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- Von: "Referat fuer Hochschulpolitik RefRat HU Berlin" <hopo@refrat.hu-berlin.de>
- Betreff: [hu-an-studis] PM: Kritisches Hinterfragen wird an der HU jetzt polizeilich unterbunden
- Datum: 11. Februar 2014 19:50:20 MEZ
- An: hu-an-studis@lists.hu-berlin.de
- Antwort an: "Referat fuer Hochschulpolitik RefRat HU Berlin" <hopo@refrat.hu-berlin.de>
- 11.2.2014 Pressemitteilung:
- Referat für AntiRassismus
- Referat für Hochschulpolitik
- Referat für queer_feminismus
- Referat für Lehre und Studium
- Referat für Soziales
- Referat für Ökologie und Umweltschutz
- Referat für Studierende mit Kind(ern)
- im Referent_innenRat (gesetzl. AStA) der HUB
- Kontakt:
- hopo@refrat.hu-berlin.de
- adb@refrat.hu-berlin.de
- Vermittlung von Stereotypen und Vorurteilen in universitären Bereich
- Kritisches Hinterfragen wird an der HU jetzt polizeilich unterbunden
- Die Kritik mehrerer Student_innen an rassistischen Inhalten einer
- Vorlesung der Erziehungswissenschaften an der HUB ist am Montag in einem
- Polizeieinsatz gegipfelt.
- Die Kritik einer Gruppe Student_innen an Inhalten der Vorlesung bezog sich
- darauf, dass in der Vorlesung rassistische und anderweitig
- diskriminierende Teile aus Texten unkritisch gelehrt und sogar verteidigt
- wurden. Kolonialrassistische Begriffe aus Texten wurden wiederholt und
- dabei zwar als abwertend gekennzeichnet, aber nicht als rassistisch
- kontextualisiert. Das gleiche galt für sexistische Inhalte der Vorlesung,
- wie uns mitgeteilt wurde.
- Daraufhin luden Student*innen kritische Texte auf die Online-Lernplattform
- Moodle hoch.
- Der Professor drohte daraufhin zunächst mit der "Plattmachung des Forums",
- untersagte in der nächsten Vorlesung "zu kritische" Fragen und verlangte,
- dass nur noch "Verständnisfragen" gestellt werden.
- Im Laufe des Semesters entstand eine längere Auseinandersetzung zwischen
- Professor und kritischen Student_innen. Am Montag, den 10. Februar 2014
- fand in der Vorlesung eine lautstarke Intervention statt, die mit einem
- Polizeieinsatz endete.
- "Es ist unglaublich. Das kritische Hinterfragen von Texten und die
- Auseinandersetzung mit Diskriminierung, gerade in den
- Erziehungswissenschaften, sollten zentrale Bestandteile unseres Studiums
- sein. Stattdessen aber wurde verboten, kritische Gedanken zu äußern. Uns
- wurde unterstellt, ein drohendes Verhalten zu haben. Auch unsere
- Emailadresse wurde offensichtlich gehackt und nun taucht die Polizei in
- der Vorlesung auf", sagt eine der Protestierenden, die ungenannt bleiben
- möchte.
- "Die Verortung und die geschichtlichen Umstände, in denen Autor_innen
- gelebt haben, müssen benannt werden, um eine vielfältige
- Auseinandersetzung mit ihnen und ihren Erkenntnissen zu ermöglichen.
- Gerade weil diese Personen in ihren historischen und teilweise
- problematischen Kontext eingebettet sind, können bestimmte Aussagen dort
- nicht unreflektiert und unkritisch herausgelöst werden", sagt dazu eine
- Teilnehmer_in der Vorlesung.
- "Es mutet wie eine Realsatire an, dass kritisches Hinterfragen von Texten
- an der HU polizeilich unterbunden und durch einen Dozenten verboten wird",
- sagte Elisa Weidenhammer, Referentin für Hochschulpolitik im RefRat.
- Eine Beschwerde liegt bereits der Antidiskriminierungsstelle des Bundes vor.
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- Bestimmte geschichtliche Ereignisse können zur Tradierung und
- Normalisierung bestimmter Stereotypen und Denkweisen führen, wenn diese
- unkritisch innerhalb von Seminaren und Vorlesungen behandelt werden.
- Weltweit anerkannte Philosoph_innen wie Hegel, Rousseau oder Kant
- verbreiteten aus einer eurozentristischen weißen Perspektive rassistische
- Ansichten - so seien die Bewohner_innen von Afrika nicht reif genug für
- die Freiheit, daher wäre es notwendig, dass sie von den Europäer_innen
- „erzogen“ werden (Ayim 1992: 35, vgl. ebd. 1997: 127).
- Diese Texte vermitteln [diffizile] Begriffe unreflektiert weiter;
- ebenfalls werden in unkritischer Form historische Ereignisse widergegeben.
- Das ist bedeutend für die Vermittlung von Normen, Identitäten und
- Machtverhältnissen und für die weitere Bildung von Denkweisen (vgl.
- Hornscheidt 2012).
- Eine unreflektierte Auseinandersetzung mit diesen Inhalten kann dazu
- führen, dass Diskriminierungen und Rassismen als Normalität re_produziert
- werden! Gleichzeitig macht ein Nichtbeschäftigen mit kritischem Wissen
- andere Perspektiven unsichtbar.
- Im [universitären] Bildungsbereich sollte die Bildungs_politische
- Ver_pflichtung wahrgenommen werden, rassifizierende Inhalte, Texte,
- Sprach_handlungen, Normierungen etc. stets zu kritisieren und deren
- Re_produktion zu verhindern.
- Es sollte von allen angehenden Akademiker*innen (insbesondere im
- pädagogischen Bereich) verlangt werden, sich kritisch und aktiv mit diesen
- Inhalten auseinanderzusetzen, anstatt sie durch Polizeieinsätze zum
- Schweigen zu bringen.
- Nichts legitimiert Rassismen, nichts legitimiert die Kolonialgeschichte,
- denn die Kolonialisierung unterstützte die Versklavung, Ausbeutung,
- Unterdrückung, Misshandlung und Ermordung von Menschen (vgl. Fanon 1981:
- 32).
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