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- Moin,
- aus meiner Sicht werden die Probleme hier allgemein erkannt und
- beaduert, aber die Lösungsvorschläge scheinen mir allesamt falsch zu
- sein, ein dahinführender Weg wird erst gar nicht thematisiert.
- Die Anzahl der Kapitel unseres Programms ist weitgehend irrelevant, wie
- (inzwischen oft zum Glück) auch deren Inhalt.
- Faktisch sind wir nicht weiß und nicht schwarz sondern grau. Daraus
- abzuleiten, die Beliebigkeit sei die Lösung ist falsch.
- Unsere Identität als Piratenpartei ist keineswegs beliebig. Sie beruht
- auf den grundlegenden Überlegungen, die seit 2006 nicht an Wichtigkeit
- verloren haben. Außenstehende würden sagen, wir sind eine
- Wertegemeinschaft und können auch nur als Wertegemeinschaft existieren,
- wenn wir nicht ein Zombiepferd reiten wollen.
- Werte beschränken sich nicht auf Kernthemen.
- Ich persönlich verstand und verstehe die Werte und Ziele der Piraten als
- solche wie Humanismus, das Ermöglichen eines selbstbestimmten Lebens in
- einer freiheitlichen und gemeinwohlorientierten Gesellschaft, die
- Gestaltung einer Informationsgesellschaft, die nicht eine
- Überwachungsgesellschaft ist, sowie eine sinnvolle, echt demokratische
- Machtausübung (im Ggs. zu Globalismus und Postdemokratie).
- Die Partei sollte sich m.E. als Parteiflügel dieser Wertegemeinschaft
- verstehen und auch so agieren.
- Das tut sie derzeit in meinen Augen nicht und das auch noch oft schlecht.
- Das Problem der von mir skizzierten Werte ist, dass die so fast jeder
- unterschreiben würde, für den einen heisst das BGE, für den anderen
- grade eben nicht.
- Die einzig wichtige programmatische Arbeit der Gesamtpartei besteht
- daher eigentlich darin, diese Werte bis zu einem gewissen Grad (!) zu
- konkretisiern, insbesondere dort, wo es zu konträren Interpretationen
- kommt. Beim Auffinden solcher Konflikte sollte auch nicht ausschließlich
- eine Kampfabstimmung als Lösung gesucht werden, sondern es muß auch
- explizit ein geordneter Dissenz ermöglicht werden.
- Das wäre Punkt1: Weiterentwicklung der Gesamtpartei als Wertegemeinschaft.
- Damit ist übrigens gerade nicht gemeint, dass bundesweit alle Mitglieder
- permanent über folgenlose Detailfragen abstimmen, ich halte das Arbeiten
- an diesem Pseudo-Ziel nach wie vor für kontraproduktiv und ablenkend.
- Eine Teilaufgabe der Weiterentwicklung der Wertegemeinschaft ist
- übrigens auch die permanente Vermittlung dieser Werte an Neumitglieder
- (insbesondere über die lokalen Teilgliederungen). Dies sollte ruhig
- zentral koordiniert sein, ohne aber die Details top-down zu regeln.
- Parteiflügel einer Wertegemeinschaft zu sein bedeutet für mich zweierlei:
- Zum einen habe sich Amts- und Mandatsträger diesen Zielen unterzuordnen
- _und entsprechend Prioritäten zu setzen_.
- Ich würde mir beispielsweise wünschen, dass unsere 20
- Landtagsabgeordneten in NRW mal den Kopf heben und ihre Tätigkeit anhand
- dieses Ziels neu bewerten.
- Aus meiner Sicht versucht man viel zu stark, 'ein guter Abgeordneter zu
- sein', vielleicht weil man sich auf einmal mehr dem deutschen Volke als
- der Piratenpartei verantwortlich fühlt. Das mag ein ehrenwerter Gedanke
- sein, aber er ist pathetisch und tatsächlich auch falsch. Solange man
- nicht in der Regierung sitzt, nützt man im jetzigen Parteiensystem dem
- wählenden Volk eben am meisten, wenn man die Partei vertritt, deren
- Werte gewählt wurden. M.a.W. die Wähler wollen von Euch nicht primär,
- dass ihr viel Kleinaufwand im Bau-, Schul- oder sonstwas Ausschuß
- leistet, sondern die wollen, dass ihr vorrangig die Werte der
- Piratenpartei in den Politikbetrieb einbringt.
- Ich fände es besser wenn sich 15 der 20 Abgeordneten in NRW mal 2 Monate
- mit einem Vorstoß zur Abschaffung der allgemeinen Meldepflicht
- beschäftigen würden (um mal ein provokantes aber produktives Thema der
- allgemeinen Überwachung als Beispiel zu benutzen),
- als dass diese 15 brav in ihren von anderen dominierten Ausschüssen die
- Begleitmusik spielen.
