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Feb 12th, 2014
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  1. Von: "Referat fuer Hochschulpolitik RefRat HU Berlin" <hopo@refrat.hu-berlin.de>
  2. Betreff: [hu-an-studis] PM: Kritisches Hinterfragen wird an der HU jetzt polizeilich unterbunden
  3. Datum: 11. Februar 2014 19:50:20 MEZ
  4. An: hu-an-studis@lists.hu-berlin.de
  5. Antwort an: "Referat fuer Hochschulpolitik RefRat HU Berlin" <hopo@refrat.hu-berlin.de>
  6.  
  7. 11.2.2014 Pressemitteilung:
  8.  
  9. Referat für AntiRassismus
  10. Referat für Hochschulpolitik
  11. Referat für queer_feminismus
  12. Referat für Lehre und Studium
  13. Referat für Soziales
  14. Referat für Ökologie und Umweltschutz
  15. Referat für Studierende mit Kind(ern)
  16. im Referent_innenRat (gesetzl. AStA) der HUB
  17.  
  18. Kontakt:
  19. hopo@refrat.hu-berlin.de
  20. adb@refrat.hu-berlin.de
  21.  
  22. Vermittlung von Stereotypen und Vorurteilen in universitären Bereich
  23. Kritisches Hinterfragen wird an der HU jetzt polizeilich unterbunden
  24.  
  25.  
  26. Die Kritik mehrerer Student_innen an rassistischen Inhalten einer
  27. Vorlesung der Erziehungswissenschaften an der HUB ist am Montag in einem
  28. Polizeieinsatz gegipfelt.
  29. Die Kritik einer Gruppe Student_innen an Inhalten der Vorlesung bezog sich
  30. darauf, dass in der Vorlesung rassistische und anderweitig
  31. diskriminierende Teile aus Texten unkritisch gelehrt und sogar verteidigt
  32. wurden. Kolonialrassistische Begriffe aus Texten wurden wiederholt und
  33. dabei zwar als abwertend gekennzeichnet, aber nicht als rassistisch
  34. kontextualisiert. Das gleiche galt für sexistische Inhalte der Vorlesung,
  35. wie uns mitgeteilt wurde.
  36. Daraufhin luden Student*innen kritische Texte auf die Online-Lernplattform
  37. Moodle hoch.
  38. Der Professor drohte daraufhin zunächst mit der "Plattmachung des Forums",
  39. untersagte in der nächsten Vorlesung "zu kritische" Fragen und verlangte,
  40. dass nur noch "Verständnisfragen" gestellt werden.
  41. Im Laufe des Semesters entstand eine längere Auseinandersetzung zwischen
  42. Professor und kritischen Student_innen. Am Montag, den 10. Februar 2014
  43. fand in der Vorlesung eine lautstarke Intervention statt, die mit einem
  44. Polizeieinsatz endete.
  45.  
  46. "Es ist unglaublich. Das kritische Hinterfragen von Texten und die
  47. Auseinandersetzung mit Diskriminierung, gerade in den
  48. Erziehungswissenschaften, sollten zentrale Bestandteile unseres Studiums
  49. sein. Stattdessen aber wurde verboten, kritische Gedanken zu äußern. Uns
  50. wurde unterstellt, ein drohendes Verhalten zu haben. Auch unsere
  51. Emailadresse wurde offensichtlich gehackt und nun taucht die Polizei in
  52. der Vorlesung auf", sagt eine der Protestierenden, die ungenannt bleiben
  53. möchte.
  54. "Die Verortung und die geschichtlichen Umstände, in denen Autor_innen
  55. gelebt haben, müssen benannt werden, um eine vielfältige
  56. Auseinandersetzung mit ihnen und ihren Erkenntnissen zu ermöglichen.
  57. Gerade weil diese Personen in ihren historischen und teilweise
  58. problematischen Kontext eingebettet sind, können bestimmte Aussagen dort
  59. nicht unreflektiert und unkritisch herausgelöst werden", sagt dazu eine
  60. Teilnehmer_in der Vorlesung.
  61. "Es mutet wie eine Realsatire an, dass kritisches Hinterfragen von Texten
  62. an der HU polizeilich unterbunden und durch einen Dozenten verboten wird",
  63. sagte Elisa Weidenhammer, Referentin für Hochschulpolitik im RefRat.
  64. Eine Beschwerde liegt bereits der Antidiskriminierungsstelle des Bundes vor.
  65.  
  66. -----------------------------
  67.  
  68. Bestimmte geschichtliche Ereignisse können zur Tradierung und
  69. Normalisierung bestimmter Stereotypen und Denkweisen führen, wenn diese
  70. unkritisch innerhalb von Seminaren und Vorlesungen behandelt werden.
  71. Weltweit anerkannte Philosoph_innen wie Hegel, Rousseau oder Kant
  72. verbreiteten aus einer eurozentristischen weißen Perspektive rassistische
  73. Ansichten - so seien die Bewohner_innen von Afrika nicht reif genug für
  74. die Freiheit, daher wäre es notwendig, dass sie von den Europäer_innen
  75. „erzogen“ werden (Ayim 1992: 35, vgl. ebd. 1997: 127).
  76. Diese Texte vermitteln [diffizile] Begriffe unreflektiert weiter;
  77. ebenfalls werden in unkritischer Form historische Ereignisse widergegeben.
  78. Das ist bedeutend für die Vermittlung von Normen, Identitäten und
  79. Machtverhältnissen und für die weitere Bildung von Denkweisen (vgl.
  80. Hornscheidt 2012).
  81. Eine unreflektierte Auseinandersetzung mit diesen Inhalten kann dazu
  82. führen, dass Diskriminierungen und Rassismen als Normalität re_produziert
  83. werden! Gleichzeitig macht ein Nichtbeschäftigen mit kritischem Wissen
  84. andere Perspektiven unsichtbar.
  85.  
  86. Im [universitären] Bildungsbereich sollte die Bildungs_politische
  87. Ver_pflichtung wahrgenommen werden, rassifizierende Inhalte, Texte,
  88. Sprach_handlungen, Normierungen etc. stets zu kritisieren und deren
  89. Re_produktion zu verhindern.
  90. Es sollte von allen angehenden Akademiker*innen (insbesondere im
  91. pädagogischen Bereich) verlangt werden, sich kritisch und aktiv mit diesen
  92. Inhalten auseinanderzusetzen, anstatt sie durch Polizeieinsätze zum
  93. Schweigen zu bringen.
  94.  
  95. Nichts legitimiert Rassismen, nichts legitimiert die Kolonialgeschichte,
  96. denn die Kolonialisierung unterstützte die Versklavung, Ausbeutung,
  97. Unterdrückung, Misshandlung und Ermordung von Menschen (vgl. Fanon 1981:
  98. 32).
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