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Semael Nahash Karzinger über Pascal und seine Wette

a guest
Jun 8th, 2015
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  1. Von Semael Nahash Karzinger:
  2.  
  3.  
  4. Ganz finster, was der Möchtegernwissenschaftler Patrick Schönfeld alias Artgenosse und sein mir unbekannter Kollege auf ihrer neuen "Bildungsseite" und im verlinkten Video darbieten.
  5. Dazu muss man sagen, dass sich auf deren Seite das Bild aufdrängt, dass alle Leser ihren Schlussfolgerungen weitgehend zustimmen. Tatsächlich aber wurden kritische Kommentare, u.a. von mir selbst, ohne Angabe von Gründen gelöscht und die Kommentatoren geblockt, ich ebenfalls. Diese Vorgehensweise ist mir aus dem Umfeld des Artgenossen keineswegs neu. Man möchte sich ungerne kritisieren oder gar widerlegen lassen, die eigene Sicht der Dinge ist stets korrekt und darf bestenfalls bestätigt werden. Man selbst betrachtet sich als Wissenschaftlter und "verschwörungsresistent", plappert aber lediglich von anderen gelieferte Hypothesen unkritisch nach.
  6. Damit mag man junge Studenten ködern und ihnen das Gehirn waschen können, aber nicht einen alten Knacker wie mir, der selbstgefälliges Gewäsch dieser Art bereits in den 90er Jahren falsifizierte und dem Artgenossen vor einigen Monaten überhaupt erst spezifische Aussagen der Wissenschaftstheorie erklären musste.
  7. https://www.facebook.com/2weifelhaft/posts/1554431244772005…
  8. Ich möchte mich möglichst allgemein verständlich fassen, da der Text ohnehin eine beachtliche Länge aufweisen dürfte, werde insofern diverse Theoreme der Theologie lediglich andeuten, kann aber bei Bedarf gerne weitere Details erörtern. Aufhänger des selbstgefälligen Doppelmonologs beider Herrschaften ist die "Pascalsche Wette", zu deren Kernaussage man sich auf folgender Seite informieren kann:
  9. http://gbs-schweiz.org/blog/ist-es-rational-zu-glauben/
  10. Fassen wir kurz zusammen: Aus strikt opportunistischer Perspektive wäre es in einer theistischen Gesellschaftsstruktur stets von Vorteil, an den Theismus zu glauben. Das ist keine Bewertung des Theismus, sondern eine Tatsache, die sich aus der simplen Formel ergibt, dass es dem Individuum in aller Regel schlecht bekommt, gegen den Strom zu schwimmen. Faktisch sagt uns das aber erstens nichts über die objektive Realität des Theismus bzw. die Existenz eines oder mehrerer "Götter" aus, was beide Herren durchaus ebenfalls betonen. Ebenso wenig sagt es uns etwas über den realen Glauben eines Individuums aus, zumal es lediglich den Glauben suggerieren könnte, um keine Repressalien befürchten zu müssen. Die Kernaussagen Pascals, laut denen ein Mensch faktisch glaube, eben weil es gemäß seiner Logik rational sei, dies zu tun, wird insofern auch von beiden Herren durchaus korrekt als invalide moniert, die sich daraus ergebenden Konsequenzen jedoch werden im weiteren Verlauf des Vortrags als solche nicht einmal im Grundsatz begriffen.
  11. Aber gehen wir systematisch vor: Bis zu diesem Punkt seiner Gleichung kann man Pascal grundsätzlich hinsichtlich des rationalen Nutzwerts zustimmen ( = man macht sich das Leben leichter, innerhalb einer theistisch geprägten Gesellschaft Glauben zu suggerieren oder ihn tatsächlich zu teilen), was die beiden Herren auch tun. Nun aber beginnen die Probleme, die unsere Herren Atheisten bestenfalls marginal verstanden haben, wie es die Aussagen im Video zeigen:
  12. https://www.youtube.com/watch?v=o8N-iVyFXY4&feature=youtu.be
  13.  
  14. I.
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  16. Theismus und Atheismus als "Abfallprodukt" der (christlichen) Theologie:
  17. - Theismus (als Resultat der theologischen Interpretation) postuliert die Existenz eines "Gottes" (Divintät gemäß der Theologie), im Kontext naturalistischer "Religionen" die Existenz mehrerer "Götter" (bsplw. Naturgottheiten bzw. Pantheismus). Der Theismus wird gerne als objektivierbare Zustandsbeschreibung definiert, die er aber nicht sein kann, da wir seine Existenz und Entstehung in allen Kulturen tatsächlich unabhängig voneinander nachweisen können müssten (warum wir das nicht können, erläutere ich später).
  18. - Das Postulat basiert auf der Annahme, dass antike bzw. kulturspezifisch zentralisierte Überlieferungen theistisch zu interpretieren seien und "immer" in der bisherigen Menschheitsgeschichte an "Götter" geglaubt wurde. Wir sehen also, dass diese Annahme nicht zwingend ist, zumal antike Kulturen einen bestimmten Prozentsatz ihrer Überlieferungen als Geschichtsschreibung deklarierten.
  19. - Atheismus akzeptiert grundsätzlich die Kernaussage dieses Axioms, also die Annahme der korrekten Interpretation im Sinne der Theologie, negiert aber die reale Existenz eines "Gottes". Im Grundsatz ändert sich insofern prinzipiell nichts an der Glaubensbereitschaft, denn auch der Atheist glaubt, dass in antiken Überlieferungen der Theismus manifestiert sei und sich lediglich inhaltlich veränderte.
  20. - Theismus postuliert also zunächst einmal die Existenz eines "Gottes" bzw. der Divinität im Sinne der Theologie, Atheismus lehnt diese Annahme qualitativ ab, Agnostizismus relativiert sie. Damit ist Theismus eine Hypothese, deren Axiom falsifizierbar ist. Warum also tut man es nicht und beginnt dann erkenntnistheoretisch auf Basis einer neutralen Metaebene, die Ideenkontexte des Theismus zu demontieren, was dem Atheismus nicht gelingen kann, wenn er sich vom Kernaxiom des Theismus abhängig macht und damit die Spekulationen der Theologie bestätigt?
  21. - Wie kann Atheismus eine neutrale und wertfreie Zustandbeschreibung der Abwesenheit des (theistischen) Glaubens sein, wenn er auf dem identischen Axiom basiert und ebenfalls lediglich hypothetisch den Theismus widerlegen kann, indem er alternative Glaubensinhalte als plausibler setzt?
  22. - Und genau diese Widersprüche verkauft uns die Theologie seit Jahrhunderten, wobei sie auch Deutungshoheit in den Neuphilologischen Fakultäten innehat, also auch den wesentlich exakteren Forschungsbereichen wie der Altorientalistik, ohne jemals einen Beleg vorgelegt zu haben. Nichts davon trifft aber tatsächlich zu, denn ALLE akkadischen, mesopotamischen und hebräischen Schriften, auf denen sowohl AT und NT als auch der Qur´an und damit die frühe Theologie basieren, sind sehr deutlich in ihren Aussagen, Namensgebungen, Titeln und Rangfolgen der Protagonisten. Die Aussagen sind keineswegs per se derart diffus, dass die Theologie sie interpretieren müsste. Sie sind sogar partiell derart deutlich, dass man alleine durch Tanakh bzw. AT die christliche Liturgie u.a. sprachwissenschaftlich widerlegen kann, des Weiteren die gesamte Theologie gleich mit.
  23.  
  24. II. Die methodologischen Irrtümer des Atheismus:
  25.  
  26. Ich fasse kurz zusammen, wie ich mir ein "Gedankengebäude" bildlich vorstelle, um den Kerngedanken zu verdeutlichen:
  27. - Nehmen wir an, die Kognition des Menschen in Relation zum Bewusstsein ist ein Haus, das irgendwo auf einer Wiese steht.
  28. - Im Zuge der Bewusstwerdung kleidet der Mensch das Haus in seinem Inneren mit "Tapeten" aus, sogenannten Kontexturen.
  29. - Diese können der Orientierung dienen, sofern der Mensch nicht beginnt, diese Kontexturen als objektive Realität setzen und plausibilisieren zu wollen, denn dann besteht die Gefahr, dass er sich den Blick aus seinem "Gedankengebäude" heraus verschleiert oder gar versagt.
  30. - Das "worst case scenario" ist, wenn anhand dieser Kontexturen alle weiteren Daten in ein vorgefertigtes Gesamtbild eingefügt werden, ob sie nun passen oder nicht. Wissenschaftsmethodisch kann man in so einem Fall sagen, dass die Daten der präferierten Theorie angeglichen werden, nicht umgekehrt.
  31. - In diesem Moment entsteht ein Glaube bzw. eine Ideologie, die es zu verteidigen gilt, und das unabhängig vom geglaubten Inhalt (Theismus, "evidenzbasierte" Wissenschaft usw.).
  32. Selbstverständlich ist Atheismus insofern ein Glaubenskonstrukt. Der Atheist wird seinen Nichtglauben an einen "Gott" nur mit der Phrase begründen können, er glaube nicht daran weil die Naturwissenschaft etwas anderes indiziert (siehe bsplw. Richard Dawkins). Wenn ein Atheist DAS aber ausdrückt, befindet er sich im "Entweder ... oder ... "-Dualismus, der Resultat der abrahamitischen Prägung ist. Denn de facto steht die Frage nach Glaube oder Nichtglaube nur dann zur Disposition, wenn ich mich auf den jeweiligen Kontext des (abrahamitischen) Glaubenskonstrukts bzw. der Theologie einlasse, um es sozusagen "von innen heraus" anhand seiner eigenen Axiome zu widerlegen (indem ich argumentiere, der Glaube an "Gott" sei nicht schlüssig, weil ... ). Was aber überflüssig ist, wenn ich mich mit den Theisten erst gar nicht in ihr Boot setze bzw. ihre willkürlichen Setzungen nicht als zwingend logisch bzw. diskutabel erachte, denn so oder so sitze ich noch immer "innerhalb" des hypothetischen Kontextes, um im Glashaus mit Steinen zu werfen.
