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Der Naturalistische Imperativ - Semael N. Karzinger

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Jun 7th, 2015
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  3. Der Naturalistische Imperativ, Teil I: Der Sinn des Lebens
  4. -Von Semael Nahash Karzinger
  5.  
  6. In einem anderen Thema wies ich heute erneut darauf hin, stellte dann aber fest, dass ich das Thema nicht mehr finden kann. Aus diesem Grund veröffentliche ich meinen Text noch einmal:
  7. Das Kleine Manifest des Semaelismus; oder: Die Umwertung der Werte, vorgenommen durch einen "Mad Scientist" „smile“-Emoticon
  8. Kann, darf und soll gerne unter Nennung des Urhebers geteilt werden! „wink“-Emoticon
  9. I. Das Recht auf Leben (Der Naturalistische Imperativ):
  10. Wie Harald es bereits andeutete, sehe auch ich den einzigen objektivierbaren Sinn des Lebens schlicht und ergreifend im Leben selbst bzw. der Erhaltung des Lebens. Ich sehe nahezu alle bisherigen Modelle der Ethik als überkommen oder zumindest massiv verbesserungsbedürftig an. Insbesondere lehne ich (aus den bereits in meiner Zusammenfassung genannten Gründen) die christliche Ethik vollkommen ab, da sie bei kritischer Analyse eine vermeintlich anthropozentrische Orientierung vertritt (was an sich schon schlimm genug wäre), tatsächlich aber, wenn man sich durch all den dramaturgisch aufgeblasenen Pomp und Ballast der christlichen Propaganda gearbeitet hat, ausschließlich den Wert der eigenen Institution in Relation zu ihren Mitläufern setzt, die diese am Leben erhalten. Das Christentum als Institution (und somit alle Konfessionen, da sie ausnahmslos auf der Theologie basieren) kann man insofern als einen parasitären Organismus betrachten, der seine Existenz erhält, indem er Kindergehirne wäscht, generell Menschen indoktriniert und einen Krümel vom Kuchen der Macht in die Menge schnippt, damit er im kleineren Maßstab wiederum der Erhaltung des absolutistischen Machtanspruchs dienen kann (Missionierung, christliche Erziehung, Exorzismen usw.).
  11. Die christliche Ethik ist somit, selbst wenn man mir in diesem Punkt nicht zustimmen möchte, eine zutiefst lebensfeindliche, die ganz explizit Fauna und Flora exkludiert. Mir ist bekannt, dass bei Facebook immer mal wieder gerne ein Artikel von einer Netzseite geteilt wird, der allen Ernstes das Vorhandensein einer Tierrechtskomponente im Abrahamitischen Monotheismus behauptet. Wenn man einige Monate auf meiner Pinnwand herunter scrollt, wird man allerdings feststellen können, dass in diesem Artikel mit allen Mitteln gearbeitet wurde, bsplw. auch einer Falschübersetzung und willkürlichen Auslassungen, um diesen Kontext behaupten zu können, nichts davon entspricht aber der Faktenlage.
  12. Werfen wir diesen Ballast also über Bord, was nach Nietzsche bereits zu erwarten (und erhoffen) gewesen wäre, können wir einen neuen und alternativen Ansatz wagen, den ich mal als den Naturalistischen Imperativ definieren möchte. Dieser Ansatz basiert auf empirischer Beobachtung und Datenanalyse, also den Aussagen, die wir in erster Instanz vermittels unserer Kognition über Leben, Selbsterhaltungstrieb und Lebenswille treffen können:
  13. - Leben reproduziert sich unter günstigen Voraussetzungen selbstständig.
  14. - Praktisch jedes Lebewesen bezeugt seinen Lebenswillen und die Motivation, seine Art zu erhalten.
  15. - Unter den Lebewesen der Erde ist der Mensch derzeit (vermutlich) das einzige, das zwischen Leben und Tod differenzieren kann bzw. für das dieser Unterschied eine Rolle spielt.
  16. - Der Planet Erde bietet allen Lebewesen ihren Lebensraum, andernfalls sterben Arten aus.
