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wahlprogramm2011_berlin_piraten

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Oct 10th, 2011
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  1. ****** Wahlprogramm 2011 ******
  2. ***** Demokratie *****
  3. **** Mehr Demokratie wagen! ****
  4. Die Möglichkeiten für den Bürger, auf die Gestaltung der Politik Einfluss zu
  5. nehmen, sind in Berlin weiterhin viel zu gering. Das betrifft sowohl den
  6. Einfluss auf die personelle Zusammensetzung der Vertretungskörperschaften als
  7. auch die bestehenden gesetzlichen Einschränkungen für Bürger- und
  8. Volksentscheide. Ein zusätzliches Hemmnis ergibt sich aus der
  9. verfassungsrechtlichen Beschränkung der Bezirke, die kaum eigene
  10. Entscheidungsbefugnisse haben und unter der ständigen Bedrohung agieren, die
  11. Senatsverwaltung könnte ihnen die Zuständigkeit entziehen. Deshalb setzen sich
  12. die PIRATEN Berlin dafür ein, mehr Demokratie zu wagen. Das bezieht sich vor
  13. allem auf die folgenden Themen:
  14. **** Mehr Demokratie beim Wählen ****
  15. Dem Bürger steht es zu, mehr Einfluss auf die personelle Zusammensetzung des
  16. Abgeordnetenhauses und der Bezirksverordnetenversammlungen zu bekommen. Dies
  17. lässt sich durchaus einfach und praktikabel dadurch realisieren, dass die
  18. Wähler mehrere Stimmen auf einen Kandidaten vergeben (Kumulieren) oder
  19. Kandidaten verschiedener Parteien gleichzeitig wählen können (Panaschieren).
  20. Mit diesem erweiterten Auswahlverfahren kann die bisherige Aufteilung in
  21. Listenstimmen und Wahlkreisstimmen entfallen. Für die Wahlen bilden die
  22. Berliner Bezirke statt dessen je einen Mehrmandate-Wahlkreis, in dem
  23. Kandidatenlisten der Parteien eine Auswahl unter den Kandidaten beim Wählen
  24. möglich machen.
  25. Wir werden das Wahlrecht so ändern, dass für den Fall des Scheiterns der
  26. eigentlich bevorzugten Partei an der Prozenthürde "Ersatzstimmen" dafür sorgen,
  27. dass die Stimme nicht verfällt, sondern für die Verteilung der Mandate wirksam
  28. bleibt.
  29. Für die Wahlen zu den Bezirksverordnetenversammlungen gilt ein gleichartiges
  30. Verfahren. Hier werden ebenfalls Kandidatenlisten für den jeweiligen Bezirk zur
  31. Wahl gestellt. Eine Unterteilung des Bezirks in Wahlkreise unterbleibt, wie es
  32. auch im gegenwärtigen Wahlrecht geregelt ist.
  33. **** Stimmhürden für Abgeordnetenhaus und Bezirksverordnetenversammlungen ****
  34. Wir werden die Stimmhürde für die Bezirksverordnetenversammlungen abschaffen.
  35. Jede Stimme muss mit gleichem Gewicht bei der Verteilung der Sitze
  36. berücksichtigt werden. Auch für die praktische Arbeit in den
  37. Bezirksverordnetenversammlungen ist die Zahl der Sitze kein Kriterium und
  38. rechtfertigt keine Hürde. Für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus ist die
  39. Stimmhürde auf 3 % zu senken.
  40. **** Demokratie bezieht alle ein ****
  41. Alle Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in Berlin haben, haben das Recht,
  42. die städtische Politik mitzubestimmen. Die bestehenden Hürden, die dem durch
  43. das veraltete Staatsangehörigkeitsrecht entgegenstehen, werden wir aufheben.
  44. Wir werden das bereits geltende Wahlrecht für EU Bürger auf kommunaler Ebene
  45. ausweiten. Das Wahlrecht ist allen Menschen, die in Berlin ihren
  46. Lebensmittelpunkt haben, zu gewähren, um ihnen zu ermöglichen, aktiv an der
  47. Gestaltung ihres Umfelds teilzuhaben. Dies betrifft sowohl die Wahlen zur BVV
  48. als auch das Recht an Bürgerentscheiden teilzunehmen.
  49. Wir werden uns darüber hinaus im Bundesrat dafür einsetzen die Chancen zum
  50. Erwerb der deutschen Staatsangehörigkeit für Migranten wesentlich zu
  51. erleichtern. Menschen, die hier geboren werden, erhalten gesichert die deutsche
  52. Staatsangehörigkeit.
  53. Wir setzen uns für ein von Geburt an bestehendes aktives Wahlrecht für die
  54. Wahlen zum Abgeordnetenhaus und den Bezirksverordnetenversammlungen ein. Die
  55. erstmalige Ausübung dieses Wahlrechts erfordert für Minderjährige die
  56. selbständige Eintragung in das Wählerverzeichnis. Eine Wahl stellvertretend
  57. durch Erziehungsberechtigte lehnen wir ab. Damit einhergehend dürfen auch
  58. direktdemokratische Beteiligungsmöglichkeiten nicht durch Altersgrenzen
  59. eingeschränkt werden.
  60. **** Stärkung der Bezirke ****
  61. Berlin ist groß genug, um unterschiedliche Lösungen für politische Probleme in
  62. den einzelnen Bezirken auszuprobieren. Es ist nicht erforderlich, dass
  63. zwangsweise alle Entscheidungen durch den Senat (Hauptverwaltung) auf ein
  64. einheitliches Niveau gestutzt werden. Unterschiedliche Regelungen in den
  65. Bezirken können auch dazu beitragen, dass die Bezirke für Bürger ein größeres
  66. Maß an Attraktivität entwickeln, etwa durch besonderes Engagement bei der
  67. Pflege der Grünanlagen oder durch ein besonders engagiertes Bezirksamt, das
  68. Bürgern schnell und mit attraktiven Öffnungszeiten zur Seite steht.
  69. Deshalb sind im Bezirksverwaltungsgesetz und insbesondere im Allgemeinen
  70. Zuständigkeitsgesetz mehr Entscheidungskompetenzen für die Bezirke vorzusehen
  71. und die Eintrittsrechte für die Hauptverwaltung zu beschränken. Zugleich sind
  72. die auf Bezirksebene zustande kommenden Entscheidungen zu stärken. Den
  73. Bezirksverordnetenversammlungen kommt ein eigenes Entscheidungsrecht zu, sie
  74. dürfen nicht länger auf "Empfehlungen und Ersuchen" begrenzt sein.
  75. **** Mehr Verbindlichkeit für direktdemokratische Initiativen ****
  76. Wir stärken die vorhandenen Möglichkeiten der direkten demokratischen
  77. Beteiligung, indem wir entsprechende Initiativen verbindlicher und leichter
  78. zugänglich gestalten. Die bereits bewährten Möglichkeiten eines elektronischen
  79. Petitionswesens werden auch für Berlin eingeführt. Die Einrichtung und
  80. Weiterentwicklung von Bürgerhaushalten wird in allen Bezirken vorangetrieben.
  81. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, in Berlin neue Formen der
  82. Bürgerbeteiligung mit Hilfe von elektronischen Interaktionsformen zu entwickeln
  83. und zu erproben. Wir streben die Schaffung einer Online-Demokratieplattform an.
  84. Damit ist ein System gemeint, in dem alle Bürger die Möglichkeit haben,
  85. gemeinsam politische Entscheidungen zu treffen. Die Ergebnisse sollen zunächst
  86. in Volks- bzw. Bürgerentscheiden münden, in denen sie als verbindlich bestätigt
  87. werden.
  88. Damit stellen wir eine Alternative zu den bestehenden Volks- und Bürgerbegehren
  89. bereit. Die Hürden für die Teilnahme sind niedriger, ebenso der Aufwand und die
  90. finanzielle Belastung für die Träger von Initiativen. Zudem ermöglicht das
  91. elektronische Medium neue Wege der Beteiligung, z.B. in Bezug auf
  92. Stimmübertragung oder das Einbringen von alternativen Vorschlägen, so dass
  93. Themen nicht von vornherein auf eine Ja-Nein-Entscheidung reduziert werden.
  94. Bei allen Plänen zur Schaffung neuer elektronischer Beteiligungsmöglichkeiten
  95. ist uns bewusst, dass diese nicht zu Lasten der bestehenden
  96. Beteiligungsmöglichkeiten umgesetzt werden dürfen. Ebenso lassen sie ihrer
  97. Natur nach keine geheimen Abstimmungen zu und können somit nicht eingesetzt
  98. werden, wo diese notwendig sind, insbesondere bei Personenwahlen.
  99. ***** Transparenz *****
  100. **** Transparenz für eine bürgernahe und nachvollziehbare Politik ****
  101. Die PIRATEN Berlin stehen für eine transparente Politik im Abgeordnetenhaus, in
  102. der Senatsverwaltung und in den Bezirksverwaltungen. Wir werden Maßnahmen
  103. umsetzen, die das Nachvollziehen des Handelns und Wirkens der gewählten
  104. Vertreter zulassen. Das Informationsfreiheitsgesetz als Grundlage für
  105. Transparenz in Politik und Verwaltung ist ein erster Schritt. Es geht uns aber
  106. nicht weit genug.
  107. Regelungen zur Antragstellung sind aufzuheben, Zugangsbeschränkungen sind auf
  108. ein Mindestmaß zu reduzieren, auf jede Gebühr zur Bereitstellung von
  109. Informationen ist zu verzichten. Transparenz ist Aufgabe von Politik und
  110. Verwaltung, keine vergütungspflichtige Dienstleistung. Die Informationspflicht
  111. liegt beim Land Berlin, dieser Pflicht ist ohne Antragstellung nachzukommen.
  112. Seitens bisheriger Landesregierungen wurde die Informationsfreiheit nur in
  113. geringem Umfang umgesetzt. Der Verkauf der Berliner Wasserbetriebe, die
  114. chaotischen Zustände bei der Berliner S-Bahn und Projekte wie Media-Spree
  115. hätten in dieser Form nicht stattfinden können, wenn die Einwohner Berlins von
  116. Anfang an vollumfänglich informiert worden wären. Da die bisherigen Parteien
  117. kein Interesse an transparenter Politik haben, kann diese nur mit uns in Berlin
  118. umgesetzt werden.
  119. Alle zukünftigen Ausschreibungen, Vertragsverhandlungen und Vertragsabschlüsse
  120. des Landes Berlin sind transparent zu gestalten. Jeder Schritt, der zu einer
  121. Entscheidung geführt hat, ist nachvollziehbar darzustellen. Um Transparenz zu
  122. stärken, ist jeder Vertrag, der vom Land Berlin, den Senats- oder
  123. Bezirksverwaltungen abgeschlossen wird erst mit Veröffentlichung als gültig zu
  124. erklären. Bereits abgeschlossene Verträge müssen so neu verhandelt und geändert
  125. werden, dass sie offengelegt werden können.
  126. Berliner werden durch die lückenhafte Wiedergabe von Sitzungen, Beratungen und
  127. Verhandlungen des Senats auf den Onlinepräsenzen des Landes Berlin und der
  128. Senatsverwaltungen nur unzureichend informiert. Jedoch sind freier Zugang,
  129. online wie auch offline, zu öffentlichen Daten, Sitzungsprotokollen, Berichten,
  130. Publikationen und Verhandlungsprotokollen Grundvoraussetzung für Beteiligung
  131. durch die Einwohner dieser Stadt. Alle Informationen sind unmittelbar und
  132. nachvollziehbar zu veröffentlichen.