  33. Der Atheismus trifft die Aussage, die Absenz theistischen Glaubens sei ihm immanent, wenn er sich artikuliert (simpelste Logik). Wo aber ist der "Beweis" für diese Behauptung? Wie könnte er überhaupt erbracht werden?
  34. Wie ich in meinem Modell bereits darstellte, funktioniert der Atheismus ausschließlich innerhalb der gesetzten Rahmenbedingungen unter Berücksichtigung der Axiome, die er dennoch zwangsläufig dem Theismus entlehnen muss, wenn er ihn zu widerlegen versucht. In einer öffentlichen Diskussion ist zunächst das auch von Interesse, weil es nicht überzeugend sein kann und geglaubt werden MUSS, wie ich dem Atheisten seine Aussage der Absenz des Glaubens in seinem Denken würde glauben müssen, wenn er den Atheismus als Nichtglauben definieren will, ihn aber mit dogmatisierten, alternativen Glaubenskonstrukten verteidigt (die Behauptung der absoluten Absenz des theistischen Glaubens, Evolution usw.).
  35. Um diese atheistische Position verteidigen zu können, benötige ich zur Stützung der Antithese eine Metatheorie (weiteres Gedankengebäude), wie bsplw. den objektiven Realismus, dessen Axiome aber wiederum nur innerhalb seiner Setzungen funktionieren können (und im Meta-Kontext des Dualismus). Auch sämtliche unter den Realismus zu subsummierende Theorien basieren auf der Annahme von Wahrscheinlichkeiten (Urknall, Evolution usw.), sind aber selbst nicht evident.
  36. Man kann sie nach dem Wahrscheinlichkeitsprinzip favorisieren bzw. plausibilieren, es ist aber nicht zwingend, dies zu tun bzw. die Plausibilität anzuerkennen.
  37. Außerhalb des jeweiligen Axioms funktionieren diese Theorien auf eine unbekannte Größenordnung übertragen somit erst recht so wenig, wie es der Abrahamitische Monotheismus bzw. seine Axiome tun, man bekämpft also Feuer mit Feuer, Glauben prallt gegen Glauben.
  38. Wenn ich also innerhalb eines Meta-Kontextes aufgrund zweier weiterer willkürlicher Setzungen (Theismus vs. Atheismus) bezüglich der willkürlich präferierten Richtigkeit des einen auf die Unrichtigkeit des anderen schließe, dann bevorzuge ich eines der Modelle aufgrund willkürlicher Erwägungen ( = weil es mir besser gefällt oder wahrscheinlicher SCHEINT), widerlege damit aber nicht das zu Grunde liegende Axiom als solches.
  39. Was soll das denn bitte sein, wenn NICHT ein Glaubensbekenntnis?
  40. Um eine Theorie überhaupt erst aufstellen zu können, sind Daten notwendig, anhand derer Axiome der jeweiligen Theorie erst einmal postuliert werden können. Nun wird man einwenden mögen, dass diese Daten auf Messungen beruhen, tatsächlich aber beruhen sie auf Dateninterpretation IN FOLGE (!!!) der empirischen Bestandsaufnahme (bsplw. Messung). Diese mag sich als viabel erweisen oder nicht, aber evident ist eine Hypothese auch im naturwissenschaftlichen Kontext damit nicht. Man kann sie in Betracht ziehen oder daran glauben, wobei letztere Option das "worst case scenario" des modernen Atheismus darstellt, der nicht glauben zu müssen vortäuscht.
  41. Kommen wir noch einmal zu dem Punkt, warum dieser "Entweder ... oder ... "-Dualismus nun ursächlich durch den abrahamitischen Ideenkontext geprägt ist:
  42. Warum sollte man sich bsplw. ein kosmologisches Modell nach einem Grundschema konstruieren wollen, das einen Anfang und ein Ende setzt, wenn das durch die vorhandenen Daten entweder nicht oder nur bedingt gestützt wird, wenn NICHT aufgrund dieser Prägung, die das Kausalitätsprinzip zwingend beinhaltet ( = was existiert, muss geschaffen worden sein und kognitiv zu erfassen sein)? Und WARUM (!!!) sollte ich mich zwischen dem Glauben an einen fiktiven "Gott" und den Nichtglauben an eben jenen entscheiden sollen, wenn er in meinem eigenen Denken NICHT Dreh- und Angelpunkt ist?
  43. Ich möchte es modellhaft verdeutlichen: Der Theismus ist per se ist eine Idee, ein Gedanke, der die Existenz von "Göttern" voraus setzt, ohne diese Interpretation antiker Überlieferungen jemals plausibilisiert zu haben. Somit setze ich den Theismus in meinem Modell als Meta-Kontext, dem nun weitere Kontexte bzw. Variablen des Meta-Kontextes Theismus folgen, nämlich Polytheismus, Monotheismus etc.. Die weiteren logischen Kontexte sind dann die spezifischeren Formen wie bsplw. der abrahamitische Monotheismus, aus dem bekanntlich weitere theistische Kontexte entstehen.
  44. Warum Kontexte? Weil die der jeweiligen Idee bzw. ihren Variablen immanente Logik bzw. deren Axiome nur innerhalb der jeweils gesetzten Parameter auch funktionieren (operationell in sich geschlossenes System), außerhalb oder in anderen Kontexten aber nur bedingt oder gar nicht. Unter dem Meta-Kontext entsteht aber nun die EINE grosse existenzialistische Frage, ob es nun Götter gibt oder nicht. Daraus resultieren wiederum Kontexte wie der Atheismus und der Agnostizismus mit ihren spezifischen Aussagen, die somit allesamt fiktiv sind, weil sie auf einer anderen fiktiven Idee basieren.
  45. Ohne die vorherigen Kontexte, deren immanente Logik bzw. Axiome würde es DIESE erst gar nicht geben, denn sie stellen lediglich Fragen INNERHALB des Meta-Kontextes Theismus, anstatt diesen als solchen (und somit als Ideenkonstrukt) erkannt zu haben. Nur innerhalb des Meta-Kontextes, mitsamt all seiner hypothetischen Variablen, ist eine solche Fragestellung überhaupt sinnvoll bzw. zwingend.
  46. Nehmen wir an, wir lernen eine Entität kennen, welche einige der einschlägigen Attribute erfüllt, die innerhalb der Theologie einem "Gott" zugebilligt werden, das also meinetwegen mit der Existenz an sich transzendiert. Für die objektive Wesentlichkeit dieser Entität wäre irrelevant, das wir ihr unterstellen, sie könne "Gott" oder zumindest gottgleich sein, denn an ihren wesentlichen Eigenschaften ändert diese Fremdbeschreibung nichts, sie drückt lediglich unseren Bedarf an reduktionistischen Definitionskriterien aus, um sie kognitiv erfassen und interpretieren zu können.
  47. Und eben weil Atheismus ausschließlich innerhalb der kontexturalen Grenzen des Theismus überhaupt von Relevanz sein und gedacht werden kann, ist er ein Konstrukt des menschlichen Bewusstseins, das sich zudem auf die Axiome eines anderen Konstruktes (des Theismus) stützt.
  48. Der Atheismus erhebt folglich den Anspruch, Glauben zu negieren, aber tatsächlich erweitert er diesen lediglich um eine Nuance des vermeintlichen Nichtglaubens, dessen Begründung ebenfalls auf den selben Setzungen wie der (theistische) Glaube basiert.
  49. Es macht im Sinne meines Modells keinen Unterschied, ob der eine auf dem anderen Kontext in der genannten Reihenfolge aufbaut oder umgekehrt, denn selbst wenn die unbeweisbare Behauptung, der Atheismus sei vor dem Theismus "da" (WO?) gewesen, zutreffen sollte, würde auf DIESEM Ideenkontext der andere dennoch aufbauen und es bildet sich WIEDER ein gemeinsamer Meta-Kontext. Und WIEDER sind wir im "Entweder ... oder ... "-Dualismus gelandet.
  50. Ich sage damit, dass die Frage nach Existenz von "Göttern" für mich außerhalb der jeweiligen Kontexte faktisch indiskutabel und somit obsolet ist. Aber genau darin liegt des Pudels Kern, denn Atheismus ist selbst dann nicht die reine Absenz der potentiellen Existenz von "Göttern" bzw. eines Gedankens daran, wenn man hypothetisch setzt, dass vor der Entstehung der Idee keine metaphysischen Modelle existierten, eben weil es den Gedanken an "Götter" erfordert, in irgendeiner Weise über deren Existenz urteilen zu können.
  51. Sie sind also "da", bevor ein Atheismus überhaupt ihre potentielle Absenz postulieren kann, nämlich als Idee. Denn in der faktischen und absoluten Absenz der "Götter" benötige ich keinen Atheismus oder Agnostizismus, denn die Frage würde sich nicht stellen können.
  52. Fazit:
  53. - Innerhalb einer Gesellschaft, in der Theismus omnipräsent ist, ist Atheismus eine rein theoretische Erwägung, wird somit zum Modell, das einen hypothetischen Alternativzustand beschreibt, der nicht zu verifizieren oder falsifizieren ist. Man kann einen Mangel an Glauben behaupten, dessen Absenz aber nicht, wenn man dennoch die Notwendigkeit sieht, sich als Atheist zu positionieren.
  54. - Beide Positionen (Theismus und Atheismus) sind in ihren Annahmen kontextural aneinander gebunden, denn sie hängen von EINER Grundsatzfrage ab, nämlich ob es amorphe Wesen geben könnte, die eventuell auch die Existenz "geschaffen" haben. Ohne Untermauerung durch Axiome, gleich welcher Art, stehen beide Aussagen als nicht falsifizierbar im Raum.
  55. - Außerhalb des Meta-Kontextes Theismus stellt sich diese Frage entweder gar nicht oder lediglich in modifizierter Form ("höhere" Wesen).
  56. - Der Atheismus kann von daher nicht objektivierbare Zustandsbeschreibung sein, wenn selbst der vermeintlich adressierte "Urzustand" eines Nichtglaubens an "Götter" Resultat einer Dateninterpretation ist.
