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- ****** Wahlprogramm 2011 ******
- ***** Demokratie *****
- **** Mehr Demokratie wagen! ****
- Die Möglichkeiten für den Bürger, auf die Gestaltung der Politik Einfluss zu
- nehmen, sind in Berlin weiterhin viel zu gering. Das betrifft sowohl den
- Einfluss auf die personelle Zusammensetzung der Vertretungskörperschaften als
- auch die bestehenden gesetzlichen Einschränkungen für Bürger- und
- Volksentscheide. Ein zusätzliches Hemmnis ergibt sich aus der
- verfassungsrechtlichen Beschränkung der Bezirke, die kaum eigene
- Entscheidungsbefugnisse haben und unter der ständigen Bedrohung agieren, die
- Senatsverwaltung könnte ihnen die Zuständigkeit entziehen. Deshalb setzen sich
- die PIRATEN Berlin dafür ein, mehr Demokratie zu wagen. Das bezieht sich vor
- allem auf die folgenden Themen:
- **** Mehr Demokratie beim Wählen ****
- Dem Bürger steht es zu, mehr Einfluss auf die personelle Zusammensetzung des
- Abgeordnetenhauses und der Bezirksverordnetenversammlungen zu bekommen. Dies
- lässt sich durchaus einfach und praktikabel dadurch realisieren, dass die
- Wähler mehrere Stimmen auf einen Kandidaten vergeben (Kumulieren) oder
- Kandidaten verschiedener Parteien gleichzeitig wählen können (Panaschieren).
- Mit diesem erweiterten Auswahlverfahren kann die bisherige Aufteilung in
- Listenstimmen und Wahlkreisstimmen entfallen. Für die Wahlen bilden die
- Berliner Bezirke statt dessen je einen Mehrmandate-Wahlkreis, in dem
- Kandidatenlisten der Parteien eine Auswahl unter den Kandidaten beim Wählen
- möglich machen.
- Wir werden das Wahlrecht so ändern, dass für den Fall des Scheiterns der
- eigentlich bevorzugten Partei an der Prozenthürde "Ersatzstimmen" dafür sorgen,
- dass die Stimme nicht verfällt, sondern für die Verteilung der Mandate wirksam
- bleibt.
- Für die Wahlen zu den Bezirksverordnetenversammlungen gilt ein gleichartiges
- Verfahren. Hier werden ebenfalls Kandidatenlisten für den jeweiligen Bezirk zur
- Wahl gestellt. Eine Unterteilung des Bezirks in Wahlkreise unterbleibt, wie es
- auch im gegenwärtigen Wahlrecht geregelt ist.
- **** Stimmhürden für Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlungen ****
- Wir werden die Stimmhürde für die Bezirksverordnetenversammlungen abschaffen.
- Jede Stimme muss mit gleichem Gewicht bei der Verteilung der Sitze
- berücksichtigt werden. Auch für die praktische Arbeit in den
- Bezirksverordnetenversammlungen ist die Zahl der Sitze kein Kriterium und
- rechtfertigt keine Hürde. Für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus ist die
- Stimmhürde auf 3 % zu senken.
- **** Demokratie bezieht alle ein ****
- Alle Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in Berlin haben, haben das Recht,
- die städtische Politik mitzubestimmen. Die bestehenden Hürden, die dem durch
- das veraltete Staatsangehörigkeitsrecht entgegenstehen, werden wir aufheben.
- Wir werden das bereits geltende Wahlrecht für EU Bürger auf kommunaler Ebene
- ausweiten. Das Wahlrecht ist allen Menschen, die in Berlin ihren
- Lebensmittelpunkt haben, zu gewähren, um ihnen zu ermöglichen, aktiv an der
- Gestaltung ihres Umfelds teilzuhaben. Dies betrifft sowohl die Wahlen zur BVV
- als auch das Recht an Bürgerentscheiden teilzunehmen.
- Wir werden uns darüber hinaus im Bundesrat dafür einsetzen die Chancen zum
- Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit für Migranten wesentlich zu
- erleichtern. Menschen, die hier geboren werden, erhalten gesichert die deutsche
- Staatsangehörigkeit.
- Wir setzen uns für ein von Geburt an bestehendes aktives Wahlrecht für die
- Wahlen zum Abgeordnetenhaus und den Bezirksverordnetenversammlungen ein. Die
- erstmalige Ausübung dieses Wahlrechts erfordert für Minderjährige die
- selbständige Eintragung in das Wählerverzeichnis. Eine Wahl stellvertretend
- durch Erziehungsberechtigte lehnen wir ab. Damit einhergehend dürfen auch
- direktdemokratische Beteiligungsmöglichkeiten nicht durch Altersgrenzen
- eingeschränkt werden.
- **** Stärkung der Bezirke ****
- Berlin ist groß genug, um unterschiedliche Lösungen für politische Probleme in
- den einzelnen Bezirken auszuprobieren. Es ist nicht erforderlich, dass
- zwangsweise alle Entscheidungen durch den Senat (Hauptverwaltung) auf ein
- einheitliches Niveau gestutzt werden. Unterschiedliche Regelungen in den
- Bezirken können auch dazu beitragen, dass die Bezirke für Bürger ein größeres
- Maß an Attraktivität entwickeln, etwa durch besonderes Engagement bei der
- Pflege der Grünanlagen oder durch ein besonders engagiertes Bezirksamt, das
- Bürgern schnell und mit attraktiven Öffnungszeiten zur Seite steht.
- Deshalb sind im Bezirksverwaltungsgesetz und insbesondere im Allgemeinen
- Zuständigkeitsgesetz mehr Entscheidungskompetenzen für die Bezirke vorzusehen
- und die Eintrittsrechte für die Hauptverwaltung zu beschränken. Zugleich sind
- die auf Bezirksebene zustande kommenden Entscheidungen zu stärken. Den
- Bezirksverordnetenversammlungen kommt ein eigenes Entscheidungsrecht zu, sie
- dürfen nicht länger auf "Empfehlungen und Ersuchen" begrenzt sein.
- **** Mehr Verbindlichkeit für direktdemokratische Initiativen ****
- Wir stärken die vorhandenen Möglichkeiten der direkten demokratischen
- Beteiligung, indem wir entsprechende Initiativen verbindlicher und leichter
- zugänglich gestalten. Die bereits bewährten Möglichkeiten eines elektronischen
- Petitionswesens werden auch für Berlin eingeführt. Die Einrichtung und
- Weiterentwicklung von Bürgerhaushalten wird in allen Bezirken vorangetrieben.
- Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, in Berlin neue Formen der
- Bürgerbeteiligung mit Hilfe von elektronischen Interaktionsformen zu entwickeln
- und zu erproben. Wir streben die Schaffung einer Online-Demokratieplattform an.
- Damit ist ein System gemeint, in dem alle Bürger die Möglichkeit haben,
- gemeinsam politische Entscheidungen zu treffen. Die Ergebnisse sollen zunächst
- in Volks- bzw. Bürgerentscheiden münden, in denen sie als verbindlich bestätigt
- werden.
- Damit stellen wir eine Alternative zu den bestehenden Volks- und Bürgerbegehren
- bereit. Die Hürden für die Teilnahme sind niedriger, ebenso der Aufwand und die
- finanzielle Belastung für die Träger von Initiativen. Zudem ermöglicht das
- elektronische Medium neue Wege der Beteiligung, z.B. in Bezug auf
- Stimmübertragung oder das Einbringen von alternativen Vorschlägen, so dass
- Themen nicht von vornherein auf eine Ja-Nein-Entscheidung reduziert werden.
- Bei allen Plänen zur Schaffung neuer elektronischer Beteiligungsmöglichkeiten
- ist uns bewusst, dass diese nicht zu Lasten der bestehenden
- Beteiligungsmöglichkeiten umgesetzt werden dürfen. Ebenso lassen sie ihrer
- Natur nach keine geheimen Abstimmungen zu und können somit nicht eingesetzt
- werden, wo diese notwendig sind, insbesondere bei Personenwahlen.
- ***** Transparenz *****
- **** Transparenz für eine bürgernahe und nachvollziehbare Politik ****
- Die PIRATEN Berlin stehen für eine transparente Politik im Abgeordnetenhaus, in
- der Senatsverwaltung und in den Bezirksverwaltungen. Wir werden Maßnahmen
- umsetzen, die das Nachvollziehen des Handelns und Wirkens der gewählten
- Vertreter zulassen. Das Informationsfreiheitsgesetz als Grundlage für
- Transparenz in Politik und Verwaltung ist ein erster Schritt. Es geht uns aber
- nicht weit genug.
- Regelungen zur Antragstellung sind aufzuheben, Zugangsbeschränkungen sind auf
- ein Mindestmaß zu reduzieren, auf jede Gebühr zur Bereitstellung von
- Informationen ist zu verzichten. Transparenz ist Aufgabe von Politik und
- Verwaltung, keine vergütungspflichtige Dienstleistung. Die Informationspflicht
- liegt beim Land Berlin, dieser Pflicht ist ohne Antragstellung nachzukommen.
- Seitens bisheriger Landesregierungen wurde die Informationsfreiheit nur in
- geringem Umfang umgesetzt. Der Verkauf der Berliner Wasserbetriebe, die
- chaotischen Zustände bei der Berliner S-Bahn und Projekte wie Media-Spree
- hätten in dieser Form nicht stattfinden können, wenn die Einwohner Berlins von
- Anfang an vollumfänglich informiert worden wären. Da die bisherigen Parteien
- kein Interesse an transparenter Politik haben, kann diese nur mit uns in Berlin
- umgesetzt werden.
- Alle zukünftigen Ausschreibungen, Vertragsverhandlungen und Vertragsabschlüsse
- des Landes Berlin sind transparent zu gestalten. Jeder Schritt, der zu einer
- Entscheidung geführt hat, ist nachvollziehbar darzustellen. Um Transparenz zu
- stärken, ist jeder Vertrag, der vom Land Berlin, den Senats- oder
- Bezirksverwaltungen abgeschlossen wird erst mit Veröffentlichung als gültig zu
- erklären. Bereits abgeschlossene Verträge müssen so neu verhandelt und geändert
- werden, dass sie offengelegt werden können.
- Berliner werden durch die lückenhafte Wiedergabe von Sitzungen, Beratungen und
- Verhandlungen des Senats auf den Onlinepräsenzen des Landes Berlin und der
- Senatsverwaltungen nur unzureichend informiert. Jedoch sind freier Zugang,
- online wie auch offline, zu öffentlichen Daten, Sitzungsprotokollen, Berichten,
- Publikationen und Verhandlungsprotokollen Grundvoraussetzung für Beteiligung
- durch die Einwohner dieser Stadt. Alle Informationen sind unmittelbar und
- nachvollziehbar zu veröffentlichen.
- Nur durch transparente Politik und Verwaltung ist den Berlinern die Möglichkeit
- gegeben, Rückschlüsse auf das Handeln der Ausschüsse, Verwaltungen und
- Abgeordneten zu ziehen. Protokolle, die gemäß der Geschäftsordnung erst mit
- Genehmigung Gültigkeit erlangen, sind zu veröffentlichen und bis zur
- Bestätigung durch die nachfolgende Versammlung zu kennzeichnen.