- Die Landtagsmandate sind derzeit die mit Abstand wichtigsten Pfunde, die
- wir uns in langen Jahren Kärrnerarbeit erkämpft haben und sie laufen in
- wenigen Jahren ab. Wir können uns nicht den Luxus der anderen Parteien
- leisten und darauf vertrauen, dass wir auch in der nächsten Runde mit am
- Tisch sitzen.
- Zum zweiten bedeutet Parteiflügel einer Wertegemeinschaft zu sein, dass
- man weder die gesamte Wertegemeinschaft für sich reklamiert noch dass
- man die Partei als alleiniges Werkzeug für jegliche Bedürfnisse der
- Wertegemeinschaft benutzt.
- Viele haben inzischen erkannt, dass eine Partei eine Zweckgemeinschaft
- ist und kein Freundeskreis.
- Wir haben aber leider im Bestreben, offen zu sein, auch viele Leute
- eingeladen, die unsere Werte gar nicht teilen, oder die meinen, dass
- allgemeine Beteiligung auch bedeutet, dass man machen könne was man
- wolle, solange man irgendwo mal irgendwann eine bedeutungslose
- 'Mehrheit' bei einer 'Abstimmung' erreicht. Dies setzt falsche Anreize.
- Ich rege daher an, dass wir unsere Einstellung zum 'Mitmachen'
- dahingehend präzisieren, dass wir nach wie vor jeden mitmachen lassen an
- den Dingen die wir so tun in der Verfolgung unserer konkreten Projekte
- und Ziele, dass wir aber nicht jedermann einladen, seine eigenen Ziele
- oder welche die offenbar nicht die unseren sind, in unserem Kreise zu
- betreiben.
- Dies wäre zuallererst eine Veränderung in unseren Köpfen, nämlich dass
- wir uns selbst erlauben Prioritäten zu setzen und die auch von anderen
- verlangen. Manchmal wäre es einfach hilfreich, sagen zu können: "Dann
- bist du vielleicht bei uns einfach falsch, versuch doch, dein Ziel mit
- einer anderen Wertegemeinschaft weiterzuverfolgen". Man muß auch nicht
- jeden Aspekt der Welt in einer AG der Piratenpartei abbilden, davon wird
- die Welt nicht eine bessere.
- Ein weiterer Konlikt, der sich entschärfen würde, wäre der zwischen der
- Partei und der 'Internetgemeinschaft' oder solchen, die wie Marina
- Weisband eine bestimmte Utopie verfolgen.
- Die liquid-feedback-Kontroverse wäre weitgehend unnötig gewesen, wenn
- man nicht die Partei als Durchsetzungsinstrument für bestimmte
- technische Mitbestimmungsinstrumente in der Gesellschaft benutzt hätte.
- Umgekehrt leidet die Partei fast genauso daran, dass wir glauben, uns
- zwischen der Arbeitsweise der OpenSource-Gemeinde und der klassischen
- Parteiarbeitsweise entscheiden zu müssen.
- Das wäre Punkt2: Prioritäten setzen und diese ständig in der Arbeit
- realisieren.
- Mit Prioritäten könnte man aus meiner Sicht auch recht einfach diese
- unwürdigen Schauspiele beenden, die Online-Vorstandssitzungen auf vielen
- Ebenen der Partei boten und bieten. Anstatt viele Alibi- und
- Meckerkanäle der Kommunikation zu betreiben, müssen wenige wichtige
- Dinge eher ausführlicher und unwichtige eben gar nicht so behandelt werden.
- Hier zeigt sich aber auch schon eine riesiges Problem bei der
- Durchsetzung jeglicher Veränderungen in der Partei: fast alle gehen
- inwzischen den Weg des geringsten Widerstands. Dies ist sowohl eine
- Folge der fatalen 'meriokratischen Bilanz' unseres Umgangs mit
- Verantwortlichen als auch des starken 'brain drain' (oder besser 'spine
- drain' ) - also des Verlustes vieler guter Leute in den vergangenen
- Jahren. Hier wird es Zeit brauchen, wieder gute Leute in die richtigen
- Positionen zu bringen. Wir werden sie nur wieder hervorlocken können,
- wenn wir schonmal kleine Schritte in die richtige Richtung vorweisen.
- Ansonsten gilt alles was Foti hier
- http://stille-piraten.de/2014/10/22/145/
- über POLITISCHE GESTALTUNGSKRAFT, POLITISCHE GLAUBWÜRDIGKEIT,
- POLITISCHES HANDELN und POLITISCHEN WILLEN gesagt hat.
- ---
- Der Text ist jetzt doch etwas lang geraten, sollte ich vielleicht bei
- Gelegenheit ein Blog-Posting draus machen und es zu Ende ausführen.
- Könnt ihr gerne nach Belieben verwenden,
- Beste Grüße,
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