  133. Nur durch transparente Politik und Verwaltung ist den Berlinern die Möglichkeit
  134. gegeben, Rückschlüsse auf das Handeln der Ausschüsse, Verwaltungen und
  135. Abgeordneten zu ziehen. Protokolle, die gemäß der Geschäftsordnung erst mit
  136. Genehmigung Gültigkeit erlangen, sind zu veröffentlichen und bis zur
  137. Bestätigung durch die nachfolgende Versammlung zu kennzeichnen.
  138. Wir werden ein Online-Portal ins Leben rufen, das Berliner Politik und
  139. Verwaltung auf allen Ebenen transparent werden lässt. Jede Entscheidung ist in
  140. dem Bewusstsein zu treffen, dass diese Jahrzehnte später von jedem
  141. nachvollzogen werden kann. Politik ohne Gedächtnis ist eine Einladung zu
  142. Misswirtschaft und Korruption.
  143. Geschäftsordnungen, die den Ausschluss der Öffentlichkeit vorsehen, lehnen wir
  144. ab. Daher sind Sitzungen der Senats- und Bezirksverwaltungen, der Ausschüsse
  145. und der Abgeordneten nachvollziehbar durchzuführen. Sitzungsteile, die zum
  146. Schutz der Persönlichkeitsrechte unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit
  147. durchgeführt werden müssen, bedürfen einer umfassenden Begründung und einer
  148. Abstimmung der Versammlung über den Ausschluss der Öffentlichkeit.
  149. Alle Sitzungen des Abgeordnetenhauses, der Bezirksverordnetenversammlungen
  150. sowie deren Ausschüsse sind live zu übertragen. Diese Aufzeichnungen
  151. unterliegen wie die Protokolle der Informationsfreiheit und sind
  152. dementsprechend zu veröffentlichen. Soweit offene Abstimmungen erfolgen, ist
  153. das Abstimmungsverhalten in der Übertragung zu dokumentieren.
  154. Wir werden das Abgeordnetengesetz ändern. Jeder Abgeordnete ist zum lückenlosen
  155. Bericht über sein politisches Wirken und seine Kontakte zu Dritten im Rahmen
  156. seiner Abgeordnetentätigkeit verpflichtet. Weiterhin hat jeder Abgeordnete
  157. Auskunft über die Art und Höhe seiner Bezüge neben der Diät zu erteilen, um
  158. Verbindungen zu Dritten, insbesondere Unternehmen, Vereinen und Verbänden,
  159. offenzulegen. Mögliche Verflechtungen und Interessenkonflikte der Abgeordneten
  160. durch Nebentätigkeiten müssen ersichtlich gemacht werden.
  161. Transparenz ist keine Anordnung, Transparenz muss gelebt werden.
  162. **** Open Government – Der Bürger im Zentrum der Politik und Verwaltung ****
  163. Wir werden die Berliner Verwaltung und Politik nach den Prinzipien von
  164. OpenGovernment umgestalten, um direkte demokratische Mitbestimmung sowie eine
  165. aktive Informationspolitik zu gewährleisten. Dies bedeutet:
  166. * den freien Zugang zu öffentlichen Daten (OpenData),
  167. * den freien Zugang zu öffentlich finanzierten Werken zur Wieder- und
  168. Weiterverwendung (OpenCommons)
  169. * die Umsetzung von Wissensfreiheit durch die Veröffentlichung von
  170. Archiven, staatlich oder kommunal geförderter Forschung und Entwicklung
  171. (OpenAccess).
  172. **** Aktive Informationspolitik ****
  173. Im Zentrum der Politik des Landes Berlin stehen die Berliner. Wir wollen, dass
  174. sich alle Belange von Politik und Verwaltung nach ihren Interessen richten.
  175. Verwaltungsprozesse müssen transparent gestaltet werden. Nur unter dieser
  176. Voraussetzung ist demokratische Kontrolle möglich. Nur so kann der Korruption
  177. und Misswirtschaft in Berlin Einhalt geboten werden.
  178. Wir werden die Berliner Verwaltung an den Zeitgeist, der durch Netzkultur und
  179. Mitbestimmung geprägt ist, anpassen. Wir setzen uns dafür ein, dass jeder
  180. Antrag über ein einheitliches Online-Portal auf digitalem Weg eingereicht und
  181. Bearbeitungsstände online abgefragt werden können. Aktualität ist als
  182. Selbstverständnis zu begreifen und unabhängig von Anfragen zu gewährleisten.
  183. Wir werden bereits bestehende Möglichkeiten zur Bereitstellung von öffentlichen
  184. Daten intensiv bewerben, um sie allen Berlinern zur Nutzung zur Verfügung
  185. stellen. Bisher nur offline verfügbare Informationen werden in online abrufbare
  186. Daten umgewandelt.
  187. Das Land Berlin hat die Pflicht, über Projekte frühzeitig zu informieren, so
  188. dass eine Mitwirkung der Berliner von Anfang möglich ist. Wir werden dafür
  189. sorgen, dass sämtliche Projekte von Verwaltung und Politik in einem Online-
  190. Portal aufgelistet und laufend aktualisiert werden. Innerhalb dieses Online-
  191. Portals sind alle Beteiligungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten für Berliner
  192. aufzuzeigen.
  193. Regelmäßige Berichte über die Projekte zeigen transparent Erfolge und Defizite
  194. bei der Umsetzung auf, ein rechtzeitiges Erkennen und Eingreifen wird möglich.
  195. Diese Art der Selbstverpflichtung zur Transparenz ist ein wirksames Mittel
  196. gegen Korruption und Verschwendung von finanziellen und personellen Ressourcen.
  197. Die transparente Gestaltung der Verwaltungsvorgänge und die Dokumentation von
  198. Entscheidungen stärken das Vertrauen der Berliner in die Demokratie.
  199. **** Öffentliche Daten gehören den Berlinern, nicht den Archiven ****
  200. Öffentliche Daten sind wertvoll, sie werden mit hohem Aufwand erhoben, stehen
  201. aber nur Wenigen zur Verfügung oder werden gar nicht mehr genutzt. Dies lehnen
  202. wir ab. Wir wollen, dass alle nicht personenbezogenen Daten und Werke der
  203. Öffentlichkeit kostenfrei und unabhängig von einer Anfrage zur Verfügung
  204. gestellt werden. Es besteht keine Holschuld der Bürger, sondern eine
  205. Bringschuld der Verwaltung. Wir sehen dies als Teil der Umsetzung des
  206. Informationsfreiheitsgesetzes hinsichtlich des zu gewährenden Rechts auf
  207. Akteneinsicht an.
  208. Freier Zugang zu öffentlichen Daten erleichtert den Bürgern die Mitwirkung und
  209. demokratische Beteiligung, ob Neubebauung von Arealen aufgrund von
  210. Raumordnungsdaten, die Nutzung von Geodaten für stadtweite Projekte,
  211. Budgetzahlen für die Analyse der Finanzkraft der Stadt oder Umwelt- und
  212. Verkehrsdaten. Diese öffentlichen Daten sind zu wertvoll, um sie in Archiven
  213. verstauben zu lassen. Die Kontrolle der parlamentarischen Vorgänge durch den
  214. Bürger ist ohne eine lückenlose Information über Beratungen, Verhandlungen und
  215. Entscheidungen nicht möglich, daher sind alle parlamentarischen Vorgänge,
  216. Berichte, Publikationen und Protokolle umgehend und vollständig zu
  217. veröffentlichen.
  218. Wir setzen uns für eine umfassende Information über bereits bestehende Open-
  219. Data-Projekte in Berlin, wie z. B. "kiezatlas.de" oder "meine-demokratie.de"
  220. ein, um diese weiter auszubauen und mehr Bürger einzubeziehen. Wir wollen neue
  221. Projekte aufbauen, weil wir es als sinnvoll ansehen, wenn Berliner über
  222. Probleme in der Infrastruktur direkt online mit der Senats- oder
  223. Bezirksverwaltung kommunizieren und sich ständig über den Bearbeitungsstand
  224. informieren können. Eine Vernetzung der Open-Data-Projekte mit anderen Kommunen
  225. national und international wird von uns ausdrücklich befürwortet.
  226. Zu den Grundforderungen von Open-Data gehört es, alle öffentlichen Daten an
  227. ihrem Ursprung unmittelbar, aufbereitet zur Verfügung zu stellen. Dafür muss
  228. eine stabile technische Infrastruktur möglichst vielen Bürgern die Nutzung
  229. gewährleisten. Zur Freigabe geeignete öffentliche Daten sind zu identifizieren,
  230. um sie in Verwaltungsabläufe integrieren zu können. Die Abwicklung der
  231. dezentralen Sammlung, die Aufbereitung und Veröffentlichung von öffentlichen
  232. Daten kann nur über einheitliche Open-Source-Prozesse erfolgen, um den Zugang
  233. zu diesen Standards nicht auf eine juristische Person zu begrenzen.
  234. **** Gleichberechtigter Zugang ermöglicht Innovation ****
  235. Wir werden sämtliche öffentliche Daten in standardisierten Formaten
  236. bereitstellen, über die keine juristische Person die alleinige Kontrolle hat.
  237. Öffentliche Daten sind Gemeingut. Die Standards müssen eine Kombination und
  238. Integration der öffentlichen Daten mit anderen Quellen erlauben. Öffentliche
  239. Daten, allgemeine Information, Wissen und kulturelle Güter sind unter der
  240. Verwendung von freien Lizenzen online zugänglich zu machen.
  241. Wir setzen uns dafür ein, dass Rohdaten von öffentlich finanzierten Werken zur
  242. Wieder- und Weiterverwendung frei zur Verfügung gestellt werden, um so den
  243. OpenCommons-Gedanken in Berlin zu verankern. Wissen, das sich auf einen engen
  244. Personenkreis begrenzt, kann sich nicht entfalten, wichtige Aspekte am Projekt
  245. Unbeteiligter werden nicht beachtet und führen zu Fehlentscheidungen und
  246. Verzögerungen, Weiterentwicklungen werden nicht vorangetrieben.
  247. Wir werden den barrierefreien Zugang zu Wissen und Innovationen, die in
  248. öffentlich oder gemeinnützig geförderten Universitäten, Hoch- und Fachschulen
  249. entstanden sind, ermöglichen. Der Zugang zu Wissen darf nicht in Abhängigkeit
  250. zu Privilegien oder Wohlstand stehen, nur die Kompetenz des Nutzers ist für die
  251. Verwendung entscheidend.
  252. Unter diesen Voraussetzungen kann die Hauptaufgabe der Universitäten und
  253. Hochschulen erfüllt werden, Wissen nicht nur zu vermitteln, sondern Wissen und
  254. Innovation auch zu erzeugen. Wir sind uns im Klaren darüber, dass der Aufbau
  255. entsprechender Strukturen einer finanziellen, grundlegenden Förderung bedarf.
  256. Die aus dem Austausch von Wissen folgende Innovation gerade in der Interaktion
  257. mit internationalen Universitäten bedeutet volkswirtschaftlich einen Zugewinn,
  258. der die entstehenden Kosten bei weitem übersteigen würde.
  259. Bibliotheken in der herkömmlichen Form verfügen bereits über digitale Archive.
  260. Wir wollen diese Archive der Öffentlichkeit unentgeltlich zur Verfügung stellen
  261. und stufenweise erweitern, bis sämtliche Werke frei zugänglich sind.
  262. Durch diese Maßnahmen wird virtuelles Gemeingut geschaffen, auf das jeder frei
  263. zugreifen kann. Abseits des öffentlichen Rechts und der Verwaltung zur
  264. Weiterverwendung der öffentlichen Güter wird eine Stärkung der wirtschaftlichen
  265. und kulturellen Innovation ermöglicht. Wir haben in unserer Generation diese
  266. Möglichkeiten uns national und international zu vernetzen, wir sollten sie
  267. nutzen, um Wissensfreiheit umzusetzen.
