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Mar 29th, 2021
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  1. [Lied vom Saronit]
  2.  
  3. Hacke Hacke, spitze Steine
  4. Von der Seele in die Beine
  5. Kommt die Kraft, die ihn zerbricht
  6. Den Felsen dort, der zu mir spricht.
  7.  
  8. Rolle Rolle, auf die Reise
  9. Erz und ich, wir weinen leise
  10. Von der Seele ins Gesicht
  11. Tote Steine sprechen nicht.
  12.  
  13. Treibe Treibe, aus der Erde
  14. Wenn ich nur im Ganzen werde
  15. Niemals mehr alleine sein
  16. Mit den Stimmen aus dem Stein.
  17.  
  18. Fördre Fördre, Schienengleise
  19. Minenlicht zieht große Kreise
  20. Scheint mir, bis der Felsen glatt
  21. Für den, der keinen Namen hat.
  22.  
  23. --
  24.  
  25. [Das Lied von Nordend]
  26.  
  27. Ein Thron aus Eis, ein Schattenmeer
  28. Und Asche regnet nieder.
  29.  
  30. Ein Leichenfeld, ein Nebeltal
  31. Die Toten kehren wieder.
  32.  
  33. Am kalten Berg, am grimmig Tor
  34. Bricht Frost uns alle Glieder.
  35.  
  36. Ein schwarzes Schwert, ein Lichterheer
  37. Und keine Lieder.
  38.  
  39. --
  40.  
  41. [Die Drachenmutter]
  42.  
  43. Welch Hoffnung liegt tief unterm Berg?
  44. Wo Feuer schläft in Dunkelheit
  45. Aus Schuppen dort, ein Totenkleid
  46. Und Flammen im Gebirge.
  47.  
  48. An Wintertagen sang sie uns
  49. Vom fernen Licht und Sommerszeit
  50. Von Schmerzen in der Einsamkeit
  51. Und Flammen im Gebirge.
  52.  
  53. Liebst Mutter mein, ich hört dein Wort
  54. Und trag es mir bis heute fort
  55. Weit weg, vom ausgebrannten Hort
  56. Vom Feuer unterm Berge.
  57.  
  58. Als ich dort lag, in Dunkelheit
  59. Der Schnee, die Nacht, die Einsamkeit
  60. Hört ich dein Schreien unterm Berg
  61. Und Flammen im Gebirge.
  62.  
  63. --
  64.  
  65. [Karabor]
  66.  
  67. Karabor, du große Stadt!
  68. Von deiner Fülle, niemals satt
  69. Von deinem Reichtum, deinem Glanz
  70. Sind wir vereint, im Geiste ganz.
  71.  
  72. Seht, dort wo die hellen Spitzen
  73. Ragen weit hinauf ins Licht.
  74. Strecken sich in alle Himmel
  75. Wo sie stehn, verzagt uns nicht.
  76.  
  77. Karabor, dein blauer Funke
  78. Fließt in unser aller Leib.
  79. Strömt hinein in reine Seelen
  80. Kinder, Tiere, Mann und Weib.
  81.  
  82. Seht, dort bei den großen Türmen
  83. Brennt ein Feuer, ewiglich
  84. Und in totgeglaubten Hallen
  85. Regt der Lebensfunke sich.
  86.  
  87. Karabor, du gehst und wandelst
  88. Fürweg stehts in uns hinein.
  89. Wir, die Deinen, stehen bei dir
  90. Selbst wenn nur verbleibt Gebein.
  91.  
  92. Hört nur, wie die Glocken singen!
  93. Schaut nur, wie die Erde bricht!
  94. Karabor, bei deinen Feldern
  95. Wanken und vergehn wir nicht.
  96.  
  97. Wand aus Flammen. Knochenwälder.
  98. Pfad aus Tränen, Blut und Staub.
  99. Das Eisen schlug! Der Hammer fiel!
  100. Und im Herbst, das tote Laub.
  101.  
  102. Karabor, nun dich erhebe!
  103. Trotze Schatten! Zweifle nicht!
  104. Denn wir sind die deinen Kinder
  105. Und wir wandern, heim ins Licht.
  106.  
  107. --
  108.  
  109. [Vom Priestersein]
  110.  
  111. Manchmal kommt die liebe Schuld
  112. Und legt sich zu mir nieder.
  113. Und bleibt die Zeit. Und flüstert leis.
  114. Und morgens geht sie wieder.
  115.  
  116. Draußen schlägt das Regenwetter.
  117. Manchmal schleicht die Zeit dahin.
  118. Zwischen Zeitung, Haus und Sinn
  119. Ist man allein.
  120.  
  121. Die Katze gähnt. Der Kessel kocht.
  122. Man fühlt sich schwer, und klein.
  123. Vom Tonkrug bis zum Kerzendocht
  124. Lässt man es sein.
  125.  
  126. Ich war heut morgen fern von dir.
  127. Du lagst noch in den Kissen.
  128. Und bin ich fern, lass ich dich wissen
  129. Wie gern ich bei dir bin.
  130.  
  131. In den Häusern geht das Licht.
  132. Es geht auch mal mit mir.
  133. Tret ich hinfort durch diese Tür
  134. Siehst du mich nicht.
  135.  
  136. Die eine Frau war krank gewesen.
  137. Die andre schwanger. Noch vor zwölf.
  138. Ich hatte Mut, ihr beizustehen.
  139. Wer viel lebt, hat viele Spesen.
  140.  
  141. Der junge Bursch erlag heut morgen
  142. Mit dem dritten Glockenschlag.
  143. Ich stand die Zeit lang noch daneben
  144. Und trag ihn mit, an jedem Tag.
  145.  
  146. Es regnet, wenn ich wiederkehre.
  147. Die grauen Wolken ziehen mit.
  148. Die Sonne scheint. Die Jahre gehen.
  149. Bleib bei mir, Licht. Bei jedem Schritt.
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