Lichess Wertungsabweichungen

Über Lichesswertungen, Wertungsabweichung und Fragezeichen:


Lichess benutzt offiziell das "Glicko-2-System", auch wenn man umgangssprachlich problemlos von "Elo" spricht. Doch eine wichtige Eigenschaft von Glicko-2 ist, dass auch die Stabilität der Wertung berücksichtigt und angepasst wird.
Wenn man neu auf Lichess anfängt, weiß Lichess natürlich gar nicht, wie gut man ist. Allerdings wird in jeder Disziplin sofort eine Wertungszahl zugeteilt (im Gegensatz zum echten Leben). Nach Konvention ist dies 1500. Im Gegensatz zu chess.com kann man seine Einstiegszahl nicht selbst wählen - allerdings kommt man, wie gesagt, schnell bei der wahren Wertung an.

Wertungszahlen gibt es für jede Geschwindigkeit im Standardschach (Ultrabullet, Bullet, Blitz, Rapid, Klassisch, Fernschach), die acht Schachvarianten sowie Taktikaufgaben. Bis auf Taktik kann man auch in jeder Disziplin die momentane Wertungsabweichung einsehen.

In jeder Disziplin ist vor der ersten Partie die Wertungsabweichung auf 500 festgelegt. Das hat zur Folge, dass man mit dem ersten Ergebnis gleich mehrere hundert Punkte gewinnt oder verliert. Allerdings bekommt Lichess mit dem Ergebnis auch einen ersten Hinweis zur wahren Stärke des Spielers: die Wertungsabweichung sinkt folglich. Je mehr Partien man spielt, desto besser kann Lichess die Wertung einschätzen und desto geringer werden die Gewinne/Verluste pro Partie. Irgendwann kommt die Abweichung beim konventionell festgelegten Minimum von 45 an. An diesem Punkt bekommt man für einen Sieg gegen einen gleichstarken Gegner "nur" noch fünf oder sechs Punkte. Ganz formal gesehen, erklärt sich die Wertungsabweichung (RD) wie folgt: Die wahre Wertung soll mit 95% Wahrscheinlichkeit im Abstand höchstens 2*RD zur tatsächlichen Wertung liegen.

Grundsätzlich gilt: Die Abweichung sinkt am schnellsten, wenn die Gegner gleichstark sind. Partien mit hohem Elounterschied sind wenig aussagekräftig. Außerdem steigt die Abweichung langsam wieder an, wenn man in einer Disziplin nicht mehr aktiv ist. Denn man könnte ja in der Zwischenzeit sich verbessert haben oder aus der Form sein.

Zudem wird durch ein Fragezeichen hinter der Wertungszahl angezeigt, dass eine Wertung instabil oder veraltet ist. Nach Lichess-Konvention gibt es ein Fragezeichen immer dann, wenn die Wertungsabweichung mindestens 110 ist.
Schließlich gibt es für die Aufnahme in die Lichess-Ranglisten die Bedingung, dass die Abweichung unter 75 (Standarddisziplinen) bzw. 65 (Varianten) sein muss.
Für Taktikaufgaben gilt dasselbe Prinzip, da Aufgaben nichts als Duelle zwischen dem Benutzer und der Aufgabe sind (denn auch die Aufgaben haben Wertungen). Bloß hat der Benutzer keine Einsicht in die Abweichung seiner Taktikwertung.