Antworten - Update

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- Viele waren überrascht, dass Sie nicht nur die Seite der FPÖ lahmlegten, sondern auch die SPÖ hackten. Warum ausgerechnet die SPÖ?

Von allen Parteien Österreichs hat die SPÖ ihre Grundsätze am meisten verraten. Wie bereits erwähnt lassen sich bei ihrem Handeln kaum noch soziale Beweggründe feststellen, stattdessen wird fleißig in die eigene (und auch so manche befreundete) Tasche gewirtschaftet.
Das soll jedoch nicht heißen, dass andere nicht ein ähnliches Schicksal erleiden kann. Niemand kann sich vollkommen sicher fühlen.


- Trotzdem: Sie begehen mit Ihren Angriffen Straftaten. Heiligt der Zweck die Mittel?

Verglichen mit den Verbrechen die der Staat an seinen Bürgern begeht, sind unsere Aktionen als harmlos einzustufen. Wenn versucht wird, die Meinungs- und Informationsfreiheit einzuschränken ist unsere Form des Internetaktivismus wohl die einzig effektive um auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Wenn man sich die Leserkommentare auf diversen Nachrichtenseiten oder auf Twitter ansieht, so ist die positive Resonanz aus der einfachen Bevölkerung überwältigend. Wir machen also alles richtig, auch wenn das die so genannten Opfer natürlich anders sehen und uns am liebsten im Gefängnis sehen würden.


- Ist es nicht auch feig, anonym Webseiten lahmzulegen? Mutig wäre doch, offen zu demonstrieren.

Die meisten Regierungen nehmen doch Demonstrationen kaum noch wahr. Wenn man allerdings in ihre, fast durchwegs schlecht gesicherten, Systeme eindringt und sensible Daten öffentlich macht, fühlen sie sich sehr schnell in die Enge gedrängt und merken wie verwundbar sie eigentlich sind. Und besonders unsere Anonymität scheint ihnen Angst zu machen, dies nutzen wir natürlich aus.


- Wie schützen Sie sich - rein technisch - davor, dass die Polizei nicht Ihre Identität ausforscht?

Wir haben natürlich unsere Methoden um uns im Internet zu anonymiseren. Wie sie aber sicher verstehen, möchten wir zu unserer eigenen Sicherheit nicht näher darauf eingehen.


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- In Medienberichten wird Anonymous Austria als "Hackergruppe" bezeichnet. Wie bezeichnen Sie sich selbst?

Wir bezeichnen uns NICHT als Hacker im eigentlichen Sinne. Hacker sind kreative Leute, die über den Tellerrand schauen und neue Wege finden ein Problem zu lösen. Das können Programmierer, Ingenieure oder Wissenschaftler sein. Die Medien wollen sich unserer Ansicht nach oft nicht die Mühe machen zu recherchieren und fassen deshalb alles, was irgendwie in den Bereich Aktivismus im Internet fällt einfach als Hacker zusammen.

Wir selber haben keine spezielle Bezeichnung für uns, da sich die Mitglieder selbst von den Motiven und den Fähigkeiten her unterscheiden. Einige sind politisch motiviert andere hingegen machen es aus Spaß; der eine ist ein Computerspezialist, der andere ist Grafiker oder kann gut schreiben.

Sie können uns als "unzufriedene Durchschnittsbüger mit überdurchschnittlichen Computerkenntnissen und Mut zur Eigeninitiative" bezeichnen wenn sie wollen.


- Wie kann man sich Anonymous Austria vorstellen? In welcher Form organisieren Sie sich?

Anonymous funktioniert als loses Kollektiv und wird von keiner Person angeführt. Jeder Bewohner dieser Erde kann an unseren Operationen teilhaben oder selbst welche starten. Eine diese Operationen ist derzeit unter anderen "#AntiSec". Organisatorisches wird fast ausschließlich in Online-Chats besprochen.


- Wie entscheiden Sie, wen Sie angreifen oder welche Webseite Sie hacken?