- Wir werden ein Online-Portal ins Leben rufen, das Berliner Politik und
- Verwaltung auf allen Ebenen transparent werden lässt. Jede Entscheidung ist in
- dem Bewusstsein zu treffen, dass diese Jahrzehnte später von jedem
- nachvollzogen werden kann. Politik ohne Gedächtnis ist eine Einladung zu
- Misswirtschaft und Korruption.
- Geschäftsordnungen, die den Ausschluss der Öffentlichkeit vorsehen, lehnen wir
- ab. Daher sind Sitzungen der Senats- und Bezirksverwaltungen, der Ausschüsse
- und der Abgeordneten nachvollziehbar durchzuführen. Sitzungsteile, die zum
- Schutz der Persönlichkeitsrechte unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit
- durchgeführt werden müssen, bedürfen einer umfassenden Begründung und einer
- Abstimmung der Versammlung über den Ausschluss der Öffentlichkeit.
- Alle Sitzungen des Abgeordnetenhauses, der Bezirksverordnetenversammlungen
- sowie deren Ausschüsse sind live zu übertragen. Diese Aufzeichnungen
- unterliegen wie die Protokolle der Informationsfreiheit und sind
- dementsprechend zu veröffentlichen. Soweit offene Abstimmungen erfolgen, ist
- das Abstimmungsverhalten in der Übertragung zu dokumentieren.
- Wir werden das Abgeordnetengesetz ändern. Jeder Abgeordnete ist zum lückenlosen
- Bericht über sein politisches Wirken und seine Kontakte zu Dritten im Rahmen
- seiner Abgeordnetentätigkeit verpflichtet. Weiterhin hat jeder Abgeordnete
- Auskunft über die Art und Höhe seiner Bezüge neben der Diät zu erteilen, um
- Verbindungen zu Dritten, insbesondere Unternehmen, Vereinen und Verbänden,
- offenzulegen. Mögliche Verflechtungen und Interessenkonflikte der Abgeordneten
- durch Nebentätigkeiten müssen ersichtlich gemacht werden.
- Transparenz ist keine Anordnung, Transparenz muss gelebt werden.
- **** Open Government – Der Bürger im Zentrum der Politik und Verwaltung ****
- Wir werden die Berliner Verwaltung und Politik nach den Prinzipien von
- OpenGovernment umgestalten, um direkte demokratische Mitbestimmung sowie eine
- aktive Informationspolitik zu gewährleisten. Dies bedeutet:
- * den freien Zugang zu öffentlichen Daten (OpenData),
- * den freien Zugang zu öffentlich finanzierten Werken zur Wieder- und
- Weiterverwendung (OpenCommons)
- * die Umsetzung von Wissensfreiheit durch die Veröffentlichung von
- Archiven, staatlich oder kommunal geförderter Forschung und Entwicklung
- (OpenAccess).
- **** Aktive Informationspolitik ****
- Im Zentrum der Politik des Landes Berlin stehen die Berliner. Wir wollen, dass
- sich alle Belange von Politik und Verwaltung nach ihren Interessen richten.
- Verwaltungsprozesse müssen transparent gestaltet werden. Nur unter dieser
- Voraussetzung ist demokratische Kontrolle möglich. Nur so kann der Korruption
- und Misswirtschaft in Berlin Einhalt geboten werden.
- Wir werden die Berliner Verwaltung an den Zeitgeist, der durch Netzkultur und
- Mitbestimmung geprägt ist, anpassen. Wir setzen uns dafür ein, dass jeder
- Antrag über ein einheitliches Online-Portal auf digitalem Weg eingereicht und
- Bearbeitungsstände online abgefragt werden können. Aktualität ist als
- Selbstverständnis zu begreifen und unabhängig von Anfragen zu gewährleisten.
- Wir werden bereits bestehende Möglichkeiten zur Bereitstellung von öffentlichen
- Daten intensiv bewerben, um sie allen Berlinern zur Nutzung zur Verfügung
- stellen. Bisher nur offline verfügbare Informationen werden in online abrufbare
- Daten umgewandelt.
- Das Land Berlin hat die Pflicht, über Projekte frühzeitig zu informieren, so
- dass eine Mitwirkung der Berliner von Anfang möglich ist. Wir werden dafür
- sorgen, dass sämtliche Projekte von Verwaltung und Politik in einem Online-
- Portal aufgelistet und laufend aktualisiert werden. Innerhalb dieses Online-
- Portals sind alle Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten für Berliner
- aufzuzeigen.
- Regelmäßige Berichte über die Projekte zeigen transparent Erfolge und Defizite
- bei der Umsetzung auf, ein rechtzeitiges Erkennen und Eingreifen wird möglich.
- Diese Art der Selbstverpflichtung zur Transparenz ist ein wirksames Mittel
- gegen Korruption und Verschwendung von finanziellen und personellen Ressourcen.
- Die transparente Gestaltung der Verwaltungsvorgänge und die Dokumentation von
- Entscheidungen stärken das Vertrauen der Berliner in die Demokratie.
- **** Öffentliche Daten gehören den Berlinern, nicht den Archiven ****
- Öffentliche Daten sind wertvoll, sie werden mit hohem Aufwand erhoben, stehen
- aber nur Wenigen zur Verfügung oder werden gar nicht mehr genutzt. Dies lehnen
- wir ab. Wir wollen, dass alle nicht personenbezogenen Daten und Werke der
- Öffentlichkeit kostenfrei und unabhängig von einer Anfrage zur Verfügung
- gestellt werden. Es besteht keine Holschuld der Bürger, sondern eine
- Bringschuld der Verwaltung. Wir sehen dies als Teil der Umsetzung des
- Informationsfreiheitsgesetzes hinsichtlich des zu gewährenden Rechts auf
- Akteneinsicht an.
- Freier Zugang zu öffentlichen Daten erleichtert den Bürgern die Mitwirkung und
- demokratische Beteiligung, ob Neubebauung von Arealen aufgrund von
- Raumordnungsdaten, die Nutzung von Geodaten für stadtweite Projekte,
- Budgetzahlen für die Analyse der Finanzkraft der Stadt oder Umwelt- und
- Verkehrsdaten. Diese öffentlichen Daten sind zu wertvoll, um sie in Archiven
- verstauben zu lassen. Die Kontrolle der parlamentarischen Vorgänge durch den
- Bürger ist ohne eine lückenlose Information über Beratungen, Verhandlungen und
- Entscheidungen nicht möglich, daher sind alle parlamentarischen Vorgänge,
- Berichte, Publikationen und Protokolle umgehend und vollständig zu
- veröffentlichen.
- Wir setzen uns für eine umfassende Information über bereits bestehende Open-
- Data-Projekte in Berlin, wie z. B. "kiezatlas.de" oder "meine-demokratie.de"
- ein, um diese weiter auszubauen und mehr Bürger einzubeziehen. Wir wollen neue
- Projekte aufbauen, weil wir es als sinnvoll ansehen, wenn Berliner über
- Probleme in der Infrastruktur direkt online mit der Senats- oder
- Bezirksverwaltung kommunizieren und sich ständig über den Bearbeitungsstand
- informieren können. Eine Vernetzung der Open-Data-Projekte mit anderen Kommunen
- national und international wird von uns ausdrücklich befürwortet.
- Zu den Grundforderungen von Open-Data gehört es, alle öffentlichen Daten an
- ihrem Ursprung unmittelbar, aufbereitet zur Verfügung zu stellen. Dafür muss
- eine stabile technische Infrastruktur möglichst vielen Bürgern die Nutzung
- gewährleisten. Zur Freigabe geeignete öffentliche Daten sind zu identifizieren,
- um sie in Verwaltungsabläufe integrieren zu können. Die Abwicklung der
- dezentralen Sammlung, die Aufbereitung und Veröffentlichung von öffentlichen
- Daten kann nur über einheitliche Open-Source-Prozesse erfolgen, um den Zugang
- zu diesen Standards nicht auf eine juristische Person zu begrenzen.
- **** Gleichberechtigter Zugang ermöglicht Innovation ****
- Wir werden sämtliche öffentliche Daten in standardisierten Formaten
- bereitstellen, über die keine juristische Person die alleinige Kontrolle hat.
- Öffentliche Daten sind Gemeingut. Die Standards müssen eine Kombination und
- Integration der öffentlichen Daten mit anderen Quellen erlauben. Öffentliche
- Daten, allgemeine Information, Wissen und kulturelle Güter sind unter der
- Verwendung von freien Lizenzen online zugänglich zu machen.
- Wir setzen uns dafür ein, dass Rohdaten von öffentlich finanzierten Werken zur
- Wieder- und Weiterverwendung frei zur Verfügung gestellt werden, um so den
- OpenCommons-Gedanken in Berlin zu verankern. Wissen, das sich auf einen engen
- Personenkreis begrenzt, kann sich nicht entfalten, wichtige Aspekte am Projekt
- Unbeteiligter werden nicht beachtet und führen zu Fehlentscheidungen und
- Verzögerungen, Weiterentwicklungen werden nicht vorangetrieben.
- Wir werden den barrierefreien Zugang zu Wissen und Innovationen, die in
- öffentlich oder gemeinnützig geförderten Universitäten, Hoch- und Fachschulen
- entstanden sind, ermöglichen. Der Zugang zu Wissen darf nicht in Abhängigkeit
- zu Privilegien oder Wohlstand stehen, nur die Kompetenz des Nutzers ist für die
- Verwendung entscheidend.
- Unter diesen Voraussetzungen kann die Hauptaufgabe der Universitäten und
- Hochschulen erfüllt werden, Wissen nicht nur zu vermitteln, sondern Wissen und
- Innovation auch zu erzeugen. Wir sind uns im Klaren darüber, dass der Aufbau
- entsprechender Strukturen einer finanziellen, grundlegenden Förderung bedarf.
- Die aus dem Austausch von Wissen folgende Innovation gerade in der Interaktion
- mit internationalen Universitäten bedeutet volkswirtschaftlich einen Zugewinn,
- der die entstehenden Kosten bei weitem übersteigen würde.
- Bibliotheken in der herkömmlichen Form verfügen bereits über digitale Archive.
- Wir wollen diese Archive der Öffentlichkeit unentgeltlich zur Verfügung stellen
- und stufenweise erweitern, bis sämtliche Werke frei zugänglich sind.
- Durch diese Maßnahmen wird virtuelles Gemeingut geschaffen, auf das jeder frei
- zugreifen kann. Abseits des öffentlichen Rechts und der Verwaltung zur
- Weiterverwendung der öffentlichen Güter wird eine Stärkung der wirtschaftlichen
- und kulturellen Innovation ermöglicht. Wir haben in unserer Generation diese
- Möglichkeiten uns national und international zu vernetzen, wir sollten sie
- nutzen, um Wissensfreiheit umzusetzen.
- **** Sicherer Datenhafen für Berlin: Pressefreiheit stärken, Whistleblower
- schützen ****
- Wir werden im Abgeordnetenhaus auf eine Änderung des Berliner Pressegesetzes
- nach Vorbild der Icelandic Modern Media Initiative hinwirken, um Berlin zu
- einem sicheren Datenhafen zu machen. Dies dient zum einen der Stärkung der
- Pressefreiheit im Informationszeitalter, zum anderen dem effektiven Schutz von
- Whistleblowern vor staatlichen Übergriffen.
