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Jul 22nd, 2019
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  1. Hast du genau hingesehen? Manchmal wusste ich nicht wo man hinsehen sollte, ob Blickkontakt irgendeine tiefere Bindung geschaffen hätte. Ich habe dich gewählt, du warst noch so jung. Ich habe dich an die Hand genommen, dir Brot gegeben und dafür von dir Gefallen gefordert. Es waren keine einfachen Dinge. Es war kein: Bringe bitte diesen Brief für mich von A nach B. Ich habe dich nicht darum gebeten, dass du mir ein Hemd nähst oder mir einen Stuhl baust. Nicht einmal einen großen Schatz solltest du für mich aus einer Höhle bergen. Du solltest für mich keine Dämonen besiegen, keine Heldentaten begehen. Ich wollte nicht das du mein Held bist. Dafür habe ich dich nie gewählt. Ich habe dich sogar einmal tiefer in meine Seele blicken lassen, in den Teil der noch der Meine ist, als es je ein Anderer durfte. Doch du wusstest es nicht, du hast nicht einmal richtig hingesehen. Ich war an diesem Tag schwach, ich war erbärmlich, ich habe getrauert. Um alles und um nichts.
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  4. Ich erinnere mich noch wie ich dir deinen ersten Auftrag gab, wie dich um den ersten Gefallen gebeten hatte. Ich sagte dir, ich würde dir einen toten Vogel vor die Tür legen. Ich sagte dir, du müsstest dann zu einer bestimmten Stelle in der Ruinenstadt laufen. Ich sagte dir, du solltest das vergraben, was du da finden würdest. Ich befahl dir, mit niemanden darüber zu sprechen. Weil es in dieser Zeit so kalt war, nahm ich an es wäre eine Art Nettigkeit dem toten Tier ein rotes Tuch um den Hals zu wickeln. Eigentlich vollkommen abgedreht. Verrückt, früher hätte man mich verbrannt oder gehängt. Heute kennt mich niemand. Vielleicht kennen mich auch mittlerweile zu viele aber eigentlich kennt mich eben keiner richtig, keiner komplett. Nicht einmal du. Und doch genießt du mein Vertrauen. Du hattest die Leiche, die ich dir da in Teilen hinlegte, wortlos vergraben. Ich hatte es beobachtet, aus einer Ecke, aus einem Schatten. Du hattest geflucht, hattest unsere Vereinbarung verflucht. Aber du hast es getan, keine Fragen gestellt und dir danach die Hände abgewaschen. Ich hatte gesehen wie du den Kopf des Toten gehalten hast und ich wusste es war etwas Neues für dich. Aber ich saß dort nicht mit Freude, nicht mit einem abartigen Wahnsinn. Ich hatte einfach nur zugesehen ob du es ertragen konntest. Denn ich bin kein Unmensch. Aber du denkst das und das ist glaube ich der beste Gedankengang den du haben kannst.
  5.  
  6. Die zweite Leiche verwirrte dich ebenfalls, vermutlich weil es dieses Mal eine vom anderen Geschlecht war und sie nichts mit der davor gemeinsam hatte. Du hattest dich informiert, auch das wusste ich. Nach den Toten, Leuten die verschwunden waren. Aber sie hatten alle nichts gemeinsam. Leiche drei und vier waren dann nur noch Routine. Bei der fünften Leiche kontrollierte ich dich nicht mehr. Zuvor saß ich bei dir, zeigte dir meine Seele und mein Leid. Ich saß bei dir, sah dich nicht an und wollte weinen. Ich wusste aber nicht mehr wie es funktionierte. All das wusstest du nicht. Du dachtest nur an den Wahnsinn in meinem Kopf. Wie ich auch daran dachte und bis heute tagtäglich tue.
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  9. Ich hatte dich ausgewählt. Ich habe noch fünf Teile meiner Seele und war und bin bereit es auf vier zu reduzieren. Und du bist die, die mir dabei hilft. Ich bin bereit dafür Opfer zu bringen, dich dabei an die Hand zu nehmen. Ich bin bereit dich zu opfern und bereit dich in mein Herz zu schließen. Ich bin weder dein Glück, noch das Meine. Ich bin jemand der vom Weg abkam und ich reiße dich mit. Weil ich egoistisch bin.
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  11.  
  12. Meinen Gruß, ich bin dein Pech.
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