Kalte Heimat Dresden

aus: Onlinedienst der Sächsischen Zeitung
											Dienstag, 15.01.2013

Kalte Heimat Dresden
Die Stadt gibt ausländischen Fachkräften häufig nicht das Gefühl, willkommen zu sein.

Dresden. Viele ausländische Arbeitskräfte fühlen sich in Dresden nur geduldet. Das hat eine Umfrage der TU Dresden unter Leitung von Professor Wolfgang Donsbach ergeben. 351 ausländische Arbeitskräfte in Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie Personalstellen in Unternehmen und Agenturen haben daran teilgenommen.

Jeder dritte Befragte fühlt sich danach in Dresden sehr wohl. Zwischen 20 und 30 Prozent von ihnen empfinden das Verhalten der Einheimischen aber als eher unfreundlich oder uninteressiert und erleben, wie sie ungehalten werden, wenn man nicht gut Deutsch spricht. Jeder Zehnte meint sogar, Aggressivität zu erkennen. Ein Viertel bis ein Drittel hat offene Abneigung erlebt, zehn Befragte wurden Opfer körperlicher Gewalt. 15 Prozent fühlen sich nicht wirklich sicher in der Stadt, am wenigsten in öffentlichen Verkehrsmitteln.

42 Prozent sind nach eigenen Angaben bei der Wohnungssuche benachteiligt worden. Arbeitskräfte aus Asien, Afrika und dem Nahen Osten haben der Umfrage zufolge häufiger solche negativen Erfahrungen gemacht. Kritik gibt es auch an unfreundlichen Mitarbeitern im Ausländeramt – meistens wegen Sprachschwierigkeiten.

Finanziert wurde die Untersuchung aus Mitteln des Programms für Demokratie und Toleranz der Stadt Dresden. Nach Ansicht von Donsbach, Hochschullehrer am Institut für Kommunikationswissenschaft der TU, dürften die darin beschriebenen Erfahrungen es nicht immer leichtmachen, weitere ausländische Forscher und Fachkräfte von einem Umzug nach Sachsen zu überzeugen. Schon eine Minderheit, die offene Ablehnung erfahre, könne das Image der Stadt beeinträchtigen, sagte er.

In den meisten Bewerbungsgesprächen sei die Mentalität der Bevölkerung und die Aufgeschlossenheit gegenüber fremden Kulturen ein wichtiges Thema, sagen die Unternehmen und Forschungsinstitute, die auf Spezialisten aus dem Ausland angewiesen sind. Immerhin geben sieben Prozent der Befragten zu, dass sie es vor dem Hintergrund dieser Erlebnisse bereuen, nach Dresden gekommen zu sein. (SZ/lot)