  57. - Die absolute Absenz des Theismus kann ebenfalls nicht Gegenstand der Definitionskriterien sein, weil die Existenz des Theismus erforderlich ist, um Atheismus beschreiben und definieren zu können. Der Gedanke an Atheismus beinhaltet den an Theismus zwingend.
  58. - Wenn Atheismus gedacht bzw. definiert wird, erfordert das Kenntnis des Theismus und demzufolge ist der Beschreibende insofern vom Theismus abhängig, als dass er Atheismus entweder nicht ohne diesen denken könnte, oder aber den Theismus bereits mit dem Gedanken an Atheismus generiert. Auch hier ist wieder nicht zu beweisen, dass ein Atheist tatsächlich NICHT glaubt bzw. Atheismus die absolute Absenz des Theismus betitelt.
  59. - Der theoretisch ausformulierte Atheismus setzt voraus, einen Vorsprung gegenüber dem Theismus zu haben, weil er von den Grundannahmen des Rationalismus ausgeht, da er diesen willkürlich als evident und Gegenpol des Theismus setzt. Tatsächlich beinhaltet auch die Theologie eine strikt rationalistische Komponenente, indem willkürlich ausgeklammert wird, was nicht in die Hypothese passt.
  60. - Wenn sich das Individuum als Atheist tituliert, lässt sich schon alleine aufgrund der Tatsache die Legitimation dieser Betitelung nicht beweisen, da die Selbstbeschreibung als Atheist Kenntnis des Theismus erfordert. Wir können einem Atheisten von daher nur glauben, dass der nicht an "Gott" glaubt. Wenn dem aber so ist, wäre die Selbstbeschreibung als Atheist hinfällig, weil die Zustandsbeschreibung des Atheismus bereits die Kenntnis des Theismus beinhaltet und impliziert, dass sich der Atheist des eigenen Nichtgaubens versichern möchte ( = Autosuggestion).
  61. - Der moderne judeochristliche Monotheismus behauptet das aufgrund nahezu identischer Axiome ebenfalls, denn auch er basiert auf der Annahme des Rationalismus, die Welt sei durch die Kognition definierbar. Er widerspricht im Kern lediglich der Auffassung der Atheisten, dass ein amorpher "Gott" nicht Bestandteil der kognitiven Erfahrung sein kann, da er "außersinnlich" erfahrbar sei.
  62. - Somit gehen moderne Theisten und Atheisten vom selben Axiom aus, unterscheiden sich aber in der detaillierten Beschreibung der Veränderungsbeobachtung, was bedeutet, dass sie im selben Ideenkontext ihre willkürlichen Setzungen vornehmen.
  63. - Der judeochristliche Monotheismus beruft sich auf Schriften, die bei kritischer Analyse keine seiner Aussagen stützen, so dass nachweislich dieser uns bekannte Ideenkontext erst lange nach der Niederschrift konstruiert wurde. Insofern ist die Annahme, antike Überlieferungen beinhalteten Aussagen über die Divinität im Sinne der Theologie schlicht falsch. Lediglich die Exegese behauptet dies, ohne diese Annahme jemals plausibilsiert zu haben.
  64. - Der Atheist glaubt folglich ebenfalls, dass die Inhalte der "Heiligen Schriften" wahr im Sinne von evident gemäß des judeochristlichen Definitionsrahmens sind, lehnt von daher die Richtigkeit des Theismus ab, nicht aber die korrekte Wiedergabe der Quellenlage, die nachweislich invalide ist. Er überträgt dieses fehlerhafte Modell darüber hinaus auf Überlieferungen aus anderen Zeiten und Kulturkreisen, was zu einer dogmatischen Ablehnung der "Spiritualität" im Allgemeinen führt, da er alle alternativen Überlieferungen ungeprüft als "religiöse Schriften" interpretiert, die abzulehnen seien.
  65. - Atheismus und Theismus basieren auf den selben Fehlinterpretationen, sind kontextural an temporale, kulturelle und ideologische Setzungen gebunden, können somit also im Grunde nichts über Metaphysik aussagen, ebenso wenig über die Stichhaltigkeit alternativer Theorien der Geschichtsforschung (bsplw. Prä-Astronautik usw.).
  66. Ich habe gezeigt, dass der Theismus des Abrahamitischen Monotheismus durchaus zu widerlegen ist, da er auf einem in sich alogischen Axiom aufbaut. Somit wäre das "Feindbild" dieses Kontextes zu demontieren, aber die Annahme, es könnte amorphe Wesen geben, die attributär Parallelen zu den genannten Modellen aufweisen, kann weder bewiesen noch widerlegt werden, ohne willkürliche Setzungen in beide Richtungen vornehmen zu wollen. Wenn aber der Ausbruch aus der Notwendigkeit gelungen ist, sich entweder für oder gegen das Konstrukt des abrahamitischen Götzen bzw. hypothetischer Relativierungen (Agnostizismus) entscheiden zu wollen, weil dieser widerlegt werden kann, verlieren Atheismus und Theismus ihre Viabilität, weil dann "alles offen" im Sinne alternativer Theorien ist.
  67. Somit besteht auch keine Notwendigkeit, Metaphysik, Prä-Astronautik und Spiritualität per se mit Theismus in Korrelation zu zwingen, denn wo kein "Gott" mehr ist, weil er TATSÄCHLICH im Denken überwunden bzw. demontiert und nicht NUR als theoretisch absent postuliert wurde, sollte es auch keine Grenzen mehr geben, die DIESER "Gott" aufgrund seiner Omnipräsenz in die Köpfe gesetzt hat; und das bei Atheisten und Theisten gleichermaßen. Beide Positionen sind somit obsolet.
  68.  
  69. III.
  70. Kritik am Vortrag:
  71. Es wird darauf hingewiesen, dass Pascals Wette lediglich zwei Optionen zulasse, zwischen welchen das Individuum sich zu entscheiden habe. Nämlich dass "Gott" existiert oder nicht existiert.
  72. Diese Auffassung resultiert aus dem zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext, denn zur Zeit Pascals stellte die Christenheit noch immer den "Hort des Wissens" und in weiten Teilen "Wiege der Wissenschaft" dar, zumindest in der Eigenwerbung und Rezeption der Majorität UND im heutigen Verständnis historologischer Rekonstruktion. Mit der Realität hatte diese Sichtweise freilich weder damals noch heute etwas zu tun. Beide Atheisten weisen durchaus korrekt auf diesen Umstand hin, übersehen dabei aber, dass ihre atheistische Herangehensweise nur dann funktional sein kann, wenn sie selbst sich den Definitionskriterien der Theologie unterwerfen.
  73. Mit anderen Worten: Sie behaupten, völlig falsch und unzutreffend, dass "religiöse Schriften" tatsächlich Aussagen über "Gott" enthielten, somit den Theismus inhaltlich bestätigen. Diese Annahme wurde auch in der Beantwortung mehrerer gelöschter Kommentare mit Selbstverständlichkeitsanspruch vertreten, als man sie auf die Tatsache hingewiesen hat, dass über die Divinität im Sinne der Theologie keinerlei Aussage getroffen werden könne. Lediglich die Theologie trifft diese Aussagen, setzt aber gleichzeitig voraus, dass Divinität weder kognitiv noch intellektuell zu erfassen und verstehen sein kann, sofern sich diese dem Menschen nicht offenbare.
  74. Um diesen immanenten Widerspruch aufzulösen, bemüht die Theologie die vermeintliche "Offenbarungsliteratur", getreu dem Motto: Wenn "Gott" höchstpersönlich aus dem Nähkästchen plauderte, muss der Mensch gar nicht fähig sein, ihn kognitiv zu erfassen oder intellektuell zu verstehen. Er stellt ja in diesem Fall lediglich eine unbekannte Grössenordnung dar, deren Existenz sich aber in der Offenbarung bestätigte.
  75. Und genau an diesem Punkt entsteht der erste Kategeorialfehler des Vortrags: Korrekt ist, dass die Theologie in antike Überlieferungen Theismus hinein interpretiert, wir sprechen also von einer Hypothese. Diese Hypothese wurde niemals hinreichend belegt. Man begann bsplw. im 3. Jahrhundert v.u.Z. recht willkürlich, Überlieferungen nach Mythos und Logos zu differenzieren. Diese Unterscheidung geschah weder einmütig, noch entsprachen die früheren Definitionsmuster den späteren (bsplw. galten "Riesen" partiell weiterhin als Bestandteil realbasierter Geschichtsschreibung, aktuell sieht das anders aus).
  76. Erschwerend hinzu kommt der Einfluss der frühen theologica, die wiederum sehr willkürlich definierte, was glaubwürdig sei und was nicht. Damit haben wir auch bereits im Kern angeschnitten, dass es um die Frage der Glaubwürdigkeit ging, keineswegs um "evidenzbasierte" oder empirische Datenanalyse. Insofern stellt die Theologie auch heute noch eine geistes"wissenschaftliche" Disziplin ohne jede evidente Basis dar, denn ihre spekulativen Konstrukte legitimiert sie ausschließlich aus der Exegese, ihrer eigenen Methodik, heraus.
  77. Dieser Interpretation unterwerfen sich der Artgenosse und sein Kollege nun devot, um an den tatsächlichen Inhalten der antiken Überlieferungen weiträumig entlang zu fabulieren. Sie vertreten dabei die christliche Dogmatik, ohne es auch nur zu verstehen, darauf gehe ich im folgenden Abschnitt näher ein.
  78. Tatsache ist, dass in antiken Überlieferungen, auch in der Veda oder jenen aus Kemet (Altägypten), keine Rede von diffus umrissenen, amorphen Divinitäten war, sondern sterblichen Entitäten. Damit mache ich keine Aussage bezüglich einer alternativen Annahme, sondern stelle lediglich diese Tatsache fest, die sicherlich jeder Altorientalist, Sumerologe usw. bestätigen könnte, sofern er die fragwürdige Deutungshoheit der Theologie auch als solche verstanden hat. Man weiss das auch an Universitäten, orientiert sich aber weiterhin daran, weil eine alternative Sichtweise an der Hürde scheitern muss, dass man zumindest in Erwägung ziehen müsse, dass es sich um Geschichtsschreibung handelt ( = Widerspruch zum Rationalismus, weil untergegangen Hochkulturen bzw. außerirdische Intelligenzen als irrational definiert werden).
