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- Pressemitteilung vom 13.2.2016
- „Project Shelter“ besetzt „Paradieshof“ in Sachsenhausen für obdachlose
- Flüchtlinge und Migrant*innen
- Die Frankfurter Gruppe Project Shelter hat heute, am 13. Februar 2016, den leerstehenden „Paradieshof“
- in Alt-Sachsenhausen besetzt. Das Projekt möchte dort ein Willkommens- und Beratungszentrum mit
- Wohnmöglichkeiten für obdachlose Geflüchtete und Migrant*innen einrichten. Als Begegnungsort soll das
- Haus allen Frankfurter*innen offen stehen und einen Beitrag zur sozialen Integration und zur
- Stadtteilentwicklung leisten. Project Shelter reagiert mit der gewaltfreien Besetzung auf die Notlage von
- Migrant*innen, die keine staatlichen Hilfeleistungen erhalten. Obwohl die Gruppe seit über einem Jahr um
- Unterstützung der Stadt Frankfurt bittet, bleibt diese auch nach zahlreichen Gesprächen und Anträgen in
- städtischen Gremien aus. „Seit einem Jahr fordern wir im Dialog ein selbstverwaltetes Zentrum, aber in den
- letzten Wochen wurden sämtliche Forderungen von der Stadt wiederholt abgelehnt“, sagt Simeon Pessima
- von „Project Shelter“. Eine Besetzung wird daher als die einzige Möglichkeit angesehen, mit der akuten
- Notlage im Winter fertig zu werden.
- Ein Zentrum für soziale Integration
- Das selbstverwaltete Zentrum soll ein Ort des Ankommens für Zugewanderte sein, die von den städtischen
- Anlaufstellen keine Hilfeleistungen erhalten. Momentan sind ca. 80 von ihnen obdachlos und müssen auf
- der Straße schlafen, weil die bestehenden Einrichtungen für Wohnungslose überlastet sind. Außerdem soll
- das Zentrum ein Begegnungsort für alle Frankfurter*innen sein, in dem Anwohnende und Zugewanderte
- zusammen kommen und so aktiv zu sozialem Frieden und Integration beitragen. Neben mittelfristigen
- Wohneinheiten und Notschlafplätzen für neu Ankommende soll das Haus daher auch ein Begegnungscafé
- und Räumlichkeiten für die Vernetzung von sozialen Projekten beherbergen. Zentral ist dabei, dass Wasser
- und Elektrizität von der Stadt übernommen und das Haus als Meldeadresse anerkannt wird, damit die dort
- untergekommenen Migrant*innen Arbeit suchen und in ein selbstbestimmtes Leben starten können.
- Für die Liegenschaft in der Paradiesgasse 23 sucht die Stadt Frankfurt derzeit in einem Auswahlverfahren
- einen neuen Nutzer. Laut Ausschreibung „[...] wird ein kreativer Mix gesucht, der eine Wohnnutzung
- ebenso berücksichtigt wie die für den Standort so wichtige Tagesbelebung [...]“. „Beide Ansprüche werden
- von uns erfüllt“, so Lisa Bogerts von „Project Shelter": „Wir leisten den wichtigen Impuls für die
- Stadtteilkultur, den sich die Stadt wünscht.“ Außerdem bezieht sich das Projekt auf eine Aussage von
- Bürgermeister und Planungsdezernent Olaf Cunitz zur Zuwanderung nach Frankfurt: „Der Erfolg der
- Integration wird davon abhängen, wie gut eine Stadt darauf vorbereitet ist" (s. u.). „Die Stadt bemüht sich
- zwar um die Versorgung der zugewiesenen Geflüchteten, lässt aber gleichzeitig andere Gruppen
- Geflüchteter außer Acht. Uns zu unterstützen wird der Stadt dabei helfen, vorbereitet zu sein", so Bogerts.
- Ehrenamtlicher Einsatz an der Kapazitätsgrenze
- Die Gruppe „Project Shelter" setzt sich seit Ende 2014 für obdachlose Geflüchtete und Migrant*innen ein.
