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weezerle

1998/04/23, Bonn, Gregor Gysi, Deutscher Bundestag

Sep 11th, 2011
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  1. Quelle: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btp/13/13230.asc
  2. ...
  3. Jetzt hat der Kollege Dr. Gregor Gysi das Wort.
  4. Dr. Gregor Gysi (PDS): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
  5. Zunächst noch ein Wort an den Abgeordneten Hans-Dietrich Genscher:
  6. Sicherlich sind die politischen Unterschiede zwischen uns beiden, aber
  7. vor allem auch zwischen der Gruppe der PDS und der Fraktion der F.D.P.
  8. und den dahinterstehenden Parteien gewaltig, insbesondere wenn ich an
  9. die Wirtschafts- und Finanzpolitik denke. Das ändert aber nichts daran,
  10. daß wir diese Gelegenheit Ihrer Abschiedsrede im Bundestag nutzen
  11. möchten, um Ihnen unseren Respekt für Ihre Arbeit in den vergangenen
  12. Jahrzehnten sowohl im Bundestag als auch in der Bundesregierung zum
  13. Ausdruck zu bringen.
  14. (Beifall bei der PDS)
  15. Es war hier viel die Rede von europäischer Integration. Zweifellos ist
  16. die Einigung Europas ein großes politisches Ziel. Ich erinnere mich an
  17. die Tage, als die Mauer fiel, als die Diskussion um die Herstellung der
  18. deutschen Einheit begann und als die bange Frage gestellt wurde: Was
  19. wird das nun? Wird das ein deutsches Europa, oder wird es ein
  20. europäisches Deutschland? Diese Frage hat damals nicht nur die
  21. Außenpolitikerinnen und Außenpolitiker in diesem Land und in anderen
  22. Ländern bewegt, sondern viele Menschen.
  23. Die Frage, die sich bei der heutigen Debatte ergibt, ist meines
  24. Erachtens eine andere: Wie kommt man zu einer europäischen Integration?
  25. Kommt man tatsächlich zu einer europäischen Integration, indem man ein
  26. Europa der Banken schafft? Oder käme man nicht viel eher zu einer
  27. europäischen Integration, wenn man über den Weg der Kultur, wenn man
  28. über den Weg der Chancengleichheit in den Gesellschaften,
  29. (Beifall bei der PDS)
  30. wenn man über den Weg der Angleichungsprozesse und das Ziel der sozialen
  31. Gerechtigkeit ein solches Europa integriert?
  32. Das ist unsere grundsätzliche Kritik an dem Vorhaben, über das es heute
  33. zu beschließen gilt. Man kann einen Kontinent nicht über Geld einen. Das
  34. hat in der Geschichte noch niemals funktioniert, und das wird auch hier
  35. nicht funktionieren.
  36. Sie, Herr Genscher, haben vor allem davor gewarnt, daß es schlimme
  37. Folgen hätte, wenn die Europäische Währungsunion scheiterte. Ich
  38. behaupte, sie kann auch scheitern, wenn man sie einführt, nämlich dann,
  39. wenn die Voraussetzungen nicht stimmen.
  40. (Beifall bei der PDS)
  41. Darüber müßte nachgedacht und, wie ich finde, auch länger diskutiert
  42. werden.
  43. Ich sage: Im Augenblick wird das ein Europa für erfolgreiche Rüstungs-
  44. und Exportkonzerne, für Banken, vielleicht noch für große
  45. Versicherungen. Es wird kein Europa für kleine und mittelständische
  46. Unternehmen, kein Europa für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, kein
  47. Europa für Gewerkschaftsbewegungen und auch kein Europa für die sozial
  48. Schwächsten in den Gesellschaften der Teilnehmerländer.
  49. Wie verhält sich denn Deutschland zu diesem wirklichen europäischen
  50. Integrationsprozeß? Ist es nicht so, daß es die Union - auch unter
  51. Kritik der F.D.P. - vor kurzem abgelehnt hat, auch nur den Kindern von
  52. Eltern, die seit Jahrzehnten in Deutschland
  53.  
  54.  
  55. Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll 13/230 vom 23.04.1998
  56. Seite: 21048
  57.  