- ***** Netze *****
- **** Das Netz bietet die Möglichkeiten ****
- Die PIRATEN Berlin setzen sich für einen freien Zugang zu Wissen und digitalen
- Informationen ein. Das Internet ist eine Technologie, die für jeden
- Gestaltungs- und Teilhabemöglichkeiten, sowie eine stärkere, direkte Vernetzung
- untereinander bietet, die räumlich und zeitlich unabhängig ist. Der Zugang zum
- Netz ist jedoch von technischen und sozialökonomischen Voraussetzungen
- abhängig, so dass keine flächendeckende Beteiligung der Berliner am digitalen
- Wissen gewährleistet ist.
- Wir sehen es im Rahmen der Daseinsfürsorge als eine kommunale Aufgabe des
- Landes Berlin an, ein niederschwelliges Angebot an Internetzugangsmöglichkeiten
- zu verwirklichen und zu fördern. Zugang zum Internet ist im 21. Jahrhundert
- entscheidend für die Teilhabe des Einzelnen an der Gesellschaft und deren
- Mitgestaltung.
- **** Aufbau eines Freifunknetzes ****
- Wir werden den Aufbau eines Freifunknetzes in Berlin unterstützen. Das auf der
- W-LAN-Technologie basierende Netz ist unabhängig von staatlicher Kontrolle und
- Zensur, zeitlich unbegrenzt verfügbar. Freifunknetze sind in der Nutzung
- kostenfrei und ermöglichen daher auch sozial benachteiligten
- Bevölkerungsschichten die Teilnahme am Netz.
- Hierzu ist die unentgeltliche Bereitstellung geeigneter Dachflächen zur
- Vernetzung bestehender Freifunkknoten erforderlich, sowie die unentgeltliche
- Bereitstellung des Betriebsstroms. Seitens der Bezirksverwaltungen und der
- Senatsverwaltungen sind Dachflächen öffentlicher Gebäude bei Eignung
- bereitzustellen und die Erweiterung der Dachflächennutzung durch Förderangebote
- zu unterstützen. Wir werden im Abgeordnetenhaus und den
- Bezirksverordnetenversammlungen eine enge Zusammenarbeit des Landes Berlin und
- der Stadtbezirke mit Berliner Freifunkinitiativen anstreben.
- **** Bereitstellung von Hotspots durch das Land Berlin ****
- Wir werden darüber hinaus dafür sorgen, dass in Verantwortung des Landes Berlin
- in allen öffentlichen Einrichtungen flächendeckend mittels Hotspots ein freier
- Internetzugang per WLAN angeboten wird. Mit diesen Hotspots werden nicht nur
- die Informationsmöglichkeiten im öffentlichen Bereich verbessert, sie leisten
- auch einen Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Berlins als
- Bildungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort.
- Über die Bereitstellung hinaus ist die Vernetzung der Hotspots untereinander
- umzusetzen und nach Möglichkeit in örtliche Freifunknetze einzubinden, um die
- Interaktion, den Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen den Berlinern zu
- ermöglichen.
- **** Mauer der digitalen Spaltung überwinden! ****
- Wir setzen uns für kostenfreie, durch das Land Berlin geförderte
- Schulungsmöglichkeiten für alle interessierten Berliner und Gäste ein, die die
- Möglichkeit bieten, die digitale Spaltung hinsichtlich der Bedienkompetenzen zu
- überwinden. Wir werden in Zusammenarbeit mit öffentlichen und gemeinnützigen
- Trägern sowie gemeinnützigen Vereinen flächendeckende Schulungsmöglichkeiten
- schaffen.
- **** Erweiterung Spektrum ****
- Wir werden uns im Bundesrat dafür einsetzen, das zur Verfügung stehende,
- technisch nutzbare Frequenzspektrum zu erweitern, um die freie Nutzung des
- Internets zu gewährleisten.
- **** Freistellung der Haftung für Anbieter ****
- Um diese Möglichkeiten der digitalen Teilhabe ausschöpfen zu können, ist die
- rechtliche Klärung der Haftung für die Inhalte, die über offene, anonyme
- Netzzugangssysteme übertragen werden, erforderlich. Wir werden uns dafür
- einsetzen, eine Klärung auf Bundesebene schnellstmöglich herbeizuführen.
- Anbieter sind von jeder Haftung freizustellen, da sich geltende Regelungen an
- geschlossenen Netzzugangssystemen orientieren. Betreiber aller Formen offener
- und anonymer Netzzugangssysteme dürfen nicht mehr für den Datenverkehr zur
- Verantwortung gezogen werden, der durch Dritte über den freigegebenen
- Netzzugang erzeugt wird.
- ***** Bildung *****
- **** Öffentliche Bildung braucht freien Zugang zu Inhalten und Infrastruktur
- ****
- Ein selbstbestimmter und aufgeklärter Umgang mit öffentlichen Inhalten ist für
- die PIRATEN Berlin Ziel des staatlichen Bildungsauftrags. Daher ist für die
- Teilnahme an öffentlichen Bildungsangeboten der Stadt Berlin - Schulen,
- Hochschulen, Bibliotheken sowie Einrichtungen kultureller Bildung - der
- uneingeschränkte Zugang zu Inhalten offener Datennetze unerlässlich.
- Den Einsatz von Filtersoftware und anderen Einschränkungen öffentlicher Inhalte
- lehnen wir daher ab. Vorgaben und Regelungen, die zur Einschränkung der
- Verfügbarkeit von andernfalls frei zugänglichen Inhalten führen müssen ebenso
- abgelehnt und aufgehoben werden. Stattdessen müssen an öffentlichen
- Bildungseinrichtungen durch die Träger die Voraussetzungen und die
- Infrastruktur geschaffen und ausgebaut werden, die für einen freien und
- gleichberechtigten Zugang zu Inhalten und für die Erstellung neuer Inhalte im
- Rahmen des Bildungsauftrags notwendig sind. Filter sind kein vernünftiges
- Mittel des Jugendschutzes, weshalb das Grundgesetz Art 5 Abs 2, also die
- Einschränkung der Meinungsfreiheit keine Anwendung finden kann.
- **** Schulpolitik in Berlin ****
- Um eine individuelle Förderung zu gewährleisten, muss in Klassen oder
- Lerngruppen für 15 Lernende jeweils mindestens eine Lehrkraft zur Verfügung
- stehen. Die zusätzliche Unterstützung der Lehrenden durch nicht-lehrendes
- Personal ist eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung der individuellen
- Förderung.
- **** Fließende Schullaufbahn ****
- Alle Lernenden sollen die Möglichkeit haben, ihre Schullaufbahn individuell zu
- planen und zu absolvieren. Das bedeutet insbesondere, dass Lernende die
- Möglichkeit haben sollen, mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu lernen.
- Allen Schulen wir die Möglichkeit gegeben, Klassenverbände aufzulösen und zum
- Beispiel durch ein flexibles Kurssystem zu ersetzen, das zahlreiche Probleme
- des exisitierenden Klassensystems löst: Lernende werden nicht mehr über- oder
- unterfordert oder zum Überspringen von Klassen genötigt, sondern können Kurse
- wählen, die ihrem individuellen Fortschritt entsprechen. Eine erzwungene
- Unterteilung in verschiedene Schulstufen findet nicht mehr statt.
- **** Unterstützende und flankierende Maßnahmen für das Schulsystem - IT und
- Lernmittel ****
- Die Ausstattung mit digitalen Arbeitsmitteln und ein Internetzugang für alle
- Lernenden ist eine Voraussetzung für den Zugang zur Informations- und
- Wissensgesellschaft und einer aktiven Teilhabe an dieser. Das erhebliche
- Ungleichgewicht zugunsten der papiergebundenen und nicht-netzwerkfähigen
- Bereitstellung von Lernmitteln ist historisch bedingt und stellt eine
- Momentaufnahme der aktuellen Entwicklung dar. Wir werden dieses Verhältnis
- ändern.
- **** Digitale Medien ****
- Unterrichtsmaterial wird unter einer freien Lizenz zugänglich gemacht. Dies
- vereinfacht den Lehrkräften die Erarbeitung von eigenen Unterrichtsmaterialien.
- Die Erstellung frei verwendbarer Materialien durch Lernende, Lehrende und
- andere wird durch das Land gefördert. Die Piratenpartei setzt sich dafür ein,
- die Medienkompetenzen bei Entscheidungsträgern, Lehrkräften und Lernenden zu
- schaffen, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden.
- **** Schulkultur ****
- Schulkultur bedeutet für uns den vertrauensvollen und partnerschaftlichen
- Umgang aller Beteiligten: Lernende, Lehrende, Familien und das nicht-
- pädagogische Personal. Wir kümmern uns um die Umgestaltung der Schulen von
- bloßen Lernräumen zu echten Lern- und Lebensräumen, geprägt von
- Demokratisierung und Gleichberechtigung. Dies muss auch in der Aus- und
- Fortbildung der Lehrenden mehr Berücksichtigung finden. Alle Möglichkeiten der
- schulischen Selbstorganisation werden wir fördern.
- **** Gleichberechtigte Finanzierung von Schulen in freier Trägerschaft ****
- Schulen in staatlicher wie auch solche in freier Trägerschaft müssen in allen
- Feldern die gleichen Förderungsmöglichkeiten erhalten. So können auch Schulen
- in freier Trägerschaft ohne Schulgeld zugänglich sein.
- **** Kostenloses Mittagessen und Schulobstprogramm für Berlin ****
- Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist essenziell für alle Menschen. Allen
- sollten regelmäßig und unterschiedslos ausreichende Nahrungsangebote zur
- Verfügung stehen. Daher setzen wir uns dafür ein, dass über alle Schulstufen
- hinweg alle Lernenden kostenlos ein warmes Mittagessen einnehmen können.
- Weiterhin führen wir ebenfalls für alle Schulstufen das von der EU-Kommission
- beschlossene Schulobstprogramm ein, um so ein ernährungsphysiologisch
- sinnvolles Nahrungsangebot bereitzustellen. Den Schulen ist dabei größtmögliche
- Autonomie bei der Umsetzung zu gewähren. Der Beschluss der EU-Kommission für
- ein europaweites Schulobstprogramm ist in Deutschland bis dato nur von wenigen
- Bundesländern (z.B. Saarland und Bremen) umgesetzt worden. Die EU übernimmt 50%
- der Kosten; gesetzliche Grundlage hierfür ist das SchulObG.
- **** Sprache ist der Schlüssel zur Bildung ****
- Der freie Zugang zu Informationen, Wissen und Bildung ist die Voraussetzung für
- das Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Er beruht auf Sprachkompetenz. Jede
- Sprache ist Schlüssel zu einer Kultur, das Erlernen mehrerer Sprachen erweitert
- den kulturellen Horizont. Je größer die Sprachkompetenz, desto leichter fällt
- die Verständigung mit anderen in der Gesellschaft. Verständigung und
- demokratische Beteiligung in unserem Land hängen von der Beherrschung der
- deutschen Sprache ab. Die bisherige Bildungs- und Integrationspolitik ist an
- dieser Aufgabe gescheitert.
- **** Unsere Ansätze: ****
- * Die mehrsprachige Kompetenz muss durch einen Sprachenpass individuell
- dokumentierbar sein. Dies gilt auch für Sprachen, die nicht zum
- Fächerkanon der jeweiligen Schule gehören. Hierfür werden externe
- Experten bzw. qualifizierte Muttersprachler hinzugezogen.
- * Das Sprachlerntagebuch (siehe Berliner Bildungsprogramm des Senats) soll
- nicht ausschließlich auf Deutsch geführt werden, sondern – soweit möglich
- – auch in den anderen von den Kindern gesprochenen Sprachen.