  17. Wir beobachten und beurteilen also zunächst "nur", wie sich Leben entwickelt, schützt und fortpflanzt. Bis zu diesem Punkt benötigen wir keine Ethik oder generell Wertsetzungen, denn diese Daten dürften objektivierbar sein. Tatsache ist, dass das Leben, die Natur und der Planet Erde den Menschen nicht benötigen, sondern umgekehrt.
  18. Nun leitet der Mensch aus unterschiedlichen Faktoren sein Recht ab, den Planeten, Fauna und Flora nach Bedarf zu nutzen:
  19. - Der Mensch sei das einzige intelligente Lebewesen auf dem Planeten, dies verschaffe ihm einen natürlichen Vorteil innerhalb der spekulativen "Nahrungskette".
  20. - Tiere verzehren Tiere, insofern sei es nur logisch, dass das Tier Mensch dies ebenfalls praktiziere.
  21. - Das Gehirn des Menschen habe sich durch die Zufuhr tierischer Eiweiße überhaupt erst entwickelt.
  22. Selbst wenn Evolution evident wäre, sind wir nicht gezwungen, weiterhin genau das zu machen, was wir angeblich im Verlauf unserer Entwicklung taten, wir können uns noch immer anders entscheiden und unsere Handlungen optimieren. Hinzu kommt, dass selbst wenn wir von einer Entwicklung des Gehirns ausgehen wollen (und nach etlichen Manipulationen und Fälschungen liegt die Paläoanthroplogie quasi substanzlos röchelnd am Boden, siehe Q1), sprechen neuere Untersuchungen eher für eine Verbindung zu stärkehaltiger pflanzlicher Nahrung, siehe Q2.
  23.  
  24. 1. http://www.pnas.org/search?fulltext=Anna+Revedin&submit=yes&x=0&y=0
  25. 2. http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/gefaelschte-schaedel-protsch-von-zietens-karriere-beendet-a-342263.html
  26. http://www.spiegel.de/thema/reiner_protsch/
  27. http://de.wikipedia.org/wiki/Reiner_Protsch
  28.  
  29. Sehen wir einmal davon ab, dass der Mensch die hypothetische Nahrungskette ohnehin bereits zu seinen Gunsten gesprengt und somit die Hypothese ad absurdum geführt hat, handelt es sich hier um nichts anderes als die utilitaristisch konstituierte Anmaßung, sich das Recht über Leben und Tod eigens zubilligen zu wollen, denn keine - wie auch immer geartete - "höhere Instanz" legitimiert diesen Anspruch unter objektivierbaren Gesichtspunkten (also bsplw. für Nichtchristen), wenn wir jede Form der Apologetik als solche identifiziert haben, bsplw. auch die springende Schallplatte des "Verzichts" oder der "veganen Diät".
  30. Man "verzichtet" auf die Vernichtung und Ausbeutung anderen Lebens, nicht mehr und nicht weniger. Dass Menschen in diesem Zusammnenhang überhaupt von Verzicht sprechen, zeigt das grundlegende Desinteresse daran auf, den Thron der "Krone der Schöpfung" verlassen zu wollen ( = Utilitarismus, basierend auf Egoismus).
  31. Ein Beispiel: Da ich viel mit dem Computer arbeite, wird mir hin und wieder Inkonsequenz vorgeworfen, weil in den meisten Computern noch immer Chiptechnologie verbaut ist, die aus tierischen Ingredienzen gewonnen wurde. Auch hier wird der status quo der Gesellschaft und Industrie als objektiver und allgemeingültiger Maßstab gesetzt, der er nicht sein kann, wenn wir Veränderungen antreiben wollen. Denn nur weil es aktuell legitimiert und akzeptiert ist, muss das keineswegs immer so sein oder gar bleiben. Tatsächlich werden auch aktuell Chips ohne tierische Bestandteile hergestellt, diese sind aber in der Regel teurer. Dennoch kann man sich einen PC zusammen bauen lassen, der diese Bestandteile vermeidet, was ich selbst übrigens erst vor einigen Tagen getan habe, nun warte ich auf meinen neuen Rechner, dessen Prozessor ohne Tierleid auskommt.
