Advertisement
Tutanch_Anon

Swiss Re schloss in Brasilien Verträge mit umstrittenen Farmen ab

Dec 15th, 2023
20
0
Never
Not a member of Pastebin yet? Sign Up, it unlocks many cool features!
text 5.54 KB | None | 0 0
  1. Im Widerspruch zur Klimastrategie – Swiss Re schloss in Brasilien Verträge mit umstrittenen Farmen ab
  2. https://www.tagesanzeiger.ch/im-widerspruch-zur-klimastrategie-swiss-re-schloss-in-brasilien-vertraege-mit-umstrittenen-farmen-ab-495804866658 - Über mehrere Jahre hinweg versicherte der Konzern Getreidefirmen, die wegen illegaler Abholzung auf einer Roten Liste stehen. Dabei hätte er diese einfach überprüfen können.
  3. Edith Hollenstein - Publiziert: 09.12.2023, 18:56
  4.  
  5. Luftaufnahme der brasilianischen Grossfarm Manto Verde im Cerrado an der Grenze zwischen Piauí, Tocantins und Bahia, in der Nähe des Umweltschutzgebiets Serra da Tabatinga.
  6. Foto: Fernando Martinho
  7.  
  8.  
  9.  
  10. Die Swiss Re verkauft nicht nur Rückversicherungen, sondern in 20 Ländern weltweit auch Direktversicherungen. In Brasilien hat der Konzern Farmen versichert, die wegen illegaler Praktiken hohe Bußen bezahlen mussten. Dies zeigt eine Recherche des Reporter-Kollektivs Reporter Brazil – auch der SonntagsZeitung liegen die Daten vor.
  11.  
  12. Demnach hat die Swiss Re mit Sitz in Zürich insgesamt 19 Verträge mit Grossfarmen abgeschlossen, denen die Behörden illegale Abholzung nachgewiesen haben.
  13.  
  14. Darunter fällt vor allem die 2400 Hektaren grosse Farm Manto Verde. Für diese Farm hat die Swiss Re seit 2016 17 Versicherungspolicen abgeschlossen mit einem Gesamtwert von 9,1 Millionen brasilianische Real (R$) (etwa 1,6 Millionen Franken). Dabei handelt es sich um den Gesamtwert der versicherten Waren – vor allem um Soja. Der Betrag, der für die 17 Verträge an die Swiss Re gezahlt wurde, betrug 840’000 R$ (etwa 148’000 Franken).
  15.  
  16. Zum Vergleich: Insgesamt stellte die Swiss Re im Direktversicherungsgeschäft in Brasilien im vergangenen Jahr Prämien für Waren im Wert von insgesamt 1,3 Milliarden R$ aus und erzielte einen Reingewinn von 18,2 Millionen R$ (rund 3,2 Millionen Franken).
  17.  
  18. Manto Verde wurde von der brasilianischen Regierung wegen illegaler Abholzung, Getreideanbau in Sperrgebieten und Anpflanzung ohne Genehmigung mit einer Geldstrafe von 15 Millionen R$ belegt und als Sperrgebiet ausgewiesen.
  19.  
  20. Die brasilianische Gesetzgebung verbietet den Anbau von Nutzpflanzen in diesen Sperrgebieten, um die Regeneration der ursprünglichen Vegetation zu ermöglichen.
  21.  
  22. Staat bezahlt einen Teil der Versicherungsprämien
  23. Aufgedeckt hat Reporter Brazil dies mittels öffentlicher Daten des Landwirtschaftsministeriums sowie Recherchen vor Ort. Das Kollektiv wurde dabei von der Nichtregierungsorganisation Public Eye unterstützt.
  24.  
  25. Der brasilianische Staat gewährt den Farmen Prämienzuschüsse, damit sie sich gegen Wetterrisiken absichern können. Der Klimawandel und damit verbundene Extremereignisse wie Dürre oder übermässiger Regen werden für die brasilianischen Farmen mehr und mehr zum Problem. Durch das entsprechende Programm, das in Brasilien abgekürzt PSR heisst, können Farmen von der Regierung einen Beitrag an ihre Versicherungsprämien erhalten.
  26.  
  27. Das passiert immer häufiger: Laut Reporter Brazil ist zwischen 2015 und 2021 die Zahl der staatlich unterstützten Policen von 39’800 auf 212’900 pro Jahr angestiegen. Ein Geschäft, von dem die Swiss Re massgeblich profitiert. Sie ist in Brasilien eine der Marktführerinnen bei den Agrarversicherungen.
  28.  
  29. Das Register, in dem mit einem Embargo belegte Firmen abgerufen werden können, ist öffentlich. Die Swiss Re hätte demnach dort nachschauen können, ob sie umstrittene oder gar mit Bussen belegte Farmen versichert. «Es ist durchaus üblich, dass Firmen diese Informationen zur Steuerung ihrer Geschäfte nutzen, insbesondere im Agrarsektor», sagt Naira Hofmeister, die an der Recherche von Reporter Brazil massgeblich beteiligt gewesen ist.
  30.  
  31. So würden etwa die grossen Händler von Fleisch und Getreide, die in Brasilien Mais, Soja oder Rindfleisch kauften, diese Listen konsultieren, um zu vermeiden, dass die Rohstoffe von umstrittenen Farmen kämen. Sogar im Finanzsektor würden diese Informationen konsultiert, um beispielsweise zu verhindern, dass einem Landwirt mit gesperrtem Land ein Kredit gewährt werde.
  32.  
  33.  
  34. Swiss Re verfolgt ehrgeizige Klimaziele
  35.  
  36. Offen ist die Frage, warum die brasilianische Regierung überhaupt Farmen subventioniert, die wegen illegaler Abholzung sanktioniert worden sind. «Das lässt sich damit erklären, dass die Regierung erst jetzt ein System entwickelt, das die Daten aus unterschiedlichen öffentlichen Quellen zusammenführt und vergleicht», sagt Hofmeister von Reporter Brazil. Hier sei der Staat stark im Rückstand. Doch ein neues System soll dies nächstes Jahr ändern.
  37.  
  38. Die Swiss Re bestreitet nicht, diese Policen verkauft zu haben. «Wir nehmen alle Nachhaltigkeitsfragen ernst und überprüfen die verfügbaren Informationen», versichert der Konzern und fügt hinzu, dass die «fraglichen Einzelpolicen nicht mehr in Kraft sind».
  39.  
  40. Die Versicherungsverträge werden jeweils pro Erntejahr abgeschlossen. Wie die Liste zeigt, laufen alle nach einem Jahr aus – der letzte im Sommer des vergangenen Jahres. Auf eine Nachfrage zu den genauen Gründen für die Nichterneuerung schreibt die Swiss Re, sie könne sich zu einzelnen Transaktionen nicht äussern.
  41.  
  42. Gegenüber ihren Anlegern betont die Swiss Re ihr Umweltengagement. Im eigenen Betrieb will sie die Nettoemissionen bis 2030 auf null reduzieren. Ausserdem will sie ihr gesamtes Anlageportfolio bis 2050 auf netto null Treibhausgasemissionen umstellen.
  43.  
  44. Gleichzeitig Farmen Versicherungen zu verkaufen, die mit der Entwaldung – Brasiliens Hauptbeitrag zur globalen Erderwärmung – in Verbindung stehen, passt nicht zu diesen Zielen.
Advertisement
Add Comment
Please, Sign In to add comment
Advertisement