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Oct 24th, 2016
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  2. kiweno: Nach der Sintflut
  3. Avatar19. Oktober 2016, 11:01
  4. Lena EichLikeFollow
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  13. Das Testpackerl mit allen Ingredienzen. © kiweno
  14. Das Testpackerl mit allen Ingredienzen. © kiweno
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  16. Die bisherige Geschichte des Tiroler Jungunternehmens kiweno erinnert mittlerweile an eine Art Absurditätentheater in sechs Teilen. Ob der nächste auch zugleich der letzte Teil sein wird und kiweno ein ähnliches Schicksal wie dem US-Unternehmen Theranos blüht, bleibt dahingestellt.
  17. Auf sieben Millionen folgen Hohn und Spott
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  19. Aber zurück zum Anfang: 2014 gründen Bianca Gfrei und Robert Fuschelberger ihr „E-Health“-Unternehmen kiweno. Die Idee dahinter: Um Auskunft über Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Intoleranzen zu bekommen, bestellt der Kunde online einen Selbsttest, führt ihn von zu Hause aus durch, schickt die Probe an kiweno zurück und kann einige Tage später die Resultate online abrufen. Für diese Idee wird dem Unternehmen in der Puls-4-Show „2 Minuten 2 Millionen“ im März 2016 ein Rekordinvestment von sieben Millionen Euro Werbevolumen zugesichert. (TrendingTopics.at berichtete) Doch bereits kurz darauf warnen Experten vor dem Testverfahren von kiweno: Die Tests seien „nutzlos“ und stellen aufgrund der Ungenauigkeit der Ergebnisse eine Gefahr für den Kunden dar. (TrendingTopics.at berichtete) Was passieren musste, passierte: Über das Unternehmen brach ein gewaltiger Shitstorm aus.
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  21. Mitte September 2016 meldet sich kiweno plötzlich mit neuen Tests zurück: „Man habe sich zurückgezogen, um sich im medizinisch/wissenschaftlichen Bereich besser aufzustellen, Experten einbezogen und umfangreiche Studien mit unterschiedlichen Laboren durchgeführt.“ Zudem habe man „die personellen und finanziellen Ressourcen vorrangig in die Entwicklung gesteckt“ und „die geplante TV-Kampagne auf Herbst verschoben“. Die Entwicklung hat sich offenbar gelohnt, denn das Unternehmen hat nun vier neue Tests im Angebot: Sie heißen „Veggie“, „Happy“, „Performance“ und „Beauty“, analysieren anhand von Speichel, Urin und Blut ernährungsbezogene Biomarker und sollen jetzt vor allem richtige Ergebnisse liefern.
  22. Theranos Untergang
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  24. Das Gleiche Prinzip bot bis vor Kurzem auch Theranos an: Einfache Selbsttests und schnelle Resultate. Auch hier häuften sich bereits bald Berichte über ungenaue Ergebnisse. Anders als kiweno ging es dem US-Unternehmen wirklich an den Kragen: Die Behörden entzogen der Geschäftsleiterin Elizabeth Holmes die Zulassung, 340 Mitarbeiter werden nun entlassen. Zudem ist es Holmes für die kommenden zwei Jahre verboten, ein Labor zu betreiben. Ihr Vermögen wurde im „Forbes“-Milliardärsranking bereits von 4,5 Milliarden Dollar auf null korrigiert.
  25. Die irreführende Gesundheit
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  27. Auf der Website von kiweno findet man keine Stellungnahme zu dem bisherigen Schlamassel. Stattdessen springt einem der Begriff „Gesundheit“ beinahe ständig ins Auge: kiweno gehe es um die „aktive Beschäftigung mit Gesundheit“, um eine „Erleichterung bei der Beschäftigung mit der eigenen Gesundheit“ und weiter: „kiweno möchte gesunde Menschen zur aktiven Beschäftigung mit ihrer Gesundheit anregen“, „Ziel sei es, Menschen die Mittel zur Verfügung zu stellen, um ihre Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen“.
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  29. Das ist in erster Linie mal problematisch, weil sich ja nun ausgerechnet kiweno nicht ausreichend um die Gesundheit, mit der es wirbt, gekümmert hat. Völlig unabhängig davon, ob die neuen Tests nun funktionieren oder nicht, wird das Unternehmen sicherlich noch viel damit zu tun haben, das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen. Ob das auch gelingt, ist fraglich.
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  31. Und da gibt es noch ein Problem: kiweno suggeriert mit der Betonung auf Gesundheit indirekt, der Kunde wäre schon allein durch die Durchführung eines solchen Tests gesund oder zumindest gesünder. Zwar weist das Unternehmen darauf hin, dass es sich selbst als „Ergänzung zum ärztlichen Angebot“ versteht, nichtsdestotrotz ist das insbesondere ein heikles Unterfangen, wenn man sich die permanenten finanziellen und personellen Kürzungen im Gesundheitssystem ansieht: Auf Arzttermine muss man immer länger warten, die behandelnden Ärzte haben kaum noch Zeit für den einzelnen Patienten, ein ausführliches Gespräch und die richtige Diagnose bleiben so also meist aus. Zudem gibt es immer mehr Leistungen, die trotz Versicherung, nicht mehr von den Kassen übernommen werden. Da ist naheliegend, dass „E-Health“-Unternehmen mit ihren simplen, selbsterklärenden und oftmals schnelleren Verfahren und Resultaten attraktiver erscheinen als der klassische Labor- und Arztbesuch. Und ob die eigenen Daten und Resultate online abrufbar oder in ELGA gespeichert werden, ist dann ja auch schon wurscht – insbesondere, wenn sie falsch sind.
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  33. Auch nach mehrmaligen Versuchen war keine Stellungnahme von kiweno zur neuen Strategie zu erhalten.
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