- Sie vermittelt temporäre private Unterkünfte, unterstützt bei Behördengängen sowie bei der Arbeitssuche
- und tritt Rassismus und sozialer Ausgrenzung durch zahlreiche andere Aktivitäten (s. Pressemappe)
- entgegen. Seit über einem Jahr fordert das Projekt die Stadt Frankfurt auf, für seine ehrenamtliche Arbeit ein
- Gebäude bereitzustellen. Bei einer Großdemonstration mit über 1.800 Menschen, zwei Petitionen mit
- insgesamt über 11.000 Unterschriften und zahlreichen anderen Aktionen zeigten etliche Bürger*innen, dass
- sie das Anliegen unterstützen. Doch obwohl das Projekt den Dialog suchte und mehrere Parteien und
- Stadtpolitiker*innen Unterstützung signalisierten, blieb konkrete Hilfe aus. Während die Stadt im Zuge der
- „Willkommenskultur" für Flüchtlinge öffentlichkeitswirksam Bürgerengagement und Ehrenamt lobt, ist
- „Project Shelter" auf sich allein gestellt – und kommt an seine Grenzen, da die private Unterbringung nur
- temporär ist und keine Meldeadresse für die Arbeitssuche mit sich bringt.
- Keine konkrete Unterstützung
- Die Besetzung sei der einzige Weg, noch diesen Winter einen Schutzort für obdachlose Migrant*innen zu
- schaffen. Im Januar wurde ein Antrag für die Einrichtung eines selbstverwalteten Zentrums sowohl imstädtischen Planungs- und Bauausschuss als auch im Sozialausschuss, u. a. durch die Stimmen von CDU
- und Grünen, abgelehnt. Da vor der Kommunalwahl am 6. März 2016 keine Anträge mehr gestellt werden
- können und in den ersten Wochen nach der Wahl andere Prioritäten gelten werden, ist ein baldiges
- Tätigwerden der Stadt nicht zu erwarten. Obwohl mehrere Parteien, wie die Grünen, „Project Shelter" in ihr
- Wahlkampfprogramm aufgenommen haben, bleibt konkrete Hilfe verwehrt. „Es wäre empörend, wenn sich
- die öffentlichen Unterstützungsäußerungen letztendlich als Teil der Wahlkampfstrategien herausstellen
- sollten“, sagt Bogerts.
- Gewaltfreier Einsatz gegen Rassismus und Ausgrenzung
- Bereits im Dezember 2015 hatte „Project Shelter" das Haus in der Berger Straße 103 besetzt, das nach
- wenigen Stunden gewaltsam geräumt wurde. Dabei wurden, obwohl die Gruppe gewaltfrei vorging, durch
- den polizeilichen Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken 30 Menschen verletzt. Seitdem wurde dem
- Projekt viel Solidarität aus der Bevölkerung und der Politik signalisiert. Der Ortsbeirat 3 (Nordend) hatte
- damals mit einem Dringlichkeitsantrag gegen die Räumung und für Verhandlungen plädiert. Die Gruppe
- sieht Besetzungen noch immer als legitimes Mittel des gewaltfreien Protests an. Auch in Demokratien ist er
- eine etablierte Form der politischen Partizipation, um auf politische Probleme aufmerksam zu machen. „Wir
- tun niemandem weh", so Pessima. „Unsere ehrenamtliche Arbeit zeigt, dass wir uns tagtäglich für ein
- friedliches Miteinander und gegen Gewalt und Rassismus einsetzen – angesichts von aktuellen fremden-
- feindlichen Übergriffen und Diskursen muss die Stadt Frankfurt uns gerade jetzt unterstützen“, so Bogerts.
