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a guest
Feb 22nd, 2019
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  1. Als Ernst aufwachte, war alles wie immer. Sich den Schlaf aus den Augen reibend, ließ er blinzelnd den trüben Blick über den Schreibtisch wandern, über welchem er dem Anschein nach wieder einmal eingeschlafen war. Er verspürte Durst, aber zunächst war ein anderes Bedürfnis stärker. Ernst ging pissen. Danach machte er sich einen Kaffee, ging zum Fenster, und schaute raus. Der Kaffee spritzte bis an die Scheibe, als Ernst mit weit aufgerissenen Augen nach draußen starrend seinen Schluck Kaffee ausprustete.
  2.  
  3. Dort wo sein Fenster sein sollte, war ein Spiegel- nein, alle seine Fenster waren mit Spiegel ersetzt worden! Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, trat Ernst einen Schritt näher an den Spiegel, von dem nun sein ausgepuckter Kaffee heruntertriefte. Er war unsichtbar im Spiegel, nur seine Kleidung and sein Kaffee hingen in der Luft. Ein wenig schämte Ernst sich nun, da seine ersten Gedanken lediglich darum kreisten, wie er seine neu erlangte Unsichtbarkeit gewinnbringend einsetzen könnte. Er verwarf diese Gedanken schnell und beschloss, das zu tun, was er schon eine lange, lange Zeit machen wollte. Er legte sich in sein Bett und weinte, er weinte aus vollem Herzen, wie er es schon seit Kindertagen nicht mehr getan hatte. Das Weinen hatte etwas befreiendes, und mit seiner neu erhaltenen emotionalen Freiheit und seiner Unsichtbarkeit machte er sich nun auf, sie zu treffen. Ernst ging heiß duschen, trocknete sich ab, nahm den Wohnungsschlüssel und verließ nackt die Wohnung.
  4.  
  5. Als Ernst im Treppenhaus die Stufen hinabstieg und der Luftzug um seine nun frei schwingenden Hoden ihn in seinem Gefühl von Freiheit noch zusätzlich beflügelte, hielt er doch nochmal kurz inne: Vielleicht sollte er seine neu gewonnene Fähigkeit doch erstmal nur an zufälligen Passanten vorsichtig austesten. Er ging nach draußen in den nächsten Park, suchte sich einen Busch, versteckte sich hinter ihm, und wartete auf ein Testobjekt, das zufällig vorbeikommt. Dort kam auch schon sein heiß ersehntes Testobjekt: ein junges Mädchen in knallengen Hotpants, die kaum mehr Platz für seine Phantasie ließen und bauchfreiem Oberteil unter einer schwarzen Adidasjacke, ungelenk vor sich hin tapsend und immer wieder auf ihr Smartphone blickend, als würde sie jemanden erwarten - sie fühlte einen unsichtbaren Blick auf ihrem prächtigen Hintern ruhen und zog sich keusch ihr Jäckchen drüber, eine düstere Ahnung im Kopf, dass da jemand in ihrer Nähe war. Ernst verließ seine Deckung und ging mit pochendem Herz und weichen Knien auf das Mädchen zu, doch mit jedem Schritt wurde ihm bewusster, dass das Mädchen außerhalb seiner Reichweite blieb, da es wurde plötzlich hell und hässlich, eine zweite Realität legte sich über die Geschehnisse, die Interferenzen wurden immer unangenehmer und Bernd schlug mit Schreck und Schweiß seine Augen auf.
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