  58. noch: Dr. Gregor Gysi
  59.  
  60. Staatsangehörigkeit zu gewähren?
  61. (Beifall bei der PDS)
  62. Wer dazu nein sagt, will doch gar keine Integration, zumindest nicht
  63. auf dieser kulturellen, auf dieser menschlichen Ebene, auf die es in
  64. diesem Zusammenhang ankäme.
  65. Ich weise darauf hin, daß die Bundesregierung den Euro vehement
  66. gefordert und gefördert hat, es aber gleichzeitig abgelehnt hat, die
  67. Arbeitslosigkeit europapolitisch anzugehen. Von dem, der die
  68. Arbeitslosigkeit nicht europäisch bekämpfen will, behaupte ich, daß
  69. dessen Integrationswille nur auf einer Strecke ausgebildet ist, und zwar
  70. im Hinblick auf das Geld, aber nicht bezüglich der sozialen Frage, bei
  71. der dies wichtig wäre.
  72. (Beifall bei der PDS)
  73. Wir alle wissen, daß wir es mit sehr ernstzunehmenden, auch
  74. rechtsextremistischen Erscheinungen in unserer Gesellschaft zu tun
  75. haben, daß Rassismus zunimmt, daß zum Beispiel in einem Land wie
  76. Sachsen-Anhalt das Ansehen rechtsextremistischer Parteien leider
  77. zunimmt. Das alles macht uns große Sorgen. Ich sage: Da ist eine
  78. richtige, eine die Menschen mitnehmende, an ihre sozialen Interessen
  79. anknüpfende europäische Integrationspolitik entscheidend. Wenn man sie
  80. unter falschen Voraussetzungen betreibt, dann wird sie der Keim zu einem
  81. neuen Nationalismus und damit auch zu steigendem Rassismus sein. Das ist
  82. unsere große Sorge, die wir hier formulieren wollen.
  83. (Beifall bei der PDS)
  84. Hier ist gesagt worden, daß es in Europa ohne Euro keinen Abbau von
  85. Arbeitslosigkeit geben werde. Das verstehe ich überhaupt nicht. Täglich
  86. wird uns erzählt, daß in bestimmten europäischen Ländern
  87. Arbeitslosigkeit durch verschiedenste Maßnahmen erfolgreich abgebaut
  88. wurde, ohne daß es den Euro gab. Ich halte es immer für gefährlich, wenn
  89. scheinbar zwingende Zusammenhänge hergestellt werden, die in
  90. Wirklichkeit nicht existieren, nur um ein anderes Ziel damit begründen
  91. und erreichen zu können.
  92. (Beifall bei der PDS)
  93. Im Gegenteil, der Euro birgt auch sehr viele Gefahren für Arbeitsplätze,
  94. und es bringt uns gar nichts, auf diese nicht einzugehen.
  95. Der Bundeskanzler ist heute mehrmals historisch gewürdigt worden. Ich
  96. werde mich an dieser Würdigung zu Ihrem Wohle nicht beteiligen, Herr
  97. Bundeskanzler.
  98. (Hans Michelbach [CDU/CSU]: Das wollen wir auch nicht! Das wäre völlig
  99. falsch!)
  100. Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht so sehr in der Vergangenheit
  101. definieren lassen. Das birgt ja auch Probleme. Man kann natürlich leicht
  102. den Euro einführen, wenn man sagt: Es wird eine andere Regierung sein,
  103. die ihn auszubaden hat. Das ist natürlich auch ein Problem, vor dem wir
  104. hier stehen.
  105. (Beifall bei der PDS - Zurufe von der CDU/CSU)
  106. - Ja, unterhalten wir uns über die Voraussetzungen. Fangen wir mit den
  107. Demokratiedefiziten an, die es in Europa gibt. So haben zum Beispiel
  108. sehr viele Juristen erklärt, ob wir heute im Bundestag ja oder nein zum
  109. Euro sagten, ob der Bundesrat morgen ja oder nein zum Euro sagen werde,
  110. sei unerheblich. Er werde in jedem Falle kommen, weil dies nämlich
  111. längst mit dem Vertrag von Maastricht ratifiziert sei und im Grunde
  112. genommen kein Weg daran vorbeiführe.
