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Dec 8th, 2022
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  1. Mächtiges Instrument: Der KSC setzt auch im Training auf die Ehrlichkeit der Bilder
  2. Der Karlsruher SC hat aufgeholt. Seit dieser Saison setzt er verstärkt auf Videos im Trainingsalltag und zur Halbzeit der Spiele in der Zweiten Fußball-Bundesliga
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  5. Ein paar Tage erst ist es her, da lag Philip Heise bei Temperaturen von um die 30 Grad unter der Sonne von Mauritius und ließ es sich gut gehen. Der Job war über 9.000 Kilometer weit weg.
  6. Nun, zurück in Deutschlands Winterkälte, hat sich der Linksverteidiger des Karlsruher SC bei vier Grad über Null gut eingepackt.
  7. Mit einigen seiner Mitspieler hatte er eben noch die Köpfe zusammengesteckt und anhand der Videobilder auf einem kleinen Display erörtert, ob in einer Szene des soeben beendeten Übungsspiels Abseits vorgelegen hatte oder nicht. Die Möglichkeit des Videobeweises ist eine Begleiterscheinung, aber nicht das, worauf es ankommt.
  8. Was war gut, was eher weniger
  9. Eine Drohne hatte während des Elf gegen Elf über dreimal zwölf Minuten die Aktionen der Zweitliga-Fußballer auf dem Rasen des KIT aufgezeichnet.
  10. Die so entstandenen Bilder werden es den Trainern zu einem späteren Zeitpunkt ermöglichen, ihre Feedbacks zu geben: Wie sahen sie die davor in der Theorie und in Spielformen erarbeiteten Inhalte zum Spiel mit Dreier- beziehungsweise Fünferkette umgesetzt? Was war gut, was eher weniger?
  11. Heise sagt, es zu mögen, wenn auch im Training mit Kamera gearbeitet wird. „So kann man später in der Kabine schon vor einem Spiel taktische Dinge ansprechen, die wir falsch machen, und nicht erst hinterher.“
  12. „Bilder lügen nicht“
  13. „So wie ich trainiere, so spiele ich auch“, sagt Christian Eichner, der Cheftrainer des Zweitliga-13., oft und gerne. Das mächtige Instrument, das derzeit noch Fabian Roth aus der Medienabteilung für ihn scharf stellt, weiß er zu schätzen.
  14. „Bilder lügen nicht“, sagt er. Nein, natürlich sind Taktiktafeln nicht eingemottet. Sie kommen weiter zum Einsatz, doch am Ende zählt die Praxis. Oder wie es Eichner sagt: „Die Magnete leben.“
  15. Roth besitzt als derzeit noch Einziger beim KSC einen Drohnenführerschein. „Früher hast du einen mit einem Camcorder auf ein Podest gestellt. Heute jagst du eben eine Drohne hoch, was vom Handling her viel einfacher ist.“ Ziel sei es, dass mittelfristig mehrere Trainer einen Kurs absolvieren, um die 449 Gramm leichte Drohne fliegen zu dürfen.
  16. Mehrwert dank Motekallemi
  17. Seit dieser Saison hat der KSC beim visuellen Coaching aufgeholt und gestaltet es auf demselben Level wie das Gros der Konkurrenten.
  18. Dass der Trainerstab um den zweiten Assistenten erweitert wurde, zahlt sich aus. In die Zuständigkeit von Sirus Motekallemi fällt die Aufbereitung des portionierten und zurechtgeschnittenen Anschauungsmaterials für die Fußballer, die nicht selten auch individuell zugeschnittene Sequenzen zu ihrem taktischen Verhalten auf ihre Handys geschickt bekommen.
  19. Abreise zu Testspielen in Köln und Bochum
  20. Eichner hatte für die am Montag begonnene Dezember-Trainingsphase ja bereits angekündigt, verstärkt auch auf die unbestechlichen Bildertatsachen setzen zu wollen. Auf Testspiele sowieso.
  21. Am Freitag um 7.30 Uhr wird die Mannschaft Richtung Westen aufbrechen. Um 13 Uhr steht für sie ein Testspiel bei Drittligist Viktoria Köln an. 24 Stunden später gastiert der KSC beim VfL Bochum.
  22. Dazwischen werden Heise und Co unter anderem die Aufnahmen vom Donnerstag, welche die Drohne aus einer Höhe von bis zu 50 Metern aus einer seitlichen Totalperspektive des Platzes einfing, in ihrem Leverkusener Quartier zu sehen bekommen.
  23. „Wir packen sie wahrscheinlich mit Bildern zusammen, die wir während des Kölner Testspiels aufnehmen wollen“, sagt Motekallemi zum geplanten Ablauf.
  24. Phun Mang hinterlässt Eindruck
  25. Sowohl in Köln als auch in Bochum will Eichner Vierer- und Fünferkette spielen lassen. Stephan Ambrosius (Muskelfaserriss), Marco Thiede (Zahnentzündung) und Luca Bolay (Probetraining in Mannheim) werden fehlen, die Innenverteidiger Felix Irorere und Lazar Mirkovic auch.
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  27. Derweil endet der Probeaufenthalt des dänischen Junioren-Nationalspielers Phun Mang. Der erst 17 Jahre Offensivmann wusste zu gefallen, wäre aber höchstens nächsten Sommer als Zugang denkbar, wie Oliver Kreuzer bestätigte. Auch der Sportgeschäftsführer des KSC verfolgte die Einheit, während die Drohne hoch droben über ihm stehenblieb.
  28. Ein visuelles Coaching wäre sogar noch direkter, noch komfortabler möglich. Doch dann wäre man im Kosmos von Julian Nagelsmann, der beim FC Bayern direkt am Trainingsplatz eine LED-Wand nutzt und dadurch praktisch in Echtzeit mit seiner Mannschaft visuell arbeitet.
  29. Zwischen Tribüne und Spielfeldrand
  30. Beim KSC betrifft die nächste realistische Stufe der Fortentwicklung die Kommunikation während der Spiele selbst. Seit dieser Saison bindet Eichner Analysten auf der Tribüne ein. Diese stehen mit der Bank im Austausch, wo das Meinungsbild der Trainer zum Spielgeschehen und zu den daraus abzulesenden Anforderungen geprägt wird.
  31. Motekallemi ist auch da der Mann, der den Mehrwert sichert. Er verfolgt das Spiel an der Bank nur auf einem i-Pad, auf dem er das sogenannte Scouting Feed empfängt, ein Signal, welches eine Perspektive liefert, die taktische Auswertungen erlaubt.
  32. Er kann einzelne Szenen sofort zurückspielen, wiederholen, im Team abstimmen – und Kontakt zum Mitarbeiter mit der Tribünenperspektive und dem Auge für das Wesentliche aufnehmen. Bislang sorgt entweder Daniel Gordon als Springer oder eine simple Handyverbindung für den Austausch zwischen oben und dem Spielfeldrand.
  33. Der Einsatz von Head-Sets könnte bald kommen. „In Kommunikation mit oben werden Szenen zurechtgeschnitten“, erklärt Motekallemi.
  34. Bilderkorrekturen bei Halbzeit
  35. Zur Halbzeit liegen diese vor. Eichner sichtet diese und entscheidet dann, ob er sie seiner Mannschaft während der Pause auf dem Kabinen-Bildschirm zeigt. Liegen Bilder vor, kann auch kein Spieler mehr sagen: „War doch gar nicht so.“
  36. Bilder, sagt Eichner, seien in seinem Job „die ehrlichste Form der Rückkoppelung“.
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