  268. **** Sicherer Datenhafen für Berlin: Pressefreiheit stärken, Whistleblower
  269. schützen ****
  270. Wir werden im Abgeordnetenhaus auf eine Änderung des Berliner Pressegesetzes
  271. nach Vorbild der Icelandic Modern Media Initiative hinwirken, um Berlin zu
  272. einem sicheren Datenhafen zu machen. Dies dient zum einen der Stärkung der
  273. Pressefreiheit im Informationszeitalter, zum anderen dem effektiven Schutz von
  274. Whistleblowern vor staatlichen Übergriffen.
  275. ***** Netze *****
  276. **** Das Netz bietet die Möglichkeiten ****
  277. Die PIRATEN Berlin setzen sich für einen freien Zugang zu Wissen und digitalen
  278. Informationen ein. Das Internet ist eine Technologie, die für jeden
  279. Gestaltungs- und Teilhabemöglichkeiten, sowie eine stärkere, direkte Vernetzung
  280. untereinander bietet, die räumlich und zeitlich unabhängig ist. Der Zugang zum
  281. Netz ist jedoch von technischen und sozialökonomischen Voraussetzungen
  282. abhängig, so dass keine flächendeckende Beteiligung der Berliner am digitalen
  283. Wissen gewährleistet ist.
  284. Wir sehen es im Rahmen der Daseinsfürsorge als eine kommunale Aufgabe des
  285. Landes Berlin an, ein niederschwelliges Angebot an Internetzugangsmöglichkeiten
  286. zu verwirklichen und zu fördern. Zugang zum Internet ist im 21. Jahrhundert
  287. entscheidend für die Teilhabe des Einzelnen an der Gesellschaft und deren
  288. Mitgestaltung.
  289. **** Aufbau eines Freifunknetzes ****
  290. Wir werden den Aufbau eines Freifunknetzes in Berlin unterstützen. Das auf der
  291. W-LAN-Technologie basierende Netz ist unabhängig von staatlicher Kontrolle und
  292. Zensur, zeitlich unbegrenzt verfügbar. Freifunknetze sind in der Nutzung
  293. kostenfrei und ermöglichen daher auch sozial benachteiligten
  294. Bevölkerungsschichten die Teilnahme am Netz.
  295. Hierzu ist die unentgeltliche Bereitstellung geeigneter Dachflächen zur
  296. Vernetzung bestehender Freifunkknoten erforderlich, sowie die unentgeltliche
  297. Bereitstellung des Betriebsstroms. Seitens der Bezirksverwaltungen und der
  298. Senatsverwaltungen sind Dachflächen öffentlicher Gebäude bei Eignung
  299. bereitzustellen und die Erweiterung der Dachflächennutzung durch Förderangebote
  300. zu unterstützen. Wir werden im Abgeordnetenhaus und den
  301. Bezirksverordnetenversammlungen eine enge Zusammenarbeit des Landes Berlin und
  302. der Stadtbezirke mit Berliner Freifunkinitiativen anstreben.
  303. **** Bereitstellung von Hotspots durch das Land Berlin ****
  304. Wir werden darüber hinaus dafür sorgen, dass in Verantwortung des Landes Berlin
  305. in allen öffentlichen Einrichtungen flächendeckend mittels Hotspots ein freier
  306. Internetzugang per WLAN angeboten wird. Mit diesen Hotspots werden nicht nur
  307. die Informationsmöglichkeiten im öffentlichen Bereich verbessert, sie leisten
  308. auch einen Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Berlins als
  309. Bildungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort.
  310. Über die Bereitstellung hinaus ist die Vernetzung der Hotspots untereinander
  311. umzusetzen und nach Möglichkeit in örtliche Freifunknetze einzubinden, um die
  312. Interaktion, den Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen den Berlinern zu
  313. ermöglichen.
  314. **** Mauer der digitalen Spaltung überwinden! ****
  315. Wir setzen uns für kostenfreie, durch das Land Berlin geförderte
  316. Schulungsmöglichkeiten für alle interessierten Berliner und Gäste ein, die die
  317. Möglichkeit bieten, die digitale Spaltung hinsichtlich der Bedienkompetenzen zu
  318. überwinden. Wir werden in Zusammenarbeit mit öffentlichen und gemeinnützigen
  319. Trägern sowie gemeinnützigen Vereinen flächendeckende Schulungsmöglichkeiten
  320. schaffen.
  321. **** Erweiterung Spektrum ****
  322. Wir werden uns im Bundesrat dafür einsetzen, das zur Verfügung stehende,
  323. technisch nutzbare Frequenzspektrum zu erweitern, um die freie Nutzung des
  324. Internets zu gewährleisten.
  325. **** Freistellung der Haftung für Anbieter ****
  326. Um diese Möglichkeiten der digitalen Teilhabe ausschöpfen zu können, ist die
  327. rechtliche Klärung der Haftung für die Inhalte, die über offene, anonyme
  328. Netzzugangssysteme übertragen werden, erforderlich. Wir werden uns dafür
  329. einsetzen, eine Klärung auf Bundesebene schnellstmöglich herbeizuführen.
  330. Anbieter sind von jeder Haftung freizustellen, da sich geltende Regelungen an
  331. geschlossenen Netzzugangssystemen orientieren. Betreiber aller Formen offener
  332. und anonymer Netzzugangssysteme dürfen nicht mehr für den Datenverkehr zur
  333. Verantwortung gezogen werden, der durch Dritte über den freigegebenen
  334. Netzzugang erzeugt wird.
  335. ***** Bildung *****
  336. **** Öffentliche Bildung braucht freien Zugang zu Inhalten und Infrastruktur
  337. ****
  338. Ein selbstbestimmter und aufgeklärter Umgang mit öffentlichen Inhalten ist für
  339. die PIRATEN Berlin Ziel des staatlichen Bildungsauftrags. Daher ist für die
  340. Teilnahme an öffentlichen Bildungsangeboten der Stadt Berlin - Schulen,
  341. Hochschulen, Bibliotheken sowie Einrichtungen kultureller Bildung - der
  342. uneingeschränkte Zugang zu Inhalten offener Datennetze unerlässlich.
  343. Den Einsatz von Filtersoftware und anderen Einschränkungen öffentlicher Inhalte
  344. lehnen wir daher ab. Vorgaben und Regelungen, die zur Einschränkung der
  345. Verfügbarkeit von andernfalls frei zugänglichen Inhalten führen müssen ebenso
  346. abgelehnt und aufgehoben werden. Stattdessen müssen an öffentlichen
  347. Bildungseinrichtungen durch die Träger die Voraussetzungen und die
  348. Infrastruktur geschaffen und ausgebaut werden, die für einen freien und
  349. gleichberechtigten Zugang zu Inhalten und für die Erstellung neuer Inhalte im
  350. Rahmen des Bildungsauftrags notwendig sind. Filter sind kein vernünftiges
  351. Mittel des Jugendschutzes, weshalb das Grundgesetz Art 5 Abs 2, also die
  352. Einschränkung der Meinungsfreiheit keine Anwendung finden kann.
  353. **** Schulpolitik in Berlin ****
  354. Um eine individuelle Förderung zu gewährleisten, muss in Klassen oder
  355. Lerngruppen für 15 Lernende jeweils mindestens eine Lehrkraft zur Verfügung
  356. stehen. Die zusätzliche Unterstützung der Lehrenden durch nicht-lehrendes
  357. Personal ist eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung der individuellen
  358. Förderung.
  359. **** Fließende Schullaufbahn ****
  360. Alle Lernenden sollen die Möglichkeit haben, ihre Schullaufbahn individuell zu
  361. planen und zu absolvieren. Das bedeutet insbesondere, dass Lernende die
  362. Möglichkeit haben sollen, mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu lernen.
  363. Allen Schulen wir die Möglichkeit gegeben, Klassenverbände aufzulösen und zum
  364. Beispiel durch ein flexibles Kurssystem zu ersetzen, das zahlreiche Probleme
  365. des exisitierenden Klassensystems löst: Lernende werden nicht mehr über- oder
  366. unterfordert oder zum Überspringen von Klassen genötigt, sondern können Kurse
  367. wählen, die ihrem individuellen Fortschritt entsprechen. Eine erzwungene
  368. Unterteilung in verschiedene Schulstufen findet nicht mehr statt.
  369. **** Unterstützende und flankierende Maßnahmen für das Schulsystem - IT und
  370. Lernmittel ****
  371. Die Ausstattung mit digitalen Arbeitsmitteln und ein Internetzugang für alle
  372. Lernenden ist eine Voraussetzung für den Zugang zur Informations- und
  373. Wissensgesellschaft und einer aktiven Teilhabe an dieser. Das erhebliche
  374. Ungleichgewicht zugunsten der papiergebundenen und nicht-netzwerkfähigen
  375. Bereitstellung von Lernmitteln ist historisch bedingt und stellt eine
  376. Momentaufnahme der aktuellen Entwicklung dar. Wir werden dieses Verhältnis
  377. ändern.
  378. **** Digitale Medien ****
  379. Unterrichtsmaterial wird unter einer freien Lizenz zugänglich gemacht. Dies
  380. vereinfacht den Lehrkräften die Erarbeitung von eigenen Unterrichtsmaterialien.
  381. Die Erstellung frei verwendbarer Materialien durch Lernende, Lehrende und
  382. andere wird durch das Land gefördert. Die Piratenpartei setzt sich dafür ein,
  383. die Medienkompetenzen bei Entscheidungsträgern, Lehrkräften und Lernenden zu
  384. schaffen, sich in der digitalen Welt zurechtzufinden.
  385. **** Schulkultur ****
  386. Schulkultur bedeutet für uns den vertrauensvollen und partnerschaftlichen
  387. Umgang aller Beteiligten: Lernende, Lehrende, Familien und das nicht-
  388. pädagogische Personal. Wir kümmern uns um die Umgestaltung der Schulen von
  389. bloßen Lernräumen zu echten Lern- und Lebensräumen, geprägt von
  390. Demokratisierung und Gleichberechtigung. Dies muss auch in der Aus- und
  391. Fortbildung der Lehrenden mehr Berücksichtigung finden. Alle Möglichkeiten der
  392. schulischen Selbstorganisation werden wir fördern.
  393. **** Gleichberechtigte Finanzierung von Schulen in freier Trägerschaft ****
  394. Schulen in staatlicher wie auch solche in freier Trägerschaft müssen in allen
  395. Feldern die gleichen Förderungsmöglichkeiten erhalten. So können auch Schulen
  396. in freier Trägerschaft ohne Schulgeld zugänglich sein.
  397. **** Kostenloses Mittagessen und Schulobstprogramm für Berlin ****
  398. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung ist essenziell für alle Menschen. Allen
  399. sollten regelmäßig und unterschiedslos ausreichende Nahrungsangebote zur
  400. Verfügung stehen. Daher setzen wir uns dafür ein, dass über alle Schulstufen
  401. hinweg alle Lernenden kostenlos ein warmes Mittagessen einnehmen können.
  402. Weiterhin führen wir ebenfalls für alle Schulstufen das von der EU-Kommission
  403. beschlossene Schulobstprogramm ein, um so ein ernährungsphysiologisch
  404. sinnvolles Nahrungsangebot bereitzustellen. Den Schulen ist dabei größtmögliche
  405. Autonomie bei der Umsetzung zu gewähren. Der Beschluss der EU-Kommission für
  406. ein europaweites Schulobstprogramm ist in Deutschland bis dato nur von wenigen
  407. Bundesländern (z.B. Saarland und Bremen) umgesetzt worden. Die EU übernimmt 50%
  408. der Kosten; gesetzliche Grundlage hierfür ist das SchulObG.
  409. **** Sprache ist der Schlüssel zur Bildung ****
  410. Der freie Zugang zu Informationen, Wissen und Bildung ist die Voraussetzung für
  411. das Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Er beruht auf Sprachkompetenz. Jede
  412. Sprache ist Schlüssel zu einer Kultur, das Erlernen mehrerer Sprachen erweitert
  413. den kulturellen Horizont. Je größer die Sprachkompetenz, desto leichter fällt
  414. die Verständigung mit anderen in der Gesellschaft. Verständigung und
  415. demokratische Beteiligung in unserem Land hängen von der Beherrschung der
  416. deutschen Sprache ab. Die bisherige Bildungs- und Integrationspolitik ist an
  417. dieser Aufgabe gescheitert.
  418. **** Unsere Ansätze: ****
  419. * Die mehrsprachige Kompetenz muss durch einen Sprachenpass individuell
  420. dokumentierbar sein. Dies gilt auch für Sprachen, die nicht zum
  421. Fächerkanon der jeweiligen Schule gehören. Hierfür werden externe
  422. Experten bzw. qualifizierte Muttersprachler hinzugezogen.
  423. * Das Sprachlerntagebuch (siehe Berliner Bildungsprogramm des Senats) soll
  424. nicht ausschließlich auf Deutsch geführt werden, sondern – soweit möglich
  425. – auch in den anderen von den Kindern gesprochenen Sprachen.
