitshalber. „Aber finanziell können wir viele Dinge bewegen.“
  7. CEO der Gröner Group ist aufgewachsen in der Karlsruher Südstadt
  8. Schnell ist klar: Gutes zu tun und darüber zu sprechen, ist Gröner ein Leichtes. So betont er sein Sendungsbewusstsein als nachhaltig denkender Bauunternehmer. Spricht offenherzig über sein Aufwachsen in der Karlsruher Marienstraße 84, wo der elterliche Kühlschrank selten voll war und sein gebrauchter Kadett vor der Türe später bis zum Studienende durchhalten musste.
  9. Heute, da er 41 Porsches besitzt, funktionieren sie als Narrativ eines Selfmade-Multi-Millionärs der Top-Kategorie, die Verweise auf die Erfahrungen des Maschinenbaustudenten der TU Kaiserslautern als Lagerarbeiter bei Peek & Cloppenburg, auf dem Bau und mit Schweißgeräten unter Autos werkelnd.
  10. Gröner erwähnt Zuschriften junger Leute, die ihn aus dem Fernsehen kennen. „Sie schreiben mir, sie würden auch gerne so reich werden wie ich. Dass sie mit dieser Haltung tot sind, bevor es losgeht, schreibe ich ihnen zurück und dass sie tun sollten, was sie lieben. Wir lieben, was wir tun. Keiner von uns ist irgendwann aufgestanden und sagte: Wir wollen reich werden.“
  11. Eine Million jährlich für Sponsoring beim KSC
  12. „Wir“, das sind er und der KSC-Vizepräsident Martin Müller, der zum Interview mit den Badischen Neuesten Nachrichten an der Seite seines Geschäftspartners sitzt.
  13. Die CG Elementum und Müllers GEM Ingenieursgesellschaft sind Töchter der Gröner Group. Sie teilen sich im zweiten Jahr und mindestens bis 2024 die Trikotbrust des Zweitligisten als Werbefläche.
  14. Eine Million Euro jährlich kassiert der KSC dafür. Eine Kleinigkeit für einen wie Gröner, dessen Privatvermögen auf 80 Millionen Euro geschätzt wird und der mit seiner Gruppe aktuell 36 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 3,5 Milliarden Euro umsetzt, sechs davon in Karlsruhe.
  15. Mission: Lebensräume und Arbeitsumgebungen schaffen
  16. Seit er tags zuvor seinen kurzen „Jahresurlaub“ mit der Familie in Ahrenshoop an der Ostsee beendet hat, geht es bei Gröner wieder wie im Akkord. Direkt nach dem einstündigen Gespräch wartet sein Pilot zum Abflug nach Berlin. Die Gröner Group hat dort, im Stadtteil Charlottenburg, ihren Hauptsitz. Seit fünf Uhr sei er auf den Beinen, bis zehn Uhr am Abend werde ein Termin den nächsten jagen.
  17. So will er das, und so gehe das 365 Tage im Jahr, erzählt der vierfache Vater, der die im Raum stehende Frage, warum er es nicht ruhiger angehen lässt, gleich abräumt: „Ich bin 54, kann überlegen, wie lange meine Schaffenskraft reicht und wie lange ich noch lebe. Da muss schon etwas stehen, was einem sinnvoll erscheint, wofür man sein Leben einsetzt.“
  18. Seine Mission sei es, „Lebensräume und Arbeitsumgebungen für Menschen zu schaffen, die in ihre Welt passen“. Bezahlbar auch für Menschen mit durchschnittlichem Einkommen, dazu mit deutlich verringertem CO2-Ausstoß. „Wenn Sie sich vor Augen führen, dass wir Teil einer Industriewirtschaft sind, die hier federführend beziehungsweise beispielgebend vorangehen und Lösungen entwickeln kann, dann hat man seinen Grund morgens zwischen vier und fünf Uhr aufzustehen.“
  19. Kevin Kühnert nannte Christoph Gröner einen „Oligarchen“
  20. Klingt edel, altruistisch und zwangsläufig wie aus einem Imagemagazin der CG Elementum. In seiner Branche aber wird nicht mit Wattebäuschchen um sich geschmissen – und jeder weiß das. Der SPD-Politiker Kevin Kühnert nannte Gröner vor Jahren in einem TV-Streitgespräch bei „Hart aber fair“ einmal einen „Oligarchen“.
  21. An Gröner, 1,92 Meter groß, breites Kreuz, energisches Kinn prallen diese Nachreden und Anfeindungen ab, als wären sie nichts. Vom Berater Gerhard Schröder trennte er sich wegen des russischen Angriffs in der Ukraine und der Weigerung des Ex-Kanzlers, sich von Wladimir Putin zu distanzieren. Den früheren Kanzleramtschef und Bahn-Vorstand Ronald Pofalla holte er im Mai in den Vorstand der Gröner Group.
  22. „Ich komme aus dem Mittelstand, bin spießig, glaube an Gott, nicht an Zahlenspielerei.“ So definiert er sein Verständnis von Wirtschaften. Will man von ihm wissen, wo er denn nun spießig sei, fallen ihm so einige Beispiele ein.
  23. Sie geraten ihm zu einem Manifest des Spießertums. Auch dass er „Tradition“ und „Innovation“ nicht als Widerspruch versteht, zählt er dazu. Damit liefert er die Überleitung zum Transformationsprozess beim KSC, dessen Motor der Stadionbau ist.
