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a guest
Feb 7th, 2016
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  1. Liebe Freifunker,
  2.  
  3. zunächst Glückwunsch zu eurem (auch technisch) spannenden Projekt in unserem Hennef!
  4.  
  5. Eure Beschreibung der "VDS" (korrekterweise: Verkehrsdatenspeicherung; vormals Verbindungsdaten) trifft so allerdings nicht zu:
  6.  
  7. "Wenn man sich die Sammlung der Daten einmal anders vorstellt, wir es vielleicht etwas bildlicher. Bsp.: Eine unbekannte Person steht jeden Tag und jede Nacht vor der eigenen Haustür. Sie dokumentiert lediglich wann man nach Hause kommt und wann man geht. Das hört sich doch sehr krass an und man würde sich sehr beobachtet vorkommen. Auf die VDS übertragen ist dies jedoch nur ein unwesentlicher Teil. In den Datenbanken der VDS ist nämlich nicht nur hinterlegt, wann man nach Hause kommt (durch Benutzung des eigenen Internetanschlusses) sondern auch auf welcher Seite man surft, mit wem man wie lange telefoniert, was man mit welcher Kreditkarte gekauft hat und eben auch was man wo gemacht hat, als man nicht zu Hause war."
  8.  
  9. Bei den Providern werden lediglich Daten gespeichert, welche die Datenverbindung betreffen, nicht aber Inhalte der Kommunikation und auch nicht die aufgerufenen Internetseiten. Mit dem politisch ins Rennen geworfenen im Gesetz nicht vorkommenden und irreführenden Begriff "Vorratsdatenspeicherung" hat man offensichtlich genau diese Irritation beabsichtigt, nämlich, dass alles, was über die Leitung geht, aufgezeichnet wird und mithin (durchaus nachvollziehbar) beim Bürger eine tiefe Abneigung gegen diesen (fiktiven) Umfang der staatlichen Datenprotokollierung ausgelöst. Und einmal ernsthaft: Wo und auf wessen Kosten sollten denn diese Unmengen an Daten praktisch gespeichert werden?
  10.  
  11. Aus meiner Sicht als Cybercrime-Ermittler der Bonner Kriminalpolizei finde ich den Umstand äußerst bedauerlich, nämlich dass durch reine Polemik und Politik ein tiefes Misstrauen in polizeiliches Denken und Arbeiten gesät wurde, dass in dieser Form ungerechtfertigt ist - zumal die Eingriffsvorraussetzungen hoch sind und unter Richtervorbehalt stehen! Ich bin sicher, dass die großen Dataminer Google, WhatsApp, Facebook & Co ein wesentlich mehr Skepsis und Misstrauen verdient haben. Nur skurril, dass sich dort nahezu jeder völlig schmerzfrei mit persönlichsten Daten in einer Form outet, dass man regelrecht schreien möchte. Und dagegen gibt es keinen Schutz - die Leute tun es ja gerne und freiwillig :wink:
  12.  
  13. Durch die zunehmende Liberaliät unserer Gesetze sowie technische Hürden, wie VPN-Tunnel, Proxyserver u.s.w., können inzwischen viele Straftäter überhaupt nicht mehr ermittelt werden. Wollen wir das etwa? Auch, dass Schwerstkriminelle, Pädophile und Terroristen unser Internet anonym als Werkzeug und Kommunikationsplattform für ihre kriminellen (letztlich unserer Gesellschaft schadenden) Machenschaften benutzen können?! Wie würdet ihr euch bei dem Gedanken fühlen, wenn sich beim Hennefer Rosenmontagszug ein Selbstmordattentäter mit vielen Unschuldigen zusammen in die Luft sprengt und die Terroristen den Anschlag zuvor über eure Freifunk-Infrastruktur verabreden konnten. Und zwar genau, weil dort polizeiliche Ermittlungen nicht möglich sind...
  14.  
  15. Hinsichtlich des hohen Rechtsgutes Datenschutz bin ich gerne auf eurer Seite, aber unbedingt davon überzeugt, dass man seinem Staat nicht sämtliche Zähne ziehen darf. Eine zum Papiertiger gemachte Polizei kann uns Bürger nicht mehr wirksam schützen!
  16.  
  17. In diesem Sinne einen schönen Karneval und
  18. Grüße aus Hennef,
  19. xxx xxx
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