  426. * Auf die individuellen Voraussetzungen der Lernenden ist Bezug zu nehmen.
  427. * Die Ausbildung der Lehrer muss auch Kompetenzen für den Unterricht des
  428. Deutschen als Zweitsprache vermitteln.
  429. * Für die zahlenmäßig geeigneten Muttersprachen sind entsprechend
  430. qualifizierte Lehrer und Erzieher für den bilingualen Unterricht
  431. auszubilden. Lehramtsabschlüsse aus anderen Ländern müssen leichter
  432. anerkannt werden.
  433. * Wir werden einen umfassenden Modellversuch für multilingualen Unterricht
  434. an Berliner Schulen und Kindergärten durchführen. Hierzu werden
  435. Lehrmittel und speziell geschulte Lehrkräfte bereitgestellt. Eine
  436. Vernetzung der an dem Modellversuch beteiligten Schulen ist erforderlich,
  437. um Erfahrungen und Lehrinhalte austauschen zu können. Auf der Grundlage
  438. der gefestigten Erstsprache ist Deutsch als Alltagssprache zu erlernen.
  439. * Für den Informationsaustausch und zur Herstellung spezieller Lehrmittel
  440. soll verstärkt auf digitale Ressourcen zurückgegriffen werden.
  441. * Darüber hinaus werden wir das Angebot von bi- und multilingualem
  442. Unterricht in natur- und geisteswissenschaftlichen Fächern erweitern und
  443. entsprechende Vorhaben der Bildungseinrichtungen konsequent fördern.
  444. * Es ist jedem, unabhängig von seinem Alter und seiner Nationalität bzw.
  445. Staatszugehörigkeit zu ermöglichen, an kommunalen und staatlichen
  446. Bildungseinrichtungen auf qualitativ hohem Niveau die deutsche Sprache
  447. als Alltagssprache zu erlernen.
  448. **** Frei und kritisch studieren ohne Regelstudienzeit ****
  449. Wir streichen die Regelstudienzeit und äquivalente Regelungen aus dem Berliner
  450. Hochschulgesetz, auch um den Hochschulen wieder mehr Freiheit und Autonomie vor
  451. dem finanziellen Druck durch den Senat zu ermöglichen. Damit in Zusammenhang
  452. steht die Abschaffung des so genannten Preismodells für Hochschulverträge in
  453. Berlin und die Änderung aller Verwaltungsvorgaben und Gesetze, die an
  454. Regelstudienzeiten gebunden sind. Wir gehen davon aus, dass nur so die Anzahl
  455. der erfolgreichen Studienabschlüsse an Berliner Hochschulen gesteigert werden
  456. kann und die weiter stark steigende Zahl der Studienanfängerinnen und
  457. Studienanfänger oder Bewerbungen in Berlin bewältigt werden können.
  458. **** Gemeinsamer Runder Tisch von Hochschulen, öffentlichen Trägern, Lehrenden,
  459. Lernenden und Forschenden ****
  460. Es soll langfristig ein sogenannter Runder Tisch als öffentliches Forum
  461. enstehen, der Vertreter der Legislative in Berlin (Vertreter des
  462. Abgeordnetenhauses, der Ausschüsse), der Senatsverwaltung und
  463. Hochschulvertreter (Mitglieder der Kuratorien) regelmäßig zur Beratung und zum
  464. Austausch einlädt. Es sollten dabei alle Statusgruppen der Hochschulen
  465. gemeinsam mit Entscheidungsträgern von Hochschulen und des Landes eine
  466. gemeinsame Plattform finden.
  467. **** Bibliotheksgesetz für Berlin ****
  468. Die PIRATEN Berlin werden ein Bibliotheksgesetz in Berlin realisieren. Bei der
  469. Umsetzung orientieren wir uns am Gesetzesentwurf des Deutschen
  470. Bibliotheksverbandes.
  471. ***** Stadtentwicklung *****
  472. **** Berlin hat Charakter – Kiezcharakter ****
  473. Die PIRATEN Berlin begrüßen den Kiezcharakter, die bunte Vielfalt in dieser
  474. Stadt. Wir wollen diese erhalten und fördern, sehen sie aber bedroht von
  475. falschen politischen Impulsen. So haben sich die Förderrichtlinien des Landes
  476. Berlin zu lange auf die Schaffung von Privateigentum konzentriert - zu Lasten
  477. alteingesessener Mieter, die aus ihrem angestammten Kiez in die Randgebiete
  478. verdrängt wurden. Darüber hinaus hat auch die Objektförderung im sozialen
  479. Wohnungsbau nicht zu einer Entlastung des Berliner Wohnungsmarktes geführt. Wir
  480. fördern personenbezogen, für eine gesellschaftliche Teilhabe aller an der
  481. Vielfalt dieser Stadt. Wir wollen keine leeren Innenstädte, die von Zweit- und
  482. Drittwohnungen, sowie Gewerbeimmobilien geprägt sind. Wir schaffen ein
  483. lebendiges Berlin, das jedem Bewohner einen Platz zum Wohlfühlen bietet. Wir
  484. begehen neue Wege im Bau, im Erwerb und in der Nutzung von Wohnraum, in deren
  485. Mittelpunkt der Mensch steht.
  486. **** Mietergemeinschaften: Wir stärken die Mieter gegenüber
  487. Eigentümerinteressen. ****
  488. Wir gewährleisten Mietergemeinschaften Vorkaufsrecht beim Erwerb der von ihnen
  489. bewohnten Immobilien.
  490. Die Mitgliedschaft in einer Wohnungsgenossenschaft bzw. in einem
  491. Wohngemeinschaftsprojekt ist genauso finanziell zu fördern wie die ausreichende
  492. Versorgung der Berliner mit preiswertem Wohnraum. Wir werden die
  493. Förderungsrichtlinien derart flexibel gestalten, dass sie unabhängig vom
  494. gewählten Lebensmodell, Alter oder Zusammensetzung einer Wohngemeinschaft
  495. wirken. Insbesondere treten wir für generationsübergreifende Wohnmodelle ein.
  496. Eine direkte Bürgerbeteiligung an der Entscheidung ist für uns Voraussetzung
  497. für eine Veräußerung von Liegenschaften und Immobilien, die sich in Besitz des
  498. Landes Berlin befinden. Jedes Bieterverfahren ist vollkommen transparent und
  499. verständlich zu gestalten. Wir entwickeln die direkte demokratische Beteiligung
  500. der Bürger zu verbindlichen Instrumenten der kommunalen Politik.
  501. **** Kultureller Schutz der Zeugnisse der Geschichte Berlins ****
  502. Für den Erhalt von Bausubstanz und Wohnraum stellen Denkmalschutz und die
  503. Einrichtung von Sanierungsgebieten gangbare Möglichkeiten dar. Allerdings sind
  504. diese Mittel in der Regel nicht anwendbar auf Kiezcharakter, Wohnprojekte und
  505. Hausbesetzerkultur. Diese sehen wir jedoch als ebenso erhaltenswert an, da sie
  506. als historische Zeugnisse der Stadt wichtige Phasen ihrer Geschichte
  507. widerspiegeln. Wir setzten uns dafür ein, dass der Senator für Stadtentwicklung
  508. oder der jeweils zuständige Bezirksstadtrat einen konstruktiven und
  509. gleichberechtigten Dialog mit Hausbesetzern und anderen Beteiligten führt.
  510. Gemeinschaftsprojekte haben gute Aussicht auf erfolgreiche Einigung.
  511. Die PIRATEN Berlin verwerfen die sogenannte "Berliner Linie der Vernunft",
  512. wonach neu besetzte Häuser innerhalb von 24 Stunden wieder zu räumen sind. Zwar
  513. ist innerhalb dieser Bestimmung die Option vorgesehen, dass bereits besetzte
  514. Häuser nur nach Strafanzeige des Eigentümers und unter Zusicherung von
  515. Sanierungsmaßnahmen geräumt werden können. Doch entzieht sich die Überprüfung
  516. der Voraussetzung einer Sanierung des Objektes der Kontrolle der Stadt, wie
  517. verschiedene leer stehende Immobilien in betreffenden Bezirken gezeigt haben.
  518. **** Erhaltung von Freiflächen in Berlin ****
  519. Der Platz für Wohnen, Wirtschaft, Handel, Erholung und Verkehrsaufkommen steht
  520. in Berlin nicht unbegrenzt zur Verfügung. Wir setzen uns für einen
  521. verantwortungsvollen Umgang mit vorhandenem Grund und Boden ein. Unter
  522. Berücksichtigung der Interessen aller Berliner ist ein Gleichgewicht zwischen
  523. den jeweiligen Nutzungsformen herzustellen.
  524. **** Auf zu freien Ufern! ****
  525. Die Spree und die Havel dienen, wie auch die vorhandenen Seen, der Erholung
  526. aller Berliner. Wir sprechen uns für einen Erhalt der Zugänglichkeit der
  527. Uferzonen und gegen eine weitere Bebauung dieser aus. Die Nutzung von Uferzonen
  528. hat gesamtstädtischen Charakter, es ist allen Bewohnern der Stadt die
  529. Möglichkeit zur direkten Mitbestimmung und Information über die Nutzung dieser
  530. Flächen zu ermöglichen.
  531. **** Historische Verantwortung tragen - Mauerpark erhalten! ****
  532. Wir setzen uns für den Erhalt und die Nutzung der historischen Freiflächen
  533. entlang des Mauerstreifens unter gesamtstädtischen Aspekten ein. Gerade in
  534. diesen eng bebauten Stadtbezirken bieten die Freiflächen den Berlinern Raum zur
  535. Erholung und kulturelle Freiräume. Der Mauerpark ist historisch relevant.
  536. Deshalb wird mit uns der Mauerpark fertiggestellt und ausgebaut. Die Nutzung
  537. und Bebauung dieser Freiflächen wird unter Einbeziehung und Zustimmung der
  538. Bewohner der anliegenden Stadtbezirke stattfinden.
  539. ***** Verkehr & ÖPNV *****
  540. **** Stopp der Verfolgung von Schwarzfahrern ****
  541. Die PIRATEN Berlin lehnen die Strafverfolgung von Schwarzfahrern gemäß § 265a
  542. StGB ab. Nach Einschätzung des Berliner Vollzugsbeirats (BVB) sitzen 60 Prozent
  543. der Ersatzfreiheitsstrafer wegen Schwarzfahrens im Gefängnis. Das betrifft vor
  544. allem kranke und sozial unterprivilegierte Menschen: Alkoholiker,
  545. Drogenabhängige und Obdachlose. Die Inhaftierung dieser Menschen ist unhaltbar.
  546. Aus ökonomischer Sicht ist die Verfolgung von Schwarzfahrern für Berlin
  547. schädlich. Einem Schaden von im Durchschnitt 23,- € durch nicht gelöste Tickets
  548. stehen Verfahrens- und Inhaftierungskosten von zirka 6.000,- € pro Fall
  549. gegenüber. Daher muss allein aus wirtschaftlichen Gründen die Verfolgung von
  550. Schwarzfahrern abgeschafft werden. Wir werden im Abgeordnetenhaus und Bundesrat
  551. für die Abschaffung von §265a StGB eintreten. Zivilrechtliche Forderungen gegen
  552. Schwarzfahrer bleiben davon unberührt.
  553. **** Fahrscheinlose Nutzung ÖPNV zum Nulltarif ****
  554. *** Mobilität nach Einkommen – Nicht mit uns! ***
  555. Jedem, der sich in Berlin aufhält, ist, unabhängig vom Einkommen, die
  556. Möglichkeit an der Teilhabe am öffentlichen und kulturellen Leben zu gewähren.
  557. Die Mobilität bestimmt sich in Berlin durch den Individualverkehr und die
  558. Nutzung des ÖPNV. Wir werden mittelfristig eine unentgeltliche Nutzung des ÖPNV
  559. einführen, um das soziale Recht der Mobilität vom Einkommen des Einzelnen
  560. abzukoppeln.
