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- Vapen könnte Fortschritte im Kampf gegen Jugendrauchen untergraben
- London – Eine große Langzeitstudie aus dem Vereinigten Königreich zeigt, dass das Vapen bei Jugendlichen mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit für zusätzliches Rauchen von herkömmlichen Zigaretten assoziiert ist. Demnach fangen vapende Jugendliche etwa so häufig mit dem Zigarettenrauchen an wie Teenager in den 1970er-Jahren, als es noch keine E-Zigaretten und Verdampfer gab und der Kampf gegen das Jugendrauchen noch ganz am Anfang stand.
- Das Vapen könnte den langjährigen Rückgang des Tabakkonsums in dieser Altersgruppe gefährden, warnt das Autorenteam im Fachjournal Tobacco Control (2025; DOI: 10.1136/tc-2024-059212). Demnach rauchen von den Jugendlichen, die nicht vapen, nur 1,5 % im Alter von 16-17 Jahren regelmäßig herkömmliche Zigaretten. Bei den Jugendlichen, die vapen, liegt dieser Anteil bei bei 33 %.
- Ob E-Zigaretten den Trend weg von der Zigarette im Jugendalter tatsächlich umkehrten, sei zwar nicht abschließend geklärt, aber die Daten seien ein Warnsignal, schreiben Jessica M. Mongilio Center for the Study of Drugs, Alcohol, Smoking and Health der University of Michigan in Ann Arbor und ihre Kollegen.
- Mehrere Fachleute mahnen allerdings zur Zurückhaltung bei der Interpretation. Die Studie zeige lediglich eine Assoziation, keine Kausalität, betonen sie – und kritisieren methodische Schwächen wie die fehlende Vergleichbarkeit der Kohorten sowie unbeachtete individuelle Risikofaktoren wie Impulsivität oder Risikobereitschaft.
- Deutlich rückläufige Raucherquote seit 1974
- Mongilio und ihr Team analysierten Daten von mehr als 27.000 Jugendlichen aus 3 britischen Geburtskohorten (Jahrgänge 1958, 1970 und 2001). Erfasst wurden neben dem Rauchverhalten im Teenageralter auch zahlreiche Risiko- und Schutzfaktoren wie Alkoholkonsum, elterliches Rauchverhalten oder schulisches Engagement – bei der jüngsten Kohorte (Millennium Cohort Study; MCS) auch der E-Zigarettenkonsum.
- Die Ergebnisse zeigen einen klaren Trend: Die Raucherquote unter Jugendlichen sank von 33 % im Jahr 1974 über 25 % im Jahr 1986 auf 12 % im Jahr 2018. Gründe seien vor allem gesetzliche Maßnahmen gegen das Rauchen, bessere Aufklärung und ein gesellschaftlicher Wandel hin zu geringerer Akzeptanz des Zigarettenkonsums, so die Autoren.
- Auch das elterliche Rauchverhalten und der frühe Alkoholkonsum nahmen ab. Einige Risikofaktoren blieben aber über die Jahrzehnte konstant: Wer früh Alkohol trinkt oder durch stark externalisierendes Verhalten auffällt, raucht häufiger – wer sich schulisch engagiert, seltener.
- Rückgang nur bei Nichtvapern stabil
- In der MCS-Kohorte hatten 48 % der Jugendlichen bis zum Alter von 17 Jahren nie eine E-Zigarette genutzt. 41 % gaben an, bereits einmal gevapt zu haben, 11 % berichteten über aktuellen Konsum.
- Zur besseren Einordnung berechneten die Forschenden die Rauchwahrscheinlichkeit für einen „durchschnittlichen“ Jugendlichen: In den älteren Kohorten lag sie bei 30 % (1958) bzw. 22 % (1970), in der MCS-Kohorte bei nur 1,5 % – allerdings nur bei Jugendlichen ohne Vapingerfahrung. Bei früheren Vapern lag der Wert bei 13 %, bei aktuellen Vapern wieder bei 33 %.
- „Unsere Analyse zeigt: Der historische Rückgang des Rauchens setzt sich bei jugendlichen Vapern nicht fort – bei ihnen stagniert oder kehrt sich der Trend sogar um“, so die Autoren.
- Experten sehen Kausalität nicht bewiesen
- John Robins von der Nicotine Research Group am King’s College London betont allerdings: „Die wichtigste Erkenntnis, nämlich dass die Raucherquote unter Jugendlichen von 33 % auf 12 % gesunken ist, ist solide und beruhigend, aber die Schlussfolgerungen, die die Autoren in Bezug auf die Rolle von E-Zigaretten für die Rauchwahrscheinlichkeit im Jahr 2018 ziehen, sind nicht gerechtfertigt. Die Hochrisikogruppe von 2018 mit der Gesamtrisikogruppe früherer Jahrgänge zu vergleichen, ist kein fairer Vergleich.“
- Auch Lion Shahab, Ko-Direktor der Tobacco and Alcohol Research Group am University College London, warnt: „Zwar räumen die Autoren ein, dass es sich nicht um eine kausale Beziehung handelt, aber ihre Formulierungen implizieren das Gegenteil. Sie suggerieren, dass das Vapen die Fortschritte beim Rückgang des Zigarettenkonsums unter Jugendlichen umkehren könnte.“
- Die beobachteten Zusammenhänge spiegelten aber vermutlich gemeinsame Risikofaktoren wider – etwa Persönlichkeitsmerkmale oder ein belastendes Umfeld.
- Er fasst zusammen: „Kurz gesagt, die Ergebnisse sind interessant, aber sie stützen nicht die Behauptung, dass Vapen zum Rauchen führt. Stattdessen spiegeln sie wahrscheinlich gemeinsame Risikofaktoren wider – etwa bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder ein belastendes Umfeld -, die dazu beitragen, dass Jugendliche zum Nikotinkonsum neigen.“
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- https://doi.org/10.1136/tc-2024-059212
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