Concert review (German) of Hiller's Symphonische Phantasie. 1867

Den zweiten Theil des Concerts bildete eine "symphonische Phantasie", gleichfalls von Hiller, aus fünf zusammenhängenden Sätzen bestehend.

Wir constatiren zunächst mit Genugthuung, dass die Anregungen der Neuzeit an dem Componisten nicht spurlos vorübergegangen sind. Schon die Form der "symphonischen Phantasie", die uns im Princip ganz dasselbe zu besagen scheint, wie "symphonische Dichtung", beweist, dass Hiller die Ungenügendheit der üblichen Symphonieform für Niederlegung eines neuen zeitgemässen Inhalts erkannt hat. Fehlt es auch seiner Schöpfung noch an der zwingenden Rothwendigkeit und Logik der Entwickelung, so ist doch jedenfalls darin das Bestreben zu enkennen, aus der herkömmlichen vagen Musikmacherei herauszukommen und charakterische Stimmungen und Situationen zu zeichnen und zu innerer Einheit zu verbinden.

So sind namenthlich die Uebergänge der einzelnen Sätze in einander als sehr geschickt zu bezeichnen. Was das rein Musikalische betrifft, so sehen wir, dass, während andere Compositionen Hiller's, insofern sie sich innerhalb der herkömmlichen Formen bewegen, auch hinsichtlich der Erfindung Selbständigkeit in grösserem oder geringerem Grade vermissen lassen, hier, wo er sich in freieren Gestaltungen ergeht, auch eine wahrhaft schöpferische Phantasietbätigkeit sich mehr herausringen kann, wenn auch immerhin noch einzelne Anklänge vorkommen. Das Ganze ist sehr lebendig gehalten, die Themen namentlich rhythmisch sehr mannischfaltig, die thematische Arbeit reich an seinen und sinnigen Zügen, wenn sie uns auch manchmal etwas willkürlich eingeführt erschien. Auch die Instrummentation zeigt Farbenfrische und den Eifluss neuerer Anregungen.

Die Aufnahme des Werkes war im Vergleich zu den sonst an diesem Abend dem Componisten dargebrachten Ovationen ziemlich zurückhaltend.