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Sabotagehandlungen an Verteidigungsmitteln.

Jul 29th, 2013
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  1. aus: Sächsische Zeitung online
  2. Dienstag, 30.07.2013
  3. Feuer unterm Panzer
  4. Der Anschlag von Havelberg erinnert an 2009, da standen 42 Fahrzeuge in der Dresdner Albertstadt in Flammen.
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  7. Wie sich die Ereignisse gleichen. In der Nacht zum vergangenen Sonntag drangen Unbekannte in die Elb-Havel-Kaserne des Panzerpionierbataillons 803 ein und legten Feuer. Wie sie zum Fuhrpark gelangten, ist unklar. Sie platzieren Brandsätze unter den Fahrzeugen, die unter einem Schleppdach standen, und zündeten sie. Aber nicht alle funktionierten. Dennoch brannten 16 Fahrzeuge aus, nach Bundeswehrangaben Lkws und Radpanzer. Der Sachschaden wird auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Personen kamen nicht zu Schaden. Als die Feuerwehren eintrafen, war von den Brandstiftern nichts zu sehen.
  8. Mit den gleichen Formulierungen ließen sich auch die Ereignisse der Nacht zum 13. April 2009 schildern, als in der Dresdner Albertstadt-Kaserne insgesamt 42 Fahrzeuge in Flammen aufgingen. Erste Zeugenbefragungen führten damals zu einem verdächtigen schwarzen 3er-BMW mit Berliner Kennzeichen. Die Ermittler überprüften 326 Fahrzeughalter – ohne Erfolg.
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  10. Auch in Havelberg fiel offenbar ein Fahrzeug in der Nähe des Tatortes auf. Es wurde schon am folgenden Tag gefunden und beschlagnahmt, etwa 60 Kilometer Luftlinie südwestwärts in der Nähe eines Friedenscamps am Rande des Truppenübungsplatzes Altmark. Noch liegen die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung des Autos nicht vor. Die Ermittler des Landeskriminalamtes Sachsen-Anhalt und der Staatsanwaltschaft Stendal wissen derzeit nicht, ob das eine heiße Spur ist.
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  12. Dennoch dürften sächsische und anhaltinische Kriminalisten in den kommenden Wochen eng zusammenarbeiten, um die beiden schwersten Angriffe der vergangenen 20 Jahre gegen die Bundeswehr in Deutschland aufzuklären. Man schaue „sehr aufmerksam“ nach Stendal, heißt es in Dresden. So können Sprengmittelexperten die Brandsätze vergleichen. Wie in Havelberg ist auch 2009 in Dresden eine der Brandvorrichtungen erhalten geblieben. Sie wurde zerlegt. Danach war es möglich, Zeitschaltuhr, Zündvorrichtung und die PET-Flasche mit Brandbeschleuniger zu analysieren.
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  14. Es stellte sich heraus, dass der Brandsatz in einer schwarzen Kiste verpackt war, der nur in einer Baumarktkette vertrieben wurde. Die Ermittler überprüften daraufhin die Kassenbelege von mehr als 160000 Kunden in über 300 Filialen – ohne Erfolg.
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  16. In Sachsen-Anhalt werde derzeit in alle Richtungen ermittelt, heißt es im zuständigen Landeskriminalamt, aber die erste Spur führt ins radikale Antikriegsmilieu. Aktivisten dieser Bewegung hielten in den Tagen vor der Tat am Rand der Letzlinger Heide ihr Sommercamp ab. Dort befindet sich mit dem Truppenübungsgelände Altmark eine der größten militärischen Spielwiesen Europas. Immer wieder kommt es dort zu Protesten. Am Wochenende waren nach Polizeiangaben bis zu 250 Menschen zu einem Treffen der Antikriegsgruppe „War starts here“ (Der Krieg beginnt hier) gekommen. Der Internetseite der Gruppe ist zu entnehmen, dass die Aktivisten die Sicherstellung des Autos eines ihrer Teilnehmer als „Kriminalisierungsversuch“ betrachten. So habe das Auto quasi ein Alibi, heißt es. Etwa ein Dutzend Aktivisten seien mit dem Auto und zwei weiteren Fahrzeugen in der Nacht zum Sonnabend am Truppenübungsplatz unterwegs gewesen und stundenlang von der Polizei verfolgt worden. Von dem Brand in Havelberg habe der Halter des Autos erst von der Polizei erfahren. Dennoch fällt es der Gruppe schwer, sich von dem Anschlag zu distanzieren. „Es ist in unseren Augen nachvollziehbar, wenn sich Menschen für Sabotage als antimilitaristisches Mittel entscheiden und Abrüstung selbst in die Hand nehmen“, heißt es in einer Interneterklärung der Gruppe.
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  18. Suche im linksradikalen Milieu
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  20. Auch die Ermittlungen in Sachsen führen in die linksradikale Szene. So durchsuchten LKA-Beamte am Morgen des 15. März 2012 drei Wohnungen im südbrandenburgischen Finsterwalde. Im Visier waren ein Geschwisterpaar und dessen Eltern. Ihnen wird vorgeworfen, an dem Brandanschlag in Dresden beteiligt gewesen zu sein beziehungsweise die Tat vorbereitet zu haben. Keiner der Betroffenen wurde festgenommen. Das LKA bestätigte damals lediglich einen Polizeieinsatz in der Stadt. Auch heute hält man sich sehr bedeckt. „Wir ermitteln nicht mehr gegen unbekannt, es gibt Beschuldigte“, so der für den Staatsschutz zuständige Oberstaatsanwalt Jürgen Schär. Wie viele, das könne er nicht sagen. Ermittelt werde wegen schwerer Brandstiftung. Zumindest das unterscheidet die Sachsen von den Anhaltinern. Dort lauten die Vorwürfe der Ermittler: Sabotagehandlungen an Verteidigungsmitteln.
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