- Keine Wohnung, keine Arbeit – keine Arbeit, keine Wohnung
- „Project Shelter" unterscheidet nicht zwischen „Kriegs-“ und „Armutsflüchtlingen". Viele Migrant*innen
- aus dem Projekt haben einen dauerhaften Aufenthaltstitel in europäischen Staaten wie Italien. Im Zuge der
- Wirtschafts- und Finanzkrise verloren sie erst ihre Arbeit und dann ihre Wohnung. Viele sahen keine andere
- Möglichkeit, als in anderen Staaten nach Arbeit zu suchen. In Deutschland bekommen sie allerdings
- keinerlei Unterstützung vom Staat und müssen innerhalb von drei Monaten Arbeit finden, um die Chance
- auf einen dauerhaften Aufenthalt zu erhalten. Hier beginnt der Teufelskreis: Ohne Arbeitsstelle können sie
- sich keine Wohnung leisten; ohne einen festen Wohnsitz mit Meldeadresse dürfen sie keine Arbeitsstelle
- annehmen. Dies führt ohne Unterstützung zwangsläufig in die Obdachlosigkeit. Eine Meldeadresse ist daher
- zentral für ein selbstbestimmtes Leben.
- Cunitz: „Der Erfolg der Integration wird davon abhängen, wie gut eine Stadt darauf vorbereitet
- ist"
- Mit der Eröffnung des Willkommens- und Beratungszentrums reagiert das Projekt auch auf die Erwartungen
- von Olaf Cunitz, die er jüngst im Editorial der städtischen Zeitung „Frankfurt baut“ (11.12.2015) äußerte:
- „Schon immer zogen die Menschen nach Frankfurt. [...] Deutschland ist ein Einwanderungsland und die
- Großstädte sind in der Regel für Zuwanderer die Orte des Ankommens. Der Erfolg der Integration wird davon
- abhängen, wie gut eine Stadt darauf vorbereitet ist. Es stellen sich ganz simple Fragen: ob die Menschen, die
- hier ankommen, Arbeit bekommen, ob sie soziale Netzwerke aufbauen. Ob wir Bildungsangebote für ihre
- Kinder haben oder ob sie eine Wohnung finden. Welche Zukunft wir für diese Menschen, für die Zuwanderer
- vorbereiten, wird darüber entscheiden, ob sich daraus zum Beispiel eine neue Mittelschicht bildet oder ob wir
- soziale Verwerfungen bekommen werden. Auch dies muss integraler Bestandteil der Überlegungen für eine
- Stadtentwicklungsstrategie sein. [...]“
- Sein Sprecher Mark Gellert ergänzt in einem Artikel über die Neubelebung des „Paradieshofs“: „Aber wir
- sind nicht die Einzigen, die für einen Wandel sorgen können“, sagt Gellert. Die Stadt könne
- wünschenswerte Initiativen und Entwicklungen zwar unterstützen, diese aber nicht von selbst
- hervorbringen" (FNP Online, 2.7.2015).
- Kulturelles Programm zur Eröffnung
- Zur Eröffnung des Willkommens- und Beratungszentrums findet am 13.2.2016 ab 16 Uhr ein kulturelles
- Rahmenprogramm statt. Neben einer Ausstellung über die Geschichte von „Project Shelter“ umfasst es
- musikalische Begleitung, eine Akrobatikshow und eine Jam-Session. „Project Shelter“ wird außerdem,
- mithilfe einer Künstlergruppe ein „soziales Netz“ in der Paradiesgasse spannen. Alle Sachsenhäuser*innen
- und Frankfurter*innen sind herzlich eingeladen, vorbeizukommen.________________________________________________________________________________
- Wir laden Sie herzlich ein, uns heute noch im „Paradieshof“ zu besuchen und insbesondere bei unserer
- Pressekonferenz am 15.2.2016 um 14 Uhr, in der Paradiesgasse 23, 60594 Frankfurt am Main,
- vorbeizukommen.
- Für Interviews und Rückfragen stehen wird gerne bereit:
- Telefon für Presseanfragen: 0152-15333017 / 0152-18016169
- Mail: [email protected]
- Website: www.projectshelter.net
- Twitter: www.twitter.com/projectshelter_
- Facebook: www.facebook.com/Project.Shelter.FFM
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