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- http://news.piratenpartei.de/showthread.php?tid=202041
- Erklärung von Sven K. / tux.
- Hallo zusammen,
- ich hatte Sven um eine Erklärung gebeten und diese liegt mir nun vor.
- Mit seinem Einverständnis leite ich sie an Euch weiter (er hat sich von
- der #MLdG abgemeldet und wird daher hier auch nicht weiter reagieren).
- Ich werde mit ihm in einigen Punkten ganz sicher (!) nie auf einen
- grünen Zweig kommen, aber vielleicht sollten wir das ganze
- differenzierter betrachten, als es zur Zeit getan wird (oh man... hab
- ich das jetzt wirklich geschrieben?!).
- Tja...
- VG
- Kine
- -------- Original-Nachricht --------
- Betreff: Erklärung
- Datum: Mon, 06 Aug 2012 17:30:18 +0200
- Von: tux. <piraten[at]tuxproject.de>
- An: kine.haasler[at]piraten-osnabrueck.de
- Heyo, Kine,
- [SCHNIPP: ..persönliche Dinge, die Sven und ich persönlich klären werden]
- Und nun zum eigentlichen Anliegen: Du hättest gern eine Mail von mir mit
- einer ausführlichen Erklärung. Das ist diese hier. Ich schreibe sie
- bewusst an dich und nicht an die Mailingliste, weil du mich (wenn auch,
- wie inzwischen leider üblich, nicht direkt) auch persönlich gefragt
- hast. Selbstverständlich darfst du sie an alle, von denen du glaubst,
- dass sie es lesen wollen, weiterleiten. (Ich schlage tarzun vor, der es
- für total piratisch hält, in seinem Blog mich, den bösen Nazi,
- öffentlich zu diffamieren, weil Meinungsfreiheit und so. Tjaja, die
- Ideale. Die Presse wird's freuen.) Reaktionen auf der MLdG nehme ich,
- wie per Twitter angekündigt, allerdings zzt. nicht zur Kenntnis.
- Zu Horst Mahler unterschreib' ich sofort, was Giacomo schrieb: "Nehmen
- wir an, Person X würde sich gegen die Hinrichtung eines Mörders
- einsetzen, weil Person X grundsätzlich gegen die Todesstrafe ist. Ist
- dann davon auszugehen, dass Person X aufseiten des Mörders steht und ein
- „Mörder-Fan“ ist?"
- Ich bin kein "Mahler-Fan", wie man mir gern unterstellt, weil es in der
- Welt mancher Leute eben nur "gegen Rechts" und "Scheißnazi" gibt, aber
- nichts dazwischen. Ich empfehle, das Realitätsfeld in diesem Fall wieder
- zu entzerren. Ich bin bei Weitem nicht "rechts", wie meinem politischen
- Kompass _und_ meinem Politiktest zweifelsfrei zu entnehmen ist. Meine
- politische Einstellung - früher war ich Anhänger, jedoch nie Mitglied
- der F.D.P. - würde ich, nicht erst seit meiner Tätigkeit als Pirat, als
- linkslibertär bezeichnen. Ich bin nicht "rechts", ich bin nur eben auch
- nicht "gegen Rechts", weil ich vor einer Demokratie, die alles, was auch
- nur entfernt nach "rechts" aussieht, für Teufelszeug hält, ernsthaft
- Angst hätte.
- Ich habe auch die Petition nicht deshalb unterschrieben, weil ich
- Holocaustleugnung und/oder den Holocaust selbst so geil fände, sondern
- aus einem rein rationalen Standpunkt: Rechtsextremes Gedankengut wird
- nicht verschwinden, indem man seine Prediger einsperrt. Das wird sie zu
- Märtyrern machen, die um so mehr Zulauf von gerade Jugendlichen
- bekommen, die das als Protest gegen den /Scheißbullenstaat/ betrachten.
- "Neonazi sein" wird für viele erst dadurch interessant, dass sie damit
- provozieren können, je mehr, desto besser. Diejenigen, die jede Minute
- ihrer politischen Arbeit mit dem "Kampf gegen Rechts" verschwenden,
- bereiten diesen Leuten überhaupt erst den Nährboden, um frustrierten
- Nachwuchs anzulocken.
- Ich bin Pirat. Ich will Radikalismus bekämpfen, wie es in unserer
- Satzung steht - aber mit piratischen Mitteln. Wer gegen Neonazis
- demonstriert, wird sie nicht sonderlich beeindrucken, sondern sie eher
- darin bestärken, dass sie diejenigen sind, die vom "Schweinesystem" zu
- Staatsfeinden erklärt wurden. Radikales Gedankengut vertreibt ihr so
- aber nicht. Ihr wollt die Symptome verstummen lassen, was so weit
- zumindest ideell (*) akzeptabel ist, aber die Ursache für die Symptome
- sitzt tiefer.