  561. *** Mehr Lebensqualität in der Stadt ***
  562. Ein fahrscheinloser, gemeinschaftlich finanzierter ÖPNV kann einen weiteren
  563. Beitrag dazu leisten, den Individualverkehr in der Stadt weiter zu begrenzen
  564. und Berliner und die Gäste unserer Stadt auf die Nutzung des innerstädtischen
  565. Nahverkehrs umzulenken. Weniger Individualverkehr bedeutet weniger Lärm und
  566. Emissionen. Berlin benötigt weniger Parkflächen in der Innenstadt und gewinnt
  567. mehr nutzbare Freiräume.
  568. *** Service statt Kontrolle ***
  569. Die Umstellung des ÖPNV auf eine unentgeltliche Nutzung bedeutet keinen Verlust
  570. von Arbeitsplätzen. Statt die Fahrgäste zu kontrollieren, wird freiwerdendes
  571. Personal zur Verbesserung des Informationsservice eingesetzt. Fahrgäste werden
  572. wieder Gäste in den öffentlichen Verkehrsmitteln und sind keine potentiellen
  573. Schwarzfahrer mehr.
  574. *** Konzept statt Chaos ***
  575. Anhand eines Konzeptes zur Umsetzung eines fahrscheinlosen, unentgeltlichen
  576. ÖPNV, in dem die zu erwartenden Fahrgastzahlen, die hierzu benötigten
  577. Beförderungsmittel sowie deren Kosten transparent und nachvollziehbar
  578. darzustellen sind, werden wir dieses Anliegen prüfen. Hierzu rufen wir alle am
  579. ÖPNV beteiligten Unternehmen zur Teilnahme und Transparenz in der Aufstellung
  580. der benötigten Beförderungs- und Hilfsmittel sowie des einzusetzenden Personals
  581. auf, Konzepte für das Land Berlin zu erstellen. In den Konzepten sind die
  582. Anbindungen ins Brandenburger Umland zu berücksichtigen sowie der VBB in die
  583. Gestaltung einzubeziehen. Eine Erweiterung des unentgeltlichen, fahrscheinlosen
  584. ÖPNV auf das Brandenburger Umland ist wünschenswert, soweit dies sich nicht
  585. durchsetzen lässt, sind die Verträge des Landes Berlin mit dem VBB in
  586. tariflicher Hinsicht zu ändern.
  587. *** Gemeinschaftliche Finanzierung ***
  588. Die Finanzierung erfolgt über die Erhebung kommunaler Abgaben.
  589. **** Transparenz im ÖPNV - S-Bahn ****
  590. *** Transparenz leben - Verträge offen legen ***
  591. Berlin hat trotz erheblicher Zuschusszahlungen keinen direkten Einfluss auf die
  592. S-Bahn Berlin GmbH, von der ein erheblicher Teil des ÖPNV in Berlin betrieben
  593. wird. Ohne diesen Einfluss kann das Land Berlin seine Aufgabe, den ÖPNV zu
  594. gewährleisten, nicht erfüllen, wie die Krisen der letzten Jahre gezeigt haben.
  595. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die mit der S-Bahn-Berlin GmbH seitens des
  596. Landes Berlin geschlossenen Verträge offengelegt werden. Hierzu unterstützen
  597. wir das Anliegen der Initiative Berliner S-Bahn Tisch. Nur mit der Offenlegung
  598. aller Vereinbarungen und Anweisungen innerhalb der Deutschen Bahn und der
  599. Verträge mit dem Land Berlin ist eine lückenlose Aufklärung möglich. Daher
  600. werden wir gegenüber dem Bundesverkehrsministerium die Offenlegung sämtlicher
  601. Vereinbarungen der Deutschen Bahn AG und der DB Regio AG, die die S-Bahn in
  602. Berlin betreffen, beantragen.
  603. *** Klärung vorantreiben - Verantwortung übernehmen ***
  604. Durch die Offenlegung der Verträge sollen folgende Fragen geklärt werden:
  605. * Welche vertraglichen Verpflichtungen und welche Freiräume in der
  606. Entscheidung hat die S-Bahn-Berlin GmbH?
  607. * Wurden die Wartungsvorschriften lückenlos befolgt oder wurden
  608. Wartungsintervalle verlängert und so beim Erhalt des Furhparks gespart?
  609. * Stand genügend Personal, Material und Zeit für die Wartung der Triebwagen
  610. und der Züge zur Verfügung?
  611. * Haben die Arbeitsbedingungen bei der S-Bahn einen reibungslosen Betrieb
  612. der Stadtbahn gewährleistet?
  613. * Wurden Gewinne aus den Vorjahren der S-Bahn Berlin GmbH in Infrastruktur
  614. und Betrieb reinvestiert?
  615. * Wer trägt die Verantwortung für die Krisen in den Wintern 2009/2010 und
  616. 2010/2011?
  617. * Wurde Hinweisen Dritter und der Beschäftigten der S-Bahn-Berlin GmbH
  618. nachgegangen?
  619. * Gab es innerhalb der Deutschen Bahn AG Aufforderungen zu Einsparungen,
  620. die von der S-Bahn-Berlin GmbH zum Nachteil der Betriebsfähigkeit und der
  621. Fahrgäste umgesetzt wurden?
  622. Sämtliche Vorgänge, die zur Aufklärung des Sachverhalts des Versagens der
  623. Betriebsbereitschaft der S-Bahn Berlin GmbH, werden wir transparent und für
  624. jeden interessierten Bürger veröffentlichen. Davon ausgenommen ist die
  625. Veröffentlichung von Namen Beschäftigter unterhalb der Geschäftsleitungsebene
  626. der S-Bahn-Berlin GmbH und der Deutschen Bahn.
  627. *** Zukünftiges transparentes Verhalten - Kontrollfunktion ***
  628. Vereinbarungen zum Betrieb und zur Gewährleistung des ÖPNV werden zukünftig
  629. transparent gestaltet, beginnend mit der Ausschreibung, über die Vergabe und
  630. die letztendliche Vertragsgestaltung. Nebenangebote, die ein Hauptangebot
  631. ergänzen, legen wir ebenso vollständig bei Vergabe offen.
  632. **** Berliner S-Bahn in kommunale Hand ****
  633. Für die Erstellung eines gesamtstädtischen Konzeptes des ÖPNV und der Wahrnahme
  634. der hoheitlichen Aufgaben zur Gewährleistung eines reibungslosen ÖPNV sehen wir
  635. die Rekommunalisierung der Infrastruktur (Netz, Werkstätten und Stationen) der
  636. S-Bahn durch Übergabe vom Bund an das Land Berlin als erforderlich an.
  637. *** Gewinn auf Kosten der Fahrgäste und Beschäftigten – nicht mit uns! ***
  638. Im Zuge von Sparmaßnahmen, die der Gewinnoptimierung und dem Börsengang des
  639. Mutterkonzerns, der Deutschen Bahn, dienten, wurde die S-Bahn von den
  640. Betreibern an die Grenze der Betriebsfähigkeit gebracht. Hierbei wurde weder
  641. auf die Belange der Fahrgäste, noch auf die der Beschäftigten bei der S-Bahn
  642. und der Deutschen Bahn Rücksicht genommen. Öffentlicher Personennahverkehr ist
  643. Daseinsfürsorge und kein Mittel zur Erwirtschaftung von Gewinnen.
  644. *** Verantwortung tragen im Land Berlin ***
  645. Wir setzen uns für die direkte Übernahme der Verantwortung für die S-Bahn durch
  646. das Land Berlin und die Überführung der Geschäftstätigkeit in eine Anstalt
  647. öffentlichen Rechts ein. Andere Unternehmensstrukturen sehen wir aufgrund der
  648. Gewinnorientierung bzw. der Haftungsgrenzen als nicht geeignet an. Berlin muss
  649. sich seiner Verantwortung stellen und selbst die Aufgabe der Gewährleistung
  650. eines öffentlichen Personennahverkehrs übernehmen.
  651. **** Ablehnung des weiteren Ausbaus der A100 in den Innenstadtbereich ****
  652. *** Lebensqualität statt Transitverkehr durch die Innenstadt ***
  653. Die PIRATEN Berlin lehnen den weiteren Ausbau der A100 ab. Der Ausbau wirkt
  654. sich negativ auf die Lebensqualität des betroffenen Gebietes in den Bezirken
  655. Treptow-Köpenick und Friedrichshain aus. Die Weiterführung des
  656. Verkehrsaufkommens von der A100 in den Innenstadtbereich führt nicht zu einer
  657. Entlastung des Individualverkehrs, sondern zu einer Belastung durch vermehrte
  658. Staubildung in den Ab- und Auffahrtsbereichen als auch zur Erhöhung der Lärm-
  659. und Emissionsbelastung und verringert somit die Entwicklung des Gebietes zu
  660. einem attraktiven Wohngebiet.
  661. *** Mehr Straßen führen nicht ins Glück ***
  662. Die Verkehrspolitik vergangener Generationen, durch neue Verkehrswege
  663. Entlastung des Individualverkehrs zu schaffen, halten wir für überholt. Wir
  664. verfolgen den Weg, den Berlinern und den Besuchern unserer Stadt durch den
  665. Ausbau des ÖPNV Alternativen zum motorisierten Individualverkehr zu bieten.
  666. *** Bundesmittel für Erhalt und nicht für Neubau nutzen ***
  667. Den bereits für das Projekt bewilligte Etat werden wir in ein Alternativprojekt
  668. mit ähnlichem Nutzen einbringen. Wir sehen im Erhalt und Ausbau der sich
  669. teilweise in desolatem Zustand befindenden Bundesstraßen ( 1 - 2- 5 - 96 - 101)
  670. eine Alternative, wobei wir einen Ausbau der Fuß- und Radwege priorisieren.
  671. *** Mitbestimmung bei Verkehrsprojekten ***
  672. Wir unterstützen die Klage des BUND, des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg,
  673. privater Grundstückseigentümer und Gewerbetreibender gegen den
  674. Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau der A100 und werden eine prinzipielle,
  675. direkte und demokratische Beteiligung der Bürger an Verkehrsprojekten in
  676. Berlin, sowie die vollständige Transparenz über die seitens des Landes Berlin
  677. geführten Ausschreibungen, Verhandlungen und Vertragsabschlüsse zu
  678. Verkehrsprojekten umsetzen.
  679. ***** Bürgerrechte und Innenpolitik *****
  680. Die aktuelle Innenpolitik stellt den Bürger unter Generalverdacht. Wir sind
  681. nicht bereit, dies weiter hinzunehmen. Nicht Überwachung, sondern
  682. Verbrechensprävention und die Stärkung der Bürgerrechte müssen das Ziel sein.
  683. Überwachung erklärt jeden Passanten zum potentiellen Verbrecher. Aufklärung der
  684. Bevölkerung und der zielgerichtete Einsatz von Polizeibeamten schaffen mehr
  685. Sicherheit als jede Überwachungskamera es könnte.
  686. **** Individuelle Kennzeichnungspflicht für Polizei-Beamte ****
  687. Das Fehlverhalten einzelner Polizeibeamter schädigt immer wieder das Ansehen
  688. der Polizei insgesamt. Polizeibeamte müssen eine anlassbezogene individuelle
  689. Kennnummer tragen, um ihre persönlichen Handlungen nachvollziehen zu können.
  690. Wir sehen dies als Voraussetzung an, um Beschwerden Dritter über ungesetzliche
  691. Handlungen nachzugehen und Einsatzkräfte als Zeugen benennen zu können.
  692. **** Unabhängige Beschwerdestelle für Polizei-Übergriffe ****
  693. Für Beschwerden über Polizei-Übergriffe richtet die dafür zuständige
  694. Staatsanwaltschaft eine unabhängige Beschwerdestelle ein. Ihr wird für diese
  695. Aufgabe eine Task-Force von polizeilichen Ermittlungsbeamten zur Seite
  696. gestellt. Diese sollen dienstrechtlich der Staatsanwaltschaft zugeordnet sein
  697. und nicht aus dem Polizeidienst dieses Bundeslandes rekrutiert werden dürfen.
