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Guest User

Untitled

a guest
Jan 17th, 2019
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  1. Okay, zunächst erstmal: tolles Video. Du hast einen Missstand erkannt, ihn analysiert und öffenlich angesprochen. Alles super recherchiert, belegt und gut strukturiert sowie sehr respektvoll dargestellt. Ich stimme deinen Punkten total zu (wie könnte man auch nich - ist ja, im Gegensatz zu den Sachen, die du ansprichst, auch faktisch belegt). Ich finde jedoch, dass du, besonders in den letzten paar Minuten des Videos, ein paar sehr radikale Schlüsse ziehst und selbst ein sehr absolutes Weltbild präsentierst. Das erste Konzept das ich dabei ankreiden möchte ist, dass du (paraphrasiert) sagst: "Kunst kann keine Fehler haben, bzw. es liegt allein bei dem Künstler zu entscheiden ob etwas ein Fehler war, weil nur der beurteilen kann, was er erreichen wollte." Ich bin mir bewusst, dass du eigentlich Aussagen willst, dass es in der Kunst möglich ist Entscheidungen, die sich gegen etablierte Normen richten, zu treffen und somit einen persönlichen Style zu erschaffen. Deine Beispiele für die Wahl von Drums oder die Komprimierung von Xanny verdeutlichen dias gut. Es gibt jedoch sehr wohl Fehler - nach deiner Aussage insbesondere dann, wenn ein Künstler entgegen dem handelt, was er eigentlich erreichen wollte . Als Beispiel: wenn ich versuche ein Lied zu singen und dabei 95% aller Töne treffen, dann kann man wohl davon ausgehen, dass es meine Intention war alle Töne zu treffen - dann sind die 5% die ich nicht getroffen habe nunmal Fehler. Du selbst musst dir diese in dem Moment eingestehen, in dem du Autotune anmachst um das zu verändern. Das gleiche gilt fürs im Takt rappen, versuchen Tonlagen zu singen die meine Stimme nicht erreichen kann und fürs Spielen von jeglichen Instrumenten. Auch beim abmischen können Fehler entstehen. Hohe oder niedrige Komprimierung oder laute/leise Stimmen/Tiefen sind oft Stilentscheidungen. Hohe Frequezen die faktisch bei Menschen Schmerzen im Ohr verursachen sind Fehler. Auch ein Rauschen aus der Aufnahmeumgebung oder Störgeräusche wie Schnaufen,Atmen,Speichel,Schlucken sind in den meisten Fällen einfach Fehler. Besonders wenn du Leute empfiehlst einfach auf ihrem level etwas zu machen ( ab min 39), dann können die echte Fehler, die keine bewussten Entscheidungen sind, machen. Der nächste Punkt wäre deine Missgunst gegenüber Experten, die ja eigentlich gar keine sein können,weil sie ihre Aussagen nicht beweisen können. Auch hier hast du natürlich wieder recht, dass es bei Kunst nunmal keine eindeutigen Beweise dafür gibt ob es richtig oder falsch ist. Es gibt jedoch, neben relativen Normen wie zum Beispiel die Bpm oder Instrumentenwahl für bestimmte Genres, zusätzlich Dinge, die für Menschen einfach "richtig" oder ,auf Normen wie Genres bezogen, üblich wirken. Damit meine ich Sachen wie bestimmte Dreiklänge, Komplementärfarben, bestimmte Geschmacksprofile etc. Ich denke die Behauptung, dass zb. jemand der seit 10 Jahren aktiv jegliche Rap releases verfolgt keine fundiertere Meinung hat als jemand der grade zum ersten Mal einen bestimmten Song hört kann man so nicht stehen lassen. Durch diese Erfahrungen fallen dir möglicherweise erst wirklich die bewussten Entscheidungen, die ein Künstler getroffen hat, auf. Man erkennt mögliche Anspielungen/Homages/Stilbrüche, die man aufzeigen und für die man andere begeistern kann. Als letzes möchte ich zur Aussage kommen, dass man etwas selbst machen muss um darin Experte zu sein. Diese Aussage triffst du am Ende (wieder rund min 39) explizit, aber sie steckt auch stark in dem Vergleich zwischen 2boughs releases und deinen. Ich finde diese Aussage sehr ignorant gegenüber der Arbeit, die in der Analyse von bestehenden Werken, dem Verstehen dieser und dem Ableiten von Richtlinien aus diesen steckt. Kritiker müssen nicht selbst gute Filmproduzenten/Schriftsteller/Köche/Maler oder Musiker sein, um durch Erfahrung mit ähnlichen Werken und ihrem Bauchgefühl eine Meinung zu Bilden und diese begründet darzustellen. Du selbst sagst du hast Unterricht bezüglich Musik erhalten. Die meisten Leute die dir dort irgendwas erzählt haben hatten auch nicht mehr als ihr Bauchgefühl und Analyse von anderen Werken. Der Herr mit dem Ted talk über Popmusik, den du am Ende empfiehlst, hat auch keine Popsongs geschrieben und redet darüber. Ich verstehe deine Intentionen hinter all diesen Aussagen und meine Kritik ist sehr pedantisch aber ich denke das bist du in diesem Video teilweise auch gewesen und halte so absolute Feststellungen für problematisch. Als Schlusswort noch, da du dich am Ende und in der Videobeschreibung wirklich stark gegen jeglichen bewertenden content äußerst: Reactions sind doch im Endeffekt nur menschlicher Austausch. Wenn du dir irgendetwas anschaust oder anhörst unterhälst du dich doch bestimmt auch mit deinen Freunden darüber, weil du wissen willst was sie denken. Viele Menschen interessieren sich nunmal auch dafür was andere Leute über Dinge denken, unabhängig ob die nun bewiesenermaßen Experten dafür sind. Ob das nun die Meinung zu einem Song oder Film oder zu einem Outfit ist. Wenn du auf diesem Channel hier mit Anni auf TikToks reagierst oder mal wieder über Politik tweetest verkündest du auch einfach nur dein Bauchgefühl. Und das hat absolut eine Daseinsberechtigung verdient. Auch hier wieder: Ich weiß, dass du dich eigentlich hauptsächlich dagegen richtest wie 2bough seine Meinung als Fakten vermarket und seine Erwartungen und Geschmäcker als richtig darstellt aber ich finde eben, dass du mit bestimmten Aussagen bezüglich Bauchgefühl und den Vergleichen mit dem typischen Youtube-Kommentar-Schreiber darüber hinaus gegangen bist und sehr viel weitergreifende Aussagen getroffen hast.
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