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Allergisch auf Polizeiuniformen

May 31st, 2013
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  1. Sächsische Zeitung online
  2. Aus dem Gerichtssaal Freitag, 31.05.2013
  3. Allergisch auf Polizeiuniformen
  4. Als die Polizei eine illegale Party in einem Kraftwerk beendete, schlug ein 26-Jähriger gezielt auf einen Beamten ein.
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  6. Von Alexander Schneider
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  8. Sein erster Prozess vor zehn Jahren fand bei Richterin Birgit Keeve statt – und sein vorerst letzter gestern wieder bei ihr. Inzwischen ist Ricardo M. 26 Jahre alt und hat umfangreiche Erfahrungen mit Verstößen quer durch das Strafgesetzbuch gesammelt. Elf Einträge finden sich in seinem Register – Verurteilungen wegen Diebstahls, Sachbeschädigung, Schwarzfahrens, Körperverletzung und zuletzt 13 Monate Haft aus dem Jahr 2010 wegen räuberischer Erpressung. Diese elfte Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt. Die Hoffnung war, dass endlich Schluss ist. Doch weit gefehlt.
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  10. Im Dezember hat Ricardo M. einen Polizisten gewürgt und ihm dann mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Anlass war ein Polizeieinsatz bei einer illegalen Technoparty in einem ehemaligen Kraftwerk in Klotzsche. Daher lautete der Vorwurf am Amtsgericht Dresden nun Körperverletzung.
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  12. Illegale Technopartys in einem ehemaligen Kraftwerk in der Grenzstraße erfreuten sich im vergangenen Jahr zunehmender Beliebtheit. Regelmäßig rückte die Polizei aus, um das nächtliche Treiben in den Kellerräumen zu beenden. „Das hat auch immer funktioniert“, sagt Polizeioberkommissar Ralf F. (34). Acht- bis zehnmal sei es zu solchen Einsätzen gekommen. „Man muss viel reden, aber die verstehen das schon und bauen ihre Musikanlage ab.“ Strafrechtlich haben die Organisatoren einen Hausfriedensbruch begangen, weil der Eigentümer diese Partys auf dem abgeriegelten Grundstück nicht duldet – und weil in dem Gebäude Gefahren lauern. „Ein Betrunkener könnte die Treppe hinunterstürzen und nicht mehr gefunden werden“, so Polizist F. Auch am Morgen des 1. Dezembers rückte sein Einsatzzug wieder aus, um eine solche Fete zu beenden.
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  14. Keine Spur von Reue
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  16. Wieder hatten dort 150 bis 200 Gäste gefeiert. Doch dieses Mal eskalierte der Einsatz. Als die Uniformierten gegen 3 Uhr in den Keller vorrückten, um die Verantwortlichen zu suchen, versperrten drei, vier Mann Ralf F. den Weg zur Tanzfläche. Nachdem Reden nichts gebracht habe, kam es zu einem Gerangel, sagte der Zeuge F. Plötzlich sei er von dem Angeklagten von hinten in den Würgegriff genommen worden. Nachdem ihn ein Kollege von der Umklammerung befreit hatte, stand M. vor Ralf F., schlug ihm mit der Faust gezielt ins Gesicht und tauchte in der Masse unter. Als er wenig später gefasst wurde, war er extrem aggressiv. Es brauchte fünf Beamte und Pfefferspray, um ihn zu stoppen. M. soll die Uniformierten als „Nazischweine“ beleidigt und angespuckt haben.
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  18. Ralf F. hatte von dem Schlag eine Wunde in der Mundhöhle davongetragen. Ricardo M. grinste, als F. von seinen Schmerzen sprach. Keine Spur von Bedauern oder gar Reue. M. machte keinerlei Angaben. Immerhin gelang es, dass Verteidiger Oliver Nießing erklärte, sein Mandant räume die Vorwürfe ein. Das ersparte dem Gericht, weitere Zeugen hören zu müssen und dem Angeklagten zwei Monate Haft: Strafrichterin Keeve verurteilte ihn zu elf Monaten – natürlich ohne Bewährung. „Wer so etwas macht, hat es auch nach zehn Jahren nicht begriffen“, sagte die Richterin. Der Staatsanwalt hatte 13 Monate gefordert. M. reagiere allergisch auf Polizisten. Der Verteidiger hielt eine Geldstrafe für ausreichend.
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