- * Auf die individuellen Voraussetzungen der Lernenden ist Bezug zu nehmen.
- * Die Ausbildung der Lehrer muss auch Kompetenzen für den Unterricht des
- Deutschen als Zweitsprache vermitteln.
- * Für die zahlenmäßig geeigneten Muttersprachen sind entsprechend
- qualifizierte Lehrer und Erzieher für den bilingualen Unterricht
- auszubilden. Lehramtsabschlüsse aus anderen Ländern müssen leichter
- anerkannt werden.
- * Wir werden einen umfassenden Modellversuch für multilingualen Unterricht
- an Berliner Schulen und Kindergärten durchführen. Hierzu werden
- Lehrmittel und speziell geschulte Lehrkräfte bereitgestellt. Eine
- Vernetzung der an dem Modellversuch beteiligten Schulen ist erforderlich,
- um Erfahrungen und Lehrinhalte austauschen zu können. Auf der Grundlage
- der gefestigten Erstsprache ist Deutsch als Alltagssprache zu erlernen.
- * Für den Informationsaustausch und zur Herstellung spezieller Lehrmittel
- soll verstärkt auf digitale Ressourcen zurückgegriffen werden.
- * Darüber hinaus werden wir das Angebot von bi- und multilingualem
- Unterricht in natur- und geisteswissenschaftlichen Fächern erweitern und
- entsprechende Vorhaben der Bildungseinrichtungen konsequent fördern.
- * Es ist jedem, unabhängig von seinem Alter und seiner Nationalität bzw.
- Staatszugehörigkeit zu ermöglichen, an kommunalen und staatlichen
- Bildungseinrichtungen auf qualitativ hohem Niveau die deutsche Sprache
- als Alltagssprache zu erlernen.
- **** Frei und kritisch studieren ohne Regelstudienzeit ****
- Wir streichen die Regelstudienzeit und äquivalente Regelungen aus dem Berliner
- Hochschulgesetz, auch um den Hochschulen wieder mehr Freiheit und Autonomie vor
- dem finanziellen Druck durch den Senat zu ermöglichen. Damit in Zusammenhang
- steht die Abschaffung des so genannten Preismodells für Hochschulverträge in
- Berlin und die Änderung aller Verwaltungsvorgaben und Gesetze, die an
- Regelstudienzeiten gebunden sind. Wir gehen davon aus, dass nur so die Anzahl
- der erfolgreichen Studienabschlüsse an Berliner Hochschulen gesteigert werden
- kann und die weiter stark steigende Zahl der Studienanfängerinnen und
- Studienanfänger oder Bewerbungen in Berlin bewältigt werden können.
- **** Gemeinsamer Runder Tisch von Hochschulen, öffentlichen Trägern, Lehrenden,
- Lernenden und Forschenden ****
- Es soll langfristig ein sogenannter Runder Tisch als öffentliches Forum
- enstehen, der Vertreter der Legislative in Berlin (Vertreter des
- Abgeordnetenhauses, der Ausschüsse), der Senatsverwaltung und
- Hochschulvertreter (Mitglieder der Kuratorien) regelmäßig zur Beratung und zum
- Austausch einlädt. Es sollten dabei alle Statusgruppen der Hochschulen
- gemeinsam mit Entscheidungsträgern von Hochschulen und des Landes eine
- gemeinsame Plattform finden.
- **** Bibliotheksgesetz für Berlin ****
- Die PIRATEN Berlin werden ein Bibliotheksgesetz in Berlin realisieren. Bei der
- Umsetzung orientieren wir uns am Gesetzesentwurf des Deutschen
- Bibliotheksverbandes.
- ***** Stadtentwicklung *****
- **** Berlin hat Charakter – Kiezcharakter ****
- Die PIRATEN Berlin begrüßen den Kiezcharakter, die bunte Vielfalt in dieser
- Stadt. Wir wollen diese erhalten und fördern, sehen sie aber bedroht von
- falschen politischen Impulsen. So haben sich die Förderrichtlinien des Landes
- Berlin zu lange auf die Schaffung von Privateigentum konzentriert - zu Lasten
- alteingesessener Mieter, die aus ihrem angestammten Kiez in die Randgebiete
- verdrängt wurden. Darüber hinaus hat auch die Objektförderung im sozialen
- Wohnungsbau nicht zu einer Entlastung des Berliner Wohnungsmarktes geführt. Wir
- fördern personenbezogen, für eine gesellschaftliche Teilhabe aller an der
- Vielfalt dieser Stadt. Wir wollen keine leeren Innenstädte, die von Zweit- und
- Drittwohnungen, sowie Gewerbeimmobilien geprägt sind. Wir schaffen ein
- lebendiges Berlin, das jedem Bewohner einen Platz zum Wohlfühlen bietet. Wir
- begehen neue Wege im Bau, im Erwerb und in der Nutzung von Wohnraum, in deren
- Mittelpunkt der Mensch steht.
- **** Mietergemeinschaften: Wir stärken die Mieter gegenüber
- Eigentümerinteressen. ****
- Wir gewährleisten Mietergemeinschaften Vorkaufsrecht beim Erwerb der von ihnen
- bewohnten Immobilien.
- Die Mitgliedschaft in einer Wohnungsgenossenschaft bzw. in einem
- Wohngemeinschaftsprojekt ist genauso finanziell zu fördern wie die ausreichende
- Versorgung der Berliner mit preiswertem Wohnraum. Wir werden die
- Förderungsrichtlinien derart flexibel gestalten, dass sie unabhängig vom
- gewählten Lebensmodell, Alter oder Zusammensetzung einer Wohngemeinschaft
- wirken. Insbesondere treten wir für generationsübergreifende Wohnmodelle ein.
- Eine direkte Bürgerbeteiligung an der Entscheidung ist für uns Voraussetzung
- für eine Veräußerung von Liegenschaften und Immobilien, die sich in Besitz des
- Landes Berlin befinden. Jedes Bieterverfahren ist vollkommen transparent und
- verständlich zu gestalten. Wir entwickeln die direkte demokratische Beteiligung
- der Bürger zu verbindlichen Instrumenten der kommunalen Politik.
- **** Kultureller Schutz der Zeugnisse der Geschichte Berlins ****
- Für den Erhalt von Bausubstanz und Wohnraum stellen Denkmalschutz und die
- Einrichtung von Sanierungsgebieten gangbare Möglichkeiten dar. Allerdings sind
- diese Mittel in der Regel nicht anwendbar auf Kiezcharakter, Wohnprojekte und
- Hausbesetzerkultur. Diese sehen wir jedoch als ebenso erhaltenswert an, da sie
- als historische Zeugnisse der Stadt wichtige Phasen ihrer Geschichte
- widerspiegeln. Wir setzten uns dafür ein, dass der Senator für Stadtentwicklung
- oder der jeweils zuständige Bezirksstadtrat einen konstruktiven und
- gleichberechtigten Dialog mit Hausbesetzern und anderen Beteiligten führt.
- Gemeinschaftsprojekte haben gute Aussicht auf erfolgreiche Einigung.
- Die PIRATEN Berlin verwerfen die sogenannte "Berliner Linie der Vernunft",
- wonach neu besetzte Häuser innerhalb von 24 Stunden wieder zu räumen sind. Zwar
- ist innerhalb dieser Bestimmung die Option vorgesehen, dass bereits besetzte
- Häuser nur nach Strafanzeige des Eigentümers und unter Zusicherung von
- Sanierungsmaßnahmen geräumt werden können. Doch entzieht sich die Überprüfung
- der Voraussetzung einer Sanierung des Objektes der Kontrolle der Stadt, wie
- verschiedene leer stehende Immobilien in betreffenden Bezirken gezeigt haben.
- **** Erhaltung von Freiflächen in Berlin ****
- Der Platz für Wohnen, Wirtschaft, Handel, Erholung und Verkehrsaufkommen steht
- in Berlin nicht unbegrenzt zur Verfügung. Wir setzen uns für einen
- verantwortungsvollen Umgang mit vorhandenem Grund und Boden ein. Unter
- Berücksichtigung der Interessen aller Berliner ist ein Gleichgewicht zwischen
- den jeweiligen Nutzungsformen herzustellen.
- **** Auf zu freien Ufern! ****
- Die Spree und die Havel dienen, wie auch die vorhandenen Seen, der Erholung
- aller Berliner. Wir sprechen uns für einen Erhalt der Zugänglichkeit der
- Uferzonen und gegen eine weitere Bebauung dieser aus. Die Nutzung von Uferzonen
- hat gesamtstädtischen Charakter, es ist allen Bewohnern der Stadt die
- Möglichkeit zur direkten Mitbestimmung und Information über die Nutzung dieser
- Flächen zu ermöglichen.
- **** Historische Verantwortung tragen - Mauerpark erhalten! ****
- Wir setzen uns für den Erhalt und die Nutzung der historischen Freiflächen
- entlang des Mauerstreifens unter gesamtstädtischen Aspekten ein. Gerade in
- diesen eng bebauten Stadtbezirken bieten die Freiflächen den Berlinern Raum zur
- Erholung und kulturelle Freiräume. Der Mauerpark ist historisch relevant.
- Deshalb wird mit uns der Mauerpark fertiggestellt und ausgebaut. Die Nutzung
- und Bebauung dieser Freiflächen wird unter Einbeziehung und Zustimmung der
- Bewohner der anliegenden Stadtbezirke stattfinden.
- ***** Verkehr & ÖPNV *****
- **** Stopp der Verfolgung von Schwarzfahrern ****
- Die PIRATEN Berlin lehnen die Strafverfolgung von Schwarzfahrern gemäß § 265a
- StGB ab. Nach Einschätzung des Berliner Vollzugsbeirats (BVB) sitzen 60 Prozent
- der Ersatzfreiheitsstrafer wegen Schwarzfahrens im Gefängnis. Das betrifft vor
- allem kranke und sozial unterprivilegierte Menschen: Alkoholiker,
- Drogenabhängige und Obdachlose. Die Inhaftierung dieser Menschen ist unhaltbar.
- Aus ökonomischer Sicht ist die Verfolgung von Schwarzfahrern für Berlin
- schädlich. Einem Schaden von im Durchschnitt 23,- € durch nicht gelöste Tickets
- stehen Verfahrens- und Inhaftierungskosten von zirka 6.000,- € pro Fall
- gegenüber. Daher muss allein aus wirtschaftlichen Gründen die Verfolgung von
- Schwarzfahrern abgeschafft werden. Wir werden im Abgeordnetenhaus und Bundesrat
- für die Abschaffung von §265a StGB eintreten. Zivilrechtliche Forderungen gegen
- Schwarzfahrer bleiben davon unberührt.
- **** Fahrscheinlose Nutzung ÖPNV zum Nulltarif ****
- *** Mobilität nach Einkommen – Nicht mit uns! ***
- Jedem, der sich in Berlin aufhält, ist, unabhängig vom Einkommen, die
- Möglichkeit an der Teilhabe am öffentlichen und kulturellen Leben zu gewähren.
- Die Mobilität bestimmt sich in Berlin durch den Individualverkehr und die
- Nutzung des ÖPNV. Wir werden mittelfristig eine unentgeltliche Nutzung des ÖPNV
- einführen, um das soziale Recht der Mobilität vom Einkommen des Einzelnen
- abzukoppeln.