  79. Somit werden Texte nicht 1:1 übersetzt, sondern interpretiert. Die Öffentlichkeit ist darüber in aller Regel nicht informiert, man denkt allen Ernstes, es handele sich bei der Theologie und den Fachdisziplinen unter ihrer Deutungshoheit um exakte Wissenschaft auf der Basis empirischer Datenanalyse, nichts davon trifft aber tatsächlich zu. Wenn die Menschen also keineswegs an "Götter" glaubten, sondern in ihren Überlieferungen von Entitäten berichteten, die sterblich und physisch unter den Menschen präsent waren, dann erfordert diese Tatsache eine Überprüfung der bisher anerkannten Hypothese (Theismus).
  80. Diese habe ich falsifiziert, sie kann keineswegs die tatsächlichen Inhalte der Überlieferungen erklären, sie verklärt sie lediglich. Somit ist die Hypothese obsolet und der Atheismus kann die bisherigen "religiösen" Quellen nicht ohne weitere Begründung in seine Spekulationen integrieren, wie es im Video der Fall ist.
  81. Ich betrachte jede Form der schriftlichen Überlieferung zunächst unter sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten, nicht theologischen. Ich kann also die Basisaussage einer Überlieferung zunächst nur eruieren, indem ich sie tatsächlich lese, wörtlich übersetze und mich mit den bsplw. archäologischen Befunden, der Semantik und Etymologie beschäftige, erst dann hangele ich mich sozusagen auf dem Zeitstrahl in die Gegenwart, um die ideengeschichtliche Entwicklung mit der aktuell präferierten Interpretation abzugleichen. Ich gehe also empirisch vor, die Theologie hingegen setzt die Exegese als die korrekte Methodik voraus, Atheisten ebenfalls.
  82. Unter religionswissenschaftlichen Gesichtspunkten existiert im Alten Testament überhaupt kein "Gott". Im hebräischen Tanakh existieren unterschiedliche Sammelbegriffe und Eigennamen, die selbst in den derzeitigen Standardübersetzungen noch immer klar die frühere Monolatrie der Juden bzw. Hebräer belegen. Pluralbeggriffe wie "elo.him" werden heute willkürlich mit "Gott" übersetzt, aus dem simplen Grund, dass die Theologie die Deutungshoheit für sich in Anspruch nehmen kann. Das macht diese Übersetungen für Hebraisten bzw. Altorientalisten aber nicht korrekter, wenn sie weder semantisch noch etymologisch unter theophoren Begrifflichkeiten rangieren, man setzt lediglich voraus, dass man in Mythos und Logos unterteilen müsse, weil alles andere "irrational" abdriften müsse.
  83. Mit anderen Worten: In Tanakh bzw. AT wird nicht von einem "Gott" hinsichtlich der Anzahl bzw. im Sinne der Divinität gesprochen. Es sind aber auch streng genommen nicht mehrere "Götter", da es im hebräischen Original keine theophoren Termini gibt, man muss diese erst nachträglich hinein interpretieren und verfälscht somit den sprachwissenschaftlichen Befund zu Gunsten der theologischen Spekulation.
  84. Das ist bereits eine Verzerrung der Quellen im Fahrwasser von Theologie und Psychologie, die flächendeckend anerkannt wird. Das Alte Testament ist zunächst einmal aus den o.a. Gründen strikt vom NT zu trennen, wenn man sich den Ursprüngen wissenschaftlich annähern möchte. Das AT bzw. der Tanakh basieren auf weit älteren akkadischen Quellen, die ganz explizit als Geschichtsschreibung durch die Urheber deklariert wurden, im Falle des NT kann man diese Quellenlage bisher bestenfalls annehmen, wobei alle modernen Funde in aramäischer Schrift dem NT inhaltlich deutlich widersprechen. Diese Tatsache sollten wir nicht ignorieren.
  85. Die Frage, ob nun Fakten geschildert wurden oder nicht, spielt für den Eigenanspruch der frühen akkadischen Autoren und unseren Befund dabei zunächst einmal keine Rolle, nur dass sie es als Geschichtsschreibung betrachtet haben, aus welcher immer wieder kolportiert und abgeschrieben wurde.
  86. Das AT kann man von daher unter dem Gesichtspunkt der Exegese auch nicht psychologisieren, ohne dessen Aussagen weitergehend inhaltlich zu verfälschen. Aber selbst wenn dieser Aspekt irrelevant wäre, stellt sich die Frage, warum eigentlich das AT dem NT inhaltlich in weiten Teilen eklatant widerspricht. Und warum kann das NT als repräsentativ gelten, wenn es - wie gesagt - weder deckungsgleich in mesopotamischen Quellen vorliegt, noch von Juden akzeptiert wird, die sich faktisch auf die früheren Überlieferungen des Tanakh berufen?
  87. Der "strafende Gott" des AT ist übrigens weitaus gefährlicher, als die relativierende Formulierung moderner Theologen dies vermuten lässt, denn er befahl Genozide, vernichtete ganze Völker, tötete ohne mit der Wimper zu zucken die Angehörigen seines "erwählten Volkes". Und er führt im AT Krieg gegen andere Familienmitglieder, aus theologischer Sicht also weitere "Götter" bzw. - wiederum willkürlich statuiert - "Dämonen". Seine Eltern werden namentlich erwähnt, weswegen auch bis zur Zeit König Davids Asherah in den Tempeln Jahwes verehrt wurde usw.
  88. Die aus dem AT abgeleitete "Erbsünde" spielte bereits im weiteren Verlauf keine tragende Rolle für Nicht-Semiten, denen ohnehin jegliches Existenzrecht abgesprochen wurde. Denn zeitlich lag der "Sündenfall" in Eden ja vor dem Bund Abrahams mit Jahwe. Inwiefern soll der "Sündenfall" also eine Rolle für bsplw. Europäer gespielt haben, der überhaupt nur in den Schöpfungsmythen u.a. der Genesis eine Rolle spielt und zur Verbannung der Menschen aus Eden führte?
  89. Bestraft wurden die Menschen laut Genesis schon alleine durch ihre Verbannung und ihre rückläufige Lebenserwartung.
  90. Insofern sind die Spekulationen im Video bezüglich des Wohlwollens "Gottes" wiederum obsolet, denn ein solches basiert ausschließlich auf rückwirkenden und rein spekulativen Projektionen der Theologie auf die tatsächlichen Schilderungen.
  91. Abgesehen davon ist auch das Dogma vom "unsichtbaren Gott" unzutreffend, denn auch in den derzeit gängigen Standardübersetzungen existieren nicht weniger als 19 Stellen, in denen Jahwe physisch präsent war und gesehen bzw. gar bekämpft werden konnte:
  92. Im Exodus führt Jahwe selbst bsplw. die Semiten aus Ägypten, tagsüber in einer Wolke und nachts in einer Feuersäule, und campiert unter ihnen (siehe unten).
  93. In der Genesis 32,25-29 ringt Jakob mit Jahwe und erhält den Namen Israel. Ich gehe davon aus, daß dieser Text den Konzilen entgangen ist, während derer Teile des Alten Testaments zu apokryphen Schriften abgestempelt wurden, denn in der Deutung tun sich noch heute Theologen sehr schwülstig hervor, um nicht zu sagen, was offensichtlich dort steht. Einige Beispiele in Standardübersetzung mögen dies verdeutlichen:
  94. Exodus, Kapitel. 20:
  95. "Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht."
  96. Dennoch ging man dazu über, den Namen nicht mehr explizit zu prononcieren (auszusprechen) und stattdessen Adonaj zu verwenden, das in der griechischen Version (der Septuaginta) dann in kyrios, in der lateinischen (der Vulgata) in dominus und in der deutschen Luther-Bibel zu HERR transliteriert wurde. Hier besteht das Problem bereits in der Tatsache, daß HERR primär dann groß geschrieben wurde, wenn im Quelltext Jahwe gestanden hat, aber Herr (klein), wenn dort "nur" Adonaj stand. Schon das ist außerhalb theologischer Kreise kaum bekannt. Noch schwieriger wird es für den Laien, wenn er nicht wissen KANN, daß Adonaj kein spezifischer Titel für Jahwe ist, sondern eine Suffix-Variation von Adon, das auf wirklich jeden Hans und Franz anwendbar war. Auch hier wieder widerspricht der Text der exklusiven Divinität des abrahamatischen "Gottes", wie sie ihm gerne im Nachhinein durch Theologen und Gläubige attestiert wurde.
  97. Die direkte Begegnung im "Dornbusch" trägt sich im zweiten Buch Mosche (Mose), 3.14 zu, wo der aber kurioserweise schon längst hätte wissen müssen, wie sein "Gott" heißt, denn der Name Jahwe taucht bereits im ersten Buch auf. Hier darf man sich also wieder die Frage stellen, wann da wo etwas hinzu gefügt oder manipuliert wurde, denn wenn der Name explizit erst dort erwähnt wird, dürfte er in die früheren Bücher nachträglich eingefügt worden sein. Wobei nicht einmal eindeutig zu datieren ist, wann und in welcher chronologischen Reihenfolge diese Bücher von älteren Quellen abgeschrieben wurden.
  98. Zur Widerlegung der These vom "unsichtbaren Gott", die lediglich Resultat eines weiteren klerikalen Dogmas ist, verweise ich exemplarisch auf folgende Stellen im Alten Testament:
  99. 1. Buch Mosche, 3, 8-10:
  100. "Als sie Gott, den Herrn, im Garten gegen den Tagwind einherschreiten hörten, versteckten sich Adam und seine Frau vor Gott, dem Herrn, unter den Bäumen des Gartens.
  101. Gott, der Herr, rief Adam zu und sprach: Wo bist du?
  102. Er antwortete: Ich habe dich im Garten kommen hören; da geriet ich in Furcht, weil ich nackt bin, und versteckte mich."
  103. 2. Buch Mosche, 19, 11-20:
  104. " ... damit sie für den dritten Tag bereit sind; denn am dritten Tag wird der HERR vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herabsteigen.
