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Piraten: Gegendarstellung Interview Hr Schwerd mit Carta.EV

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Feb 25th, 2014
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  1. Gegendarstellung zum Interview von Carte-e.V mit Daniel Schwerd,
  2. Sprecher der Piratenfraktion NRW
  3. ==================================================================
  4.  
  5. 1. Meuterei auf der Bounty?
  6. 2. Unterwanderung der Partei durch Linksradikale
  7.  
  8. Daniel Schwerd (DS), Sprecher für Wirtschaft, Netz- und Medienpolitik der
  9. Piratenfraktion im Landtag Nordrhein-Westfalen und stellvertretender
  10. Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Medien hat im Interview mit
  11. Wolfgang Michal (WM), Carta e.V [1] Statements geäußert, die ich für
  12. meinungsmanipulativ, wenn nicht gar für bewusste Falschmeldungen erachte.
  13. Er wird damit seiner Rolle als Sprecher der Landtagsfraktion der Piraten
  14. meiner bescheidenen Meinung zum derzeitigen Richtungsstreit der Piratenpartei
  15. nicht gerecht. Denn wenn man schon glaubt, seine Meinung öffentlich sagen
  16. zu müssen, dann sollte man zumindest *sehr* deutlich machen, dass es
  17. Privatmeinung und nicht die Meinung der Partei ist.
  18.  
  19. 1. Meuterei auf der Bounty?
  20. ===========================
  21. WM: "Bombergate, Antifa-Fahne, Genderstreit, Orga-Streik. Das klingt
  22. schwer nach Meuterei auf der Bounty. Was ist bei den Piraten los?"
  23.  
  24. DS: [... business as usual + Überraschung, es gibt Flügel]
  25. "Der bürgerliche Flügel reklamiert das Recht für sich, die
  26. "ursprünglichen" Piraten zu sein und wirft den Linken eine
  27. Unterwanderung der Partei vor."
  28.  
  29. Diese Aussage stellt meiner Ansicht nach eine Verdrehung der Sachlage dar. Der
  30. sogenannte bürgerliche Flügel reklamiert keine Rechte für sich, dass er die
  31. "piratigere" politische Richtung vertrete. Vielmehr wird von den Liberalen
  32. konstatiert, dass
  33. 1. das Programm immer mehr an Schärfe verliere und dadurch die Partei kaum noch
  34. unterscheidbar von anderen Parteien des linken Spektrums werde - Stichwort
  35. "Linkspartei mit Internetanschluss".
  36. 2. durch die Erweiterung der Programmatik de facto ein Linksruck stattgefunden
  37. habe, der weg von typisch liberalen Ansätzen geführt habe
  38. 3. die sogenannten Kernthemen wie z.B. Netzpolitik, Transparenz des Staatswesens,
  39. usw, kaum noch zur Kenntnis genommen werden und somit auch die Kernkompetenz der
  40. Partei durch die Öffentlichkeit nicht mehr wahrgenommen werde.
  41.  
  42. Und dabei wird nicht -- wie es Herr Schwerd als böswillige Unterstellung umschrieb --
  43. "verkannt", dass es schon immer linke Gruppierungen in der Partei gegeben habe.
  44. Der Unterschied von damals(tm) zu heute ist, dass es die äußere Linke durch bessere
  45. Vernetzung geschafft hat, Schlüsselstellungen in Funktionen, sowie Deutungshoheiten
  46. innerhalb der Partei zu erlangen. So spricht man neuerdings nicht mehr von
  47. "linksextrem" oder "radikal", sondern von "progressiv".
  48. Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) wird flugs zur linken Position erklärt,
  49. obgleich dieses eine urliberale Erfindung ist, die schon 1964 Eingang in die FDP
  50. (s. Dahrendorf) gefunden hatte.
  51. Es lassen sich unzählige weitere Beispiele für Umdeutelungen und Schönfärbereien
  52. finden, die der Partei, ehe sie sich versah, übergestülpt worden sind.
  53. Die Linken (im Sinne von linksradikal) sitzen heute in den Länderparlamenten,
  54. in Schlüsselstellungen der Partei, wie z.B. Vorstandschaften, Vertrauenspiraten,
  55. Versammlungsleitungen, usw... Sie haben starke Netzwerke z.B in Liquid Feedback (LQFB)
  56. gebildet, dessen Delegationssystem es erlaubt hat, maßgeblich auf die Programmatik
  57. der Partei einzuwirken. Wenn ein Thema in LQFB nicht genehm war, dann wurde es von
  58. einem Delegierten, der mehrere hundert Stimmen mit sich herumschleppt, einfach nicht
  59. übers Quorum gehievt. So einfach war das!
  60. Nachdem LQFB totgespielt worden war (die übrige Basis mag langsam sein, aber nicht blöd),
  61. kamen Abstimmungsmodelle wie die Bundeskiste, SMV mit Realnamenabstimmung usw ins Spiel.
  62. Geschickt eingefädelt, da es diese Systeme erlaubt hätten, das Abstimmungsprofil
  63. jedes einzelnen zu kontrollieren und Unliebsame später auf schwarze Listen zu setzen
  64. und/oder sie bei Kandidaturen zu diskreditieren. Auch dieses konnte mit viel Müh und
  65. Not abgewendet werden, nicht jedoch das Dauerbashing und die Diskreditierung von
  66. Mitgliedern.
  67. De facto kann man mit Fug und Recht konstatieren, dass die Partei von den äußeren
  68. linken Gruppierung unterwandert worden ist, ursprüngliche Werte wie "Postgender"
  69. zugunsten eines Hardcorefeminismus umgedeutelt worden sind, die offenen Strukturen
  70. durch intransparente Klüngeleien missbraucht worden sind und immer noch werden.