- *** Mehr Lebensqualität in der Stadt ***
- Ein fahrscheinloser, gemeinschaftlich finanzierter ÖPNV kann einen weiteren
- Beitrag dazu leisten, den Individualverkehr in der Stadt weiter zu begrenzen
- und Berliner und die Gäste unserer Stadt auf die Nutzung des innerstädtischen
- Nahverkehrs umzulenken. Weniger Individualverkehr bedeutet weniger Lärm und
- Emissionen. Berlin benötigt weniger Parkflächen in der Innenstadt und gewinnt
- mehr nutzbare Freiräume.
- *** Service statt Kontrolle ***
- Die Umstellung des ÖPNV auf eine unentgeltliche Nutzung bedeutet keinen Verlust
- von Arbeitsplätzen. Statt die Fahrgäste zu kontrollieren, wird freiwerdendes
- Personal zur Verbesserung des Informationsservice eingesetzt. Fahrgäste werden
- wieder Gäste in den öffentlichen Verkehrsmitteln und sind keine potentiellen
- Schwarzfahrer mehr.
- *** Konzept statt Chaos ***
- Anhand eines Konzeptes zur Umsetzung eines fahrscheinlosen, unentgeltlichen
- ÖPNV, in dem die zu erwartenden Fahrgastzahlen, die hierzu benötigten
- Beförderungsmittel sowie deren Kosten transparent und nachvollziehbar
- darzustellen sind, werden wir dieses Anliegen prüfen. Hierzu rufen wir alle am
- ÖPNV beteiligten Unternehmen zur Teilnahme und Transparenz in der Aufstellung
- der benötigten Beförderungs- und Hilfsmittel sowie des einzusetzenden Personals
- auf, Konzepte für das Land Berlin zu erstellen. In den Konzepten sind die
- Anbindungen ins Brandenburger Umland zu berücksichtigen sowie der VBB in die
- Gestaltung einzubeziehen. Eine Erweiterung des unentgeltlichen, fahrscheinlosen
- ÖPNV auf das Brandenburger Umland ist wünschenswert, soweit dies sich nicht
- durchsetzen lässt, sind die Verträge des Landes Berlin mit dem VBB in
- tariflicher Hinsicht zu ändern.
- *** Gemeinschaftliche Finanzierung ***
- Die Finanzierung erfolgt über die Erhebung kommunaler Abgaben.
- **** Transparenz im ÖPNV - S-Bahn ****
- *** Transparenz leben - Verträge offen legen ***
- Berlin hat trotz erheblicher Zuschusszahlungen keinen direkten Einfluss auf die
- S-Bahn Berlin GmbH, von der ein erheblicher Teil des ÖPNV in Berlin betrieben
- wird. Ohne diesen Einfluss kann das Land Berlin seine Aufgabe, den ÖPNV zu
- gewährleisten, nicht erfüllen, wie die Krisen der letzten Jahre gezeigt haben.
- Wir werden uns dafür einsetzen, dass die mit der S-Bahn-Berlin GmbH seitens des
- Landes Berlin geschlossenen Verträge offengelegt werden. Hierzu unterstützen
- wir das Anliegen der Initiative Berliner S-Bahn Tisch. Nur mit der Offenlegung
- aller Vereinbarungen und Anweisungen innerhalb der Deutschen Bahn und der
- Verträge mit dem Land Berlin ist eine lückenlose Aufklärung möglich. Daher
- werden wir gegenüber dem Bundesverkehrsministerium die Offenlegung sämtlicher
- Vereinbarungen der Deutschen Bahn AG und der DB Regio AG, die die S-Bahn in
- Berlin betreffen, beantragen.
- *** Klärung vorantreiben - Verantwortung übernehmen ***
- Durch die Offenlegung der Verträge sollen folgende Fragen geklärt werden:
- * Welche vertraglichen Verpflichtungen und welche Freiräume in der
- Entscheidung hat die S-Bahn-Berlin GmbH?
- * Wurden die Wartungsvorschriften lückenlos befolgt oder wurden
- Wartungsintervalle verlängert und so beim Erhalt des Furhparks gespart?
- * Stand genügend Personal, Material und Zeit für die Wartung der Triebwagen
- und der Züge zur Verfügung?
- * Haben die Arbeitsbedingungen bei der S-Bahn einen reibungslosen Betrieb
- der Stadtbahn gewährleistet?
- * Wurden Gewinne aus den Vorjahren der S-Bahn Berlin GmbH in Infrastruktur
- und Betrieb reinvestiert?
- * Wer trägt die Verantwortung für die Krisen in den Wintern 2009/2010 und
- 2010/2011?
- * Wurde Hinweisen Dritter und der Beschäftigten der S-Bahn-Berlin GmbH
- nachgegangen?
- * Gab es innerhalb der Deutschen Bahn AG Aufforderungen zu Einsparungen,
- die von der S-Bahn-Berlin GmbH zum Nachteil der Betriebsfähigkeit und der
- Fahrgäste umgesetzt wurden?
- Sämtliche Vorgänge, die zur Aufklärung des Sachverhalts des Versagens der
- Betriebsbereitschaft der S-Bahn Berlin GmbH, werden wir transparent und für
- jeden interessierten Bürger veröffentlichen. Davon ausgenommen ist die
- Veröffentlichung von Namen Beschäftigter unterhalb der Geschäftsleitungsebene
- der S-Bahn-Berlin GmbH und der Deutschen Bahn.
- *** Zukünftiges transparentes Verhalten - Kontrollfunktion ***
- Vereinbarungen zum Betrieb und zur Gewährleistung des ÖPNV werden zukünftig
- transparent gestaltet, beginnend mit der Ausschreibung, über die Vergabe und
- die letztendliche Vertragsgestaltung. Nebenangebote, die ein Hauptangebot
- ergänzen, legen wir ebenso vollständig bei Vergabe offen.
- **** Berliner S-Bahn in kommunale Hand ****
- Für die Erstellung eines gesamtstädtischen Konzeptes des ÖPNV und der Wahrnahme
- der hoheitlichen Aufgaben zur Gewährleistung eines reibungslosen ÖPNV sehen wir
- die Rekommunalisierung der Infrastruktur (Netz, Werkstätten und Stationen) der
- S-Bahn durch Übergabe vom Bund an das Land Berlin als erforderlich an.
- *** Gewinn auf Kosten der Fahrgäste und Beschäftigten – nicht mit uns! ***
- Im Zuge von Sparmaßnahmen, die der Gewinnoptimierung und dem Börsengang des
- Mutterkonzerns, der Deutschen Bahn, dienten, wurde die S-Bahn von den
- Betreibern an die Grenze der Betriebsfähigkeit gebracht. Hierbei wurde weder
- auf die Belange der Fahrgäste, noch auf die der Beschäftigten bei der S-Bahn
- und der Deutschen Bahn Rücksicht genommen. Öffentlicher Personennahverkehr ist
- Daseinsfürsorge und kein Mittel zur Erwirtschaftung von Gewinnen.
- *** Verantwortung tragen im Land Berlin ***
- Wir setzen uns für die direkte Übernahme der Verantwortung für die S-Bahn durch
- das Land Berlin und die Überführung der Geschäftstätigkeit in eine Anstalt
- öffentlichen Rechts ein. Andere Unternehmensstrukturen sehen wir aufgrund der
- Gewinnorientierung bzw. der Haftungsgrenzen als nicht geeignet an. Berlin muss
- sich seiner Verantwortung stellen und selbst die Aufgabe der Gewährleistung
- eines öffentlichen Personennahverkehrs übernehmen.
- **** Ablehnung des weiteren Ausbaus der A100 in den Innenstadtbereich ****
- *** Lebensqualität statt Transitverkehr durch die Innenstadt ***
- Die PIRATEN Berlin lehnen den weiteren Ausbau der A100 ab. Der Ausbau wirkt
- sich negativ auf die Lebensqualität des betroffenen Gebietes in den Bezirken
- Treptow-Köpenick und Friedrichshain aus. Die Weiterführung des
- Verkehrsaufkommens von der A100 in den Innenstadtbereich führt nicht zu einer
- Entlastung des Individualverkehrs, sondern zu einer Belastung durch vermehrte
- Staubildung in den Ab- und Auffahrtsbereichen als auch zur Erhöhung der Lärm-
- und Emissionsbelastung und verringert somit die Entwicklung des Gebietes zu
- einem attraktiven Wohngebiet.
- *** Mehr Straßen führen nicht ins Glück ***
- Die Verkehrspolitik vergangener Generationen, durch neue Verkehrswege
- Entlastung des Individualverkehrs zu schaffen, halten wir für überholt. Wir
- verfolgen den Weg, den Berlinern und den Besuchern unserer Stadt durch den
- Ausbau des ÖPNV Alternativen zum motorisierten Individualverkehr zu bieten.
- *** Bundesmittel für Erhalt und nicht für Neubau nutzen ***
- Den bereits für das Projekt bewilligte Etat werden wir in ein Alternativprojekt
- mit ähnlichem Nutzen einbringen. Wir sehen im Erhalt und Ausbau der sich
- teilweise in desolatem Zustand befindenden Bundesstraßen ( 1 - 2- 5 - 96 - 101)
- eine Alternative, wobei wir einen Ausbau der Fuß- und Radwege priorisieren.
- *** Mitbestimmung bei Verkehrsprojekten ***
- Wir unterstützen die Klage des BUND, des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg,
- privater Grundstückseigentümer und Gewerbetreibender gegen den
- Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau der A100 und werden eine prinzipielle,
- direkte und demokratische Beteiligung der Bürger an Verkehrsprojekten in
- Berlin, sowie die vollständige Transparenz über die seitens des Landes Berlin
- geführten Ausschreibungen, Verhandlungen und Vertragsabschlüsse zu
- Verkehrsprojekten umsetzen.
- ***** Bürgerrechte und Innenpolitik *****
- Die aktuelle Innenpolitik stellt den Bürger unter Generalverdacht. Wir sind
- nicht bereit, dies weiter hinzunehmen. Nicht Überwachung, sondern
- Verbrechensprävention und die Stärkung der Bürgerrechte müssen das Ziel sein.
- Überwachung erklärt jeden Passanten zum potentiellen Verbrecher. Aufklärung der
- Bevölkerung und der zielgerichtete Einsatz von Polizeibeamten schaffen mehr
- Sicherheit als jede Überwachungskamera es könnte.
- **** Individuelle Kennzeichnungspflicht für Polizei-Beamte ****
- Das Fehlverhalten einzelner Polizeibeamter schädigt immer wieder das Ansehen
- der Polizei insgesamt. Polizeibeamte müssen eine anlassbezogene individuelle
- Kennnummer tragen, um ihre persönlichen Handlungen nachvollziehen zu können.
- Wir sehen dies als Voraussetzung an, um Beschwerden Dritter über ungesetzliche
- Handlungen nachzugehen und Einsatzkräfte als Zeugen benennen zu können.
- **** Unabhängige Beschwerdestelle für Polizei-Übergriffe ****
- Für Beschwerden über Polizei-Übergriffe richtet die dafür zuständige
- Staatsanwaltschaft eine unabhängige Beschwerdestelle ein. Ihr wird für diese
- Aufgabe eine Task-Force von polizeilichen Ermittlungsbeamten zur Seite
- gestellt. Diese sollen dienstrechtlich der Staatsanwaltschaft zugeordnet sein
- und nicht aus dem Polizeidienst dieses Bundeslandes rekrutiert werden dürfen.