- Wir sind eine politische Partei. Unsere Aufgabe sollte es sein, den
- Ursachen für die Radikalisierung von Bürgern entgegenzuwirken, indem wir
- Politik machen, die sie anspricht. Jede Minute, die wir im "Kampf auf
- der Straße" vergeuden, ist letzten Endes eine verlorene Minute. Das ist
- meine persönliche Überzeugung. Ich bin nicht in der Piratenpartei, um
- den Straßenkampf für die "einzig wahre Weltanschauung" zu führen. Dafür
- bin ich zu alt und zu gewillt, politisch konstruktiv etwas zu verändern.
- Mit Demonstrationen verändert man nichts. Oder wie viele Neonazis habt
- ihr mit eurer Präsenz zum Ausstieg bewegt?
- Aus diesem Grund kritisiere ich auch "die Linken", deren Lebensinhalt
- tatsächlich der sog. "Antifaschismus" zu sein scheint. Das ist es nicht,
- wofür wir als Piraten uns einsetzen sollten. Wir wollten immer anders
- sein, wir wollten die wirklichen Missstände beheben, anstatt uns mit
- Nullkommanochwas Prozent NPD'lern herumzuschlagen. Wir sind eine
- progressive Partei, wir sollten nicht zurückfallen in das
- Links-Rechts-Schema. Das bindet unnötig Zeit, die wir mit Besserem
- verbringen könnten.
- Es mag sein, dass wir auch deshalb in die Landtage einziehen, weil uns
- ehemalige Linke wegen all der "Antinazidemos" so toll finden. Aber ist
- es das wert, dass wir uns aufgeben?
- Ich bin Kernpirat, ich war es immer und werde es immer bleiben.
- Wenn Leute der Ansicht sind, diese politische Haltung sei für die
- Piratenpartei "nicht links genug" und deshalb nicht tragbar, dann ist
- das bedauerlich.
- Wenn diese Leute in der Piratenpartei so viel Einfluss gewinnen, dass
- sie es schaffen, meine politischen Ämter ernsthaft zu gefährden, dann
- ist das natürlich ärgerlich für mich; aber an diesem Tag werde ich
- austreten. Nicht aus Wut über die verlorene "Macht" (lulz), sondern aus
- politischen Gesichtspunkten.
- Denn: Eine Partei, deren Basis überwiegend aus bloßen "Kämpfern gegen
- Rechts" besteht, die nicht der Meinung sind, dass das, wofür wir mal
- standen, noch von größter Bedeutung ist, ist nichts anderes als eben die
- früher verächtlich verwendeten "Linke und/oder Grüne mit Laptops". Wenn
- unsere Kernthesen (Transparenz, Datenschutz, Bürgerrechte und digitale
- Freiheit) hinter irgendwelches "Nazis sind scheiße!"- und "Kein
- Fußbreit!"-Parolendreschen (denn nichts anderes ist es) zurückfallen und
- höchstens noch am Rande von Bedeutung sind, wer und vor allem was sind
- wir dann noch? Braucht das Land uns dann noch? Ich meine: Nein.
- Ich empfehle, die Nazikeule vorsichtiger zu schwingen. Sie könnte die
- Falschen treffen und die Richtigen verschonen. (**)
- Meine Vorgehensweise in den vergangenen Diskussionen mag nicht immer
- diplomatisch gewesen sein und gelegentlich zu impulsiv - aber ich kann
- dir - und jedem, der diese Mail liest - versichern: Ich bin kein Nazi,
- Naziversteher, Nazifan oder Horst-Mahler-prinzipiell-Sympathisant. Ich
- bin, wie Roman es auf der Mailingliste einmal ausdrückte,
- Radikaldemokrat. Das ist meine einzige Ideologie.
- "Wir haben Werte und kämpfen für sie", du erinnerst dich?
- Ich tu' es.
- P.S.:
- *: Zu eurer Umsetzung schrieb ich ja schon manches; ich habe generell
- nichts gegen Demonstrationen gegen Extremismus und würde an einer
- Demonstration "Piraten gegen Extremismus" selbst gern mitwirken, aber
- ich würde mich als Teilnehmer AUSDRÜCKLICH von zweifelhaften
- Mitdemonstranten aus externen Kreisen distanzieren, was zumindest in
- besagtem Fall leider nicht geschehen ist.
- **: Siehe auch:
- http://jennyger.blog.de/2012/07/17/stopp...-14132012/
- (es ist sicher nur Zufall, dass der Protagonist der gleiche ist.)
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