  698. Sie können stattdessen etwa aus der Bundespolizei oder der Polizei eines
  699. Nachbarlandes eingestellt werden. Die Beschwerdestelle ist auch zuständig, wenn
  700. sich Polizeibeamte im Dienst gemobbt oder diskriminiert fühlen.
  701. **** Berliner Versammlungsgesetz ****
  702. In den vergangenen Jahren wurden durch die Innenminister von Bund und Ländern
  703. immer wieder Einschränkungen des Versammlungsrecht vorgenommen. Für das
  704. Berliner Versammlungsgesetz sehen wir Änderungen vor, welche das Recht der
  705. Teilnehmer auf Versammlungsfreiheit stärken und anlasslose Kontrollen der
  706. Polizei von Demonstanten und Passanten ersatzlos abschaffen.
  707. *** Keine Überwachung und Dokumentation ***
  708. Die Aufzeichnung einer Versammlung durch die Polizei mit Kameras ohne konkrete
  709. Anhaltspunkte stellt einen Eingriff in das Recht auf informationelle
  710. Selbstbestimmung und in das Grundrecht der Versammlungsfreiheit dar.
  711. Dennoch filmt die Berliner Polizei friedliche Demonstrationen ohne konkreten
  712. Anlass. Wir lehnen Änderungen am Versammlungsgesetz ab, die der Polizei das
  713. Filmen von Versammlungen und das Speichern und Dokumentieren dieses
  714. Videomaterials erlauben.
  715. *** Mehr Freiheiten im Versammlungsrecht ***
  716. Unser Ziel ist ein Berliner Versammlungsgesetz mit folgendem Inhalt:
  717. * Aufnahmen von Bild und Ton durch Polizei, Behörden oder
  718. Sicherheitsdienste, sowie anlasslose Personenkontrollen dürfen nicht
  719. aufgrund von bloßen Vermutungen durchgeführt werden. Solche Maßnahmen
  720. dürfen nur stattfinden bei konkreten und tatsächlich nachvollziehbaren
  721. Anhaltspunkten, die auf eine erhebliche Gefahrensituation für die
  722. öffentliche Sicherheit und Ordnung hinweisen.
  723. * Auf Versammlungen vorgenommene Aufnahmen sind der Versammlungsleitung
  724. ohne Anforderung zur Verfügung zu stellen und zu veröffentlichen. Die
  725. betroffenen Personen sind umgehend zu informieren, zumindest jedoch die
  726. Versammlungsleitung mit Angabe des Aufnahmebereichs und Personenkreises.
  727. * Die Verwendung von Bild- und Tonmaterial zur Schulung von Polizei- und
  728. Sicherheitskräften bedarf der Zustimmung des gefilmten Personenkreises
  729. und der Versammlungsleitung.
  730. * Die Freiheit politischer Versammlungen ist nicht durch Vorgaben in der
  731. Verwendung von bestimmten Materialien und der Lautstärke einzuschränken.
  732. * Das Vermummungsverbot ist aufzuheben.
  733. * Über den Einsatz und die Anzahl ziviler Beamter ist die
  734. Versammlungsleitung zu informieren. Zusätzlich haben diese sich sich
  735. spätestens zu Beginn der Veranstaltung bei der Versammlungsleitung
  736. vorzustellen.
  737. **** Wir lehnen Überwachung im öffentlichen Raum ab ****
  738. Wir lehnen die Video-Überwachung im öffentlichen Raum ab. Sie stellt eine Art
  739. verdachtsunabhängige Ermittlung dar, die gegen die Bürgerrechte verstößt.
  740. Passanten werden durch Verletzung der Unschuldvermutung unter Generalverdacht
  741. gestellt.
  742. Technisch erforderliche Kameratechnik, die zum Beispiel der Sicherheit der
  743. Fahrgäste in öffentlichen Verkehrsmitteln beim Ein- und Aussteigen dient, ist
  744. zulässig, sofern weder Aufzeichnung noch Weiterleitung noch Auswertung dieser
  745. Daten erfolgt.
  746. *** Überwachung schafft keine Sicherheit ***
  747. Videoüberwachung schafft keine zusätzliche Sicherheit. Überwachungskameras
  748. gaukeln lediglich vor, dass in Notsituationen professionelle Hilfe in kürzester
  749. Zeit möglich sei und verhindern somit unter Umständen Zivilcourage.
  750. Videoüberwachung ist keine wirksame Präventionsmaßnahme. Vergehen oder
  751. Verbrechen werden lediglich aufgezeichnet. Als Maßnahme zur Deeskalation ist
  752. der gezielte Einsatz von Polizeibeamten und geschultem Sicherheitspersonal in
  753. gefährdeten Bereichen wirkungsvoller. Wenn öffentliche Bereiche permanent
  754. überwacht werden, finden die Dinge, die dadurch verhindert werden sollen, in
  755. Bereichen statt, die nicht überwacht werden.
  756. *** Überwachung schränkt die Freiheit ein ***
  757. Die Video-Überwachung in Berlin schränkt die persönliche Freiheit der Berliner
  758. und ihrer Gäste ein. Das Gefühl der ständigen Beobachtung vermittelt kein
  759. Gefühl der Sicherheit, sondern führt zu Ängsten aufgrund des eigenen
  760. "Fehlverhaltens" Repressalien ausgesetzt zu werden. Darüber hinaus belastet die
  761. ständige Kontrolle das Vertrauensverhältnis zwischen Bürger und Polizei.
  762. Die Wahrnehmung der Bürgerrechte, ob Versammlungsrecht oder Meinungsfreiheit,
  763. wird durch Überwachung des öffentlichen Raumes erschwert. Die Gesellschaft wird
  764. in den privaten, unbeobachteten Raum zurückgedrängt. Wir nehmen diese Ein- und
  765. Beschränkungen zur Teilnahme am öffentlichen und kulturellen Leben nicht hin,
  766. sondern setzen uns für die Abschaffung der Video-Überwachung im öffentlichen
  767. Raum ein.
  768. *** Überwachung führt zu gefährlichen Datenbergen ***
  769. Überwachungsmaßnahmen fallen unter die einschlägigen Datenschutzgesetze, sobald
  770. Maßnahmen die Möglichkeit zur Identifizierung von Personen bieten.
  771. Sämtliche Videoaufzeichnungen, die der Identifizierung von Personen dienen
  772. können und ohne konkreten Anlass erfolgt sind, müssen gelöscht werden. Sie
  773. dürfen nicht zur Speicherung, Auswertung oder Dokumentation an staatliche
  774. Behörden weitergeleitet oder herausgegeben werden. Durch Kombination mit
  775. digitalen Systemen zur Bilderkennung besteht die Möglichkeit, überwachte
  776. Personen automatisiert zu identifizieren (Biometrie). Gegen die Einführung
  777. einer solchen Praxis sprechen wir uns aus. Private Videoaufnahmen im
  778. öffentlichen Raum unterliegen der privaten Nutzung und können veröffentlicht
  779. werden.
  780. Speicherfristen sind kein wirksames Mittel, die Verletzung von
  781. Persönlichkeitsrechten zu heilen. Videoüberwachung erfolgt lautlos. Weder
  782. akustische noch optische Warnungen informieren die Passanten über die
  783. Aufzeichnungen durch Kameras. Eine Kontrolle durch die Passanten selbst ist
  784. nicht möglich.
  785. Die Überwachung des öffentlichen Raumes in Berlin muss enden. Sämtliche infolge
  786. der Videoüberwachung vorhandenen Datensammlungen werden unmittelbar gelöscht
  787. und private Sicherheitsdienste strenger von der Polizei kontrolliert.
  788. Alle Berliner Ermittlungsbehörden verzichten auf Zugriffe auf Material, das auf
  789. eine Überwachung ohne konkreten, nachvollziehbaren Anlass zurückzuführen ist.
  790. ***** Asyl- & Migrationspolitik *****
  791. Berlin ist eine Stadt, die von der Vielfalt der verschiedenen Kulturen,
  792. Weltanschauungen, Religionen und Lebensmodelle lebt. Viele Flüchtlinge jedoch,
  793. die gerade erst vor Krieg und Verfolgung aus ihrem Ursprungsland geflohen sind,
  794. sehen sich hier in Deutschland Repressalien und einem Alltag voller
  795. Diskriminierungen ausgeliefert. Aus unserem Verständnis einer offenen,
  796. solidarischen und demokratischen Gesellschaft heraus lehnen wir diese Art des
  797. Umgangs mit Flüchtlingen in Berlin und auf Bundesebene ab. Daher müssen alle
  798. Verfahrensweisen in der Asylpolitik uneingeschränkt auf den Prüfstand. Sofern
  799. die Entscheidungskompetenz nicht in die Landesebene fällt, sind Entscheidungen
  800. im Bundesrat vorzubereiten und anzuregen. Die Flüchtlinge selbst und die
  801. bereits in dieser Thematik erfahrenen Organisationen sind dabei in den Diskurs
  802. stärker einzubeziehen.
  803. **** Residenzpflicht abschaffen! ****
  804. Gerade in unserer Stadt, die Jahrzehnte lang geteilt war, ist das Bewusstsein
  805. der Freizügigkeit stark verankert. Die überwundene Spaltung unserer Stadt hat
  806. den Berlinern gezeigt, dass man an jeder Seite einer Grenze eingeschlossen und
  807. ausgeschlossen ist. Diese Art von Grenzen, die für die Bürger dieser Stadt und
  808. viele Gäste unserer Stadt überwunden sind, sind für Flüchtlinge im Rahmen der
  809. Residenzpflicht existent. Auch wenn diese Grenzen nicht sichtbar sind,
  810. schränken sie die Flüchtlinge in ihrem Menschenrecht auf Freizügigkeit ein.
  811. Die PIRATEN Berlin setzen sich für ein Ende der Residenzpflicht ein. Jedem
  812. Flüchtling, der in Berlin lebt, ist die Freizügigkeit innerhalb der
  813. Europäischen Gemeinschaft ohne Einschränkungen zu gewähren. Eine Einschränkung
  814. in der Wahl des Aufenthaltsortes ist nichts anderes als Inhaftierung in einem
  815. großflächigen Gefängnis. Die Möglichkeiten der Flüchtlinge, für ihre Rechte im
  816. Rahmen von Versammlungen einzutreten und an Treffen innerhalb von
  817. Organisationen teilzunehmen werden ebenso begrenzt wie familiäre und
  818. freundschaftliche Treffen.
  819. **** Grundrechte auf alle Menschen ausweiten! ****
  820. Wir nehmen die Diskriminierung von Flüchtlingen, die in ihrer Freizügigkeit,
  821. ihrer Selbstbestimmung, ihrer Meinungs- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt
  822. werden, nicht hin. Die Gewährung dieser Grundrechte wird nicht nur durch das
  823. Grundgesetz und die Landesverfassung bestimmt, die Rechte gehören zur Grundlage
  824. jeder demokratischen Gesellschaft. Gemeinsam mit allen Berlinern wollen wir den
  825. Flüchtlingen in unserer Stadt beweisen, dass Demokratie und Grundrechte sich
  826. nicht nur auf die Bürger eines Staates oder Landes beschränken, sondern alle in
  827. unserem Land lebenden Menschen einschließt.
  828. **** Lebenssituation von Flüchtlingen verbessern ****
  829. Als Maßnahmen zur Verbesserung der Lebenssituation von Asylsuchenden und
  830. geduldeten Flüchtlingen werden wir außerdem folgende Punkte umsetzen:
  831. * Eine individuelle Betrachtung der Fluchtgründe von Asylbewerbern, die
  832. sich an der konkreten politisch-gesellschaftlichen Situation des
  833. jeweiligen Heimatlandes bemisst und außerdem die langfristige Abschaffung
  834. der Drittstaatenregelung.
  835. * Die Verletzung des Rechts auf ein zügiges Verfahren gemäß Artikel 6 der
  836. Europäischen Menschenrechtskommission (EMRK) durch Verschleppung wird
  837. beendet.
  838. * Die Schaffung von Beratungen, unter welchen Umständen eine Rückkehr in
  839. das jeweilige Ursprungsland möglich wäre, sofern dies vom Antragssteller
  840. gewünscht ist, bzw. wie eine Integration in unsere Gesellschaft zu
  841. gestalten ist.