  105. Darum zieh eine Grenze rings um das Volk und sage: Hütet euch, auf den Berg zu steigen oder ‹auch nur› sein Ende zu berühren! Jeder, der den Berg berührt, muß getötet werden.
  106. Keine Hand darf ihn berühren, denn ‹sonst› muß er gesteinigt oder erschossen werden; ob Tier oder Mensch, er darf nicht am Leben bleiben. Erst wenn das Widderhorn anhaltend ertönt, sollen sie zum Berg hinaufsteigen.
  107. Darauf stieg Mose vom Berg zu dem Volk hinab; und er heiligte das Volk, und sie wuschen ihre Kleider.
  108. Dann sagte er zum Volk: Haltet euch für den dritten Tag bereit! Nähert euch keiner Frau!
  109. Und es geschah am dritten Tag, als es Morgen wurde, da brachen Donner und Blitze los, und eine schwere Wolke lagerte auf dem Berg, und ein sehr starker Hörnerschall ‹ertönte›, so daß das ganze Volk, das im Lager war, bebte.
  110. Mose aber führte das Volk aus dem Lager hinaus, Gott entgegen, und sie stellten sich am Fuß des Berges auf.
  111. Und der ganze Berg Sinai rauchte, weil der HERR im Feuer auf ihn herabkam. Und sein Rauch stieg auf wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg erbebte heftig.
  112. Und der Hörnerschall wurde immer stärker. Mose redete, und Gott antwortete ihm mit einer ‹lauten› Stimme.
  113. Und der HERR stieg auf den Berg Sinai herab, auf den Gipfel des Berges, und der HERR rief Mose auf den Gipfel des Berges, und Mose stieg hinauf."
  114. 2. Buch Mosche 33, 6-8:
  115. "Sobald Mose das Zelt betrat, ließ sich die Wolkensäule herab und blieb am Zelteingang stehen. Dann redete der Herr mit Mose.
  116. Wenn das ganze Volk die Wolkensäule am Zelteingang stehen sah, erhoben sich alle und warfen sich vor ihren Zelten zu Boden.
  117. Der Herr und Mose redeten miteinander Auge in Auge, wie Menschen miteinander reden. Wenn Mose aber dann ins Lager
  118. zurückging, wich sein Diener Josua, der Sohn Nuns, ein junger Mann, nicht vom Zelt."
  119. 2. Buch Mosche, 6,3:
  120. "Dann sprach er: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen."
  121. Zunächst einmal lässt sich zusammen fassen, dass das allgemein im Volksglauben verbreitete Bild eines unsichtbaren "Gottes" das Resultat antiker bzw. mittelalterlicher Verklärung im Sinne der Theologie ist. Auch der "Gottesname" Jahwe existiert in der bisher angenommenen Form nachweislich nicht, was ich gesondert belegen kann. Die Theologie verklärt also die Tatsache der direkten Begegnungen mit Entitäten völlig willkürlich als "Offenbarungen" der Divintät, in einigen Fällen als Vision oder Halluzination gedeutet, obwohl die Textstellen diese Annahme nicht unterstützen, die Atheisten klatschen begeistert Beifall, weil ihnen dieser Widerspruch Munition zu liefern scheint. Tatsächlich aber drehen sie sich mit den Theisten im Kreisverkehr der theologischen Spekulationen, so einfach diese auch zu widerlegen sind.
  122. Hier soll es zunächst nicht um die Frage gehen, wer oder was tatsächlich beschrieben wurde, sondern lediglich um die Tatsache, dass die Offenbarungsliteratur streng genommen keine solche ist, weil in weiten Teilen explizit auf den geschichtskolportierenden Charakter hingewiesen wurde, und in aller Regel ausdrücklich Entitäten behandelt wurden. Somit sind nahezu sämtliche Aussagen des Artgenossen und seines Kollegen völlig falsch.
  123. IV. Die Widersprüche in den Aussagen des Artgenossen hinsichtlich "evidenzbasierter" Wissenschaft in Relation zur "Esoterik":
  124. Ich bin kein Atheist, kein Theist, kein Agnostiker, weil die zu Grunde liegende Fragestellung der Existenz bzw. Nichtexistenz eines oder mehrerer "Götter" aus den genannten Gründen obsolet ist. Ich persönlich lehne somit jede Form des Glaubens im Sinne einer willkürlichen Präferenz ab. Per definitionem also willkürliche Präferenzen einer Theorie, Annahme oder Aussage, womit ganz ausdrücklich nicht ausschließlich der religiöse Glaube bzw. Theismus gemeint ist, siehe oben. Ich benötige keinerlei Regeln, Gesetze oder Bevormundung anderer Menschen oder gesetzter "religiöser"bzw. politischer Instanzen, selbsternannte Rationalisten wie der Artgenosse aber durchaus.
  125. Dass dieser vehement verteidigte Glaube unnötig ist, möchte ich in der Folge aufzeigen:
  126. Objektiv betrachtet besteht keine Notwendigkeit, Metaphysik unmittelbar mit Theismus zu konnotieren, selbst wenn diese Konnotation in unserem Kulturkreis aufgrund der Deutungshoheit der Theologie omnipräsent ist. Wie kann ich nun also den Theismus als Hypothese verwerfen, mir aber dennoch einen Zugang zur Metaphysik erhalten bzw. eine Re-Definition vornehmen?
  127. Den ersten Schritt mache ich, indem ich darauf hinweise, dass die Frage nach dem "Unverstandenen" keineswegs mit dem Theismus konnotiert sein muss, das ist "nur" in unserer Gesellschaft und erst seit ca. dem 3. Jahrhundert v.u.Z. der Fall.
  128. Warum? Weil erst zu dieser Zeit die Definitionskriterien der Theologie entstanden sind, mit denen man auf ältere Überlieferungen projizierte, was man in den Texten verstanden zu haben glaubte. Kritik daran gab es reichlich, aber letztlich setzte sich der Unsinn durch, zumal er vehement durch Eigeninteressen unterstützt wurde (u.a. römische Imperatoren, der "junge" Vatikan usw.). Tatsache ist, dass in keiner einzigen bisher bekannten antiken Überlieferung Begriffe zu finden sind, die semantisch mit den jüngeren theistischen Definitionskriterien auch nur verwandt wären, synonym erst recht nicht. Auch etymologisch findet man nicht eine Wurzel, die man nicht via Theologie/Psychologie erst in einen theistischen Kontext zwingen müsste.
  129. Das bedeutet, dass Theismus nichts anderes als einen Interpretationsversuch darstellt, den man aber gar nicht benötigt, wenn man die Überlieferungen korrekt übersetzt und eben NICHT interpretiert. Es ist für diese Betrachtung zunächst irrelevant, was man darin sehen kann, es geht hier lediglich um die Tatsache, dass ...
  130. 1. ... Theismus in der Antike faktisch nicht existierte, somit die theistische Interpretation angreifbar und sogar falsifizierbar ist.
  131. 2. ... Theismus lediglich eine aus der Theologie resultierende Hypothese ist, wie man die antiken Überlieferungen zu verstehen habe.
  132. Daraus ergibt sich logisch, dass die Frage nach der Existenz eines "Gottes" nur dann mit existenziellen Fragestellungen konnotiert ist, wenn man das Axiom der theistischen Hypothese überhaupt kennt UND in seiner Kernaussage akzeptiert, ansonsten aber ist Theismus so obsolet wie Atheismus auch. Zweitens besteht in Unkenntnis des Theismus keine zwingende Notwendigkeit, diesen als Erklärungsmodell auch nur zu denken. Drittens ist Unverstandenes im Sinne potentiell supernaturaler Annahmen nicht zwingend an Theismus gebunden, sofern dieser nicht gemäß gesellschaftlichem bzw. kulturellem Konsens omnipräsent ist, insofern also eine indirekt erzwungene Konnotation im Zuge der Sozialisation bzw. kulturellen Prägung erfolgt, die außerhalb des Theismus keine Rolle spielen muss.
  133. Man hat uns über Jahrhunderte hinweg derart das Gehirn gewaschen, dass die meisten Menschen sich heute mit ALLEN existenziellen Fragestellungen in irgendeiner Weise auf den Theismus beziehen. Das ist der Erfolg der Theologie, darum bewerte ich auch heute noch immer das Christentum als die gefährlichste aller Strömungen des Abrahamitischen Monotheismus. Eben weil es einerseits Gehirne auch dann waschen kann, wenn keine unmittelbare Gewalteinwirkung ersichtlich ist, selbst wenn diese latent durchaus existiert, aber als gesellschaftlicher Konsens akzeptiert wird (bsplw. Missionierung und religiöse Erziehung). Andererseits, weil die christliche Liturgie derart wandlungsfähig ist, dass sie nicht einmal mit Altem und Neuem Testament übereinstimmt, dennoch aber jeder Christ UND Atheist blind zu glauben bereit ist, dass die christliche Liturgie faktisch unmittelbar auf den zu Grunde liegenden Überlieferungen basiert.
  134. Es geht also nicht darum, im Sinne des Atheismus gegen ein Wort zu kämpfen, sondern Theismus als Hypothese zu verstehen und diese zu falsifizieren. Analysiert man sie, kann man die Ursprünge der Begriffsdefinition eruieren und falsifizieren, damit ist sie obsolet. Niemand benötigt den Begriff UND dessen Antithese dann noch, um ihn als Synonym für Unverstandenes, Spiritualität bzw. Supranaturales zu setzen.
  135. Eine weitere Projektion stellt die flächendeckend vertretene Annahme dar, dass Theismus grundsätzlich etwas mit einem hypothetischen Leben nach dem Tod zu tun habe, auch der Artgenosse plappert diesen Unsinn devot herunter. Und auch das trifft so nicht zu, denn auch hier wurde lediglich rückwirkend interpretiert, und das durchaus kulturübergreifend. Bsplw. nahm man an, dass die Darstellungen der "Duat"-Reisen in Kemet (Ägypten) die Reise der "Seele" des verstorbenen Pharao thematisieren. Faktisch stellt es sich aber so dar, dass lebende Pharaonen diese Reise der "12 Tage" antraten und in einigen Fällen sogar lebend zurück kehrten. Hier wurden nachweislich andersartige Inhalte der bereits bestehenden metapyhsisch induzierten Hypothese eines "Totenkults" angeglichen, die wiederum aus der Deutungshoheit der Theologie resultiert ( = was soll es denn gewesen sein, wenn nicht "Götter"?).