  24. Gröner sieht „Wirtschaft“ in Sachen KSC „gefordert“
  25. „Wenn der Verein nur an Tradition festhält, wird er nicht weiterkommen. Wenn er nur Innovation betreibt, ist er einer dieser sogenannten Plastikvereine.“ Er führt den Gedanken fort: „Wir glauben, wenn wir in den KSC investieren, investieren wir in unseren künftigen Mieter in Karlsruhe, in unsere Unternehmerkolleginnen und Unternehmerkollegen. Wir investieren in diese Gesellschaft.“
  26. Die Stadt wisse ja auch, wieso sie investiert, schließlich habe sie in Form von Arbeitsplätzen und wirtschaftlichem Wachstum die größte Rendite daraus, erwähnt Gröner.
  27. Der Bau, er komme spät, aber, so hofft er, noch rechtzeitig. „Insofern ist auch die Wirtschaft gefordert, dort Unterstützung zu gewähren, denn ein Fußballverein kann keine rein kommunale Angelegenheit sein.“ Ganz bewusst platziert er nun, dass auch er beim KSC demnächst mehr machen würde. So man ihn überhaupt danach frage.
  28. Bedingungen für die Finanzierung von Spielern
  29. Was er konkret meint, ist das, worüber Gröner am Sonntag am Rande der Niederlage gegen Magdeburg mit Müllers Beiratskollegen gesprochen hat.
  30. Darüber hinaus können wir uns vorstellen und würden dafür bereitstehen, Spieler zu finanzieren, die derzeit außerhalb der Möglichkeiten sind.
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  32. „Wir würden unser Engagement gerne beibehalten und fortsetzen. Darüber hinaus können wir uns vorstellen und würden dafür bereitstehen, Spieler zu finanzieren, die derzeit außerhalb der Möglichkeiten sind. Wir sehen uns in der Lage, einen signifikanten Beitrag zu leisten.“
  33. Wie signifikant? Nun, ihr Sponsoring beim Bundesligisten RB Leipzig hat die CG Elementum gerade eingestellt. Vom dadurch frei gewordenen, bis zu siebenstelligen Budget könnte der KSC profitieren, beteuert Gröner, der bei den Karlsruhern den Vorteil erkenne, dass der Verein „nicht vom Kopf stinkt“.
  34. Und dann erzählt der Projektentwickler, dass seine Unternehmen in Sachen KSC zuletzt „etwas passiv geworden“ seien, „weil wir in den Verdacht geraten sind, wir würden da mitreden wollen. Will ich nicht“.
  35. Ingo Wellenreuther, Holger Siegmund-Schultzes Vorgänger als KSC-Präsident, hatte im Wahlkampf gegen seinen damaligen Herausforderer Müller eine andere Meinung geäußert. Für ihn waren die Immobilienleute, die er nicht konkret benannte, „Heuschrecken“. Groß war daraufhin die Verstimmung beim damaligen Top-Sponsor.
  36. Im Oktober werden die Mitglieder des KSC die Gremien neu wählen. Müller wird wieder als Vize und damit für einen Sitz im Beirat kandidieren. Darauf legt er sich fest. Auch darauf, dass Gröner von ihm nie Interna erhalten habe und solche auch nie über das öffentlich zugängliche Maß hinaus bekommen werde.
  37. Gröner wäre es aber wichtig, mehr Einblicke zu erhalten, wollte man ihn stärker einbinden: „Es geht nicht darum, mitzubestimmen. Für uns ist es entscheidend, dass wir Vertrauenspersonen beim KSC haben, die uns, wie ein Aufsichtsrat oder ein Beirat, erklären können, was sich dort abspielt. Wir brauchen einfach Transparenz.“
  38. Er und der KSC? Gröner erinnert sich an früher und lacht. Nie vergessen habe er, wie er am 2. November 1993 in einer Südstadt-Kneipe nur auf ein Absacker-Bier mit Kumpels aus und ohne Erwartungen war. Ja, ja, Valencia, das sei prägend gewesen. „Der Fernseher lief, beim Stand von 0:0 bin ich auf die Toilette in den Keller der Kneipe. Als ich wieder hochkam, dachte ich, sie wollen mich veräppeln, denn sie begrüßten mich damit, dass es 3:0 stünde.“ Am Ende war’s wahr und ein Jahrhundertspiel, das 7:0 endete.
  39. Edgar Schmitt wurde seiner vier Toren wegen über Nacht zum „Euro-Eddy“, und der Torwart Oliver Kahn zum nur noch heißeren Transferwunsch von Uli Hoeneß beim FC Bayern.
  40. Geschäfte mit Oliver Kahn, „Euro-Eddy“ auf der Payroll
  41. Als Jung-Unternehmer, der in der Körnerstraße sein Büro hatte, sah Gröner diesen Kahn ab und zu bei sich um die Ecke. Ihre Wagen saugten sie an derselben Tankstelle aus. Der Fußballer fuhr damals einen BMW Cabrio, daran erinnert er sich. Der Anblick des Neureichen vom KSC stachelte seine kompetitive Ader an. Dass sich Gröner immer gerne maß, auch das wurde in dem Gespräch deutlich.
  42. 30 Jahre später? Machen Gröner und Kahn gemeinsam Geschäfte. „Heute sitze ich mit ihm zusammen und wir tüfteln aus, wie wir Kindern in Berlin helfen können. Wir bauen zusammen für zehn Millionen Euro einen Safe Hub, einen großen Fußballplatz mit Schule und Schulungsräumen.“
  43. Und „Euro-Eddy“? Der steht bei Gröner auf der Payroll – als Markenbotschafter der Gruppe und Verbindungsmann in Sachen Sponsoring beim KSC. Vor drei Jahren wollte Schmitt selbst ins Präsidium des Clubs, als Vize von Müller, dessen Freund er ist. Der Herbst verspricht beim KSC wieder interessant zu werden.
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