  113. (Beifall bei der PDS)
  114. Am 2. Mai tagt das Europäische Parlament. Hat es in der Frage der
  115. Einführung des Euro, in der Frage der Herstellung der Währungsunion
  116. etwas zu entscheiden? Es hat nichts zu entscheiden. Es hat nur
  117. mitzuberaten. Selbst wenn dort eine große Mehrheit nein sagen würde,
  118. würde das an der Einführung des Euro zum 1. Januar 1999 nichts mehr
  119. ändern. Da wird das gesamte Defizit deutlich, das dieser Vertrag in
  120. Fragen der Demokratie mit sich bringt.
  121. Wir schaffen eine europäische Währung, haben aber keinen europäischen
  122. Gesetzgeber, keine europäische Verfassung, keine garantierten
  123. europäischen Rechte und verlagern die Funktionen vom Parlament auf die
  124. Exekutive in Brüssel. Das heißt, wir heben die Gewaltenteilung in der
  125. Gesellschaft schrittweise auf,
  126. (Beifall bei der PDS)
  127. damit sich dann die jeweilige Bundesregierung und auch die Regierungen
  128. der anderen Länder und deren Parlamente auf Brüssel herausreden und
  129. sagen können: Wir können in diesen Fragen gar keine nationale Politik
  130. mehr machen, weil uns die Möglichkeiten genommen sind. Aber wir haben
  131. eben kein demokratisches europäisches Äquivalent. Das ist ein
  132. Hauptmangel der Verträge von Maastricht und Amsterdam.
  133. Ich behaupte, der Euro kann auch spalten; denn er macht die Kluft
  134. zwischen den Mitgliedsländern der Europäischen Union und jenen, die
  135. nicht Mitglieder der Europäischen Union sind, nicht kleiner, sondern
  136. größer. Der Weg gerade für die osteuropäischen Länder, für die sich Herr
  137. Genscher so eingesetzt hat, in die Europäische Union wird dadurch nicht
  138. leichter, sondern schwieriger werden.
  139. (Beifall bei der PDS)
  140. Er unterscheidet innerhalb der Mitgliedsländer der EU zwischen jenen,
  141. die an der Währungsunion teilnehmen, und jenen, die daran nicht
  142. teilnehmen. Das ist das erste Mal eine ökonomische und finanzpolitische
  143. Spaltung zwischen den Mitgliedsländern der Europäischen Union.
  144. Er unterscheidet aber auch und stärker die Euro-Länder. Ob Frau
  145. Matthäus-Maier, ob die Sprecherin der Grünen, ob CDU/CSU oder F.D.P.,
  146. alle würdigen am Euro, daß sich die Exportchancen Deutschlands erhöhen
  147. würden. Wenn das dann so ist, dann müssen
  148.  
  149.  
  150. Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll 13/230 vom 23.04.1998
  151. Seite: 21049
  152.  
  153. noch: Dr. Gregor Gysi
  154.  
  155. Anders ginge es doch gar nicht.
  156. (Beifall bei der PDS)
  157. Das heißt, wir wollen den Export Deutschlands erhöhen und damit die
  158. Industrie in Portugal, Spanien und anderen Ländern schwächen. Die werden
  159. verostdeutscht, weil sie diesem Export nicht standhalten können. Das ist
  160. eines der Probleme, das zu einer weiteren Spaltung innerhalb Europas
  161. führt.
  162. (Beifall bei der PDS)
  163. Das zweite ist: Es geht selbst innerhalb der verschiedenen Länder um
  164. unterschiedliche Regionen. Es haben doch nur die Regionen etwas davon,
  165. die in erster Linie vom Export leben. Was ist denn mit jenen Regionen
  166. auch in Deutschland, die kaum exportieren? Sie wissen, daß der
  167. Exportanteil der ostdeutschen Wirtschaft fast null ist. Sie hat
  168. überhaupt nichts davon. Im Gegenteil, die Binnenmarktstrukturen werden
  169. durch Billigprodukte und Billiglöhne systematisch zerstört werden.