  136. Im unmittlelbaren Kontext des AM sind die Verfälschungen noch weitaus perfider, denn eine Hölle existiert in der uns bekannten Form bsplw. ausschließlich innerhalb der christlichen Liturgie, die Quellen (Tanakh, AT) hingegen berichten über ganz andere Begriffe und Inhalte, die in der Theologie miteinander verschmolzen wurden (She´ol, Gehinnom usw.).
  137. Aus religionswissenschaftlicher Sicht ist diese Projektion folglich das Resultat der Christianisierung diverser Kulturkreise sowie Deutungshoheit der Theologie, faktisch aber falsch. Auch hier benötigen wir keinen Theismus, um uns kritisch und unabhängig mit der Frage nach der Existenz und Beschaffenheit des Bewusstseins und dessen hypothetischer Unabhängigkeit vom menschlichen Körper auseinander zu setzen. Vielmehr blockiert die standarisierte Konnotation mit den Kernaussagen der Theologie die meisten Atheisten von einer wertfreien Herangehensweise, da sie glauben, sich damit wiederum dem Theismus anzunähern, was objektiv betrachtet aber gar nicht der Fall sein muss.
  138. Auch impliziert die Gleichsetzung von Theismus und Philosophie erneut absolut willkürlich, dass Theismus notwendig sei, um "das Unbekannte" bzw. Supernaturale zu verstehen und/oder synonymisieren. Philosophie ist notwendig, da sie Fragen stellt, aber Theismus nicht, weil er Fragen beantwortet, die nur er selbst gestellt hat. Insofern kommuniziert auch der Atheismus lediglich mit seinem "großen Bruder", dem Theismus, beide bestätigen sich gegenseitig.
  139. Rein definitorisch trenne ich Religion und Theismus übrigens strikt voneinander, weil der Oberbegriff Religion bzw. dessen moderne Interpretation wiederum erst aus dem Theismus resultieren, insofern ebenfalls ausschließlich innerhalb dessen Grundannahmen relevant sein können. Dass es definitionsgemäß auch nicht-theistische Religionen geben soll, ist nichts anderes als die Projektion des christianisierten Kulturkreises auf fremde Kulturen, die an der Basis weder mit Theismus zu tun hatten, noch der Religion vergleichbare Definitionskriterien beanspruchen.
  140. Allerdings berichten deren Überlieferungen im Kern von den selben Vorkommnissen und Entitäten, wie kann also der Theismus in diesem Feld Deutungshoheit besitzen?
  141. Fazit: Wir können im Grunde überhaupt keine Aussage über einen "Gott" treffen, denn rein kognitiv könnten wir einen solchen gar nicht erfassen oder auch nur denken. Aus diesem Grund setzt auch die Theologie explizit auf die Nichterklärbeit der Divinität, setzt aber dennoch voraus, dass man deren Wirken indirekt erkennen könne. Um dies zu begründen, leitet man den Zirkelschluss im Sinne der Kausalität ab, dem auch bereits Thomas von Aquin erlag, dass nämlich alles einen Ursprung haben müsse und dieser im "unbewegten Beweger" logisch verifizierbar sei. Tatsächlich ist das eine reine und tendenziöse Spekulation, da wir keinerlei Aussagen über diese Divinität machen können. Um diesen Widerspruch zu plausibilisieren, benötigt man die Offenbarungsliteratur, um die Annahme zu vertreten, dass es eine Annäherung der Divinität an unsere kognitiven Fähigkeiten bereits gegeben habe.
  142. Ich werde in der Folge zeigen, dass auch diese Annahme in sich zusammen stürzt, sofern man die zu Grunde liegenden Überlieferungen analysiert.
  143. Ist es also möglich, rein gar nichts zu glauben und alle Optionen mehr oder weniger wert- bzw. glaubensfrei zu differenzieren? Ich möchte diese Frage bejahen.
  144. Denken wir erneut an das operationell in sich geschlossene System im Sinne des Radikalen Konstruktivismus, dann können wir ausnahmslos JEDE Theorie, Hypothese, Ideologie oder Annahme als solches verstehen und es von der genannten Metaebene heraus analysieren bzw. bewerten. Es existiert keine Notwendigkeit, eine dieser Annahmen zu präferieren und objektiv verbindlich plausibilsieren zu müssen. Man kann alle Optionen in eine Arbeitshypothese einbauen, deren Wert dann tatsächlich mit ihrer Falsifizierbarkeit steht und fällt, so wie es die Wissenschaftstheorie ursprünglich forderte. Insofern behaupte ich auch, dass ich in diesem Sinne noch immer strikt gemäß der Wissenschaftstheorie handele und arbeite. Komme ich dabei zu anderen Ergebnissen als diverse flächendeckend anerkannte Hypothesen, dann nicht aus dem Grund, dass ich unwissenschaftlich arbeiten würde, sondern dass ich das "gesicherte Wissen" nicht bestätigen kann, und das sogar mit empirisch-methodischen Mitteln.
  145. Mir ist also durchaus bekannt, dass ich nicht alles wissen kann, zumal ich mit "Alles" eine abstrakt verabsolutierte Größenordnung überhaupt erst definieren müsste. Ich sehe aber dennoch keine Veranlassung zur Demut oder Annäherung vor dem rein spekulativen Theismus und dessen Spiegelbild, dem Atheismus, sondern lediglich die Notwendigkeit zum unabhängigen und kritischen Denken, zumal Theismus eine rückwirkende Interpretationsschablone darstellt, keineswegs aber eine objektive Zustandbeschreibung.
  146. Sofern ein Mensch glaubt, egal woran, wird er eifern, daraus resultierend missionieren, manipulieren und zu herrschen versuchen. Das ist das grundlegende Problem, nicht die Frage, woran geglaubt wird. Und das sehen wir an Propagandisten wie dem Artgenossen exemplarisch bestätigt.
  147.  
  148. V. Das Konstrukt der christlichen Liturgie:
  149.  
  150. Die Bibel als solche existiert ausschließlich im Christentum. Der Unterschied zwischen AT und NT ist der, dass das AT mesopotamische bzw. akkadische Quellen verarbeitet (bsplw. der hebräische Tanakh). Diese Quellen sind wesentlich älter als das Christentum und stützen de facto die Inhalte christlicher Liturgie nicht.
  151.  
  152. Insofern ist das AT auch kein "heiliges Buch". Das NT hingegen entstand mehrere Jahrhunderte später in einem ganz anderen Kulturkreis. Die Quellenlage ist äußerst problematisch, da es keine unmittelbaren Quelltexte in hebräischer bzw. aramäischer Sprache gibt, die dem "Bibelkanon" inhaltlich nicht widersprechen, folglich sind die frühesten Texte in altgriechischer Schrift verfasst, können also bestenfalls Abschriften weitgehend unbekannter Quellen sein.
  153. Was ich allerdings nicht denke, denn ich gehe davon aus, dass das NT in weiten Teilen ganz gezielt durch die flavischen Kaiserdynastien gefälscht wurde, um die rebellischen Juden nach und nach durch romfreundliche Christen zu "ersetzen", wie es auch Joseph Atwill annimmt.
  154.  
  155. Tatsächlich findet man die Stützpfeiler der christlichen Liturgie weder in AT noch NT in identischer Form:
  156.  
  157. - Kein Schöpfergott, der "die Welt" geschaffen hätte (im Tanakh heisst es bei korrekter Übersetzung lediglich, dass aus dem auf der Erde Vorhandenen Leben geschaffen wurde).
  158.  
  159. - Keine Trinitätslehrem, die erst während der vatikanischen Konzile konstruiert wurde, angelehnt auch an diverse Dreierkonstellationen "heidnischer" Überlieferungen.
  160.  
  161. - Kein "Gottessohn" Jesus, denn auch dieser Status resultiert nicht aus dem NT, sondern wurde durch den Vatikan konstruiert.
  162.  
  163. - Keine Kreuzigung (es war von einem "stauros" die Rede, einem aufrecht stehenden Pfahl). Ein vor einiger Zeit in der Türkei gefundener Text wiederum behauptet, dass Judas getötet wurde, während "Jesus" überlebte.
  164.  
  165. - Kein Kruzifix als Symbol der Christenheit, denn das frühere Symbol war der Fisch, während auch das Kreuz aus unterschiedlichen heidnischen Quellen entlehnt wurde.
  166.  
  167. - Kene "Heiligen drei Könige", deren Gebeine im Kölner Dom liegen, denn im NT ist lediglich die Rede von "magoi", Anzahl und Namen werden nicht genannt. Alles andere ist das Resultat der jüngeren Exegese.
  168.  
  169. - Keine Auferstehung. Liest man alle Passagen der vier Evangelien in der korrekten Reihenfolge als eine in sich geschlossene Geschichte, erledigt sich die Auferstehung automatisch (Indikator der korrekten Chronologie stellen hier die Tageszeiten dar).
  170.  
  171. Dies alles sind letztlich während der diversen vatikanischen Konzile konstruierte Dogmen, darum legitimiert sich Theologie auch in aller Regel aus sich selbst heraus, ignoriert aber die Quellen und die Monolatrie der Semiten und Juden, die in Teilen bis heute weiter besteht. Man kann also beide Schriftsammlungen nicht unmittelbar miteinander synchronisieren, wie es Theologen aber gerne handhaben. Nur dann ergibt sich aber das allgemein akzeptierte Bild der "Offenbarungsliteratur".
  172.  
  173. Hinzu kommt, dass willkürlich früher voneinander unabhängige Niederschriften in den Bibelkanon übernommen wurden, während andere wieder beseitigt wurden (Apokryphen). Die Bibel ist somit nicht einmal annähernd identisch zur unmittelbaren Quelle, dem Tanakh, der ebenfalls "nur" eine Sammlung loser Schriften ist. Einmal davon abgesehen, dass das NT im Tanakh logischerweise keinerlei Rolle spielt, weil es für Hebräer und Juden keinerlei annähernd authentischen Wert haben kann, da es weitaus jünger ist und dem Abrahamitischen Bund diametral widerspricht.