- Sie können stattdessen etwa aus der Bundespolizei oder der Polizei eines
- Nachbarlandes eingestellt werden. Die Beschwerdestelle ist auch zuständig, wenn
- sich Polizeibeamte im Dienst gemobbt oder diskriminiert fühlen.
- **** Berliner Versammlungsgesetz ****
- In den vergangenen Jahren wurden durch die Innenminister von Bund und Ländern
- immer wieder Einschränkungen des Versammlungsrecht vorgenommen. Für das
- Berliner Versammlungsgesetz sehen wir Änderungen vor, welche das Recht der
- Teilnehmer auf Versammlungsfreiheit stärken und anlasslose Kontrollen der
- Polizei von Demonstanten und Passanten ersatzlos abschaffen.
- *** Keine Überwachung und Dokumentation ***
- Die Aufzeichnung einer Versammlung durch die Polizei mit Kameras ohne konkrete
- Anhaltspunkte stellt einen Eingriff in das Recht auf informationelle
- Selbstbestimmung und in das Grundrecht der Versammlungsfreiheit dar.
- Dennoch filmt die Berliner Polizei friedliche Demonstrationen ohne konkreten
- Anlass. Wir lehnen Änderungen am Versammlungsgesetz ab, die der Polizei das
- Filmen von Versammlungen und das Speichern und Dokumentieren dieses
- Videomaterials erlauben.
- *** Mehr Freiheiten im Versammlungsrecht ***
- Unser Ziel ist ein Berliner Versammlungsgesetz mit folgendem Inhalt:
- * Aufnahmen von Bild und Ton durch Polizei, Behörden oder
- Sicherheitsdienste, sowie anlasslose Personenkontrollen dürfen nicht
- aufgrund von bloßen Vermutungen durchgeführt werden. Solche Maßnahmen
- dürfen nur stattfinden bei konkreten und tatsächlich nachvollziehbaren
- Anhaltspunkten, die auf eine erhebliche Gefahrensituation für die
- öffentliche Sicherheit und Ordnung hinweisen.
- * Auf Versammlungen vorgenommene Aufnahmen sind der Versammlungsleitung
- ohne Anforderung zur Verfügung zu stellen und zu veröffentlichen. Die
- betroffenen Personen sind umgehend zu informieren, zumindest jedoch die
- Versammlungsleitung mit Angabe des Aufnahmebereichs und Personenkreises.
- * Die Verwendung von Bild- und Tonmaterial zur Schulung von Polizei- und
- Sicherheitskräften bedarf der Zustimmung des gefilmten Personenkreises
- und der Versammlungsleitung.
- * Die Freiheit politischer Versammlungen ist nicht durch Vorgaben in der
- Verwendung von bestimmten Materialien und der Lautstärke einzuschränken.
- * Das Vermummungsverbot ist aufzuheben.
- * Über den Einsatz und die Anzahl ziviler Beamter ist die
- Versammlungsleitung zu informieren. Zusätzlich haben diese sich sich
- spätestens zu Beginn der Veranstaltung bei der Versammlungsleitung
- vorzustellen.
- **** Wir lehnen Überwachung im öffentlichen Raum ab ****
- Wir lehnen die Video-Überwachung im öffentlichen Raum ab. Sie stellt eine Art
- verdachtsunabhängige Ermittlung dar, die gegen die Bürgerrechte verstößt.
- Passanten werden durch Verletzung der Unschuldvermutung unter Generalverdacht
- gestellt.
- Technisch erforderliche Kameratechnik, die zum Beispiel der Sicherheit der
- Fahrgäste in öffentlichen Verkehrsmitteln beim Ein- und Aussteigen dient, ist
- zulässig, sofern weder Aufzeichnung noch Weiterleitung noch Auswertung dieser
- Daten erfolgt.
- *** Überwachung schafft keine Sicherheit ***
- Videoüberwachung schafft keine zusätzliche Sicherheit. Überwachungskameras
- gaukeln lediglich vor, dass in Notsituationen professionelle Hilfe in kürzester
- Zeit möglich sei und verhindern somit unter Umständen Zivilcourage.
- Videoüberwachung ist keine wirksame Präventionsmaßnahme. Vergehen oder
- Verbrechen werden lediglich aufgezeichnet. Als Maßnahme zur Deeskalation ist
- der gezielte Einsatz von Polizeibeamten und geschultem Sicherheitspersonal in
- gefährdeten Bereichen wirkungsvoller. Wenn öffentliche Bereiche permanent
- überwacht werden, finden die Dinge, die dadurch verhindert werden sollen, in
- Bereichen statt, die nicht überwacht werden.
- *** Überwachung schränkt die Freiheit ein ***
- Die Video-Überwachung in Berlin schränkt die persönliche Freiheit der Berliner
- und ihrer Gäste ein. Das Gefühl der ständigen Beobachtung vermittelt kein
- Gefühl der Sicherheit, sondern führt zu Ängsten aufgrund des eigenen
- "Fehlverhaltens" Repressalien ausgesetzt zu werden. Darüber hinaus belastet die
- ständige Kontrolle das Vertrauensverhältnis zwischen Bürger und Polizei.
- Die Wahrnehmung der Bürgerrechte, ob Versammlungsrecht oder Meinungsfreiheit,
- wird durch Überwachung des öffentlichen Raumes erschwert. Die Gesellschaft wird
- in den privaten, unbeobachteten Raum zurückgedrängt. Wir nehmen diese Ein- und
- Beschränkungen zur Teilnahme am öffentlichen und kulturellen Leben nicht hin,
- sondern setzen uns für die Abschaffung der Video-Überwachung im öffentlichen
- Raum ein.
- *** Überwachung führt zu gefährlichen Datenbergen ***
- Überwachungsmaßnahmen fallen unter die einschlägigen Datenschutzgesetze, sobald
- Maßnahmen die Möglichkeit zur Identifizierung von Personen bieten.
- Sämtliche Videoaufzeichnungen, die der Identifizierung von Personen dienen
- können und ohne konkreten Anlass erfolgt sind, müssen gelöscht werden. Sie
- dürfen nicht zur Speicherung, Auswertung oder Dokumentation an staatliche
- Behörden weitergeleitet oder herausgegeben werden. Durch Kombination mit
- digitalen Systemen zur Bilderkennung besteht die Möglichkeit, überwachte
- Personen automatisiert zu identifizieren (Biometrie). Gegen die Einführung
- einer solchen Praxis sprechen wir uns aus. Private Videoaufnahmen im
- öffentlichen Raum unterliegen der privaten Nutzung und können veröffentlicht
- werden.
- Speicherfristen sind kein wirksames Mittel, die Verletzung von
- Persönlichkeitsrechten zu heilen. Videoüberwachung erfolgt lautlos. Weder
- akustische noch optische Warnungen informieren die Passanten über die
- Aufzeichnungen durch Kameras. Eine Kontrolle durch die Passanten selbst ist
- nicht möglich.
- Die Überwachung des öffentlichen Raumes in Berlin muss enden. Sämtliche infolge
- der Videoüberwachung vorhandenen Datensammlungen werden unmittelbar gelöscht
- und private Sicherheitsdienste strenger von der Polizei kontrolliert.
- Alle Berliner Ermittlungsbehörden verzichten auf Zugriffe auf Material, das auf
- eine Überwachung ohne konkreten, nachvollziehbaren Anlass zurückzuführen ist.
- ***** Asyl- & Migrationspolitik *****
- Berlin ist eine Stadt, die von der Vielfalt der verschiedenen Kulturen,
- Weltanschauungen, Religionen und Lebensmodelle lebt. Viele Flüchtlinge jedoch,
- die gerade erst vor Krieg und Verfolgung aus ihrem Ursprungsland geflohen sind,
- sehen sich hier in Deutschland Repressalien und einem Alltag voller
- Diskriminierungen ausgeliefert. Aus unserem Verständnis einer offenen,
- solidarischen und demokratischen Gesellschaft heraus lehnen wir diese Art des
- Umgangs mit Flüchtlingen in Berlin und auf Bundesebene ab. Daher müssen alle
- Verfahrensweisen in der Asylpolitik uneingeschränkt auf den Prüfstand. Sofern
- die Entscheidungskompetenz nicht in die Landesebene fällt, sind Entscheidungen
- im Bundesrat vorzubereiten und anzuregen. Die Flüchtlinge selbst und die
- bereits in dieser Thematik erfahrenen Organisationen sind dabei in den Diskurs
- stärker einzubeziehen.
- **** Residenzpflicht abschaffen! ****
- Gerade in unserer Stadt, die Jahrzehnte lang geteilt war, ist das Bewusstsein
- der Freizügigkeit stark verankert. Die überwundene Spaltung unserer Stadt hat
- den Berlinern gezeigt, dass man an jeder Seite einer Grenze eingeschlossen und
- ausgeschlossen ist. Diese Art von Grenzen, die für die Bürger dieser Stadt und
- viele Gäste unserer Stadt überwunden sind, sind für Flüchtlinge im Rahmen der
- Residenzpflicht existent. Auch wenn diese Grenzen nicht sichtbar sind,
- schränken sie die Flüchtlinge in ihrem Menschenrecht auf Freizügigkeit ein.
- Die PIRATEN Berlin setzen sich für ein Ende der Residenzpflicht ein. Jedem
- Flüchtling, der in Berlin lebt, ist die Freizügigkeit innerhalb der
- Europäischen Gemeinschaft ohne Einschränkungen zu gewähren. Eine Einschränkung
- in der Wahl des Aufenthaltsortes ist nichts anderes als Inhaftierung in einem
- großflächigen Gefängnis. Die Möglichkeiten der Flüchtlinge, für ihre Rechte im
- Rahmen von Versammlungen einzutreten und an Treffen innerhalb von
- Organisationen teilzunehmen werden ebenso begrenzt wie familiäre und
- freundschaftliche Treffen.
- **** Grundrechte auf alle Menschen ausweiten! ****
- Wir nehmen die Diskriminierung von Flüchtlingen, die in ihrer Freizügigkeit,
- ihrer Selbstbestimmung, ihrer Meinungs- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt
- werden, nicht hin. Die Gewährung dieser Grundrechte wird nicht nur durch das
- Grundgesetz und die Landesverfassung bestimmt, die Rechte gehören zur Grundlage
- jeder demokratischen Gesellschaft. Gemeinsam mit allen Berlinern wollen wir den
- Flüchtlingen in unserer Stadt beweisen, dass Demokratie und Grundrechte sich
- nicht nur auf die Bürger eines Staates oder Landes beschränken, sondern alle in
- unserem Land lebenden Menschen einschließt.
- **** Lebenssituation von Flüchtlingen verbessern ****
- Als Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation von Asylsuchenden und
- geduldeten Flüchtlingen werden wir außerdem folgende Punkte umsetzen:
- * Eine individuelle Betrachtung der Fluchtgründe von Asylbewerbern, die
- sich an der konkreten politisch-gesellschaftlichen Situation des
- jeweiligen Heimatlandes bemisst und außerdem die langfristige Abschaffung
- der Drittstaatenregelung.
- * Die Verletzung des Rechts auf ein zügiges Verfahren gemäß Artikel 6 der
- Europäischen Menschenrechtskommission (EMRK) durch Verschleppung wird
- beendet.