  842. * Eine Bleiberechtsregelung, die die gesamte Familie umfasst und die
  843. besondere Situation von Eltern und Kindern berücksichtigt.
  844. * Ein generelles Ende der Praxis der Abschiebehaft, gerade bei
  845. Minderjährigen.
  846. * Eine umfassende Bleiberechtsregelung für langjährig Geduldete und
  847. Erleichterungen, die deutsche Staatsangehörigkeit zu erlangen.
  848. * Das Ende der isolierenden Lagerpolitik.
  849. * Die Verbesserung der Unterbringungssituation von Flüchtlingen und den
  850. kostenfreien Zugang zu traditionellen und neuen Medien in
  851. Gemeinschaftsunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen.
  852. * Den gleichberechtigten Zugang zum Arbeitsmarkt und die weiterreichende
  853. Anerkennung von Qualifikationsnachweisen aus dem Heimatland, sowie
  854. Maßnahmen zur Weiterbildung, um die Integration auf dem Arbeitsmarkt zu
  855. erleichtern.
  856. * Die Abschaffung diskriminierender Sondergesetze wie des
  857. Asylbewerberleistungsgesetzes.
  858. ***** Suchtpolitik *****
  859. **** Konsumentenjagd beenden, konsequente Vorsorgepolitik starten ****
  860. Die sozialen und kulturellen Besonderheiten der Großstadt Berlin ermöglichen
  861. es, gesellschaftliche Probleme quasi unter der Lupe zu betrachten. Dies gilt
  862. insbesondere für den Umgang mit Rauschmitteln und ihren Konsumenten. Die
  863. PIRATEN Berlin werden dies nutzen, um in Berliner Modellversuchen neue
  864. drogenpolitische Lösungen für das ganze Land zu etablieren. Unser Ziel ist es,
  865. mit einer pragmatischen Suchtpolitik Schaden von der Gesellschaft abzuwenden.
  866. Die ersten Schritte dieses Weges können und werden wir in der kommenden
  867. Legislaturperiode gehen.
  868. **** Problembewusstsein stärken, riskanten Konsum verhindern ****
  869. Der beste Schutz vor Abhängigkeitserkrankungen ist ein intaktes soziales
  870. Umfeld. Wir wollen Eltern dabei unterstützen, ihren Kindern einen risikoarmen
  871. Umgang mit Rauschmitteln zu vermitteln. Flankierend werden wir den
  872. Ethikunterricht an Berliner Schulen um ein Modul erweitern, das den Gebrauch
  873. bewusstseinsverändernder Substanzen im historischen und psychosozialen Kontext
  874. erarbeitet. Ziel des "Rauschkunde"-Unterrichts ist es, Jugendlichen Werkzeuge
  875. zur Selbstkontrolle aufzuzeigen. Diese Präventionsarbeit in Schulen kann nur
  876. gelingen, wenn vom Abstinenzdogma abgerückt wird, da diese Haltung gerade für
  877. junge Menschen unglaubwürdig ist. Wir werden die Senatsmittel für
  878. niedrigschwellige Hilfsangebote in der Suchthilfe deutlich aufstocken. Die
  879. therapeutische Arbeit wird dabei legale Rauschmittel und nichtstoffgebundene
  880. Süchte gleichberechtigt einschließen, da von ihnen ebenfalls große Gefahren für
  881. die Gesellschaft und den Süchtigen ausgehen.
  882. **** Konsumenten schützen, Gesundheitsschäden minimieren ****
  883. Wir glauben, dass eine "drogenfreie Gesellschaft" unmöglich ist. Statt die
  884. begrenzten Mittel für die vergebliche Jagd auf Konsumenten zu verschwenden,
  885. werden wir jene, die Rauschmittel nutzen, umfassend vor Gesundheitsrisiken
  886. schützen. Das Wissen um Wirkstoff und Beimengungen ist Grundlage risikoarmen
  887. Drogengebrauchs. Wir werden deshalb ein "Drugchecking"-Programm etablieren, das
  888. Konsumenten mit diesen mitunter lebensrettenden Informationen versorgt. Als
  889. ersten Schritt werden wir die Resultate der Drogentests des Landeskriminalamtes
  890. in On- und Offlinedatenbanken für Jedermann verfügbar machen.
  891. Die PIRATEN Berlin setzen sich dafür ein, das Urteil des
  892. Bundesverfassungsgerichtes zur Entkriminalisierung des gelegentlichen Konsums
  893. von Drogen zu nutzen, um Polizei und Staatsanwaltschaft von zehntausenden
  894. Verfahren zu entlasten. Dazu werden wir die Regelung zur "Geringen Menge" von
  895. Ausnahmetatbeständen befreien und derart neu formulieren, dass Verfahren
  896. frühzeitig eingestellt werden können.
  897. Illegal gehandelte Cannabisprodukte sind immer häufiger mit Beimengungen
  898. verunreinigt, deren Gesundheitsgefahren die des Cannabis übersteigen. Wir
  899. werden deshalb einen Modellversuch zur legalen Eigenversorgung mit
  900. Cannabisprodukten nach dem Vorbild der spanischen "Cannabis Social Clubs"
  901. starten. Darüber hinaus setzen wir uns für eine bundesweite Legalisierung der
  902. Hanfpflanze ein.
  903. **** Schwerstabhängigen konsequent helfen, Begleiterkrankungen verhindern ****
  904. Es ist unverständlich, dass das Land Berlin die vom Bundestag ermöglichte
  905. Echtstoffabgabe von Heroin an Schwerstabhängige noch immer nicht umgesetzt hat.
  906. Dies werden wir ändern. Sucht kennt keine Öffnungszeiten. Wir werden die
  907. Berliner Fixerstuben deshalb mit Mitteln ausstatten, die eine bedarfsgerechte
  908. Arbeit jenseits klassischer Bürozeiten ermöglichen. Darüber hinaus werden wir
  909. das Konzept "Hilfe durch Drogenkonsumräume" auf andere Substanzen erweitern.
  910. Dies wird das frühzeitige Erkennen neuer Rauschtrends ermöglichen und
  911. Problemkonsumenten die Scheu vor Hilfsangeboten nehmen.
  912. Die bisherige, repressive Drogenpolitik hat die Suchtprobleme der Gesellschaft
  913. in die Gefängnisse verlagert. Die Ausstattung der Justizvollzugsanstalten mit
  914. suchttherapeutischen Angeboten hinkt dieser Entwicklung hinterher. Wir werden
  915. diesen Missstand beseitigen und setzen uns für Spritzenautomaten und
  916. Herointherapie in Gefängnissen ein.
  917. **** Bestehende Netzwerke nutzen, gemeinsam Zukunft gestalten ****
  918. Die PIRATEN Berlin streben die Zusammenarbeit mit allen gesellschaftlichen
  919. Gruppen an, die sich vorurteilsfrei mit dem Konsum von Genussmitteln und dessen
  920. Folgen auseinandersetzen. Gemeinsam werden wir eine Suchtpolitik erarbeiten,
  921. die riskanten Drogengebrauch verhindert, echten Jugend- und Verbraucherschutz
  922. ermöglicht und überdies die Rechte von Nichtkonsumenten schützt.
  923. ***** Wirtschafts- & Sozialpolitik *****
  924. **** Mindestlohn und Grundeinkommen ****
  925. Die PIRATEN Berlin werden kurzfristig einen bundesweiten gesetzlichen
  926. Mindestlohn durchsetzen und setzen sich mittelfristig für ein Grundeinkommen
  927. ein. Dieses Grundeinkommen wird allen Bürger mit ständigem Wohnsitz und
  928. unbefristetem Aufenthaltsrecht in Deutschland ohne weitere Bedingungen zur
  929. Verfügung gestellt. Langfristig soll das Grundeinkommen in gleicher Weise
  930. existenzsichernd sein, wie der gesetzliche Mindestlohn und ihn schrittweise
  931. ablösen.
  932. **** Für Nachhaltigkeit, Transparenz und Kreativität in der Berliner Wirtschaft
  933. ****
  934. Wir setzen uns für eine nachhaltige, ökologische Wirtschaftspolitik ein, die
  935. die Potenziale in Kultur, Wissenschaft, Gesundheit, Umwelt und Bildung
  936. ausschöpft.
  937. **** Daseinsfürsorge und Sicherung der Infrastruktur in kommunale Verantwortung
  938. übertragen ****
  939. Wir werden die Aufgabe der Sicherung der Infrastruktur zurück in kommunale und
  940. staatliche Verantwortung übertragen. Die Privatisierung von Diensten, wie Gas-,
  941. Strom- und Wasserversorgung, sowie Abwasserbehandlung lehnen wir ab. Das
  942. Wahrnehmen der Aufgaben zur Daseinsfürsorge und Sicherung der Infrastruktur
  943. stärkt die Strukturen der Gesellschaft. Wir unterstützen daher das Anliegen des
  944. Berliner Wassertisches, die Rückabwicklung der Verträge zur Teilprivatisierung
  945. der Berliner Wasserbetriebe umzusetzen. Vor einer Rückübertragung sind die
  946. zwischen dem Land Berlin und RWE abgeschlossenen Verträge im Detail zu prüfen.
  947. Bereits jetzt wurde festgestellt, dass die Verträge eine zeitlich unbegrenzte
  948. Gewinngarantie aufweisen. Einen Rückkauf seitens des Landes Berlin lehnen wir
  949. unter diesen Bedingungen vor Abschluss der Prüfung der Verträge und ihrer
  950. Auswirkungen ab.
  951. **** Kreativwirtschaft braucht Urbanität ****
  952. Die freie Kulturszene, unabhängige Labels, Multimediaunternehmen oder die
  953. Modeszene stehen für die Vielfalt und Kreativität Berlins. Sie haben eine
  954. Anziehungskraft, die weit über die nationalen und europäischen Grenzen wirkt.
  955. Die PIRATEN Berlin setzen sich für eine stabile Förderstruktur von Kunst und
  956. Kultur ein. Diese soll sich an die freie Kulturszene, Gründer und
  957. Kulturinstitutionen richten. Beispielsweise sollen ihnen Raum und Freiflächen
  958. zur Verfügung gestellt werden. Wir werden leer stehende Gebäude, die sich im
  959. Besitz der Stadt Berlin befinden, mit Kunst und Kultur beleben, um
  960. Kulturschaffenden und Unternehmensgründern eine Existenzgrundlage zu geben.
  961. **** Transparenz belebt den Wettbewerb ****
  962. Wir setzen uns für eine transparente Vergabe von öffentlichen Aufträgen ein.
  963. Nur so kann Korruption verhindert und faire Bedingungen für alle Wettbewerber
  964. garantiert werden. Eines unserer Grundanliegen ist die Umsetzung der Prinzipien
  965. von OpenGovernment, also den freien Zugang auf öffentliche Daten zu gewähren.
  966. Wir unterstützen daher den S-Bahn-Tisch Berlin bei dem Anliegen, mittels
  967. Volksbegehren die Offenlegung der Verträge zwischen dem Land Berlin und der S-
  968. Bahn-Berlin GmbH zu erreichen.
  969. **** Keine Zwangsmitgliedschaft in der IHK ****
  970. Wir werden über den Bundesrat darauf hinwirken, dass die Zwangsmitgliedschaft
  971. für Unternehmer in der IHK unverzüglich bundesweit verboten wird. Die IHK ist
  972. kein staatliches Organ, sie ist keine staatliche Verwaltung und sie ist eine
  973. intransparente Organisation, die politisch und meinungsbildend aktiv ist.