  170. (Beifall bei der PDS)
  171. Deshalb sage ich: Es ist ein Euro der Banken und der Exportkonzerne,
  172. nicht der kleinen und mittelständischen Unternehmen, die auf den
  173. Binnenmarkt angewiesen sind, nicht der Arbeitnehmerinnen und
  174. Arbeitnehmer.
  175. Wir haben es mit einem weiteren Problem zu tun, nämlich dem, daß der
  176. Reichtum in diesem Europa wachsen wird, aber in immer weniger Händen
  177. liegen wird. Dafür ist Deutschland ein lebendiges Beispiel. Lassen Sie
  178. mich nur eine Zahl nennen.
  179. 1990, nach der Herstellung der deutschen Einheit, hatten wir in der
  180. Bundesrepublik Deutschland ein Sparvermögen von etwas über 3 Billionen
  181. DM. Das sind 3000 Milliarden DM. Ende 1996 hatten wir ein privates
  182. Sparvermögen von 5 Billionen DM, das heißt, von 5000 Milliarden DM.
  183. Im Durchschnitt hat jeder Haushalt in der Bundesrepublik Deutschland
  184. ein Sparguthaben von 135 000 DM. Nun können sich die Bürgerinnen und
  185. Bürger einmal ausrechnen, wie weit sie unter diesem Durchschnitt liegen.
  186. Dieser Durchschnitt kommt dadurch zustande, daß in 10 Prozent der
  187. Haushalte der Reichtum so gewachsen ist.
  188. Da sagt doch der Herr Merz von der CDU/CSU, daß es die größte
  189. Katastrophe wäre, wenn nach einem Regierungswechsel die Reformen
  190. rückgängig gemacht würden. Was heißt denn das? Wollen Sie ein Europa,
  191. einen Euro mit immer mehr Kürzungen des Rentenniveaus? Wollen Sie ein
  192. Europa mit immer mehr Zuzahlungen für Kranke bei Medikamenten und bei
  193. ärztlichen Behandlungen? Das waren doch Ihre Reformen. Wollen Sie ein
  194. Europa, in dem 10 Prozent der Bevölkerung sinnlos immer reicher werden
  195. und andere immer mehr draufzahlen müssen? Das ist das Ziel Ihrer
  196. Politik. Ich finde, diese Reformen müssen unbedingt rückgängig gemacht
  197. werden.
  198. (Beifall bei der PDS)
  199. Was hat denn die Vermehrung des privaten Vermögens bei 10 Prozent der
  200. Bevölkerung um 2000 Milliarden DM in sechs Jahren - das muß man sich
  201. einmal überlegen - der Wirtschaft gebracht? Welche Investitionen sind
  202. denn davon getätigt worden? Welche Arbeitsplätze wurden denn geschaffen?
  203. Weder im Osten noch im Westen hat es etwas gebracht. Der wachsende
  204. Reichtum hat nur zu noch mehr Arbeitslosen geführt. Deshalb ist das der
  205. falsche Weg nach Europa.
  206. (Beifall bei der PDS)
  207. Mit der Demokratiefrage hängt übrigens auch zusammen, daß Finanz- und
  208. Geldpolitik kaum noch möglich sein werden. Die Zuständigkeit hierfür
  209. wird an die Europäische Zentralbank abgegeben. Sie wird dadurch
  210. anonymisiert. Damit wird erreicht, daß sich die Regierungen herausreden
  211. können, indem sie es auf die Bank schieben, und erklären können, daß sie
  212. keine politischen Spielräume haben, weil die Europäische Zentralbank
  213. bestimmte Vorgaben gemacht hat. Wer so eine Politik einleitet, zerstört
  214. Demokratie, denn Auswahl haben die Menschen nur in der Politik und nicht
  215. bei der Bank. Da haben sie nicht zu entscheiden. Das ist die Realität in
  216. dieser Gesellschaft und auch in anderen europäischen Gesellschaften.
