Bocholt - Messerstecher von Bocholt muss elf Jahre in Haft

Messerstecher von Bocholt muss elf Jahre in Haft

Münster/Bocholt - Er wollte einem Bekannten helfen, und bezahlte dafür mit seinem Leben: Sieben Monate nach dem gewaltsamen Tod eines Kneipengastes in Bocholt ist der Täter am Mittwoch vom Schwurgericht Münster zu elf Jahren Haft verurteilt worden.

Sieben Monate nach einer tödlichen Messerstecherei in einem Billardcafé in Bocholt hat das Schwurgericht in Münster gestern den Täter wegen Totschlags zu elf Jahren Haft verurteilt. Die Richter sahen es am Ende eines Indizienprozesses als erwiesen an, dass der 36-jährige Deutsch-Türke im Oktober mit mehreren Bekannten in die Kneipe gestürmt war, um sich am Wirt zu rächen. Dabei stellte sich ihm ein 26-jähriger Bekannter des Wirtes entgegen und wollte vermitteln. Diesen Freundschaftsdienst bezahlte er mit dem Leben. Die Verteidiger hatten gestern auf Freispruch aus Mangel an Beweisen plädiert, der Staatsanwalt forderte 13 Jahre Haft.

Der Angeklagte hatte während der sechs Verhandlungstage kein Wort gesagt. Er schwieg zur Tat ebenso wie zu seinem Lebenslauf und ließ sich auch von psychiatrischen Gutachtern nicht untersuchen. So mussten über 40 Zeugen und Sachverständige gehört werden, ehe das Gericht die Tat als geklärt ansah.

Demnach hatte der 36-jährige Deutsch-Türke in der Nacht zuvor wegen eines Rauchverbots in dem Billardcafé Streit mit dem Wirt gehabt. Er prügelte sich, flog aus der Kneipe und kam in Polizeigewahrsam. Am nächsten Abend sammelte er fünf Verwandte und Bekannte um sich und kam mit diesem "Sturmtrupp", so der Staatsanwalt, zurück in die "Pool Hall". Das 26-jährige Opfer versuchte zu schlichten und wurde von vier Messerstichen niedergestreckt. Wenig später starb er im Krankenhaus.

Obwohl mehrere Zeugen nicht aussagten oder nach Überzeugung des Gerichts "aus Angst" ihre Aussage widerriefen, war die Kammer am Ende überzeugt, dass der Angeklagte aus "nichtigem Anlass mit großer Brutalität" tötete.