- * Die Schaffung von Beratungen, unter welchen Umständen eine Rückkehr in
- das jeweilige Ursprungsland möglich wäre, sofern dies vom Antragssteller
- gewünscht ist, bzw. wie eine Integration in unsere Gesellschaft zu
- gestalten ist.
- * Eine Bleiberechtsregelung, die die gesamte Familie umfasst und die
- besondere Situation von Eltern und Kindern berücksichtigt.
- * Ein generelles Ende der Praxis der Abschiebehaft, gerade bei
- Minderjährigen.
- * Eine umfassende Bleiberechtsregelung für langjährig Geduldete und
- Erleichterungen, die deutsche Staatsangehörigkeit zu erlangen.
- * Das Ende der isolierenden Lagerpolitik.
- * Die Verbesserung der Unterbringungssituation von Flüchtlingen und den
- kostenfreien Zugang zu traditionellen und neuen Medien in
- Gemeinschaftsunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen.
- * Den gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmarkt und die weiterreichende
- Anerkennung von Qualifikationsnachweisen aus dem Heimatland, sowie
- Maßnahmen zur Weiterbildung, um die Integration auf dem Arbeitsmarkt zu
- erleichtern.
- * Die Abschaffung diskriminierender Sondergesetze wie des
- Asylbewerberleistungsgesetzes.
- ***** Suchtpolitik *****
- **** Konsumentenjagd beenden, konsequente Vorsorgepolitik starten ****
- Die sozialen und kulturellen Besonderheiten der Großstadt Berlin ermöglichen
- es, gesellschaftliche Probleme quasi unter der Lupe zu betrachten. Dies gilt
- insbesondere für den Umgang mit Rauschmitteln und ihren Konsumenten. Die
- PIRATEN Berlin werden dies nutzen, um in Berliner Modellversuchen neue
- drogenpolitische Lösungen für das ganze Land zu etablieren. Unser Ziel ist es,
- mit einer pragmatischen Suchtpolitik Schaden von der Gesellschaft abzuwenden.
- Die ersten Schritte dieses Weges können und werden wir in der kommenden
- Legislaturperiode gehen.
- **** Problembewusstsein stärken, riskanten Konsum verhindern ****
- Der beste Schutz vor Abhängigkeitserkrankungen ist ein intaktes soziales
- Umfeld. Wir wollen Eltern dabei unterstützen, ihren Kindern einen risikoarmen
- Umgang mit Rauschmitteln zu vermitteln. Flankierend werden wir den
- Ethikunterricht an Berliner Schulen um ein Modul erweitern, das den Gebrauch
- bewusstseinsverändernder Substanzen im historischen und psychosozialen Kontext
- erarbeitet. Ziel des "Rauschkunde"-Unterrichts ist es, Jugendlichen Werkzeuge
- zur Selbstkontrolle aufzuzeigen. Diese Präventionsarbeit in Schulen kann nur
- gelingen, wenn vom Abstinenzdogma abgerückt wird, da diese Haltung gerade für
- junge Menschen unglaubwürdig ist. Wir werden die Senatsmittel für
- niedrigschwellige Hilfsangebote in der Suchthilfe deutlich aufstocken. Die
- therapeutische Arbeit wird dabei legale Rauschmittel und nichtstoffgebundene
- Süchte gleichberechtigt einschließen, da von ihnen ebenfalls große Gefahren für
- die Gesellschaft und den Süchtigen ausgehen.
- **** Konsumenten schützen, Gesundheitsschäden minimieren ****
- Wir glauben, dass eine "drogenfreie Gesellschaft" unmöglich ist. Statt die
- begrenzten Mittel für die vergebliche Jagd auf Konsumenten zu verschwenden,
- werden wir jene, die Rauschmittel nutzen, umfassend vor Gesundheitsrisiken
- schützen. Das Wissen um Wirkstoff und Beimengungen ist Grundlage risikoarmen
- Drogengebrauchs. Wir werden deshalb ein "Drugchecking"-Programm etablieren, das
- Konsumenten mit diesen mitunter lebensrettenden Informationen versorgt. Als
- ersten Schritt werden wir die Resultate der Drogentests des Landeskriminalamtes
- in On- und Offlinedatenbanken für Jedermann verfügbar machen.
- Die PIRATEN Berlin setzen sich dafür ein, das Urteil des
- Bundesverfassungsgerichtes zur Entkriminalisierung des gelegentlichen Konsums
- von Drogen zu nutzen, um Polizei und Staatsanwaltschaft von zehntausenden
- Verfahren zu entlasten. Dazu werden wir die Regelung zur "Geringen Menge" von
- Ausnahmetatbeständen befreien und derart neu formulieren, dass Verfahren
- frühzeitig eingestellt werden können.
- Illegal gehandelte Cannabisprodukte sind immer häufiger mit Beimengungen
- verunreinigt, deren Gesundheitsgefahren die des Cannabis übersteigen. Wir
- werden deshalb einen Modellversuch zur legalen Eigenversorgung mit
- Cannabisprodukten nach dem Vorbild der spanischen "Cannabis Social Clubs"
- starten. Darüber hinaus setzen wir uns für eine bundesweite Legalisierung der
- Hanfpflanze ein.
- **** Schwerstabhängigen konsequent helfen, Begleiterkrankungen verhindern ****
- Es ist unverständlich, dass das Land Berlin die vom Bundestag ermöglichte
- Echtstoffabgabe von Heroin an Schwerstabhängige noch immer nicht umgesetzt hat.
- Dies werden wir ändern. Sucht kennt keine Öffnungszeiten. Wir werden die
- Berliner Fixerstuben deshalb mit Mitteln ausstatten, die eine bedarfsgerechte
- Arbeit jenseits klassischer Bürozeiten ermöglichen. Darüber hinaus werden wir
- das Konzept "Hilfe durch Drogenkonsumräume" auf andere Substanzen erweitern.
- Dies wird das frühzeitige Erkennen neuer Rauschtrends ermöglichen und
- Problemkonsumenten die Scheu vor Hilfsangeboten nehmen.
- Die bisherige, repressive Drogenpolitik hat die Suchtprobleme der Gesellschaft
- in die Gefängnisse verlagert. Die Ausstattung der Justizvollzugsanstalten mit
- suchttherapeutischen Angeboten hinkt dieser Entwicklung hinterher. Wir werden
- diesen Missstand beseitigen und setzen uns für Spritzenautomaten und
- Herointherapie in Gefängnissen ein.
- **** Bestehende Netzwerke nutzen, gemeinsam Zukunft gestalten ****
- Die PIRATEN Berlin streben die Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen
- Gruppen an, die sich vorurteilsfrei mit dem Konsum von Genussmitteln und dessen
- Folgen auseinandersetzen. Gemeinsam werden wir eine Suchtpolitik erarbeiten,
- die riskanten Drogengebrauch verhindert, echten Jugend- und Verbraucherschutz
- ermöglicht und überdies die Rechte von Nichtkonsumenten schützt.
- ***** Wirtschafts- & Sozialpolitik *****
- **** Mindestlohn und Grundeinkommen ****
- Die PIRATEN Berlin werden kurzfristig einen bundesweiten gesetzlichen
- Mindestlohn durchsetzen und setzen sich mittelfristig für ein Grundeinkommen
- ein. Dieses Grundeinkommen wird allen Bürger mit ständigem Wohnsitz und
- unbefristetem Aufenthaltsrecht in Deutschland ohne weitere Bedingungen zur
- Verfügung gestellt. Langfristig soll das Grundeinkommen in gleicher Weise
- existenzsichernd sein, wie der gesetzliche Mindestlohn und ihn schrittweise
- ablösen.
- **** Für Nachhaltigkeit, Transparenz und Kreativität in der Berliner Wirtschaft
- ****
- Wir setzen uns für eine nachhaltige, ökologische Wirtschaftspolitik ein, die
- die Potenziale in Kultur, Wissenschaft, Gesundheit, Umwelt und Bildung
- ausschöpft.
- **** Daseinsfürsorge und Sicherung der Infrastruktur in kommunale Verantwortung
- übertragen ****
- Wir werden die Aufgabe der Sicherung der Infrastruktur zurück in kommunale und
- staatliche Verantwortung übertragen. Die Privatisierung von Diensten, wie Gas-,
- Strom- und Wasserversorgung, sowie Abwasserbehandlung lehnen wir ab. Das
- Wahrnehmen der Aufgaben zur Daseinsfürsorge und Sicherung der Infrastruktur
- stärkt die Strukturen der Gesellschaft. Wir unterstützen daher das Anliegen des
- Berliner Wassertisches, die Rückabwicklung der Verträge zur Teilprivatisierung
- der Berliner Wasserbetriebe umzusetzen. Vor einer Rückübertragung sind die
- zwischen dem Land Berlin und RWE abgeschlossenen Verträge im Detail zu prüfen.
- Bereits jetzt wurde festgestellt, dass die Verträge eine zeitlich unbegrenzte
- Gewinngarantie aufweisen. Einen Rückkauf seitens des Landes Berlin lehnen wir
- unter diesen Bedingungen vor Abschluss der Prüfung der Verträge und ihrer
- Auswirkungen ab.
- **** Kreativwirtschaft braucht Urbanität ****
- Die freie Kulturszene, unabhängige Labels, Multimediaunternehmen oder die
- Modeszene stehen für die Vielfalt und Kreativität Berlins. Sie haben eine
- Anziehungskraft, die weit über die nationalen und europäischen Grenzen wirkt.
- Die PIRATEN Berlin setzen sich für eine stabile Förderstruktur von Kunst und
- Kultur ein. Diese soll sich an die freie Kulturszene, Gründer und
- Kulturinstitutionen richten. Beispielsweise sollen ihnen Raum und Freiflächen
- zur Verfügung gestellt werden. Wir werden leer stehende Gebäude, die sich im
- Besitz der Stadt Berlin befinden, mit Kunst und Kultur beleben, um
- Kulturschaffenden und Unternehmensgründern eine Existenzgrundlage zu geben.
- **** Transparenz belebt den Wettbewerb ****
- Wir setzen uns für eine transparente Vergabe von öffentlichen Aufträgen ein.
- Nur so kann Korruption verhindert und faire Bedingungen für alle Wettbewerber
- garantiert werden. Eines unserer Grundanliegen ist die Umsetzung der Prinzipien
- von OpenGovernment, also den freien Zugang auf öffentliche Daten zu gewähren.
- Wir unterstützen daher den S-Bahn-Tisch Berlin bei dem Anliegen, mittels
- Volksbegehren die Offenlegung der Verträge zwischen dem Land Berlin und der S-
- Bahn-Berlin GmbH zu erreichen.
- **** Keine Zwangsmitgliedschaft in der IHK ****
- Wir werden über den Bundesrat darauf hinwirken, dass die Zwangsmitgliedschaft
- für Unternehmer in der IHK unverzüglich bundesweit verboten wird. Die IHK ist
- kein staatliches Organ, sie ist keine staatliche Verwaltung und sie ist eine
- intransparente Organisation, die politisch und meinungsbildend aktiv ist.
- **** Kernspaltungsfreie Energie in Berlin ****
- Die PIRATEN Berlin setzten sich für die unverzügliche Stilllegung aller
- Atomkraftwerke und den Ausstieg aus der Kernspaltungstechnologie zum Zweck der
- Energieerzeugung ein. Der Ausstiegsbeschluss des Deutschen Bundestages vom 30.