  217. (Beifall bei der PDS)
  218. Unsere größte Kritik richtet sich aber auf einen anderen Punkt; das ist
  219. das Wichtigste: Wer europäische Integration will, muß europäische
  220. Angleichungsprozesse einleiten. Dazu würde gehören, die Steuern zu
  221. harmonisieren, die Löhne und Preise anzugleichen und auch soziale,
  222. ökologische und juristische Standards anzugleichen. Es macht ökonomisch
  223. einen großen Unterschied, ob es gegen irgend etwas ein Einspruchsrecht
  224. gibt oder nicht. In dem einen Fall ist es nämlich teurer als in dem
  225. anderen Fall.
  226. Wenn Sie das alles politisch nicht leisten und statt dessen sagen, wir
  227. führen eine Einheitswährung ein, um die Angleichungsprozesse zu
  228. erzwingen, dann sagen Sie damit doch nichts anderes, als daß Sie ganz
  229. bewußt Lohnwettbewerb, also in Wirklichkeit Lohndumping und
  230. Kostendumping, organisieren wollen.
  231. (Beifall bei der PDS)
  232. Den größten Vorteil hat immer derjenige mit den niedrigsten Steuern,
  233. den niedrigsten Löhnen, den niedrigsten Preisen und den niedrigsten
  234. ökologischen, juristischen und sozialen Standards; dieser wird sich
  235. durchsetzen. Das führt zu einem Europa des Dumpings, des Abbaus nach
  236. unten. Wer so etwas organisiert, der - das behaupte ich - organisiert
  237. nicht nur Sozial- und Lohnabbau, sondern er organisiert auch zunehmenden
  238. Rassismus. Das mag nicht bewußt geschehen, aber es wird die Folge sein.
  239. Heute erleben wir das schon auf den Baustellen in Deutschland und in
  240. anderen Ländern.
  241. (Beifall bei der PDS)
  242. Deshalb sagen wir: Das ist der falsche Weg. Wir hätten hier einen
  243. anderen einschlagen müssen. Erst wenn wir die Angleichungsprozesse
  244. politisch gemeistert hätten, hätte man am Schluß der Entwicklung
  245.  
  246.  
  247. Deutscher Bundestag: Plenarprotokoll 13/230 vom 23.04.1998
  248. Seite: 21050
  249.  
  250. noch: Dr. Gregor Gysi
  251.  
  252. Angleichung über die Währung erzwingt, der erzwingt eine Angleichung
  253. nach unten mit all ihren katastrophalen sozialen Folgen. Alle
  254. Fraktionen, die heute zustimmen, haften dann auch für die Folgen, die
  255. dadurch eintreten, unabhängig davon, welche Motive sie dabei haben.
  256. (Beifall bei der PDS)
  257. Es ist davon gesprochen worden, daß eine Währung Frieden herstellen
  258. kann. Ich glaube das nicht. Das gilt nur, wenn die Voraussetzungen dafür
  259. stimmen. Nämlich nur dann, wenn es gelingt, Spannungen abzubauen, ist
  260. eine Währung friedenssichernd. Wenn aber dadurch neue Spannungen
  261. entstehen, kann auch eine gegenteilige Wirkung erzielt werden. Das
  262. wissen Sie. Sie wissen, daß die einheitliche Währung in Jugoslawien
  263. keinen Krieg verhindert hat. Er war einer der schlimmsten der letzten
  264. Jahre.
  265. Lassen Sie mich als letztes sagen: Der Hauptmakel dieser Währungsunion
  266. wird bleiben, daß Sie die deutsche Bevölkerung nicht gefragt haben. Sie
  267. hätten in dieser entscheidenden Frage einen Volksentscheid durchführen
  268. müssen. Dann hätten Sie auch Ihrer Aufklärungspflicht nachkommen müssen.
  269. Das widerspricht, Herr Kollege Merz, nicht parlamentarischer Demokratie.
  270. Auch Frankreich, Dänemark und Irland sind parlamentarische Demokratien
  271. und haben dennoch einen Volksentscheid durchgeführt. Nein, man kann das
  272. Volk nicht nur wählen lassen. In wichtigen Sachfragen muß man es auch zu
  273. Entscheidungen und zum Mitmachen aufrufen. Anders wird man Integration
  274. in Europa nicht erreichen.
  275. (Beifall bei der PDS)
  276. ...
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