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Ralf Stegner - eine fiktive Erotica

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Oct 18th, 2016
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  1. Grüsse aus dem sexuellen Orbit
  2.  
  3. Hamburg. Flüchtlingsunterkunft Alsterdorf. Mitte Oktober. Das Wetter war trüb und der Himmel verhangen, kurz, die Stimmung war etwas gedrückt. Aber nicht jedermann liess sich von der sonnenlosen Wetterlage die Laune verderben. Hamburg und Nieselregen; Ralf liebte es. Er war hier schon lange nicht mehr gewesen, doch als er am Hauptbahnhof angekommen war, da fühlte es sich schon fast nach Nachhausekommen an. Hamburg war ja doch beinahe so etwas wie eine zweite Heimat für ihn geworden, zumindest im Herzen.
  4. Man hatte ihm eine Besichtigung in einem der örtlichen Flüchtlingsunterkünften angeboten. Natürlich hatte er sofort zugesagt, sozusagen um die Erträge seines jahrelangen Schaffens mit eigenen Augen zu geniessen. Eine gewisse Selbstgefälligkeit musste er sich dabei wohl oder übel eingestehen. Aber wer konnte ihm das schon übelnehmen? So wäre doch jeder klardenkende Mensch schier geplatzt vor Stolz bei dem Anblick, der sich ihm bot: wohl behütete und herzlich umsorgte Geflüchtete, die nun endlich im Schutz der Zuflucht ihre Ängste ablegen konnten und wieder beginnen konnten, zu leben. Ralf wusste, dass man sich hier vortrefflich um sie kümmerte, umso mehr, als er das Engagement des jungen Betreuungspersonals bemerkte. Anja, die Betreuerin, welche ihn durch die Unterkunft führte, hatte es ihm dabei besonders angetan. Sie war noch ein junges Ding, vielleicht anfangs zwanzig und aus ihrem fröhlichen Mädchengesicht lachte die Freude der Sonne selbst. Ralf war entzückt.
  5. "Und die Flücht-... entschuldigen Sie, die Geflüchteten", fragte er unverzagt, "sitzen sie den ganzen Tag hier?"
  6. Draussen vor dem Fenster waren die Bewohner des Heimes, sassen in kleinen Grüppchen zusammen oder kickten vereinzelt einen Fussball durch die Gegend.
  7. "Nunja, viel gibt es ja nicht für sie zu tun. Aber wir bemühen uns natürlich darum, dass sie sich nicht langweilen müssen."
  8. Und dabei warf Anja mit strahlendem Lächeln den Kopf hin und her, so dass ihr blonder Zopf hin und her baumelte und Ralf am liebsten dahingeschmolzen wäre. Was für ein liebliches Geschöpf sie doch war!
  9. Ralf musste schlucken und so sehr er sich auch Vorwürfe dafür machte, so musste er sich dennoch dabei ertappen, wie ihm nach diesem jungen Geschöpf gelüstete.
  10. "Herr Stegner, möchten Sie einen Kaffee?"
  11. Aus seinen unkeuschen Gedanken aufgeschreckt plapperte er nur verwirrt drauf los: "Ja, nein, ja..." Es war ihm, als hätte sie seine Gedanken mitverfolgt und wollte nun der Höflichkeit halber davon ablenken. Sein Gesicht verzog sich zu einer scheusslichen Grimasse. Anja schien aber gar nichts zu bemerken.
  12. "Kommt sofort!", lachte sie. "Ich rufe nur eben nach Abdel. Er ist Marokkaner, müssen Sie wissen, und macht den besten Kaffee im ganzen Heim."
  13. Ralf nickte fast schon zu stürmisch. "Oh, da bin ich mir sicher. Ganz sicher sogar, haha!" Und während sie sich umdrehte und den Gang zu den Wohnräumen entlang lief, folgte er mit den Blicken nur ihrem hin- und herwippenden Hintern. "Hoffentlich nicht nur das", murmelte er unmerklich vor sich hin.
  14. Abdel kam widerwillig aus seinem Zimmer, nachdem Anja bei ihm angeklopft hatte. Er hatte wohl eben noch geschlafen und blinzelte verschlafen, als er den Gang hinauf geloffen kam. Als er Ralf erblickte verfinsterte sich sein Blick nur noch. Dieser liess sich davon aber nicht beirren. Er streckte Abdel die Hand entgegen und lächelte. "Ralf Stegner. Nennen Sie mich doch einfach Ralf. Abdel, richtig?" Sein Gegenüber sah ihn nur verständnis los an und überhörte seine Frage gekonnt.