  974. **** Kernspaltungsfreie Energie in Berlin ****
  975. Die PIRATEN Berlin setzten sich für die unverzügliche Stilllegung aller
  976. Atomkraftwerke und den Ausstieg aus der Kernspaltungstechnologie zum Zweck der
  977. Energieerzeugung ein. Der Ausstiegsbeschluss des Deutschen Bundestages vom 30.
  978. Juni 2011 ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Zu seiner Umsetzung
  979. fordern die PIRATEN Berlin ab 2012 mindestens ein Atomkraftwerk pro Jahr still
  980. zu legen. Hierfür werden wir uns auch im Bundesrat einsetzen, um einen
  981. reibungslosen Übergang zur Energieerzeugung ohne Kernspaltung bis spätestens
  982. 2020 zu ermöglichen. Um eine flächendeckende und lückenlose Energieversorgung
  983. Berlins und Deutschlands sicherzustellen, setzen sich die Piraten Berlin für
  984. eine Förderung von regenerativen Energieformen und dezentralen
  985. Erzeugungsnetzwerken ein.
  986. ***** Bürgerschaftliches Engagement *****
  987. Bürgerschaftliches Engagement zeichnet sich durch Freiwilligkeit aus. Als
  988. Anreiz dient der Idealismus des Einzelnen und die Fähigkeit andere für eine
  989. Mitarbeit zu begeistern. Jedes System, welches bürgerschaftliches Engagement
  990. untereinander vergleicht, widerspricht dem Prinzip, dass jeder Anerkennung
  991. verdient, der etwas Sinnvolles umsetzt, das anderen zugute kommt und das die
  992. Gemeinschaft und die Verbundenheit zwischen den Menschen stärkt. Bürgerliches
  993. Engagement darf nicht im Wettbewerb zueinander stehen.
  994. Wir wollen, dass das freiwillige Engagement mehr in der Öffentlichkeitsarbeit
  995. des Landes Berlins und der Bezirke gewürdigt wird, um die Möglichkeiten zur
  996. Beteiligung einer breiten Masse der Bevölkerung nahezubringen und die
  997. Vernetzung von gleichgesinnten Freiwilligen, Verbänden und Vereinen zu
  998. unterstützen.
  999. Der Stellenwert des Einzelnen in der Gesellschaft darf sich nicht länger nur am
  1000. beruflichen Erfolg oder an seinem Wohlstand messen lassen. Freiwilliges
  1001. Engagement ist gleichwertig zu berücksichtigen. Die freiwillig und ehrenamtlich
  1002. Tätigen sind für ihre persönlich erbrachten Leistungen zu würdigen.
  1003. Bürgerliches Engagement ersetzt nicht den Sozialstaat. Das Land Berlin darf
  1004. sich nicht aus seiner Verantwortung für die Bürger der Stadt mehr und mehr
  1005. zurückziehen und es den Freiwilligen überlassen, notwendige Leistungen zu
  1006. erbringen, um Kosten zu sparen.
  1007. Wir wollen anhand der nachfolgenden Maßnahmen den Stellenwert aller
  1008. ehrenamtlich Tätigen erhöhen:
  1009. * Ausbau und Verbesserung der Rahmenbedingungen für bürgerschaftliches
  1010. Engagement, für Netzwerke und selbstorganisierte Zusammenschlüsse.
  1011. * Organisation monatlicher Treffen, in denen Möglichkeiten des
  1012. bürgerschaftlichen Engagements in allen gesellschaftlichen Bereichen
  1013. vorgestellt werden, durch die Bezirksämter und den Senat. Den Bürgerinnen
  1014. und Bürgern muss der Zugang zu Informationen von Verwaltungen und
  1015. Verbänden erleichtert und ermöglicht werden. Dabei können insbesondere
  1016. die elektronischen Medien stärker genutzt werden. Die Möglichkeiten der
  1017. Bürger zur direkten Information und direkten Beteiligung insbesondere im
  1018. Netz sind auszubauen.
  1019. * Jeder Schüler hat einmal im Jahr die Möglichkeit, einen Schultag lang ein
  1020. Ehrenamt seiner Wahl unabhängig von den eigenen Engagements in Vereinen
  1021. und Netzwerken auszuüben. Hierzu werden in Zusammenarbeit mit den Schulen
  1022. ortsansässige Vereine, Netzwerke, Zusammenschlüsse etc. aufgerufen, den
  1023. Schülern ihrer Altersklasse entsprechende Angebote und Informationen zur
  1024. Verfügung zu stellen. Dieser Ehrenamtstag könnte z.B. im Rahmen des
  1025. Ethikunterrichts vorbereitet werden.
  1026. * Ausbau, Stabilisierung und finanzielle Förderung von speziellen
  1027. Infrastruktureinrichtungen wie Freiwilligenagenturen, kommunalen
  1028. Bürgerbüros, Beratungs- und Selbsthilfekontaktstellen.
  1029. * Freiwillige sind in die Lage zu versetzen, Familienleben, Erwerbsleben
  1030. und bürgerschaftliches Engagement besser miteinander vereinbaren zu
  1031. können.
  1032. o Etablierte Organisationen der Interessenvermittlung müssen sich wie
  1033. die Piratenpartei in Richtung Bürgergesellschaft öffnen, diese zum
  1034. gemeinsamen Wirken einladen und nicht für Bürger planen und
  1035. entscheiden. Transparenz schafft Vertrauen, Vertrauen schafft
  1036. Anerkennung und damit auch den Anreiz zur Mitarbeit.
  1037. o Grundlegend gestärkte Selbstverwaltung der Bezirke - diese führt zu
  1038. kurzen Entscheidungswegen und der Möglichkeit direkter finanzieller
  1039. Unterstützung.
  1040. o Vernetzung der Möglichkeiten des bürgerschaftlichen Engagements,
  1041. die einen Erfahrungsaustausch ermöglichen und Kräfte bündeln
  1042. können.
  1043. ***** Geschlechter-& Familienpolitik *****
  1044. Die Piratenpartei steht für eine zeitgemäße Geschlechter- und Familienpolitik.
  1045. Diese basiert auf dem Prinzip der freien Selbstbestimmung über Angelegenheiten
  1046. des persönlichen Lebens. Die Piraten setzen sich dafür ein, dass Politik der
  1047. Vielfalt der Lebensstile gerecht wird. Jeder Mensch muß sich frei für den
  1048. selbstgewählten Lebensentwurf und für die individuell von ihm gewünschte Form
  1049. gleichberechtigten Zusammenlebens entscheiden können. Das Zusammenleben von
  1050. Menschen darf nicht auf der Vorteilnahme oder Ausbeutung Einzelner gründen.
  1051. **** Freie Selbstbestimmung von geschlechtlicher und sexueller Identität bzw.
  1052. Orientierung ****
  1053. Die Piratenpartei steht für eine Politik, die die freie Selbstbestimmung von
  1054. geschlechtlicher und sexueller Identität bzw. Orientierung respektiert und
  1055. fördert. Fremdbestimmte Zuordnungen zu einem Geschlecht oder zu
  1056. Geschlechterrollen lehnen wir ab. Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der
  1057. Geschlechterrolle, der sexuellen Identität oder Orientierung ist Unrecht.
  1058. Gesellschaftsstrukturen, die sich aus Geschlechterrollenbildern ergeben, werden
  1059. dem Individuum nicht gerecht und sind zu überwinden.
  1060. Die Piratenpartei lehnt die Erfassung des Merkmals “Geschlecht” durch
  1061. staatliche Behörden ab. Übergangsweise kann die Erfassung seitens des Staates
  1062. durch eine von den Individuen selbst vorgenommene Einordnung erfolgen.
  1063. **** Freie Selbstbestimmung des Zusammenlebens ****
  1064. Die Piraten bekennen sich zum Pluralismus des Zusammenlebens. Politik muss der
  1065. Vielfalt der Lebensstile gerecht werden und eine wirklich freie Entscheidung
  1066. für die individuell gewünschte Form des Zusammenlebens ermöglichen. Eine bloß
  1067. historisch gewachsene strukturelle und finanzielle Bevorzugung ausgewählter
  1068. Modelle lehnen wir ab.
  1069. **** Freie Selbstbestimmung und Familienförderung ****
  1070. Die Piratenpartei setzt sich für die gleichwertige Anerkennung von
  1071. Lebensmodellen ein, in denen Menschen füreinander Verantwortung übernehmen.
  1072. Unabhängig vom gewählten Lebensmodell genießen Lebensgemeinschaften, in denen
  1073. Kinder aufwachsen oder schwache Menschen versorgt werden, einen besonderen
  1074. Schutz. Unsere Familienpolitik ist dadurch bestimmt, dass solche
  1075. Lebensgemeinschaften als gleichwertig und als vor dem Gesetz gleich angesehen
  1076. werden müssen.
  1077. ***** Staat & Religion *****
  1078. Freiheit und Vielfalt der kulturellen, religiösen und weltanschaulichen
  1079. Einstellungen kennzeichnen die modernen Gesellschaften. Diese Freiheiten zu
  1080. garantieren, ist Verpflichtung für das Staatswesen. Dabei verstehen wir unter
  1081. Religionsfreiheit nicht nur die Freiheit zur Ausübung einer Religion, sondern
  1082. auch die Freiheit von religiöser Bevormundung. Wir erkennen und achten die
  1083. Bedeutung, die individuell gelebte Religiosität für den einzelnen Menschen
  1084. erlangen kann.
  1085. Die weltanschauliche Neutralität des Staates herzustellen, ist daher eine für
  1086. die gedeihliche Entwicklung des Gemeinwesens notwendige Voraussetzung. Ein
  1087. säkularer Staat erfordert die strikte Trennung von religiösen und staatlichen
  1088. Belangen; finanzielle und strukturelle Privilegien einzelner
  1089. Glaubensgemeinschaften, etwa im Rahmen finanzieller Alimentierung, bei der
  1090. Übertragung von Aufgaben in staatlichen Institutionen und beim Betrieb von
  1091. sozialen Einrichtungen, sind höchst fragwürdig und daher abzubauen. Im Sinne
  1092. der Datensparsamkeit ist die Erfassung der Religionszugehörigkeit durch
  1093. staatliche Stellen aufzuheben, ein staatlicher Einzug von Kirchenbeiträgen kann
  1094. nicht gerechtfertigt werden.
  1095. ***** Kunst- & Kulturpolitik *****
  1096. Wie ein demokratisches Gemeinwesen verfasst ist, wird treffend durch die Worte
  1097. Friedrich Schillers beschrieben: „Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit.“
  1098. Durch die Kulturförderung werden nicht nur die Kreativen geschützt, sondern
  1099. auch unsere Haltung und Freiheitsrechte. Eine verantwortliche, transparente,
  1100. anregende und nachhaltig gestaltende Kulturpolitik kräftigt eine
  1101. zukunftsorientierte, vielfältige und humane Gesellschaft. Diese Politik muss
  1102. die notwendigen Rahmenbedingungen für eine freie Entfaltung von Kunst und
  1103. Kultur schaffen – sie darf diese nicht bewerten oder vereinnahmen.
  1104. Die kulturelle Freizügigkeit, der subversive Charakter und die Vielfalt Berlins
  1105. sollen durch geförderten Freiraum und einer Verhältnismäßigkeit bei der Wahrung
  1106. der Rechte der Anwohner verteidigt werden. Behörden sollen ihre
  1107. Ermessensspielräume nutzen, um zugunsten von Kunst- und Kulturinitiativen zu
  1108. entscheiden. Das Kulturleben Berlins soll sich auch als Wirtschaftsfaktor und
  1109. Vernetzungsplattform lebendig weiterentwickeln.
  1110. Kulturentwicklungsplanung ist vielschichtig und muss die kulturelle Bildung,
  1111. Betätigung und Mitwirkung des Bürgers sowie die Künste und die Kulturwirtschaft
  1112. aufeinander abstimmen und die dafür notwendigen Ressourcen und Verfahren
  1113. definieren. Die Piratenpartei ist bestrebt, die Förderstruktur von Kunst und
  1114. Kultur möglichst stabil zu halten. Bei einzelnen Sparten sollte auch in
  1115. Wirtschaftskrisen nicht so stark gekürzt werden, dass ihre jeweilige Existenz
  1116. gefährdet ist, denn im Gegensatz zu materiellen Werten kann eine verlorene
  1117. kulturelle Infrastruktur nur langsam wieder aufgebaut werden.
  1118. Der Zugang zu Kultureinrichtungen muss für alle Gesellschaftsschichten offen
  1119. gehalten werden, damit diese Institutionen gesellschaftlich verankert sind.
  1120. Desweiteren müssen größtenteils öffentlich finanzierte Einrichtungen auch für
  1121. die Bevölkerung zugänglich sein.
  1122.  
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