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Über Reflexionen / On Reflections

1. Draft
2020. Was für ein Jahr.
Bei der besinnungslosen Besinnlichkeit im feiernden Minimalkreis dieses Weihnachtsfestes wird, wie so oft, und dieses Mal vielleicht umso mehr, auch Rückbesinnung stattfinden. Jahresrückblicke haben ja in anderen Jahren immer schon etwas pathetisches, und dieses Jahr wäre wohl eigentlich auch nicht anders gewesen. Olympia, man hätte auf Medaillen schauen können, über Doping diskutieren, eine pan-europäische EM feiern können, usw. Stattdessen ist dieses Jahr dem englischen pathetic viel näher als unserem pathetisch.
Eines der vielen, VIELEN Memes dieses Jahres ist ein Rückblick durch die Figur Luis aus den Antman Filmen von Marvel. Der von Michael Peña Gespielte hat im Film seine ganz eigene Art Informationen nach und nach wiederzugeben. Im der angesprochenen Bilderfolge wiederholen sich 2 oder 3 Stills aus dem Film wieder und wieder, und jedesmal ist ein neues Ereignis als Text darunter gelegt. Buschbrände in Australien, Kobe Bryant stirbt, Nordkorea, Pandemie im vollen Gange, und so weiter und so fort. Das vermittelte Gefühl: Ständig gab es neue Aufreger, die grundlegend erschütternd waren.
Man könnte jetzt empirisch an das Gefühl herantreten und sich damit beschäftigen, ob dieses gerechtfertigt ist, oder sich dabei einer der vielen Stolpersteine menschlicher Heuristik eingeschlichen hat, um diese Überwältigung zu erklären. Aber es ist nachts, fast morgens, am 1. Weihnachtsfeiertag. Da will niemand Empirie, 'man will Jeföhl'.
Gefühlt war 2020 ziemlich einsam. Trotzdem (?) oder deswegen (?) oder warum auch immer attestierte ein bekannter Persönlichkeitstest mir vor kurzem das erste mal in meinem Leben eine extrovertierte Persönlichkeit. Vielleicht macht das das Alter, aber wenn ich am Anfang der Pandemie noch dachte, dass mir das schon nichts ausmachen würde, war ich ziemlich schnell schlauer. Fehlende soziale Kontakte, gerade beim Sport, nagen an der Psyche, auch an der von Introvertierten.
Nicht verwunderlich also, dass die zweite Welle, mit all ihren notwendigen Einschränkungen auch nicht spurlos an mir vorbei gegangen ist. Depressive Phasen, die zwar Leben, aber keine eigentlich geforderte Motivation zu lassen, lassen sich alleine noch schlechter bekämpfen als wenn man zumindest regelmäßig unter Leute kommt.

Hindsight 2020
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