  32. Der Denkfehler im gesamten Thema ist nicht neu: Es wird stets suggeriert, dass in allen möglichen Bereichen Tierleid und Ausbeutung der Ressourcen des Planeten stattfinden, darum müsse man diese "Banalitäten" widerspruchslos hinnehmen. Und entspricht man vermeintlich in einem einzigen Punkt nicht dem Bild des Superveganers und Ökoterroristen, darf man sich erst gar nicht zum Thema äußern.
  33. Auch die Apologetik treibt insofern weitere seltsame Früchte. In verschiedenen Diskussionen las ich bsplw., dass sich Menschen u.a. in der dritten Welt gar nicht vegan ernähren könnten, der Veganismus sei somit quasi ein Ausdruck der Dekadenz unserer "ersten Welt". Man lebe vegan, weil man es könne. Dabei richte man mehr Schaden an als jeder sich nachhaltig ernährende "Omni", aus dem simplen Grund, dass Handel, Nutzung der Agrarflächen und Nutzung der Technologie Lebensräume zerstört, einschränkt oder Menschen und Tiere letztlich erneut ausgebeutet werden. Es ist hier nicht mein Thema, darum gehe ich nur kurz auf diesen Aspekt ein, dem man aber durchaus (sehr knapp herunter gebrochen) insofern widersprechen kann, als dass diese Sicht der Dinge stets auf den status quo fixiert bleiben muss (den zumindest ich durchaus ändern würde, wenn ich könnte), und darüber hinaus das Argument des Handels hinkt, wenn man die Zahlen kennt, laut denen auf eine bestimmte Menge importierter pflanzlicher Nahrung in aller Regel das sechsfache an fleischlicher bzw. tierischer kommt.
  34. Setzen wir die spekulative "Evolution" und Entwicklung der Zivilisation hypothetisch auf einen Nullpunkt zurück, so spielen kapitalistische und monetäre Interessen keine Rolle mehr, sondern lediglich die Notwendigkeit des Überlebens in Relation zur genannten Abilität ( = wir können leben). Wir müssen weder tierische Nahrung zu uns nehmen, noch müssen wir mit Holz heizen, bauen oder gar Bäume für ein Brauchtum (Weihnachten) nutzen, das unter den genannten Umständen obsolet wäre, um zu leben.
  35. Warum also sollten wir all das weiterhin tun, wenn es ausschließlich im temporären, gesellschaftsspezifischen, kapitalistischen oder auch religiösen Zusammenhängen erst entsteht?
  36. Halten wir aber zunächst einmal fest, dass das Recht der Ausbeutung und Tötung dem Utilitarismus ( = der Mensch befürwortet, was ihm Nutzen bringt) geschuldet sei, so kann man folgern, dass sich der Mensch dieses Recht eigenmächtig nimmt, nichts und niemand gesteht es ihm zu außer er selbst. Da auch der Mensch überleben muss, spricht zunächst auch nichts gegen eine Nutzung der Ressourcen des Planeten, die seiner Existenz förderlich sind. Allerdings stellt sich die Frage nach einer objektivierbaren Belastungsgrenze, innerhalb derer diese Nutzung zu legitimieren sein kann, und hier greifen erneut meine Überlegungen:
  37. Objektiv nachhaltiger Nutzen = alles, was das Leben des Menschen erhält, ohne unmittelbar und GEWOLLT Schaden zu erzeugen. Und bevor es wieder ins Feld geführt wird: Nein, man muss Parasiten oder Krankheitserreger NICHT schonen, denn dass wir ein Lebensrecht haben, ergibt sich aus einer simplen Formel, die man als den Naturalistischen Imperativ definieren könnte, da sie aus der simplen ABILITÄT (!!!) unserer biologischen "Hardware" resultiert:
  38. - Wir existieren und können diese Existenz schützen und ggf. verlängern, all das ist legitim, weil es uns die Natur ermöglicht.
  39. - Niemand kann uns das Recht auf unsere Existenz absprechen, da ihm dieses Recht nicht gegeben wurde, sondern er es sich nehmen müsste, um es beanspruchen zu können.
  40. - Wir existieren ebenso wie alle anderen Lebewesen des Planeten, niemand hat uns zu etwas "Besserem" erkoren.
  41. - Andere Lebewesen existieren ebenfalls "einfach so", auch sie können im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Leben schützen oder verlängern (Flucht, soziale Strukturen usw.).
