Not a member of Pastebin yet?
Sign Up,
it unlocks many cool features!
- "Magic Metz" im Weinberg: Was macht eigentlich Gunther Metz?
- Beim 1. FC Kaiserslautern schaffte er den Sprung in den Profi-Fußball, beim Karlsruher SC wurde er Bundesliga-Rekordspieler der Badener. Und jetzt? Was macht eigentlich ... Gunther Metz?
- Mit 278 Einsätzen zwischen 1987 und 2000 ist Gunther Metz der Bundesliga-Rekordspieler des Karlsruher SC. Eigentlich ist der Abwehrspieler beim 1. FC Kaiserslautern groß geworden, wo er in der Jugend und bei den Amateuren spielte und acht Bundesliga-Einsätze absolvierte. Weil ihm der damalige FCK-Präsident "Atze" Friedrich ihm keinen Profivertrag geben wollte, zog es ihn mit knapp 20 Jahren ins Badische. Dort wurde der Defensivspezialist Kult und erhielt den Spitznamen "Magic-Metz". Als ihm eines seiner fünf Bundesliga-Tore gelang, "stand es plötzlich auf der Anzeigetafel - es gibt Schlimmeres", schmunzelt er heute.
- Herr Metz, was machen Sie eigentlich?
- Ich bin Winzer in Hangen-Weisheim, einem kleinen Ort in Rheinhessen an der Grenze zur Pfalz. Dort führe ich mit meiner Familie einen Weinbaubetrieb.
- Sind Sie direkt nach Ihrer Karriere als Fußballprofi dorthin zurückgekehrt?
- Ich habe immer dort gewohnt. Als ich zwischen 1987 und 1999 für den KSC gespielt habe, bin ich die 100 Kilometer nach Karlsruhe gependelt. Ebenso wie in der Zeit davor, als ich die 50 Kilometer zum 1. FC Kaiserslautern pendelte.
- Wollten Sie schon immer Winzer werden?
- Wir führen den Weinbaubetrieb in der fünften Generation. Der Hof stammt aus dem Jahr 1875. Es war schon immer mein Ziel, Winzer zu werden. Nach der mittleren Reife habe ich eine entsprechende Lehre abgeschlossen. Auf dem Weg zum Meister war dann aber nach zwei Dritteln Schluss wegen des Fußballs. Mittlerweile hat mein 33-jähriger Sohn Julian, der in Geisenheim Weinbau studiert hat, den Betrieb größtenteils übernommen.
- Haben Sie während Ihrer aktiven Zeit etwa im Weinberg gearbeitet?
- Ja, ich habe den Kontrast zwischen dem Profifußball auf der einen und dem Weinbau beziehungsweise der Landwirtschaft auf der anderen Seite immer geschätzt. Es sind zwei Welten. In der Bundesliga zu arbeiten ist ein Traum und etwas ganz Besonderes. Wenn man dann nach Hause kommt und in den Weinberg geht, die Ruhe genießen und körperlich arbeiten kann, hilft das einfach, die Balance zu halten. Aber es gibt auch Gemeinsamkeiten.
- Welche?
- Im Fußball muss man sich immer wieder auf neue Personen und Situationen einstellen. Auch im Weinbau hat man mit Faktoren zu tun, auf die man nur bedingt Einfluss hat. So wie kürzlich bei der zehn Tage andauernden Hitzewelle. Du kannst dir noch so viel Mühe geben, wenn die Natur nicht mitspielt, fällt die Ernte schlecht aus. Umgekehrt kann es dank der Natur auch besser laufen als gedacht. Weinbau und Fußball - ich mache beides unheimlich gern.
- Sind Sie deshalb gleichzeitig Co-Trainer der U-19-Nationalmannschaft des DFB?
- Es ist eine 50-Prozent-Stelle, das passt ganz gut. Ich bin in den Trainerjob einfach reingerutscht. Nachdem ich wegen meiner Knie die aktive Karriere beenden musste, habe ich 2001 beim FCK-Nachwuchs angefangen. Später habe ich dort die U 17 und U 19 trainiert. 2017 bin ich dann zum DFB gekommen. Parallel dazu habe ich immer den elterlichen Betrieb geführt.
- Wie haben Sie das als Fußballprofi alles unter einen Hut gebracht?
- Das ging natürlich nur in abgespeckter Form. Wenn ich beim KSC frei und keine Lust auf Kaffeetrinken hatte, bin ich in den Weinberg gegangen. Das hilft, im Gleichgewicht zu bleiben, denn der Profifußball ist eine Scheinwelt, die nicht immer die Realität widerspiegelt.
- Gilt das heute mehr denn je?
- Die neuen Medien haben noch einmal alles verändert. Allerdings betrifft das auch den Weinbau. Mein Sohn hat angeregt, den Wein über das Internet und Instagram selbst zu vermarkten. Wenn ich meinem Hobby als Co-Trainer nachgehe und beispielsweise drei Wochen bei der U-19-EM bin, läuft der Betrieb zu Hause weiter. Julian ist schon federführend.
- Was verbirgt sich hinter der "Dreierkette", die Sie verkaufen?
- In der Corona-Zeit saßen wir öfter mit der Familie zusammen und haben überlegt, wie wir die Selbstvermarktung voranbringen können. Aufgrund des Bezugs zum Fußball kamen wir auf die Dreierkette. Sie besteht aus einer Flasche Weißwein mit einem blauen Etikett und der Zahl 87 - 1987 bin ich zum KSC gewechselt. Die Flasche Rosé trägt auf einem roten Etikett die Ziffern 01 - 200, da habe ich im FCK-Nachwuchs angefangen. Eine weitere Flasche Weißwein ist mit der Zahl 17 beschriftet - 2017 bin ich zum DFB gegangen.
- Wie erfolgreich ist die Selbstvermarktung?
- Da sind wir noch ziemlich klein. Das meiste läuft über Mundpropaganda.
- Wie viele Liter Wein werden pro Jahr produziert?
- Eine genaue Zahl kann ich nicht nennen, wir sind zwar klein, aber wir sind ein Haupterwerbsbetrieb und können davon leben. Wir bauen auch Getreide an. Es gibt rund um die Uhr Arbeit für die gesamte Familie und einige Saisonarbeitskräfte.
- Wie wird der Weinjahrgang 2025?
- Das ist noch schwer zu sagen. Bisher sieht alles sehr gut aus, aber jetzt beginnt eine spannende Phase. Wenn sich die Trauben füllen, benötigen sie immer wieder etwas Niederschlag, damit die Weine rund und harmonisch werden. Vieles spricht für einen guten Jahrgang, doch der Wein ist noch nicht im Keller.
- Gibt es noch Kontakt zu den früheren KSC-Mitspielern?
- Ein- bis zweimal pro Jahr sehen wir uns. Kürzlich gab es ein Spiel gegen die Traditionsmannschaft von Schalke 04, aber da war ich mit der U-19-EM unterwegs. Mitspielen kann ich sowieso nicht mehr. Mit 32 Jahren musste ich wegen meiner Knie die Karriere beenden. Seit eineinhalb Jahren habe ich ein künstliches Knie. Einmal im Jahr veranstalten wir ein Hoffest, bei dem auch immer einige ehemalige KSC-Mitspieler vorbeikommen.
- Interview: Michael Ebert
Advertisement
Add Comment
Please, Sign In to add comment