Es wird nichts de facto entschieden. Solche Dinge ergeben sich meist spontan. Wenn manche Mitglieder es für nötig erachten Maßnahmen zu ergreifen, dann finden sich eben diese zusammen und arbeiten gemeinsam an der Lösung des "Problems". Niemand muss mitmachen weil es "entschieden" wurde, es steht jedem frei sich aus Aktionen herauszuhalten, die nicht seinen Idealen entsprechen.

Es wird zum Beispiel einfach von einem Mitglied vorgeschlagen gegen ein gewisses politisches Handeln vorzugehen. Anschließend werden Aktionen, Operationen vorgeschlagen bei denen jedes Mitglied für sich selbst entscheiden kann ob es mitmacht oder nicht.


- War es technisch schwierig, die Webseiten von SPÖ und FPÖ zu hacken?

Wir möchten noch einmal klarstellen: Die FPÖ wurde zu keinem Zeitpunkt gehackt! Es wurde lediglich durch so genannte DDoS-Attacken auf die FPÖ-Server verhindert, dass andere User diese Seiten aufrufen konnten. Dies kann man am besten mit einer virtuellen Sitzblockade vergleichen - wir blockieren den Datenverkehr zum Server.

Die Website der SPÖ wurde hingegen vollständig übernommen. Es war nicht wirklich schwierig, da viele Programmierer bis heute nicht wissen, wie sie Benutzereingaben filtern müssen. Der Fairness halber muss man sagen, dass die SPÖ IT-Admins dabei kaum eine Schuld trifft, außer vielleicht, dass sie die falschen Programmierer angeheuert haben. Es kann von einem IT-Admin nicht erwartet werden, dass er Buffer-Overflows oder SQL-Injections in der Software behebt, dafür wurde er nicht ausgebildet. Man muss den Verantwortlichen Programmieren auch fehlende Sicherheitsvorkehrungen bei der Speicherung der Passwörter vorwerfen. Heutzutage solche sensiblen Daten noch unverschlüsselt und so leicht zugänglich zu speichern ist so, als ob jemand bei sein Auto nicht abschließt und seine prall gefüllte Brieftasche auf dem Beifahrersitz liegen lässt. Da braucht man sich dann auch nicht wundern, wenn etwas gestohlen wird.

Es handelt sich in der Regel um simple Fehler oder Unachtsamkeiten seitens der Programmierer. Wenn dann ein selbsternannter "Experte" öffentlich zu mehr Firewalls oder ähnlichem rät, sollte er aufhören sich in der Presse hervorzutun und sich lieber einen Job als Maurer suchen. Außerdem gehorchen Computer (oft auch Menschen) immer dem klügeren Ende und sind niemals loyal.


- Warum greifen Sie Webseiten von Parteien an?

Politiker vergessen immer mehr ihre Aufgabe als Repräsentanten des Volkes und denken sie könnten losgelöst von der Bevölkerung agieren. Operationen wie "AntiSec" erinnern sie daran, dass sie der Kritik und der Kontrolle der Öffentlichkeit unterliegen.


- Was ist Ihre politische Agenda? Haben Sie überhaupt eine solche?

Unsere politische Agenda kann sich nur über unsere Mitglieder definieren und fluktuiert deshalb sehr stark. Wir haben viele verschiedene politische Ansichten, jedoch lässt sich zur Zeit ein Trend in Richtung direkter Demokratie erkennen. Viele "Anons" sind einfach verärgert, dass es keine Parteien gibt, die ihre Interessen vertreten können und viele ihre Wahlversprechen schon am ersten Tag nach der Wahl brechen, weil es die längste Zeit bis zur Neuwahl ist und die Wähler es so eher vergessen.
Alle "Anons" sind sich darüber hinaus einig, dass alle derzeitigen Politiker keine Ahnung vom Internet haben und leichtsinnige Entscheidungen zum Thema Datenschutz, Urheberrecht und Vorratsdatenspeicherung fällen ohne sich der wahren Folgen bewusst zu sein.


- Ist es legitim, fremde Webseiten zu hacken, um auf politischen Unmut hinzuweisen?

