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May 16th, 2021
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  1. Schreckenstat im Oberlinhaus: Getötete Priorterin hatte noch so viel Lebenswillen
  2. Lucille Heppner aus Priort (Havelland) war 35 Jahre alt, als sie 2013 das erste Mal durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wurde. Seit 2014 lebte sie im Oberlinhaus in Potsdam. Bis sie am 28. April 2021 mutmaßlich von einer Pflegerin auf grausame Weise getötet wurde. In ihrer Familie hinterlässt die zweifache Mutter eine Riesenlücke.
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  4. Das Grab der getöteten Lucille Heppner in Priort nach der Beerdigung.
  5. Priort
  6. Die „Toten Hosen“ waren ihre Lieblingsband. Besonders gern hörte sie die lauten und rockigen Stücke. Bei der Trauerfeier für Lucille Heppner in der kleinen Priorter Kirche war es anders. Mit dem leisen Titel „Alles wird vorübergehen“ nahmen Familie, viele Freunde und Bekannte vor wenigen Tagen Abschied von der 42-jährigen, zweifachen Mutter. Lucille Heppner, gebürtig aus Priort, ist eines der vier Opfer, die vor zwei Wochen im Thusnelda-von-Saldern-Haus des Oberlinhauses in Potsdam, einer Pflegeeinrichtung für Menschen mit Behinderung, getötet wurden. „Cilly“, wie sie von ihren vier Schwestern, ihrem Bruder und vielen Freunden genannt wurde, lebte dort seit Juni 2014. Sie sei früher ein so lebenslustiger, etwas zurückhaltender Mensch gewesen, als junges Mädchen sei sie sogar etwas ausgeflippt mit einer pinken Strähne im Haar und Schnürstiefeln, erzählen Familienmitglieder. „Und nun ist ihr praktisch zum zweiten Mal das Leben genommen worden“, war in einer Traueranzeige zu lesen. Der erste Schicksalsschlag traf Lucille Heppner im Jahr 2013. Die damals 34-Jährige war mit ihrem Auto nach einem Besuch in Priort auf dem Weg zurück nach Dallgow. Sie nahm die Ausfahrt der B 5 nach Rohrbeck, wollte zu ihrem Lebensgefährten und ihrem Sohn auf den Bauernhof. Es kam zu einem Verkehrsunfall, an dem Lucille Heppner völlig unschuldig war. „Am 20. Mai 2013 endete ihr bis dahin schmerzfreies, glückliches erstes Leben. Cilly verlor alles, was ihr wichtig war“, blickt Manuela Vollbrecht zurück. Lucille Heppner, die Frau, die mit ihrer Familie noch so viel vor hatte. Die ihr Hobby, das Mühlespielen – sie war Mitglied in einem Mühleverein in der Schweiz, gewann 2011 die erste Nauener Stadtmeisterschaft im Mühlespielen – weiter perfektionieren wollte. Und die ihr zweites Kind erwartete. Die Frau lag plötzlich schwer verletzt in einer Klinik in Wandlitz im Koma. Jahrelang im Wachkoma: Einige Monate nach dem Unfall verbesserte sich ihr Zustand, „Cilly“ befand sich fortan im Wachkoma. „Sie hat sich ein Stück ins Leben zurück gekämpft. Die Familie besuchte sie in der Woche mehrfach“, sagt ihre Schwester Manuela Vollbrecht. Am 13. November 2013 haben die Ärzte per Kaiserschnitt den zweiten Sohn von Lucille Heppner auf die Welt geholt. Es sei für alle Familienmitglieder wie ein Wunder gewesen. „Schade, dass Lucille ihren kleinen Sohn nicht selbst versorgen konnte. Sie hat ihn nur wenige Male nach der Geburt gesehen. Der Vater hat das Sorgerecht für beide Söhne bekommen, der Kontakt ist leider nicht geblieben“, so Vollbrecht. Die Familie aber gab den Glauben und die Hoffnung an eine Besserung des Zustandes von Lucille nicht auf. Auch nicht, als Ärzte in Wandlitz keine Chance mehr sahen. Sie sei austherapiert, hieß es. So entschlossen sich die Angehörigen, Lucille im Juni 2014 nach Potsdam ins Oberlinhaus zu holen, um sie weiterhin oft besuchen und begleiten zu können. In einer Wohngruppe im dritten Stock des „Thusnelda-von-Saldern-Hauses“ lebte Lucille Heppner. Sie wurde künstlich ernährt und konnte sich nicht bewegen. Zweimal in der Woche sorgte eine Vorleserin für etwas Abwechslung. Den Lebensmut nicht verloren: Ihren Lebensmut hat sie nicht aufgegeben, ist sich ihre Familie sicher: „Wenn wir sie besucht haben, hatten wir oft das Gefühl, dass sie verstanden hat, was wir erzählen. Sie hat sogar per Computer und mit Hilfe ihrer Augen kommuniziert“, erzählt Manuela Vollbrecht. Wir sind mit ihr im Rollstuhl spazieren gefahren in Babelsberg, haben sie bei den Festen im Oberlinhaus in den Jahren begleitet und sie mehrere Male nach Priort zu der Familie geholt. Sie hatte sich in der Potsdamer Pflegeeinrichtung eingelebt. Das konnte man spüren“, sagt ihre Schwester. Auch die Pflegerin, die die grausamen Taten begangen, die vier Menschen getötet und eine Bewohnerin schwer verletzt haben soll, habe Lucille bis dahin gut umsorgt. „Niemals hätte ich geglaubt, dass diese Frau zu solch einer Tat fähig gewesen wäre“, sagt Manuela Vollbrecht. Sie wolle ihre Schwester so in Erinnerung behalten, wie sie sie beim letzten Besuch mit der Familie wenige Tage vor der schrecklichen Tat erlebt hat. „Cilly hatte noch immer Lebenswillen.“ Von Jens Wegener
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