  42. Das sind die Grundzüge, die man als rein faktenbasierte Darstellung betrachten kann, ohne irgendeine darüber hinaus gehende Interpretation oder philosophische Ansätze zu bemühen, die erst jetzt folgen werden: Warum also, wenn wir, wie alle anderen Lebewesen auf diesem Planeten, mit diesen co-existieren KÖNNEN (wobei dieser Abilität das Existenzrecht ja logisch immanent ist), sollen wir nicht ausschließlich unser Überleben sichern und allen anderen Lebewesen im Fauna und Flora das selbe Existenrecht zubilligen, das ihnen aufgrund der genannten Faktoren ohnehin zusteht?
  43. Ich halte es unter diesen Gesichtspunkten für grundsätzlich problematisch, Lebensrecht als solches quasi zu partitionieren: Man gesteht dem einen mehr Lebensrecht als dem anderen zu, auch unter Veganern ist diese Willkür weit verbreitet. Das eine Tier muss geschützt werden, das andere nicht. Das Tier muss geschützt werden, Bäume und Pflanzen aber nicht. Verabschiede ich mich an dieser Stelle von meinen individuellen Wertsetzungen, so muss ich nicht einmal behaupten, alle Lebewesen des Planeten zu lieben oder tolerieren, denn bereits in dieser anthropozentrischen und illusorischen Anmaßung verbirgt sich weiteres Potential zur Gewalt und Unterdrückung.
  44. Denn welches Tier oder welche Pflanze mag es interessieren, dass ich mich in Toleranz zu üben vorgebe? Wenn ich etwas toleriere, ertrage ich es (lat. tolerare = etwas ertragen). Dieses Recht nehme ich mir aber nicht heraus, denn die reine Existenz eines anderen Lebwesens steht ihm aus den genannten Gründen im Sinne der Abilität bereits zu. Diese muss ich nicht ertragen, so lange das Lebewesen keinen Schaden anrichtet.
  45. Nehmen wir diesen Ansatz als Basis für eine modifizierte Tier- und Pflanzenrechtsethik, dann nähern wir uns dem zweiten Punkt an, den ich gerne aufgreifen möchte, nämlich den Sinn des Todes. Man kann sicherlich unschwer aus meinen Aussagen schlussfolgern, dass mir das Leben als solches gewissermaßen "heilig" ist. Es ist unantastbar, sofern ich mich nicht selbst und meine Nächsten verteidigen muss, eben weil es existieren kann und ich weder Besitzer noch Schöpfer des Planeten Erde bin. Ich co-existiere, ich muss nicht tolerieren, ich habe lediglich die Existenz anderer Lebewesen zu akzeptieren und ihre physische Integrität zu wahren. Warum? Weil ich es kann. Der Mensch kann töten und sich die Krone der Schöpfung auf das Haupt setzen, aber er kann eben auch das Gegenteil umsetzen. Warum also sollte ich mich für die Krone entscheiden, wenn ich dafür Schaden anrichten, ausbeuten und töten muss?
  46. - Welchen Sinn kann das Leben also haben, wenn nicht die Tatsache zu akzeptieren und ggf. zu genießen, dass man leben KANN (im Sinne der Abilität, nicht als Geschenk, das einen Beschenkenden voraus setzen würde)?
  47. - Und welchen weiteren tieferen Sinn muss das Leben überhaupt haben, wenn uns diese Abilität bereits den Raum zur Persönlichkeitsentfaltung bietet?
  48. - Warum eigentlich sollte ich meinen individuellen Sinn des Lebens von einer "höheren Instanz" und deren Setzun gen abhängig machen wollen?
  49. - Als bekennender Anarchist kann ich mich doch nur freuen, wenn mein Aktionsradius und Spielraum so unabhängig wie nur möglich ausfällt.
  50. Unter diesen Gesichtspunkten sehe ich den Sinn des Lebens im Leben selbst erfüllt. Denn diese Abilität des Lebens bietet mir die Option, mir weiteren Sinn individuell zu generieren, bsplw. in Form meiner Interessen, Hobbies und Zielsetzungen. Nehmen wir erneut meine Falsifikation des Theismus als plausibel an, so würde auch die faktische Existenz eines "Gottes" im Sinne der Theologie selbst dann keinen Unterschied für uns als Individuen machen, wenn ich diesen nicht ohnehin widerlegt hätte, er also existieren könnte. Denn würde ein solcher Schöpfer existieren, könnten wir diesen aufgrund der Setzungen der Theologie nicht einmal kognitiv erfassen oder auch nur dessen Existenz erahnen, wobei die "Offenbarungsliteratur" aus den in meiner Zusammenfassung genannten Gründen gar keine ist.
