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- „Tafelsilber“ wird nicht verschleudert
- KSC-Sportchef Kreuzer begegnet der Hängepartie zwischen Liga zwei und drei routiniert gelassen
- BNN-Interview
- Karlsruhe. Die Eindrücke der Champions League-Abende sind frisch. Oliver Kreuzer (52) sitzt in seinem Büro, er erwähnt AS Rom und Juventus. Es sind Hinweise, was im Fußball doch alles möglich ist, worauf kaum noch einer Geld verwetten wollte. Die Niederlage in Magdeburg, da ist sich der Sportdirektor des Karlsruher SC sicher, habe beim Drittliga-Vierten vor dem Spiel am Sonntag (14 Uhr) gegen Hansa Rostock „keinen Knick“ verursacht. „Wir wollen aus den verbliebenen fünf Spielen das Maximale mitnehmen. Danach werden wir sehen, ob das zu Platz zwei, drei oder vier reicht“, gibt sich der frühere Bayern-Verteidiger zum Ausgang der Runde im Interview mit unserem Redaktionsmitglied René Dankert gelassen.
- Herr Kreuzer, wo werden Sie sich am Freitagabend das wichtige Duell der Konkurrenz aus Wiesbaden und Magdeburg anschauen?
- Kreuzer: Gar nicht, weil ich zum Essen verabredet bin. Dank des Tore-Alarms der App auf meinem Smartphone werde ich aber nichts Wichtiges verpassen.
- Ist man im KSC-Lager noch gedrückt, dass es nach der 0:2-Niederlage gegen Magdeburg wohl nur noch um Platz drei gehen wird?
- Kreuzer: Ist doch normal, dass direkt danach und ein Tag später die Köpfe hängen. Aber die Mannschaft lacht wieder, hat Spaß im Training. Ein gutes Zeichen. Und ab Sonntag geht’s darum, aus den letzten fünf Spielen das Maximum an Ertrag abschöpfen, ohne zu rechnen.
- Ohne zu rechnen?
- Kreuzer: Wir können Tabellen lesen. Wenn Paderborn und der 1. FC Magdeburg ihre Hausaufgaben machen, haben sie die besten Möglichkeiten. Die fliegen mit einer unglaublichen Performance durch die Liga. Selbst Wiesbaden und wir sind drei und vier Punkte besser als Tabellenführer MSV Duisburg im vergangenen Jahr zu dieser Zeit. Das ist so, das kann man nicht ändern.
- Tabellen zu lesen ist das eine, die Finanzzahlen das andere. Der KSC erwartet bald Rückmeldung des DFB im Lizenzierungsverfahren. Inwieweit beeinflussen die wirtschaftlichen Unklarheiten Ihre Kaderplanungen?
- Kreuzer: Jedem ist bewusst, dass du den Gürtel noch mal enger schnallen musst, wenn du ein Jahr nach dem Abstieg nicht aufsteigst, sondern noch ein weiteres Jahr in der Dritten Liga spielst.
- Sieht der Verein wieder Transfergeschäfte vor, was ja mit einem Auftrag an Sie verbunden wäre?
- Kreuzer: Man kann Transfers nicht einplanen. Selbst ein Zweitligist nicht. Spielerverkäufe in Größenordnungen wie bei Philipp Max oder Rouwen Hennings, das waren glückliche Umstände. Als Drittligist kannst du nichts einkalkulieren. Da begäbest du dich in eine schlechte Position.
- Dennoch plante der KSC sein Geschäftsjahr mit Transferüberschüssen von 1,5 Millionen Euro ….
- Kreuzer: … den wir zu etwas mehr als der Hälfte erreicht haben. Ist das kein Widerspruch? Kreuzer: Sehen Sie: Die Zahl taucht gedanklich nicht auf. Das musst du im Budget anders auffangen. Ich kann mich nicht hinstellen und sagen: „Kauft unsere Spieler, wir brauchen Transfereinnahmen.“ Abgesehen vom Sportlichen: Muslija oder Wanitzek – wir können nicht unser Tafelsilber zum Schleuderpreis verkaufen. Das wollen wir nicht. Und müssen das auch nicht? Kreuzer: Nein. Aber wenn jetzt das Telefon klingelt und ein Bundesligist ist dran und sagt: „Der Muslija ist ein toller Spieler, wir würden 2,8 Millionen Euro plus Nachschlag zahlen …“ Dann ändert sich alles. Aber wir können Dinge nur dann entscheiden, wenn sie sich ergeben. Planen darfst du nichts.
- Ruht Ihr Kerngeschäft ein Stück weit, da der KSC unter Umständen doch erst sehr spät wissen wird, welcher Liga er 2018/19 zugehören wird?
- Kreuzer: Das betrifft jeden Verein, der zwischen Liga zwei und drei schwebt. Pläne und Ideen gibt es. Am Ende des Tages haben wir ja eine Mannschaft. Wir haben 18 Spieler unter Vertrag, und im Hintergrund gibt es Gespräche. Wir sind am 12. Mai fertig und dann ist immer noch genügend Zeit, um zu handeln.
- Der KSC dürfte das laufende Geschäftsjahr mit einem Minus von über drei Millionen Euro abschließen. Mit einem ähnlichen Ergebnis wäre ohne den Aufstieg zum 30. Juni 2019 zu rechnen, oder?
- Kreuzer: Wie gesagt: Wir müssten einsparen. Aber ich bin ja bei Ihnen: Natürlich wäre der Lizenzspielerbereich betroffen. Mal schauen, was da passiert. Wir haben in Alexander Siebeck und Severin Buchta Spieler verliehen. Die Herausforderung würde sein, mit weniger Geld die Erwartungshaltung einzulösen. Und die würde nicht kleiner.
- In dieser Saison hat der vom SC Freiburg ausgeliehene Fabian Schleusener sehr oft den Unterschied im Ergebnis gemacht. Ihn müssen Sie abschreiben, oder?
- Kreuzer: Wir wissen um seinen Wert, aber es müsste auch ohne ihn weiter gehen. Aber sicher: Jede erfolgreiche Mannschaft hat einen, der seine 15 bis 20 Tore erzielt. Hätte Real Madrid nicht Ronaldo, wäre er lange nicht so erfolgreich. Hätte Bayern nicht Lewandowski, genauso. Und wir haben solch einen Spieler eben auch.
- Noch ….
- Kreuzer: … die Wahrscheinlichkeit, dass er bleibt, steigt, wenn wir aufsteigen. Den Faktor Freiburg muss man auch sehen: Sollte der SC doch absteigen, kann kann es sein, dass man einen wie ihn zurückholt. Wäre es so, werden wir schauen, dass wir Ersatz bekommen.
- Den hatten Sie erklärtermaßen im bisher nur zu Kurzeinsätzen gekommenen Marvin Pourie im Winter ja schon verpflichtet. Wie sehen Sie dessen Entwicklung seither?
- Kreuzer: Sehr gut. Mir gefällt seine Dynamik, seine Abgeklärtheit, sein kraftvolles Spiel. Zu den Kurzeinsätzen sage ich: Alois Schwartz ist kein Trainer, der gerne früh wechselt oder gerne die Systematik verändert. Das weiß man. Deshalb verstand ich auch Kritiken nach dem Magdeburg-Spiel nicht: Warum spielte der KSC so defensiv, warum nicht mit zwei Spitzen? Nein, solche Stimmen kann ich nach einem verlorenen Spiel in der Folge von 21 Spielen ohne eine einzige nicht verstehen.
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