  174. Erwähnen sollte man auch, dass das NT dem AT aus diesem Grund eklatant widerspricht, allerdings widerspricht die christliche Liturgie sogar beiden Schriftsammlungen signifikant.
  175.  
  176. Eine Heilslehre für alle Menschen gibt es ausschließlich im Christentum, abgeleitet aus der "Bergpredigt" und willkürlich interpretiert, während Juden und Muslime sich auf den Bund mit Abraham berufen, der ausdrücklich ausschleißlich Semiten inkludiert. Darum gibt es auch in aller Regel keine mit der christlichen vergleichbare jüdische Missionierung, weil lediglich die Semiten das "auserwählte Volk" sind, eine Missionierung wäre insofern sinnlos. Das Christentum stellte sämtliche Inhalte der abrahamitischen Strömungen derart sinnverfäschend dar, dass man diese Sachverhalte auch in den Standardübersetzungen der Bibel sehr schnell nachvollziehen kann.
  177. Hinzu kommt, dass es lediglich den "Alten Bund" im Gesamtkomplex "Abrahamitischer Monotheismus" gibt, also inklusive Judentum und Islam. Und ausschließlich im Christentum spielt der "Neue Bund" eine Rolle. Wie kommt der Vatikan also heute daurauf, dass es einen "Neuen Bund" geben könne und dieser für alle Menschen des Planeten verbindlich sei, wenn das weder in AT noch NT geschrieben steht?
  178. Im Qur´an des Islam kritisiert Allah ebenfalls ausdrücklich die Religionsausübung der Juden und Christen, aber auch hier bleibt er seinem erwählten Volk, nämlich den Semiten, treu. Im Judentum stellt sich diese Frage erst gar nicht, weil die Juden sich ohnehin als das erwählte Volk betrachten.
  179. Da im NT, selbst wenn die Quellenlage weit weniger problematisch wäre, aber lediglich eine Art Waffenstillstand zwischen Juden und Römern ausgerufen wird, ist mir schleierhaft, inwiefern man daraus einen "Neuen Bund" ableiten kann, der alle Menschen des Planeten inkludiert.
  180. Auch der Vatikan hat die elitäre Basis des Abrahamitischen Bundes ("erwähltes Volk") über Jahrhunderte assimiliert und zu seinen Gunsten re-definiert bzw. willkürlich erweitert. Aus diesem Grund wurden dann ja auch amerikanische Ureinwohner und später Schwarzafrikaner entrechtet, weil man ihnen die Zugehörigkeit zum erwählten Volk schlicht abgesprochen hat, in dieser Phase allerdings definiert als Christenheit.
  181.  
  182. Und Jesus war keineswegs "Erlöser" oder Messias, sondern wurde im NT "christos" genannt, also der Gesalbte. Die Gleichsetzung mit dem Messias (masiach) des Alten Testaments ist inhaltlich bereits unhaltbar. Unabhängig davon geht es im NT aber auch nicht um seine Rolle für die Menschheit, sondern ausschließlich für die Juden, die seinerzeit im Römischen Reich lebten und gegen die Kaiser rebellierten. Dabei wird der Anspruch des AT (es gibt ausschließlich das erwählte Volk, das alles und jeden plätten darf) im NT zu einer Akzeptanz der Römer umformuliert.
  183. Wieso denn das, wenn es sich tatsächlich um Abschriften mesopotamischer Quellen handeln soll, in denen alle anderen Ethnien vogelfrei sind?
  184.  
  185. Jesus spielt im AT absolut gar keine Rolle, insofern sind auch Bezugnahmen bestimmter Theologen auf den Messias bzw. eine Stelle bei Elias schlicht unwissenschaftlich und spekulativ. Jesus wird auch im NT nicht als der eine "Sohn Gottes" bezeichnet, sondern als einer der vielen Söhne Jahwes, also Angehöriger des erwählten Volkes.
  186. AT und NT haben u.a. aus den genannten Gründen im Grunde gar nichts unmittelbar miteinander zu tun. Selbst wenn man den heute in aller Regel anerkannten Theorien zur Quellenlage und dem Ursprung der Texte zustimmen möchte, entstanden die zugrunde liegenden Schriften zu unterschiedlichen Zeiten in voneinander weitgehend unabhängigen Kulturkreisen. Ausschließlich im Christentum wird das NT gewissermaßen als homogene Fortsetzung des AT betrachtet, in Judendum oder Islam aber nicht.
  187.  
  188. Es existiert mit (Titus Flavius) Josephus (Joseph ben Mathitjahu ha Kohen) lediglich eine Quelle, die laut theologischem Konsens zuverlässig sein soll, wobei ich diese Einschätzung überhaupt nicht teile. Die Begründung lautet hier u.a., dass man den Historiker als zuverlässig erachtet, weil weitere historische Persönlichkeiten bei strenger Analyse ebenfalls nicht zu belegen seien. Das ist schon insofern fragwürdig, als dass nicht einmal die römisch-lateinischen Titel des Josephus (hier in Klammern gesetzt) zweifelsfrei durch Quellen zu belegen sind. Mit der simplen Rechnung "Minus mal Minus ergibt Plus" wird man also nicht ernsthaft historische Persönlichkeiten belegen können, lediglich die Zweifel an der Existenz der anderen dürften untermauert werden.
  189. Die meisten Forscher gehen heute davon aus, dass die folgende explizite Namensnennung des Jesus (Antiquitates Judaicae XVIII., 3.3) nicht durch Josephus selbst geschrieben wurde. Diese Annahme spielt für mich persönlich eine untergeordnete Rolle, aber dazu komme ich noch:
  190.  
  191. "Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mensch, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er war nämlich der Vollbringer ganz unglaublicher Taten und der Lehrer aller Menschen, die mit Freuden die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Er war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhaenger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesagte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorher verkündigt hatten. Und noch bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort."
  192.  
  193. Eine weitere Erwähnung finden wir in der "Antiquitates Judaicae XX", 9.1:
  194.  
  195. "Der jüngere Ananus jedoch, dessen Ernennung zum Hohepriester ich soeben erwähnt habe, war von heftiger und verwegener Gemütsart und gehörte zur Sekte der Sadduzäer, die, wie schon früher bemerkt, im Gerichte härter und liebloser sind als alle anderen Juden. Zur Befriedigung dieser seiner Hartherzigkeit glaubte Ananus auch jetzt, da Festus gestorben, Albinus aber noch nicht angekommen war, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben. Er versammelte daher den Hohen Rat zum Gericht und stellte vor dasselbe den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere, die er der Gesetzesübertretung anklagte und zur Steinigung führen ließ."
  196.  
  197. Dies ist dann auch die einzige Stelle in Flavius Geschichtswerk, die man als Beleg für die historische Existenz Jesus heranziehen könnte. Das Problem dabei ist, dass es eine signifikante Anzahl an Übereinstimmungen zwischen Flavius Geschichtswerk "Geschichte des jüdischen Krieges" und dem "NT" gibt, die in einigen Fällen sogar in identischer Chronologie mit anderen Namens- und Ortsangaben geschildert werden.
  198. Die Theologie ignoriert diese verifizierte Tatsache gerne, sofern nicht einige dieser Koinzidenzen als "Prophetie" gedeutet werden konnten, was Josephus freilich nicht weniger unzuverlässig erscheinen lässt. Bedenkt man allerdings, dass Josephus rund 30-40 Jahre nach der hypothetischen Geburt Jesu geboren wurde, jüdischer Priester wurde, im Krieg der Juden gegen Rom kommandierte und erst nach dem Fall Jerusalems um 70 u.Z. nach Rom ging, um dort eingebürgert zu werden, dann kann er weder ein direkter Zeitgenosse gewesen sein, noch dürfte er Informationen aus erster Hand gehabt haben. Denn auffälligerweise schweigen sich jüdische Quellen zum Thema Jesus aus, wobei die wenigen aramäischen zeitgenössischen Quelltexte mit marginalem neutestamentarischen Bezug diesem inhaltlich eklatant widersprechen.
  199.  
  200. Wenn Josephus also kein Zeitgenosse des Jesus war, kann er nur aus älteren Quellen geschöpft haben, welche uns heute nahezu unbekannt sind bzw. die christliche Liturgie nicht stützen. Und das ebenfalls in seiner Funktion als "historisches Bindeglied" zwischen jüdischer und christlicher Geschichtsschreibung, denn die Juden wissen über diese Quelltexte noch weniger als die christliche Theologie, erkennen das "NT" aus diesem Grund in aller Regel auch nicht an.
  201. Zur Quellenlage des "NT" in der jüdischen Literatur existieren bisher ausschließlich Hypothesen, die von früheren Quellen ausgehen, die uns aber bisher nicht bekannt sind und/oder dem NT widersprechen.
  202.  
  203. Die Parallelen zwischen den Darstellungen der Feldzüge in Josephus "GdjK" und dem "NT" stellen allerdings einen klassischen Anachronismus dar, der nur zwei Schlußfolgerungen zulässt:
  204.  
  205. 1. Josephus schrieb aus dem NT ab, womit aber die Historizität des jüdischen Krieges in Frage gestellt würde, für welchen wir weitere Belege haben.
  206. 2. Das NT entstand erst zur Zeit des Josephus bzw. bereits bestehende Manuskripte wurden zu dieser Zeit überarbeitet.
  207.  
  208. Ich persönlich präferiere letztere Annahme, übrigens durchaus begründet. Denn man darf sich auch die Frage stellen, warum eigentlich das "NT" dem "AT" in fundamentalen Aussagen diametral entgegen steht, und das insbesondere in der Frage der Akzeptanz der römischen Besatzung, auf deren Grundlage der Vatikan die "Heilslehre" des Christentums erst konstruierte. Die Juden organsierten Aufstände gegen die römischen Besatzer, die angeblich ursprünglich jüdische Basis der Christenbewegung stand den Besatzern aber urplötzlich nicht mehr ablehnend gegenüber.
