Guest User

Untitled

a guest
Jan 19th, 2018
94
0
Never
Not a member of Pastebin yet? Sign Up, it unlocks many cool features!
text 1.51 KB | None | 0 0
  1. »Die Medienmoralität bedarf […] einer inneren Differenzierung, um wirken zu können: Weil es ›gute Medien‹ geben soll, solche, die die richtige Form haben, bedürfen sie als ihrem konstitutivem Gegenüber der ›schlechten‹. Also jener, an denen sich ebenso folgenlos wie identitätsstiftend prozessieren läßt, wie Medien nicht sein dürfen, welche Form also die falsche sein soll. Fast die gesamte in Deutschland zirkulierende Medienkritik erschöpft sich demgemäß in der Beschreibung der Medienschlechtigkeit von Regenbogenpresse und eines bestimmten Typs von Privatfernsehen.
  2.  
  3. Und muß das auch tun, weil sich in deren falscher Form das bürgerliche Mediensubjekt seiner selbst als Medienkompetenz vergewissert. Die Debatte um schlechte Medien ist unterschwellig auch immer – beim späten Enzensberger nicht anders als bei Habermas – eine Form der Klassenscharmützel gegen die da unten, deren medial vermittelte Eigenschaften (Unreflektiertheit, Leichtgläubigkeit, Sensations- und andere -Lüsternheiten) ex negativo zur Selbstbeschreibung als aufgeklärtes, kritisches, medienmündiges Subjekt verhelfen. Sie sind die Heidinnen und Heiden der Medientheologie, zugleich Objekt von Bekehrungsphantasien und Gegenpol spekulativer Selbstschau.«
  4.  
  5. (Frank Apunkt Schneider: The Medium is the Messiah. Über die implizite Ideologie des Medienaktivismus, seine aktuellen Chancen und generelle Verstricktheit. In: Und Jetzt? Politik, Protest und Propaganda, hg. v. Heinrich Geiselberger. Frankfurt: Suhrkamp, 2007. S. 304f)
Add Comment
Please, Sign In to add comment