  51. Man projiziert folglich in eine höhere Instanz, wenn man den Sinn des Lebens auslagert und nicht in sich selbst zu suchen bzw. generieren beginnt. Man reduziert sich selbst in seinen Möglichkeiten, kettet sich an die Willkür des eigenen Selbstwertgefühls, das sich objektive Legitimation für die eigene Existenz in einer unbekannten Grössenordnung konstruiert, um dann sicher sein zu können, dass man überhaupt leben, denken und handeln darf, weil ein imaginärer "Gott" es so vorgesehen habe. Was unnötig ist, wenn man sich auf die Natur und den Planeten beruft, um aus der reinen Abilität des Lebens die Legitimität der eigenen Existenz abzuleiten.
  52. Und darum bezeichne ich das Christentum als brandgefährlich, denn diese Selbstzweifel der Individuen in unserem Kulturkreis gehen partiell ursächlich auf seine Lehren zurück. Ebenfalls die Akzeptanz des Todes, womit ich zum nächsten Punkt kommen möchte, dem Sinn des Todes ...
  53.  
  54.  
  55. II. Der Sinn des Todes
  56.  
  57. Harald schrieb bereits, dass das Leben auf der Erde im Grunde beständiger Zerfall sei, zumindest stellt es sich uns in Fauna und Kora der unmittelbar so dar. Das sehe ich sehr ähnlich, allerdings sehe ich diese Schkussfolgerung keineswegs als zwingend oder gar determiniert an, womit ich nun endgültig in den Modus "mad scientist" wechseln werde. „wink“-Emoticon
  58.  
  59. Wie legitimiert man allgemein den Tod?
  60.  
  61. - Der Tod sei notwendig, damit anderes Leben entstehen und den begrenzten Lebensraum nutzen könne.
  62. - Der Tod sei die Erfüllung des Lebens, da der Körper unter dem Alterungsprozess zu leiden beginne.
  63. - Der Alterungsprozess, somit auch der Tod, seien irreversibel und somit unvermeidbar.
  64.  
  65. Nichts davon ist zwingend, wenn man die Faktenlage einer kritischen Analyse unterzieht.
  66.  
  67. 1. Der uns zur Verfügung stehende Lebensraum ist ausschließlich so lange limitiert, wie wir in der "terrestrischen Pubertät" vor uns hinvegetieren. Ich bin ein klarer Befürworter der interstellaren Raumfahrt und ggf. Besiedelung adäquater Planeten bzw. (unter sehr spezifischen Umständen) des Terraformings. Wobei ich allerdings die aktuelle Menschheit sehr ungerne in den Weltraum entlassen möchte, da sie meiner Meinung nach dafür schlicht nicht reif ist.
  68. Das sieht man bereits an dem Widerspruch, dass der Tod als notwendig erachtet wird, um den begrenzten Lebensraum zu erhalten, andererseits die Industrienationen der Erde (und keineswegs die verarmten Länder, wie es gerne behauptet wird) unter wachsender Überbevölkerung ächzen.
  69.  
  70. 2. Der Alterungsprozess ist keineswegs irreversibel, der Tod somit durchaus vermeidbar, dazu komme ich nun.
  71.  
  72. Ich möchte mich in diesem Punkt kurz fassen, um den Rahmen nicht weiter als bisher zu sprengen: Der Alterungsprozess wird durch die Telomerase (Q1) gesteuert, ein Enzym des Nukleus (Zellkerns, siehe Q2), der sozusagen die gesamte Erbinformation eines biologischen Organismus speichert, wodurch diese reproduzierbar ist. Das Problem besteht nun darin, dass die vollständige Erbinformation bei jeder Zellteilung "gekürzt" wird, es gehen also Nukleotide verloren, wodurch der Alterungsprozess gesteuert wird und letztlich zur Einstellung der Vitalfunktionen führt, also zum Tod.