  209. Warum denn das, wenn das "NT" angeblich auf älteren hebräischen bzw. aramäischen Quellen basieren soll, die allesamt strikten (semitischen) Elitarismus vertreten?
  210.  
  211. Nehmen wir uns einige weitere Quellen einmal vor, die in der modernen Theologie gerne genannt werden, so ergeben sich folgende Probleme:
  212.  
  213. 1. In der Regel lebten die Autoren nach Jesus, einige waren Zeitgenossen des Josephus, konnten sich folglich auf diesen berufen, andere lebten noch später.
  214. 2. Jesus wird selten namentlich erwähnt, nicht selten wird von "dem Christus" (Christos bzw. Chrestus) gesprochen. Es handelt sich um die Übersetzung des hebräischen Sammelbegriffs "maschiach" (Messias), wobei dieser Titel für diverse gesalbte Könige und Priester üblich war, so auch in den "außerbiblischen Quellen", sofern sie authentisch sind. Eine unmittelbare Bezugnahme auf die Historizität des Jesus ergibt sich also nicht, da einerseits bereits Quellen zur Verfügung standen, aus denen die Autoren schöpfen konnten, andererseits primär ein Sammelbegriff die eschatologische Heilserwartung widerspiegelte, nicht aber eine historisch verbindliche Faktenlage.
  215. 3. Keine der "Quellen" bestätigt die Eckpfeiler der christlichen Liturgie.
  216.  
  217. Ich bitte um Verständnis, dass ich aus Zeitgründen einige der Quellen gesondert behandeln müsste.
  218.  
  219. - Tacitus (Publius Cornelius Tacitus). "Annalen XV.44": "Derjenige, von welchem dieser Name ausgegangen, Christus, war unter des Tiberius Führung vom Procurator Pontius Pilatus hingerichtet worden."
  220.  
  221. Das Problem: Tacitus lebte zwischen ca. 58-120 u.Z., aber auch er erwähnt keinen Namen, sondern lediglich den Sachverhalt einer Hinrichtung unter Pilatus sowie den Sammelbegriff "christiani" im Original. Somit ist diese Quelle bestenfalls als Bestätigung für die Existenz des frühen Christentums von Relevanz, wobei die Hinrichtung bereits Mythos sein konnte.
  222.  
  223. - Lucian von Samosata (ca. 125-180), Band 2/9: ""Ferner beredete er sie ihr erster Gesetzgeber, dass sie alle untereinander Brüder wären, wenn sie einmal die hellenischen Götter abgeschworen hätten, jenen ihren gekreuzigten Sophisten anbeteten und nach seinen Gesetzen lebten ... "
  224.  
  225. - Gaius Suetonius Tranquillus (ca. 70-122), "Leben der Cäsaren", Claudius Par.25 Suetonius/296: "Da die Juden unter ihrem Anführer Chrestos beständig Unruhe anstifteten, vertrieb er sie aus Rom (...) über die Christen, Menschen, die sich einem neuen und gefährlichen Aberglauben ergeben hatten, wurde die Todesstrafe verhängt."
  226.  
  227. - Gaius Plinius Caecilius Secundus (ca. 61/62-113/115), (Briefe X.96) Plinius Secundus/423: "Sie behaupteten aber, ihre ganze Schuld - oder ihr ganzer Irrtum - habe darin bestanden, daß sie sich an einem bestimmten Tage vor Sonnenaufgang zu versammeln pflegten, Christus zu ehren, wie einem Gotte, im Wechselgesang ein Lied anzustimmen, und sich eidlich nicht etwa zu einem Verbrechen verpflichteten, sondern keinen Diebstahl, keinen Raub, keinen Ehebruch zu begehen, kein gegebenes Wort zu brechen, kein anvertrautes Gut, wenn es zurückgefordert wird, abzuleugnen."
  228.  
  229. - Mara Bar-Serapion (um 70-73): ""Was profitierten die Athener davon, daß sie Sokrates töteten ? Hungersnot und Pest traf sie als Strafe für ihr Verbrechen.
  230. Was profitierten die Einwohner von Samus davon, dass sie Pythagoras verbrannten ? Kurze Zeit später war ihr Land unter einer Sandschicht begraben.
  231. Was profitierten die Juden davon, daß sie ihren weisen König hinrichteten ? Kurz danach wurde ihr Königreich total zugrundegerichtet.
  232. Gott hat diese drei Weisen in gerechter Weise gerächt: Die Athener verhungerten, Samos wurde vom Meer überschwemmt, und die Juden, ruiniert und aus ihrem Land vertrieben, leben jetzt in absoluter Zerstreuung. Aber Sokrates ist nicht tot. Er lebt weiter in der Lehre Platos. Pythagoras ist nicht tot. Er lebt weiter in der Statue der Hera. Und auch der weise König ist nicht tot. Er lebt in der Lehre fort, die er brachte."
  233.  
  234. - Talmud: Im Talmud setzt man Jesus mit "Ben Pantera", "Ben Pantere" oder "Jeschu ben Pandera" gleich, wiederum zeitlich später und willkürlich. Für das "Ben Pandera" (Sohn des Pandera) gibt es mehrere Erklärungsansätze: Zum einen eine Verzerrung des griechischen "parthenon" (Jungfrau), andererseits gab es unter den Juden die Meinung, ein "Panteri" oder "Pandera" sei der leibliche Vater von Jesus gewesen, und Jesus damit ein außereheliches Kind.
  235.  
  236. - "Am Vorabend des Pesachfestes haben sie Jesus gehängt. Der Herold aber ging vierzig Tage vor ihm her: Dieser geht hinaus, um gesteinigt zu werden, weil er Zauberei getrieben und Israel verlockt und abgesprengt hat. Jeder, der etwas zu seinen Gunsten weiß, komme und plädiere für ihn. Aber sie fanden nichts zu seinen Gunsten und hängten ihn am Vorabend des Pesahfestes." (Babylonischer Talmud, Sanhedrin 43)
  237.  
  238. - Talmudischer Kommentar aus dem 3. Jahrhundert (!!!): "Meinst du denn, er sei einer gewesen, zu dessen Gunsten sich etwas haette wenden koennen ? Er war doch ein Verlocker, und der Allbarmherzige sprach: Du sollst ihn nicht schonen und ihn nicht bedecken. Aber mit Jesus verhielt es sich anders, weil er der Regierung nahestand." (Talmud/207; Babylon. Talmud Band 8/631
  239.  
  240. Nach dem jüdischen Gelehrten Klausner spricht der Talmud von Hängen und nicht von Kreuzigen, "weil jene abstoßende römische Todesart den jüdischen Gelehrten nicht aus ihrem eigenen Rechtssystem, sondern nur von der römischen Gerichtsbarkeit her bekannt war. Selbst Paulus erklärt die Stelle: » Denn Verwünschung Gottes ist ein Gehenkter « [5 Mo 21,23] als auf Jesus bezüglich [Gal 3,13].
  241.  
  242. Eine weitere namentliche Erwähnung, zitiert durch Klausner (alle Klammern gehören zu diesem Zitat):
  243.  
  244. "Akiba, du hast mich erinnert. Einmal ging ich durch den oberen Markt (in der Tosefta: Straße) von Sepphoris und traf da einen Mann [von den Jüngern des Jesus des Nazareners], und Jakob aus dem Dorfe Sechania (in der Tosefta: Sichnin) war sein Name. Der sprach zu mir: In eurer Thora ist geschrieben: Bringe nicht Dirnenlohn...in deines Gottes Haus. Was soll damit geschehen - soll man daraus eine Latrine fuer den Hohenpriester machen ? Ich aber sagte nichts. Da sprach er zu mir: So lehrte mich Jesus der Nazarener (in der Tosefta: »Jesus ben Panteri«): Aus Dirnenlohn ward es aufgehäuft und zu Dirnenlohn soll es wieder werden. Vom Ort des Schmutzes sind sie gekommen und zum Ort des Schmutzes sollen sie zurückkehren." - Dies hat mir gefallen, und deshalb ward ich wegen Ketzerei ergriffen. Übertreten habe ich, was in der Thora geschrieben ist: »Dein Weg führe fern von ihr« - gemeint ist: die Ketzerei; » und nähere dich nicht der Tür ihres Hauses « - gemeint ist: die Obrigkeit." (aus Klausner, Joseph: Jesus von Nazareth. Seine Zeit, sein Leben und seine Lehre (Jerusalem: The Jewish Publishing House 3. Aufl. 1952))
  245. Klausner kommentiert: Es kann "kein Zweifel darüber bestehen, daß die Worte von den Jüngern des Nazareners und so lehrte mich Jesus der Nazarener alt und echt sind, wenn sie auch in den Parallelstellen kleine Veränderungen erlitten haben." (a.a.O., S.45)"
  246.  
  247. Zitat: Ende. Reine Spekulation, wie sie in der Theologie Standard ist.
  248.  
  249. - "Jakob-Gefäß": Eine Fälschung, die zunächst auf das Jahr 63 datiert wurde.
  250.  
  251. - Papyrus 52 ("Johannesfragment"): Auch hier stellt sich das Problem der Datierung, die man grob zwischen 100-150 vorgenommen hat.
  252.  
  253. http://de.wikipedia.org/wiki/Papyrus_52
  254.  
  255. http://12koerbe.de/euangeleion/papyrus.htm
  256.  
  257. - Papyrus Egerton 2: Auch hier konnte bezüglich der Datierung kein Konsens erzielt werden, die Annahmen variieren zwischen 75-200 u.Z.
  258.  
  259. http://de.wikipedia.org/wiki/Papyrus_Egerton_2
  260.  
  261. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Buch "Falsche Zeugen. Außerchristliche Jesuszeugnisse auf dem Prüfstand" von Hermann Detering, immerhin selbst Theologe und Pfarrer, der die Methoden der Theologie darin scharf kritisiert und verdeutlicht, dass keine der Quellen tatsächlich aussagt, was man ihr unterstellt.
  262.  
  263. http://hpd.de/node/12044
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