  15. "Warum kucken du so?", fragte er ihn dann nach einigen Sekunden der Begutachtung. Man konnte die Abneigung in seiner Stimme förmlich hören.
  16. Aufmerksam wie sie war sprang auch gleich Anja ein, um die Situation zu entschärfen.
  17. “Herr Stegner, Sie dürfen es ihm nicht übel nehmen. Abdel ist traumatisiert. Und besonders jetzt in den letzten Tagen… ich wollte es ihnen zuerst nicht sagen, aber hier ging leider nicht alles so rund, wie es vielleicht den Anschein hatte. Gerade erst letzte Woche ist hier ein Grossalarm ausgerufen worden. Fast wäre die ganze Unterkunft abgebrannt…”
  18. Ralf konnte das Zittern in ihrer Stimme kaum ertragen, schon alleine weil sie es war. Aber bei einer solchen Ungerechtigkeit wurde er echt wütend.
  19. “Du brauchst nichts mehr zu sagen, Anja. Ich verstehe schon”, verkündete er mit entschlossener Miene. Und das nächste Wort, sein Urteil, das er aus logischer Deduktion heraus gefällt hatte, spie er voller Abscheu in den Raum: “Rechtspopulisten!”
  20. Anja sah ihn nur verdattert an, während Abdel überhaupt nichts verstanden hatte. Dieser stand nur vor der Kaffeemaschine (wie er den besten Kaffee des Heims an einer Kaffeemaschine machen sollte, würde Ralf noch Jahre später zum Grübeln bringen) und lachte vor sich hin. “Mahmut hat Feuer gemacht in Zimmer. Haha, Mahmut dumm, haha!”
  21. Ralf hatte wohl verstanden, was Abdel da vor sich hin plapperte, aber er überhörte es gekonnt. Seine Verdikt war bereits gesprochen. Rechtspopulisten.
  22. Die Maschine spuckte ihren Inhalt in die Tasse und Abdel schleppte sie gleich darauf unelegant zu Ralf hinüber.
  23. “Hier, marokkanisch Original”, und er drückte ihm die heisse Tasse in die Hand. Ralf bedankte sich mit dem Blick zum Boden gerichtet.
  24. “Haben Sie besten Dank, Abdel, sehr aufmerksam.” Er versuchte wieder zu lächeln, doch war sich nicht sicher, ob man ihm dies überhaupt ansehen konnte. “Gefällt es Ihnen hier, Abdel?”
  25. Die Antwort liess nicht auf sich warten. “Nein, nicht gut.” Er schüttelte den Kopf. Dann zeigte sich in seinem Gesicht ein schelmisches Grinsen, dass jene gelben Zähne entblösste, welche noch im Mund übrig geblieben waren. “Nur Anja. Anja gut fucken.”
  26. Das schlug ein wie eine Fassbombe. Ralf war elektrisiert. Er wollte erst noch nachfragen, aber es gab ja im Grunde gar nichts mehr zu sagen. Es bestand gar kein Zweifel, was hier vorging.
  27. Noch viel entsetzter als Ralf war allerdings Anja. Ihr war die ganze Röte ins Gesicht geschossen und von peinlich berührter Scham ergriffen bedeckte sie mit den Händen ihr Gesicht. Dann stürmte sie heraus.
  28. Ralf wusste nicht genau, was er jetzt tun sollte. In seiner Verwirrung machte er sich sofort auf, ihr Nachzulaufen, klopfte aber im Vorbeilaufen Abdel noch auf die Schulter, anstatt sich korrekt von ihm zu verabschieden. Anja fand er erst draussen vor der Unterkunft vor, wie sie im Regen stand und schluchzend ihre Hände rang. Als sie ihn erblickte, blieb sie nur schweigend stehen, als wolle sie sich demütig seinem richterlichen Urteil ausliefern. Ralf aber senkte nur den Blick und ging an ihr vorbei in den Regen hinaus. Nicht etwa, weil er wütend, enttäuscht oder beleidigt war. Er schämte sich bloss für den stahlharten Steifen in seiner Hose. Wenn ihn nicht alles täuschte war er sogar etwas in seine Unterwäsche gekommen.
  29. Auf dem Weg zum Hauptbahnhof liess Ralf nochmal den Tag Revue passieren und konnte kaum glauben, was ihm hier widerfahren war. Solche Geschichten konnten eben nur in Hamburg geschehen. Zufrieden zückte er sein Telefon, verfasste einen Tweet und stieg dann in den Zug nach Kiel. Hamburg und Nieselregen. Was war das nur für ein Leben, dass er leben durfte.
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