- Juni 2011 ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Zu seiner Umsetzung
- fordern die PIRATEN Berlin ab 2012 mindestens ein Atomkraftwerk pro Jahr still
- zu legen. Hierfür werden wir uns auch im Bundesrat einsetzen, um einen
- reibungslosen Übergang zur Energieerzeugung ohne Kernspaltung bis spätestens
- 2020 zu ermöglichen. Um eine flächendeckende und lückenlose Energieversorgung
- Berlins und Deutschlands sicherzustellen, setzen sich die Piraten Berlin für
- eine Förderung von regenerativen Energieformen und dezentralen
- Erzeugungsnetzwerken ein.
- ***** Bürgerschaftliches Engagement *****
- Bürgerschaftliches Engagement zeichnet sich durch Freiwilligkeit aus. Als
- Anreiz dient der Idealismus des Einzelnen und die Fähigkeit andere für eine
- Mitarbeit zu begeistern. Jedes System, welches bürgerschaftliches Engagement
- untereinander vergleicht, widerspricht dem Prinzip, dass jeder Anerkennung
- verdient, der etwas Sinnvolles umsetzt, das anderen zugute kommt und das die
- Gemeinschaft und die Verbundenheit zwischen den Menschen stärkt. Bürgerliches
- Engagement darf nicht im Wettbewerb zueinander stehen.
- Wir wollen, dass das freiwillige Engagement mehr in der Öffentlichkeitsarbeit
- des Landes Berlins und der Bezirke gewürdigt wird, um die Möglichkeiten zur
- Beteiligung einer breiten Masse der Bevölkerung nahezubringen und die
- Vernetzung von gleichgesinnten Freiwilligen, Verbänden und Vereinen zu
- unterstützen.
- Der Stellenwert des Einzelnen in der Gesellschaft darf sich nicht länger nur am
- beruflichen Erfolg oder an seinem Wohlstand messen lassen. Freiwilliges
- Engagement ist gleichwertig zu berücksichtigen. Die freiwillig und ehrenamtlich
- Tätigen sind für ihre persönlich erbrachten Leistungen zu würdigen.
- Bürgerliches Engagement ersetzt nicht den Sozialstaat. Das Land Berlin darf
- sich nicht aus seiner Verantwortung für die Bürger der Stadt mehr und mehr
- zurückziehen und es den Freiwilligen überlassen, notwendige Leistungen zu
- erbringen, um Kosten zu sparen.
- Wir wollen anhand der nachfolgenden Maßnahmen den Stellenwert aller
- ehrenamtlich Tätigen erhöhen:
- * Ausbau und Verbesserung der Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches
- Engagement, für Netzwerke und selbstorganisierte Zusammenschlüsse.
- * Organisation monatlicher Treffen, in denen Möglichkeiten des
- bürgerschaftlichen Engagements in allen gesellschaftlichen Bereichen
- vorgestellt werden, durch die Bezirksämter und den Senat. Den Bürgerinnen
- und Bürgern muss der Zugang zu Informationen von Verwaltungen und
- Verbänden erleichtert und ermöglicht werden. Dabei können insbesondere
- die elektronischen Medien stärker genutzt werden. Die Möglichkeiten der
- Bürger zur direkten Information und direkten Beteiligung insbesondere im
- Netz sind auszubauen.
- * Jeder Schüler hat einmal im Jahr die Möglichkeit, einen Schultag lang ein
- Ehrenamt seiner Wahl unabhängig von den eigenen Engagements in Vereinen
- und Netzwerken auszuüben. Hierzu werden in Zusammenarbeit mit den Schulen
- ortsansässige Vereine, Netzwerke, Zusammenschlüsse etc. aufgerufen, den
- Schülern ihrer Altersklasse entsprechende Angebote und Informationen zur
- Verfügung zu stellen. Dieser Ehrenamtstag könnte z.B. im Rahmen des
- Ethikunterrichts vorbereitet werden.
- * Ausbau, Stabilisierung und finanzielle Förderung von speziellen
- Infrastruktureinrichtungen wie Freiwilligenagenturen, kommunalen
- Bürgerbüros, Beratungs- und Selbsthilfekontaktstellen.
- * Freiwillige sind in die Lage zu versetzen, Familienleben, Erwerbsleben
- und bürgerschaftliches Engagement besser miteinander vereinbaren zu
- können.
- o Etablierte Organisationen der Interessenvermittlung müssen sich wie
- die Piratenpartei in Richtung Bürgergesellschaft öffnen, diese zum
- gemeinsamen Wirken einladen und nicht für Bürger planen und
- entscheiden. Transparenz schafft Vertrauen, Vertrauen schafft
- Anerkennung und damit auch den Anreiz zur Mitarbeit.
- o Grundlegend gestärkte Selbstverwaltung der Bezirke - diese führt zu
- kurzen Entscheidungswegen und der Möglichkeit direkter finanzieller
- Unterstützung.
- o Vernetzung der Möglichkeiten des bürgerschaftlichen Engagements,
- die einen Erfahrungsaustausch ermöglichen und Kräfte bündeln
- können.
- ***** Geschlechter-& Familienpolitik *****
- Die Piratenpartei steht für eine zeitgemäße Geschlechter- und Familienpolitik.
- Diese basiert auf dem Prinzip der freien Selbstbestimmung über Angelegenheiten
- des persönlichen Lebens. Die Piraten setzen sich dafür ein, dass Politik der
- Vielfalt der Lebensstile gerecht wird. Jeder Mensch muß sich frei für den
- selbstgewählten Lebensentwurf und für die individuell von ihm gewünschte Form
- gleichberechtigten Zusammenlebens entscheiden können. Das Zusammenleben von
- Menschen darf nicht auf der Vorteilnahme oder Ausbeutung Einzelner gründen.
- **** Freie Selbstbestimmung von geschlechtlicher und sexueller Identität bzw.
- Orientierung ****
- Die Piratenpartei steht für eine Politik, die die freie Selbstbestimmung von
- geschlechtlicher und sexueller Identität bzw. Orientierung respektiert und
- fördert. Fremdbestimmte Zuordnungen zu einem Geschlecht oder zu
- Geschlechterrollen lehnen wir ab. Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der
- Geschlechterrolle, der sexuellen Identität oder Orientierung ist Unrecht.
- Gesellschaftsstrukturen, die sich aus Geschlechterrollenbildern ergeben, werden
- dem Individuum nicht gerecht und sind zu überwinden.
- Die Piratenpartei lehnt die Erfassung des Merkmals “Geschlecht” durch
- staatliche Behörden ab. Übergangsweise kann die Erfassung seitens des Staates
- durch eine von den Individuen selbst vorgenommene Einordnung erfolgen.
- **** Freie Selbstbestimmung des Zusammenlebens ****
- Die Piraten bekennen sich zum Pluralismus des Zusammenlebens. Politik muss der
- Vielfalt der Lebensstile gerecht werden und eine wirklich freie Entscheidung
- für die individuell gewünschte Form des Zusammenlebens ermöglichen. Eine bloß
- historisch gewachsene strukturelle und finanzielle Bevorzugung ausgewählter
- Modelle lehnen wir ab.
- **** Freie Selbstbestimmung und Familienförderung ****
- Die Piratenpartei setzt sich für die gleichwertige Anerkennung von
- Lebensmodellen ein, in denen Menschen füreinander Verantwortung übernehmen.
- Unabhängig vom gewählten Lebensmodell genießen Lebensgemeinschaften, in denen
- Kinder aufwachsen oder schwache Menschen versorgt werden, einen besonderen
- Schutz. Unsere Familienpolitik ist dadurch bestimmt, dass solche
- Lebensgemeinschaften als gleichwertig und als vor dem Gesetz gleich angesehen
- werden müssen.
- ***** Staat & Religion *****
- Freiheit und Vielfalt der kulturellen, religiösen und weltanschaulichen
- Einstellungen kennzeichnen die modernen Gesellschaften. Diese Freiheiten zu
- garantieren, ist Verpflichtung für das Staatswesen. Dabei verstehen wir unter
- Religionsfreiheit nicht nur die Freiheit zur Ausübung einer Religion, sondern
- auch die Freiheit von religiöser Bevormundung. Wir erkennen und achten die
- Bedeutung, die individuell gelebte Religiosität für den einzelnen Menschen
- erlangen kann.
- Die weltanschauliche Neutralität des Staates herzustellen, ist daher eine für
- die gedeihliche Entwicklung des Gemeinwesens notwendige Voraussetzung. Ein
- säkularer Staat erfordert die strikte Trennung von religiösen und staatlichen
- Belangen; finanzielle und strukturelle Privilegien einzelner
- Glaubensgemeinschaften, etwa im Rahmen finanzieller Alimentierung, bei der
- Übertragung von Aufgaben in staatlichen Institutionen und beim Betrieb von
- sozialen Einrichtungen, sind höchst fragwürdig und daher abzubauen. Im Sinne
- der Datensparsamkeit ist die Erfassung der Religionszugehörigkeit durch
- staatliche Stellen aufzuheben, ein staatlicher Einzug von Kirchenbeiträgen kann
- nicht gerechtfertigt werden.
- ***** Kunst- & Kulturpolitik *****
- Wie ein demokratisches Gemeinwesen verfasst ist, wird treffend durch die Worte
- Friedrich Schillers beschrieben: „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit.“
- Durch die Kulturförderung werden nicht nur die Kreativen geschützt, sondern
- auch unsere Haltung und Freiheitsrechte. Eine verantwortliche, transparente,
- anregende und nachhaltig gestaltende Kulturpolitik kräftigt eine
- zukunftsorientierte, vielfältige und humane Gesellschaft. Diese Politik muss
- die notwendigen Rahmenbedingungen für eine freie Entfaltung von Kunst und
- Kultur schaffen – sie darf diese nicht bewerten oder vereinnahmen.
- Die kulturelle Freizügigkeit, der subversive Charakter und die Vielfalt Berlins
- sollen durch geförderten Freiraum und einer Verhältnismäßigkeit bei der Wahrung
- der Rechte der Anwohner verteidigt werden. Behörden sollen ihre
- Ermessensspielräume nutzen, um zugunsten von Kunst- und Kulturinitiativen zu
- entscheiden. Das Kulturleben Berlins soll sich auch als Wirtschaftsfaktor und
- Vernetzungsplattform lebendig weiterentwickeln.
- Kulturentwicklungsplanung ist vielschichtig und muss die kulturelle Bildung,
- Betätigung und Mitwirkung des Bürgers sowie die Künste und die Kulturwirtschaft
- aufeinander abstimmen und die dafür notwendigen Ressourcen und Verfahren
- definieren. Die Piratenpartei ist bestrebt, die Förderstruktur von Kunst und
- Kultur möglichst stabil zu halten. Bei einzelnen Sparten sollte auch in
- Wirtschaftskrisen nicht so stark gekürzt werden, dass ihre jeweilige Existenz
- gefährdet ist, denn im Gegensatz zu materiellen Werten kann eine verlorene
- kulturelle Infrastruktur nur langsam wieder aufgebaut werden.
- Der Zugang zu Kultureinrichtungen muss für alle Gesellschaftsschichten offen
- gehalten werden, damit diese Institutionen gesellschaftlich verankert sind.
- Desweiteren müssen größtenteils öffentlich finanzierte Einrichtungen auch für
- die Bevölkerung zugänglich sein.
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