  71. Die lauten Schreihälse in der Partei waren und sind stets die Gruppen um das
  72. Netzwerk Berlin!
  73.  
  74. DS: "Die Bürgerlich-Liberalen störten sich sehr an der Antifa-Flagge, die
  75. auf dem Bundesparteitag aufgehängt wurde, sowie an der Verbindung
  76. einiger Piraten zur Antifa. Dabei setzen sie die Antifa undifferenziert
  77. mit den Steine werfenden Krawallmachern gleich, als die die Antifa meist
  78. in den Medien dargestellt wird.
  79.  
  80. Man muss sich schon einmal diesen Satz auf der Zunge zergehen lassen. Er stellt eine
  81. unsägliche Unterstellung und Verdrehung der Tatsachen dar. Zu keiner Zeit ist eine
  82. Gleichsetzung der Antifa mit gewalttätigen Aktivisten erfolgt! Vielmehr wurde ganz
  83. im Gegenteil gerade von Liberalen immer wieder betont, dass
  84. 1. jeder Demokrat geradezu zwangsläufig antifaschistisch eingestellt sein muss
  85. und
  86. 2. die Antifa eine vielfältige Bewegung ist, die man nur schwer mit einem Begriff
  87. umschreiben kann, da der kleinste gemeinsame Nenner eben nur im Eintreten gegen den
  88. Faschismus besteht.
  89. 3. sich tatsächlich radikale Steinewerfer (auch in führenden Positionen) befinden,
  90. die es z.B. für nötig erachtet haben, während eines Parteitages einen demonstrierenden
  91. Passanten mit Steinen zu bedenken.
  92.  
  93. Zu den übrigen Äußerungen wie zum Orgastreik werde ich mich in einem anderen Log zu
  94. äußern. Auch her werden $Dinge meiner Ansicht nach verdreht dargestellt.
  95.  
  96.  
  97. 2. Unterwanderung der Partei durch Linksradikale
  98. =================================================
  99.  
  100. WM: Stimmt die Behauptung, dass die Piratenpartei von Linksradikalen
  101. unterwandert wurde oder würden Sie die aktuellen Querelen eher
  102. zu den üblichen Kinderkrankheiten junger Parteien zählen –
  103. siehe AfD, siehe Grüne in den achtziger Jahren.
  104. DS: Eine Unterwanderung gibt es ganz sicher nicht....Es gibt auch kein
  105. "Linksradikalen-Kommando", welches so etwas planmäßig tun würde, noch
  106. sind das zahlenmäßig genügend Leute...
  107.  
  108. Ganz im Gegenteil. Eine solche Unterwanderung hat stattgefunden. Es kommt hier nicht
  109. allein auf zahlenmäßige Überlegenheit an, sondern auf die Art der Einflussnahme,
  110. auf Schlüsselpositionen und die Strategien im Rahmen eines "Marsches durch die
  111. Institutionen". Gleich ob Schiedsgerichte, Vertrauenspiraten, Vorstandsämter,
  112. offizielle Beauftragungen durch Vorstandschaften..., es ist ein recht intransparentes
  113. Netzwerk entstanden, das sicherlich nicht von jeder Basisgurke durchschaut werden kann --
  114. ein Netzwerk, in dem man sich gegenseitig auf Posten und Funktionen hievt.
  115. Selbstverständlich ist nicht jede Aktion Radikaler abgesprochen, sondern es gibt
  116. unzählige Aktionen, in denen die persönliche Agenda aggressiv verfolgt wird.
  117.  
  118. Zentrum ist der Landesverband Berlin. Naturgemäß fällt es in einer Bundeshauptstadt
  119. aufgrund der räumlichen Nähe zur Bundespresse leichter, Zugang zu den Mainstreammedien
  120. zu erlangen. Wer abseits der Bundeshauptstadt ist, hat es hier deutlich schwerer,
  121. von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.
  122. Nicht ganz zufällig haben sich nicht wenige aus der linken Ecke dann auch wohl
  123. aus genau diesem Grund in die Bundeshauptstadt verpieselt.
  124.  
  125. Zusammenfassung: Die Äußerungen des Herrn Schwerd haben mich nicht nur enttäuscht,
  126. sondern auch stark verärgert. Da ich Herrn Schwerd für recht intelligent halte,
  127. muss ich ihm schon Absicht konstatieren, wenn er eine Unterwanderung rundweg leugnet.
  128. Dass die Liberalen in der Piratenpartei indirekt als Streithansel und als geistig
  129. etwas unterbelichtet dargestellt werden, nehme ich ihm persönlich übel.
  130.  
  131. Ein Gutes hat die Eskalation des Richtungstreits jedoch: Das wahre Gesicht so
  132. mancher Mitglieder kommt deutlicher als bisher um Vorschein.
  133.  
  134. Gerne wieder
  135. Euer Happy
  136.  
  137. Fussnoten:
  138. ===========
  139. [1] http://www.carta.info/70566/bombergate-antifa-orgastreik-was-ist-bei-den-piraten-los/
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