Bei Anonymous sind Meinungs-, Rede- und Informationsfreiheit für viele wichtig, daher gibt es bei solchen Fragen nur eine Regel: Niemals die Presse angreifen.
Alle anderen Organisationen unterliegen dem Zorn der Allgemeinheit, dem Zorn von Anonymous. Wir versuchen durch unsere Aktionen den Interessen der Mehrheit zu folgen. Ein anonymes, unzensiertes, freies Kollektiv zu sein hilft dabei.
Wenn Plattformen wie WikiLeaks der Zugang zu ihren Konten verwehrt wird, erheben wir uns, wie bei VISA und MasterCard.
Wenn Großkonzerne ihre Lobby zur Unterdrückung der freien Meinungsäußerung nutzen, erheben wir uns, wie bei Sony.
Wenn Pharmakonzerne über Leichen gehen nur um längere schwarze Zahlen zu schreiben, erheben wir uns, wie bei Bayer.
Und wenn Politiker ihre Bestimmung als Repräsentaten des Volkes vergessen, erheben wir uns ebenso.


- Kritiker meinen, dass Anonymous nur  aus unreifen Jungs besteht, die zuhause vor ihrem Computer sitzen und  Unsinn machen wollen. Trifft das auf Sie zu?

Diese Behauptung hören wir nur all zu oft und wir sind der Meinung, dass die nur auf einen kleinen Prozentsatz von Anonymous zutrifft. Die meisten von uns gehen einer geregelten Arbeit nach, haben Familie und sind andersweitig sozial integriert. Anonymous ist ein Schnitt quer durch die Durchschnittsbevölkerung, wir haben alle möglichen Altersstufen und Berufe vertreten.


- Auf Twitter steht über Anonymous  Austria: "We're the men for that time and place. We fit right there."  Das Logo von Anonymous ist ein Mann im Anzug ohne Gesicht. Besteht Anonymous ausschließlich aus Männern?

Dieses Zitat stammt aus dem Film "The Big Lebowski" und soll eine Hommage an eben jenen darstellen, es wurde von uns lediglich zur Pluralform angepasst.
Da wir ja auch untereinander alle anonym sind, ist es nicht immer offensichtlich, welches Geschlecht die Mitglieder haben. Natürlich gibt es unter uns auch Frauen, aber der Großteil wird mit großer Wahrscheinlichkeit männlich sein.
Es gibt übrigens auch "Anonymiss"-Grafiken im Netz: http://img7.imagebanana.com/img/428xn0zc/Anonymissanonymous10587260340373.jpg


- Warum bekennen Sie sich nicht mit ihren richtigen Namen zu diesen Aktionen?

Bei Anonymous bekennt sich keiner unter seinem richtigen Namen, da es bei uns nicht darum geht wer jemand ist. Wir arbeiten im Kollektiv und haben es nicht nötig uns als Privatperson zu beweisen, deshalb werden nicht einmal unsere Nicknames (Pseudonyme) bei den Aktionen genannt. Besonders in einer Welt wo Zensur und Kontrolle ständig wächst ist es uns wichtig die Personen zu schützen die sich daran beteiligen.


- Sind Sie in Kontakt mit Anonymous-Gruppen in anderen Ländern?

Es steht jedem Mitglied frei, egal aus welchem Land er kommt an allen Operationen weltweit teilzunehmen. Die regionalen Splittergruppen dienen lediglich dazu Operationen zu planen, bei den Kenntnisse der regionalen Gegebenheiten oder der Sprache eine Barriere darstellt. Es kommt durchaus vor, dass gewisse große Operationen von einem weltweiten Kollektiv durchgeführt werden, während bei anderen wiederum nur regionale Gruppen völlig autonom agieren.


- Planen Sie weitere Aktionen?

Aktionen werden von Mitglieder bei Anonymous praktisch ständig geplant, ob sie dann auch tatsächlich in Tat umgesetzt werden ist jedoch wieder ein anderes Thema und hängt stark vom Zuspruch innerhalb des Kollektivs ab.