  73.  
  74. 1. http://de.wikipedia.org/wiki/Telomerase
  75.  
  76. http://www4.utsouthwestern.edu/cellbio/shay-wright/intro/facts/sw_facts.html
  77.  
  78. http://www.nature.com/news/2010/101128/full/news.2010.635.html
  79.  
  80. 2. http://de.wikipedia.org/wiki/Zellkern
  81.  
  82. Bereits in den 90er Jahren beschäftigte ich mich mit dem Thema aus dem Grund, dass in praktisch allen antiken Überlieferungen von Entitäten berichtet wurde, die weitaus länger als wir Menschen heute lebten, durchaus auch Menschen. Dazu muss man sagen, dass die Behauptung, antike Überlieferungen beinhalten Berichte über "Unsterbliche" oder "Götter" schlicht falsch sind, wie ich auch in meiner Zusammenfassung bereits angeschnitten habe. Sie waren Entitäten, also Lebewesen, und sie lebten relativ lange, waren aber durchaus sterblich.
  83.  
  84. Auf diesem Wege kam ich zur Telomerase, wobei ich seinerzeit zwar das Potential verstand, aber davon ausgegangen bin, dass innerhalb meiner Lebensspanne keine nennenswerten Erfolge in diesem Forschungsfeld erzielt werden könnten, was sich glücklicherweise als Irrtum erwiesen hat.
  85.  
  86. Tatsächlich sind wir heute so weit, dass wir den Alterungsprozess quasi "deaktivieren" können, dazu trug auch die Entdeckung des C1q-Komplexes bei (Q3). Ich selbst habe mir erlaubt, die "Hefekomponente" (Q4) japanischen Forschern vorzuschlagen, mehr dazu findet man in den verlinkten Artikeln.
  87. Das Problem ist derzeit nicht, dass wir den Alterungsprozess nicht anhalten könnten, sondern dass in Folge dieser Manipulation am Zellkern das Immunsystem zusätzlich "deaktiviert" wird. Biologische Unsterblichkeit ist eher kontraproduktiv, wenn man an einem simplen Schnupfen bereits sterben kann. „wink“-Emoticon
  88.  
  89. Aber auch in dieser Hinsicht sind durchaus Lösungen in Sicht.
  90.  
  91. 3. http://www.nature.com/news/2010/101128/full/news.2010.635.html
  92.  
  93. http://www.salk.edu/news/pressrelease_details.php?press_id=2052
  94.  
  95. http://en.wikipedia.org/wiki/C1Q_complex
  96.  
  97. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10904115
  98.  
  99. https://www2.le.ac.uk/departments/biochemistry/file-store/complement-poster
  100.  
  101. 4. http://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/biologie/theoretische-unsterblichkeit-von-hefe-zellen-13371942
  102.  
  103. http://www.welt.de/print/die_welt/article119974170/Unsterbliche-Hefe.html
  104.  
  105. https://brightsblog.wordpress.com/2014/06/21/theoretische-unsterblichkeit-von-hefe-zellen/
  106.  
  107. Die Frage nach dem Sinn des Todes sollte also neu gestellt werden, wenn wir nicht mehr von der zwingenden Notwendigkeit des Todes ausgehen müssen:
  108.  
  109. 1. Wer kann ein Interesse an unserem Tod innerhalb einer Lebenszeitsospanne von rund 120 Jahren haben?
  110.  
  111. 2. Selbst wenn jemand ein Interesse an unserem Tod hat, warum sollten wir uns diesem beugen?
  112.  
  113. 3. Wenn der Alterungsprozess nicht irreversibel ist und der Tod verhindert werden kann, benötigen wir keinerlei Ausreden, uns den Tod angenehmer zu reden als er ist.
  114.  
  115. Meine Antwort darauf lautet, dass es einen objektiven Sinn des Todes so wenig wie den des Lebens gibt, der Tod aber eindeutig Feind des intelligenten Lebens ist, den man bekämpfen sollte. Man kann sagen, dass ich als Individuum vom Leben kosten darf, um dann in der Spätphase meiner "terrestrischen Pubertät" abzutreten, ob ich das nun will oder nicht, und obwohl es nicht zwingend determiniert ist.
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