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a guest
Feb 7th, 2016
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  1. Zu erörternde These: Emilia Gallotti ist ein Werk der Aufklärung.
  2. Ich behaupte: Emilia Galotti ist kein eindeutiges Werk der Aufklärung; kein Werk, was die Unmündigkeit des Bürgertums als Hauptelend der Gesellschaft verflucht, und den Zuschauer fördert, selbst zu denken. Sondern, das Werk ist eins, dass sich eher mit den Zuständen der damaligen Gesellschaft empathisch auseinandersetzt: eine Gesellschaft, dessen Bürgertum sich selber aufklären will, der gegen dem Adel wirken will; und zwar ein Adel, was teilweise naiv der Situation unbewusst ist, und seine Mächte in einer aufgeklärten Welt behalten will, teilweise auch sich ändern will. Odoardo vs. Hettore heißt der Kernkonflikt, während im aristotlischen Sinne Marinelli als unendliches Böse, und Orsina als völlige aufgeklärte Frau, die Situation verschärfen, und Emilia Galotti doch im Sinne der Aufklärung die Situation nach ihren Willen endet, und als trauriges Resultat sterben muss.
  3. Ich behaupte also, dass weder der „unmündige“ Bürgertum die Kritik in diesem Werk bekommt, noch das „obrige“ Adel: sondern Lessing stellt einfach den mit dem Aufkärungsprozess verbundenen Niederschalg dar – der Trauer der ensteht, wenn das sich-aufklärende Bürgertum, mit seinen „rauen Tugend“ auf einem zunächst naiven, aber auch sich änderden (Apiani!) Adel aufeinandertrifft. Zweck ist hier in erster Linie, im Sinne der Empfindsamkeit, möglichst viele Träne zu vergießen, sodass dem Publikum, durch völlige Idenifikation mit allen streitenden Parteien, das sich änderde, fast revolutionäre Ethos bewusst wird.
  4. Diese Interpretation erklärkt meiner Meinung nach Vieles. Z.B warum neben „völlig aufgeklärten“, adligen Personen (Orsina, Apiani) noch „halb aufgeklärten“ (Odoardo) im Stück existieren; warum neben Hettore noch Marinelli als „wahres“ Bösewicht dargestellt wird (und ihm das letzte Satz des Werkes gewidmet wird); warum Emilia sterben muss; warum die Forderung „sapere aude“ nie wirklich kommt; warum Odoardo die Entscheidung, dass Emilia sterben muss, nicht sofort bereut; warum Apiani und Emilia, die sich vereinen wollen, beide sterben; und warum ein mitleidserregendes, bürgerliches Trauerspiel als Medium von Lessing ausgewählt worden war.
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